Hansjörg Müller / 29.01.2015 / 10:51 / 3 / Seite ausdrucken

Das Volk bleibt unerlöst

Die Kundgebungen von Pegida sind nicht zuletzt auch Ausdruck einer gestörten Kommunikation zwischen Bürgern und Politik. Ausserhalb Ostdeutschlands dürfte die Bewegung kaum grösseren Zulauf finden. Ein Augenschein in Dresden.

Dresden ist vorbereitet: Mehrere Dutzend Kleinbusse, solche der deutschen Bundespolizei und solche der sächsischen Landespolizei, sind frühzeitig um den Theaterplatz gruppiert. Auf Letzteren wird für das Ergreifen der Beamtenlaufbahn geworben: «Verdächtig gute Jobs. Ein Beruf – tausend Möglichkeiten». Eine davon besteht darin, am Sonntagnachmittag ausrücken zu müssen und zu warten, bis sie kommen, die Demonstranten, die seit letztem Herbst Woche für Woche unter dem Label «Pegida» einem Unmut Ausdruck verleihen, der von Journalisten gern als «diffus» bezeichnet wird. «Patriotische Europäer gegen die Islamisierung des Abendlandes» bedeutet das technokratisch tönende Akronym.

Trüb ist das Wetter, leicht aggressiv bereits die Stimmung derer, die da kommen. Ein graugesichtiger Rentner steht da, neben ihm ein Mann um die 40, dessen Hornbrille und ausgesucht informelle Kleidung ihn als Angehörigen der kreativen Klasse ausweisen. Unter den unmodisch bis funktional gekleideten Pegida-Anhängern wirkt er fremd.

Tatsächlich arbeitet der junge Mann für den «Spiegel», das deutsche Nachrichtenmagazin. Zwei deutsche Welten prallen aufeinander. Ein Zusammenstoss, der für beide Seiten unbefriedigend endet. Der Rentner referiert ein wenig über die Gefahren des militanten Islamismus, spricht von den Attentaten in Paris, weit entfernten Ereignissen. Seine Sätze klingen wie einstudiert, seine Stimme wird immer lauter, doch zu rassistischen Äusserungen lässt er sich nicht hinreissen, mag das «Spiegel»-Bürschlein ihm auch noch so ausgefuchste Fangfragen stellen. Einzig seine Rede von der «sozialistischen Presse», welche ihn und seine Mitstreiter verunglimpfe, tönt wenigstens annähernd nach Verschwörungstheorie.

«Das legt man gegen uns aus!»

Schliesslich greift eine Dame um die 60 ein, Typ gepflegte Hausfrau, die ab und an auch in die Oper gehen könnte. Der Medientauglichkeit ihres Mitstreiters scheint sie nicht ganz zu trauen: «Sachlich bleiben, das legt man gegen uns aus!», ruft sie ihm in Erinnerung.

Immer mehr Leute strömen auf den Platz, Fahnen wehen, deutsche, sächsische und auffällig viele, die aussehen wie die von Norwegen, nur dass das Weiss und das Blau des Kreuzes hier durch Gelb und Schwarz ersetzt sind. Was denn das für eine Fahne sei, fragt ein etwa 50-jähriger Mann, dessen Zungenschlag ihn als Norddeutschen ausweist, einen jungen Sachsen. Die Fahne Josef Wirmers sei das, die Fahne des Widerstands, entgegnet der ein wenig aufgeregt, so als befinde er sich in einem Verhör. Wirmer sei einer der Verschwörer gewesen, die am 20. Juli 1944 versuchten, Adolf Hitler in die Luft zu jagen. Eine solche Fahne habe er ja noch nie gesehen, sagt der Norddeutsche ungläubig, ob sie sich denn auf den Grafen Stauffenberg beriefen, eine Frage, die der Sachse seltsamerweise nicht versteht, vielleicht, weil er den Namen Stauffenberg noch nie gehört hat.

Sein Begleiter und er seien aus Bremen angereist, 700 Kilometer, um hier dabei zu sein, erklärt mir der Norddeutsche auf Nachfrage. Beamter sei er, sein Gefährte stellt sich als «leitender Angestellter und promovierter Volkswirt» vor. Warum sie hier seien? «Weil wir uns mit den Zielen von Pegida identifizieren, das hat nicht nur mit Ausländerfeindlichkeit zu tun», sagt der Volkswirt, worauf ihm der Beamte nicht schnell genug ins Wort fallen kann: «Das hat überhaupt nichts mit Ausländerfeindlichkeit zu tun!» Noch etwas muss er los werden, da er schon einmal mit einem Vertreter der Schweizer Presse zu tun hat: Mit der Deutschland-Berichterstattung der NZZ sei er ganz und gar nicht zufrieden: «Denen müsste man mal auf die Finger klopfen», sagt er und blickt mich an, als sei ich es, dem er diese Aufgabe anvertrauen wollte.

Viele Männer sind hier, wenige Frauen, das Durchschnittsalter dürfte bei etwas über 50 Jahren liegen. Da ist aber auch einer um die 30, blonder Stoppelbart, wache Augen, mit sich trägt er die Flagge Israels. Ob er sich nicht schäme, fragt ihn ein anderer, mit diesem Fetzen hier aufzutauchen. Der Fahnenträger schweigt und grinst. «Unglaublich!», stösst sein Kontrahent noch hervor und trollt sich.

«Weil ich gegen den Islam bin»

Ich frage den selbst erklärten Israelfreund, ob er bei Pegida richtig sei. «Doch doch, sicher», sagt er im Brustton der Überzeugung. Und warum? «Weil ich gegen den Islam bin.» Mehr mag er dazu nicht sagen. Ob er denn ernsthaft glaube, dass irgendeiner hier auch nur einen Finger für Israel rühren würde, wenn das Land in existenzieller Gefahr wäre? «Ja, bestimmt», sagt er und grinst triumphierend, als hätte er mich argumentativ schachmatt gesetzt.

Neben uns steht ein älterer Herr, der im Profil aussieht wie der zehn Jahre ältere, schlecht rasierte und ausgemergelte Bruder des Aargauer SVP-Nationalrats Luzi Stamm. Auf dem Kopf trägt er eine drollig aussehende graue Zipfelmütze. Er sei zum ersten Mal hier, erklärt er im Gert-Fröbe-haften Bildungsbürgersächsisch. Die letzten beiden Male sei er auf der anderen Seite mitmarschiert, bei den Pegida-Gegnern. Ich denke, ich höre nicht recht, doch Dr. Rüdiger Uhlmann, Ingenieur im Ruhestand, sieht da keinen Widerspruch. Er habe eben einmal sehen wollen, wie es bei Pegida so sei. Fremd scheint er sich nicht zu fühlen: Immer wieder spendet er den Rednern Beifall. Ob er vor 25 Jahren, im Herbst 1989, auch demonstriert habe, damals, als seine Landsleute schon einmal «Wir sind das Volk» riefen und am Ende die DDR zum Einsturz brachten? «Nein, nein», sagt Herr Dr. Uhlmann und winkt ein wenig unwillig ab. Er macht nicht unbedingt den Eindruck, als halte er das Ende der DDR für ein erfreuliches Ereignis. Ohnehin sind dies Zeiten, über die er nur ungern redet. Es sei ja nicht alles nur gut gewesen, was nach der Wende passiert sei.

Der Marktwirtschaft steht Herr Dr. Uhlmann jedenfalls eher reserviert gegenüber. «Sicher», sagt er, «im Kapitalismus wurde ja alles immer doller, die Reisen, die Autos, auch die Frauen wurden ja immer doller. Ja, Sie lachen, aber um welchen Preis geschah das alles? Jeder strebte nur noch nach seinem eigenen Nutzen.» Einige seien da nicht mehr mitgekommen, er kenne Leute, die hätten angefangen zu trinken, andere hätten sich umgebracht.

Keine Sympathie für «Charlie Hebdo»

Es gelingt den Rednern nicht, ihr Publikum mitzureissen, dafür fehlt es ihnen zu offensichtlich an Intelligenz und Professionalität. Einer von ihnen, ein gewisser Silvio Rösler, ist aus Leipzig angereist, wo er den örtlichen Pegida-Ableger Legida ins Leben gerufen hat. Die ermordeten Karikaturisten des Pariser Satireblatts «Charlie Hebdo» seien selber schuld, was müssten sie auch Religionen beleidigen, sagt er und erhält spärlichen Beifall. «Wir haben das nicht nötig», fügt er hinzu, «denn wir haben ein anderes geistiges Rüstzeug.» Da müssen selbst einige Pegidisten lachen.

Auch Kathrin Oertel, am Sonntag noch Sprecherin der Bewegung, ist keine demagogische Begabung. Allzu viel Make-up, vielleicht auch allzu frühes Leid, haben Spuren im Gesicht der 37-Jährigen zurückgelassen und ihren Augen einen seltsam katzenhaften Zug gegeben. Am meisten Beifall erhält sie, als sie gegen Einsparungen bei der sächsischen Polizei wettert. «Recht hat sie», pflichtet Herr Dr. Uhlmann bei, «mit Autodiebstählen haben wir hier ein Problem, seit die Grenzen offen sind.»

Ansonsten dürfte kaum etwas von dem, das Oertel an diesem Nachmittag sagt, ihren Zuhörern im Gedächtnis bleiben. Kritisiert sie Politiker und Journalisten, schlägt sie einen Ton an, wie ihn Kommentatoren provinzieller Zeitungen pflegen: «So nicht, liebe CDU!» Es ist eine merkwürdige Mischung aus Tantenhaftigkeit und Aggressivität, durch die sich Oertel auszeichnet.

«Das hamse nun davon»

«Lügenpresse, Lügenpresse», skandiert die Menge immer wieder. Der mit der Israelfahne dreht sich zu mir um. «Das hamse nun davon», sagt er. Ich versuche unterdessen, mich von Herrn Dr. Uhlmann loszumachen. Ich wolle mich noch ein wenig umsehen. «Ich führe Sie gerne noch ein wenig herum», bietet er an. Den Zeitungen traue er nicht mehr, sagt er unvermittelt, lieber informiere er sich im Internet, auch wenn man sich dort alles selbst zusammensuchen müsse.

Mehrmals habe er Joachim Gauck, dem deutschen Bundespräsidenten, geschrieben. «Seine Antworten gingen jedes Mal am Kern des Problems vorbei.» Worum es ging? «Um das Problem mit den Flüchtlingen.» Er sei ja «eher links», eine Islamisierung fürchte er nicht. Aber mittlerweile seien es einfach zu viele, ihre Unterbringung in Deutschland sei oft menschenunwürdig. Der Schuldige an der angeblichen deutschen Flüchtlingsmisere sitzt für Herrn Dr. Uhlmann weit weg, auf der anderen Seite des Atlantiks. Die Amerikaner mit ihren Feldzügen im Mittleren Osten seien es doch gewesen, die all das Elend heraufbeschworen hätten.

Auch das schlechte Verhältnis zwischen Deutschen und Russen sei ja eine Folge amerikanischer Grossmachtpolitik. «Teile und herrsche, wie die Oertel richtig gesagt hat», sagt Herr Dr. Uhlmann, obwohl Kathrin Oertel nichts dergleichen gesagt hat.

Dr. Uhlmanns Tour d’Horizon

Herr Dr. Uhlmann weicht jetzt nicht mehr von meiner Seite. Es zieht mich zur Gegenkundgebung, die auf der anderen Seite der Hofkirche stattfindet, von Pegida durch eine Polizeisperre getrennt. Dorthin gelangen könne man nur mit Presseausweis, sagt mir ein Polizist. Zeit also, von Herrn Dr. Uhlmann Abschied zu nehmen, denke ich. Vor der Sperre aber sagt mir eine Beamtin: «Nein, ab jetzt auch mit Presseausweis nicht mehr. Sie müssen aussen herum gehen.» Also laufen wir einige Schritte hinunter ans Ufer der Elbe, Herr Dr. Uhlmann mal vor mir, mal neben mir, mal hinter mir. Er ist jetzt in Afrika angekommen, auf seiner Tour d’Horizon. «Die sind ja nur so arm da unten, weil wir so reich sind, da muss man doch was machen», doziert er vor sich hin. «Auf jeden Fall», höre ich mich selbst mechanisch Antwort geben.

Von der Elbe geht es wieder hoch, in Richtung Brühlsche Terrasse, zu den Pegida-Gegnern. Deutlich jünger als auf der anderen Seite sind die Leute hier, weit höher der Frauenanteil. Mich aber nimmt weiterhin Herr Dr. Uhlmann in Beschlag. «Sie dürfen mich gerne namentlich zitieren», sagt er zum dritten Mal, «mein Name ist Dr. Rüdiger Uhlmann.» Er habe auch schon Leserbriefe an die «Sächsische Zeitung» geschrieben. Ob die Basler Zeitung im Internet vertreten sei?

«Der richtige Führer»

Herr Dr. Uhlmann lässt seinen Blick hinüber schweifen, zurück zu den Pegida—Leuten. «Wenn da der richtige Führer kommt» sinniert er. Um Gottes Willen, denke ich, aber er hat es nicht so gemeint: «Wenn da einer kommt und mit den Rechten aufräumt, dann kann das noch was werden mit Pegida.»

Denen, die bei der Gegenkundgebung sind, geht es um Selbstvergewisserung: Man zeigt, dass man auf der richtigen Seite steht. An der Fassade der nahen Akademie der Künste haben sie ein Transparent aufgehängt: «Ein Volk, das die Fremden nicht beschützt, geht unter», ein Zitat des persischen Gesandten Mirza Abdul Hassan Khan aus Goethes «West-Östlichem Diwan». Die pädagogische Absicht springt einem regelrecht entgegen.

Vielleicht ist dies ja der Kern des Problems: Das sogenannt einfache Volk denkt zwar nicht besonders differenziert, aber doch differenzierter, als die Eliten ihm zutrauen. Wohlmeinenden Vereinfachungen wie der Behauptung, islamistischer Terror habe nichts mit dem Islam zu tun oder Zuwanderung sei nichts als ein Gewinn, schenken die Bürger keinen Glauben. Solche Komplexitätsverweigerung seitens der Eliten führt dazu, dass das Volk ihnen nicht mehr zuhört und sich stattdessen ein Weltbild aus obskuren Quellen zusammensucht, das aus Halbwahrheiten und Verschwörungstheorien besteht. So kommt es, dass das Deutschland der dumpfen Ressentiments und jenes der Politiker und Journalisten füreinander taub geworden sind.

Gepöbelt wird längst nicht nur in eine Richtung: Als «Abschaum», «Ratten» und «Mob» haben Politiker Pegida beschimpft, so dass man sich unwillkürlich fragt, ob man von der Politik kein höheres Reflexions- und Artikulationsniveau mehr erwarten kann als von einer Frau wie Kathrin Oertel.

Das Erbe der DDR

Dass Pegida zum gesamtdeutschen Massenphänomen wird, ist indes kaum zu befürchten. Werner Patzelt, Politologe an der Dresdner Universität, verweist mich auf ostdeutsche Besonderheiten: Das Vertrauen in die Demokratie und die Politiker sei hier wesentlich geringer ausgeprägt als im Westen: «Das Deckgebirge demokratischer Selbstverständlichkeiten fehlt.»

Anti-Amerikanismus und Antikapitalismus seien bei Pegida weit verbreitet, sagt Patzelt, ein gemütlicher Bayer, der seit 23 Jahren in Dresden lehrt und in den vergangenen Wochen zum führenden Pegida-Erklärer geworden ist. «Das Geschichtsbild dieser Leute sieht so aus: Die Amerikaner haben im Zweiten Weltkrieg Dresden bombardiert, dann Korea und Vietnam, nun bombardieren sie den Mittleren Osten.» Nahtlos gehe die Anhängerschaft Pegidas in jene der Linkspartei über. «Da sind viele linke Konservative dabei, denen man ihren Staat, die DDR, weggenommen hat.»

Die Annahme, dass auch Herr Dr. Uhlmann zu diesen linken Konservativen zählt, ist nicht allzu gewagt. Phantomschmerz solcher Art ist freilich nicht zu kurieren. Das Dresdner Volk bleibt also unerlöst. Allerdings wüsste man auch nicht so genau, wovon es denn erlöst werden müsste.

Erschienen in der Basler Zeitung

Sie lesen gern Achgut.com?
Zeigen Sie Ihre Wertschätzung!

via Paypal via Direktüberweisung
Leserpost

netiquette:

Tilo Berge / 30.01.2015

Egal, wie man zu den u.a. islamkritischen Bürgerprotesten der vergangenen Wochen in Dresden steht:  Fakt ist doch, dass sehr viele Menschen schließlich ihre Ängste, Unsicherheiten und auch Empörung nun auf der Straße zeigten. Statt aber kluge, bedachte, unparteiische Personen wie z. B. Herrn Richter von der Sächsischen Landesbehörde von Anfang an zwecks Vermittlung und Deeskalation heranzuziehen, gab es wüste Beschimpfungen, die mit „Lügenpresse“-Rufen beantwortet wurden. Verhärtung und Eskalation auf beiden Seiten. Sollte es in einem freiheitlich-demokratischem Land nicht selbstverständlich sein, dass die Regierung/Politik und Medien die Aufgabe und den Willen haben, von Anfang an möglichst deeskalierend aufzutreten? Dass sie alles für eine Konfliktentschärfung tun, statt das Gegenteil? Auch, und insbesondere dann, wenn der Regierung und den Medien die Demonstrierenden nicht ‘gefallen’. Selbst für jeden Kindergarten-/Schulhofkonflikt wird empfohlen, sofort Mediatoren einzuschalten, um nach Lösungen zu suchen. MDR-Nachrichten gestern aus Leipzig: „Für die, die zur Legida-Demonstration wollten, war es Spießrutenlaufen“… Wann wird man in den Medien endlich wieder ‚erwachsen‘ und neutral genug sein, um besonnene, unparteiische Leute, wie z. B. Herrn Richter (u.a.) vorrangig zu Wort kommen zulassen, damit Deeskalation und Konfliktlösung beginnen können? Und zur Deeskalation vor Ort in den Städten: Wann wird man aufhören, Kundgebungen und Gegendemos gleichzeitig stattfinden zu lassen?

Maria Leuschner / 30.01.2015

Sehr geehrter Herr Müller, ich gratuliere Ihnen dazu, dass Sie die Ehre hatten, Herrn Dr. Uhlmann kennenlernen zu dürfen. Sie haben somit das große Spektrum der Pegida-Teilnehmer wahrnehmen können. Diese, Ihre Erkenntnis der Bandbreite der dort spazierenden Menschen, repräsentiert durch Herrn Uhlmann, ist entwaffnend!

Petra Horn / 29.01.2015

Die Kommunikation zwischen Bürger und Politik war schon immer gestört. Der Bürger war auch noch nie wirklich der Souverän und die Politik hat schon immer Politiktheater zelebriert, um die Leute bei Laune zu halten. Als dann die Altherren dem Nachkriegs-Yiouth-Bulge keinen Platz machen wollten, zogen die gebildeten ehrgeizigen Bürgersprößlinge alle Register und demontierten die “Nazi”-Genartion, die unbehelligt nach dem Krieg wieder ihre Positionen hatte einnehmen dürfen. Natürlich wußten das auch alle. Die Nachdrängenden hatten das ultimative Desavouierierungs und Druckmittel gefunden. Beim Aufstieg und Marsch durch die Institutionen wurde dies zum machterhaltungsmythos. Denk- und Sprechverbote wurden etabliert, die Berichterstattung verfeinert, der Schlägertrupps der Antifa mit dem Geld der verhaßten fleißigen (=KZ-Tugend) gepäppelt. Es gab noch nie eine wirkliche Kommunikation zwischen Bürger und Politik. Ob die neuen Zeiten zu einer Emanzipation und Aufwertung der Bürger führen, weiß ich nicht. Ich hoffe es. Die Menschen haben es verdient. Die etablierten Gleichschaltungs-Medien sind dabei aber nicht hilfreich. Die GEZ muß abgeschafft und die privaten ihrem Schicksal überlassen werden.

Leserbrief schreiben

Leserbriefe können nur am Erscheinungstag des Artikel eingereicht werden. Die Zahl der veröffentlichten Leserzuschriften ist auf 50 pro Artikel begrenzt. An Wochenenden kann es zu Verzögerungen beim Erscheinen von Leserbriefen kommen. Wir bitten um Ihr Verständnis.

Verwandte Themen
Hansjörg Müller / 23.11.2017 / 18:00 / 0

Hang on, Berlin busy

Verglichen mit anderen europäischen Ländern und gemessen an seiner politischen und wirtschaftlichen Bedeutung ist Deutschland in weiten Teilen der britischen Presse eher untervertreten. Das westliche…/ mehr

Hansjörg Müller / 18.01.2016 / 06:30 / 5

Die natürliche Ordnung der Dinge

In der Flüchtlingskrise wendet sich die Frankfurter Allgemeine Zeitung von Angela Merkel ab Im Herbst war Herta Müllers Beziehung zu ihrer bisherigen Lieblingszeitung in ihrem…/ mehr

Hansjörg Müller / 10.01.2016 / 14:00 / 0

Vom Terror der Gefühle

Durch die Emotionalisierung des öffentlichen Raums lösen sich die Grundlagen der Demokratie immer mehr auf Barack Obama durfte diese Woche einen politischen Erfolg verbuchen. Am…/ mehr

Hansjörg Müller / 07.01.2016 / 06:20 / 3

Öffentlich-rechtlicher Rundfunk: Günther Oettingers kurzes Gedächnis

In seinem grossartigen Buch über den Siegeszug der amerikanischen Populärkultur im deutschen Sprachraum zitiert der Filmkritiker Wolfram Knorr General Lucius D. Clay, den US-Militärgouverneur im…/ mehr

Hansjörg Müller / 09.12.2015 / 16:00 / 1

Alvis Herrmanis: Kein Held für diese Zeit

Das deutschsprachige Theater ist eine Parallelgesellschaft, die den meisten von uns mindestens so fremd sein dürfte wie die Banlieues von Paris. Fällt einer aus der…/ mehr

Hansjörg Müller / 29.11.2015 / 12:01 / 0

Michael Dukakis:  Ein Grieche spart

Von Hansjörg Müller Für gewöhnlich geben sich Amerikas unterlegene Präsidentschaftskandidaten für den Rest ihrer Tage mehr oder weniger nebensächlichen Tätigkeiten hin. Bob Dole (1996) verschwand…/ mehr

Hansjörg Müller / 26.11.2015 / 12:14 / 2

Sonderling unter Sonderlingen

Fällt Belgien einmal auf, dann negativ. Warum gibt es das Land eigentlich? Und existiert es überhaupt noch? Jedes europäische Land ist ja ein Sonderfall, das…/ mehr

Hansjörg Müller / 23.11.2015 / 08:30 / 0

Im Land der Sprachlosigkeit

Die Flüchtlingskrise trifft das schwedische Malmö hart. Dabei hatte die Stadt schon vorher Probleme genug Es ist ein historischer Vorgang, der in aller Beiläufigkeit stattfindet:…/ mehr

Unsere Liste der Guten

Ob als Klimaleugner, Klugscheißer oder Betonköpfe tituliert, die Autoren der Achse des Guten lassen sich nicht darin beirren, mit unabhängigem Denken dem Mainstream der Angepassten etwas entgegenzusetzen. Wer macht mit? Hier
Autoren

Unerhört!

Warum senken so viele Menschen die Stimme, wenn sie ihre Meinung sagen? Wo darf in unserer bunten Republik noch bunt gedacht werden? Hier
Achgut.com