Henryk M. Broder / 07.12.2019 / 12:00 / Foto: Achgut.com / 36 / Seite ausdrucken

Das versteht Berlin unter “Kampf dem Antisemitismus”!

Berliner Politiker aller Couleur, vom Regierenden und seinem Innensenator bis zu den Bezirksgranden, nutzen jede Gelegenheit – das heißt: jeden antisemitischen Vor- und Zwischenfall –, um sich breitbeinig und vollmundig vor das Berliner Prekariat zu stellen und zu verkünden, in Berlin gebe es keinen Platz für Antisemitsimus. Derweil die Berliner Polizei an der Mär festhält, 90 bis 95 Prozent aller antisemitischen Übergriffe gingen auf das Konto rechter Judenhasser. Womit das Problem politisch korrekt entsorgt wäre.

Das Procedere entspricht durchaus der großen Linie der Bundesregierung. Der Außenminister ruft zum Kampf gegen den Antisemitismus auf und lässt gleichzeitig seinen Laufburschen bei den UN immer gegen Israel stimmen. Denn "Israelkritik", die in dem Wunsch nach Vernichtung des Landes mündet, ist kein Ausdruck von Antisemitismus, zumindest nicht für die Illiteraten in der deutschen Politik.

Deswegen darf in Berlin eine Konferenz stattfinden, auf der einige hundert Hamas-Fans ganz friedlich "Freiheit für Palästina!" fordern werden. Die Innenverwaltung erklärte, die Veranstaltung sei den Behörden bekannt, nichts deute auf einen unfriedlichen Verlauf der Konferenz hin, es handele sich um eine geschlossene Veranstaltung, weswegen es für die Behörde schwer sei, Verstöße gegen das Grundgesetz festzustellen. „Geschlossene Veranstaltung", for members only, da kann man echt nix machen. Die Berliner Antifa macht gerade Pause, und der charismatischen Beauftragten für Bürgerschaftliches Engagement fällt weder etwas auf noch ein. 

Also, ich kann den Groll der Palästinenser nachvollziehen. Sieben bis acht Hunderttausend von ihnen wurden vor siebzig Jahren vertrieben oder zur Flucht gezwungen, jetzt wollen etwa fünf Millionen zurück in die alte Heimat. Pax Christi, die jüdische Stimme für einen gerechten Frieden und Roger Waters sind dafür, nur die Israelis sperren sich.  

Wäre ich nicht gerade zu Gast auf der Ponderosa, würde ich an der Konferenz teilnehmen und ebenfalls "Freiheit für die Palästinenser in Gaza und der Westbank" rufen. Ich finde, sie haben Besseres verdient als die Hamas und die PLO. Auf der letzten Konferenz, die vor über vier Jahren ebenfalls in Berlin stattfand, war ich mit Chico dabei. Und das Einzige, was mich damals gestört hat, war der abgrundtiefe Hass der Teilnehmer auf Hunde.  

 

Von Henryk M. Broder erschien am 8. November 2019 das Buch „Wer, wenn nicht ich – Henryk M. Broder“. Der Autor befasst sich darin mit „Deutschen, Deppen, Dichtern und Denkern auf dem Egotrip“. Das Buch kann im Achgut.com-Shop bestellt werden. 

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Sebastian Laubinger / 07.12.2019

Wie heißt, vertrieben? Ist es nicht eher so, dass die dort lebenden Araber ganz überwiegend FREIWILLIG sich von Acker machten, auf die Propaganda ihrer Glaubensbrüder vertrauend, dass sie schon bald zurückkehren und die Häuser ihrer ermordeten jüdischen Nachbarn würden plündern können? Diese Leute haben nie auch nur den VERSUCH unternommen, sich anderswo zu integrieren. Ich habe KEIN Mitleid. Israel tut sehr viel mehr, als es müsste, und erntet nichts als Hass, Ablehnung und Undank—dazu noch jede Menge (tödliche) Gewalt. Gott schütze Israel. Möge er unserer Regierung begreiflich machen, dass Israel unser FREUND ist und unsere bedingungslose Unterstützung verdient!

Marcel Seiler / 07.12.2019

Wegen des islamischen Terrorismus besteht große Angst, den islamischen Antisemitismus zum Thema zu machen. Diese Angst besteht zu Recht. Deutschland muss gegen den Islam polizeilich und militärisch enorm aufrüsten, wenn es die Meinungsfreiheit wieder herstellen will.

Horst Jungsbluth / 07.12.2019

Berlin ist so vollkommen auf den Kampf gegen das “Recht” eingeschworen,  dass Antisemitismus nur dann eine Rolle spielt, wenn er von der richtigen Seite, also “rechts” ausgeübt wird.  Und die “Antifaschisten” müssen sich auch ab und zu erholen, da das Werfen mit Steinen, das Abfackeln von Autos und das Inszenieren von “rechten” Verbrechen überaus anstrengend ist. Was erwarten Sie eigentlich von einem Senat, sehr geehrter Herr Broder, der es zulässt, dass Mafia, Clans und andere Kriminelle weite Teile der Stadt beherrschen und zusätzlich noch “Staatsknete” kassieren. Bereits im Juli 1991!!! haben übrigens Staatsanwälte der Berliner Justizsenatorin Limbach in einem offenen Brief vorgeworfen, dass sie die Berliner Bevölkerung dem organisierten Verbrechen ausliefere, was diese nicht weiter störte, da sie “Täter interessanter als Opfer” fand und lieber nach einem Strategiepapier mit gefälschten Vorschriften und unzutreffenden Gründen unbescholtene Bürger unter schlimmstem Missbrauch der Verwaltungsgesetze wie Verbrecher jagte.  Das ist alles so irre, aber es funktioniert wieder, wie schon zweimal.

Werner Arning / 07.12.2019

Man könnte diese Vorgehensweise als das Legen falscher Fährten interpretieren. Sich als oberster Gegenspieler des Antisemitismus zu inszenieren und gleichzeitig gegen Israel zu stimmen und in Berlin eine (in regelmäßigen Abständen aufgebaute) Bühne für Israel-Feindlichkeit entstehen zu lassen. Dazu passt, dass man sich offensichtlich schwer tut, alle in Deutschland aktiven Antisemiten zu identifizieren und zu benennen. Man begnügt sich mit einem (wahrscheinlich eher kleinen) Teil dieser. Die anderen lässt man gerne unerwähnt. Bezeugt diese Vorgehensweise das Vorhandensein eines echten Willens, Antisemitismus zu bekämpfen? Oder deutet sie eher auf das Legen falscher Fährten?

Bertram Scharpf / 07.12.2019

Hört sich an wie das gute, alte: „Ich liebe doch alle Menschen. Ich setze mich doch dafür ein ...“

Marc Stark / 07.12.2019

Gebt den Palästinensern Israel, lasst sie dahin auswandern, und wir nehmen im Gegenzug dafür alle Israelis auf und schaffen gemeinsam wieder ein Land in dem Milch und Honig fliessen. Schalom, am chai Israel in Deutschland!

Marcus Schneider / 07.12.2019

Wie recht Sie haben Herr Broder! Symptomatisch dafür ist das Interview vom 31.07. diesen Jahres in der Abendschau vom rbb mit Lorenz Korgel, dem Antisemitismusbeauftragten der Stadt Berlin. Das sollte sich jeder in der Mediathek vom rbb anschauen. Herr Korgel wird im Kontext des antisemitischen Vorfalls mit dem Rabbiner Yehuda Teichtal explizit nach dem Antisemitismus besagter muslimischer Zuwanderer und dem arabischen Bevölkerungsteil gefragt. Seine Antwort ist in Sachen Verharmlosung und Relativierung unerträglich. Es kommentiert sich selbst und wirft ein bezeichnendes Licht darauf, wie in Berlin seitens des Senats mit diesem Problem umgegangen wird.

Martin Müller / 07.12.2019

Wenn der Kampf gegen Rechts und der Kampf gegen Antisemitismus verschmelzen,  steht die ganze Heerschar der sogenannten bunten Zivilgesellschaft in der zweite Reihe, direkt hinter der Antifa. Aber alleiniger Kampf gegen Antisemitismus wäre ja ein Kampf gegen Freunde….

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