Oliver Zimski / 30.08.2017 / 06:19 / Foto: Tim Maxeiner / 7 / Seite ausdrucken

Das Versagen der Kunst: Die Willkommens-Surfer (1)

Monatelang war er im Internet oder als Kinowerbung omnipräsent, der Werbespot, den die Berliner Agentur Jung von Matt für „Wir zusammen“ gedreht hat, eine von dem milliardenschweren Unternehmer Ralph Dommermuth gegründete Initiative der deutschen Wirtschaft für die Integration von Flüchtlingen:

Ein Automechaniker nippt an seiner Kaffeetasse, im Hintergrund Nachrichten: „Berlin: Immer mehr Menschen auf den Straßen, aus allen Teilen der Republik kommen sie!“ Schnitt. Arbeitnehmer verlassen ihre Werkstätten und Büros, Schüler ihre Schulhöfe, Aufbruchsstimmung, überall strömen Menschen in Richtung Berlin-Mitte, die meisten sehen aus, als würden sie noch nicht lange hier leben. Schnitt. Die Hochbahn in Kreuzberg, der Berliner Dom, ein Fußgängertunnel an der Spree, wo eine Band „Freedom!“ ins Mikro schreit, Leute rennen aufeinander zu, umarmen sich. Vogelperspektive: Im Lustgarten bewegen sich die Massen in Form zweier riesiger ausgestreckter Hände aufeinander zu und vereinigen sich. Schnitt. Einer der wenigen mitspielenden „Biodeutschen“, ein weißhaariger, schnauzbärtiger Alt-68er-Lehrertyp, schließt freudestrahlend einen jungen „Geflüchteten“ in seine Arme – da ist er, der magische Moment der seligen Verschmelzung mit dem Fremden, des typisch deutsch-romantischen „Seid umschlungen, Millionen!“ aus Schillers „Ode an die Freude“.

Dass Kreative an der Entstehung dieses Spots mitgewirkt haben, ist nicht zu übersehen. Kameraführung, Schnitt und Dramaturgie sind superprofessionell. Die Ästhetik würde auch zu „Game of Thrones“ oder „The Walking Dead“ passen. Doch gute TV-Serien stehen – wie alle echten Kunstwerke – für sich selbst und schöpfen ihre Kraft aus faszinierenden Charakteren, starken Geschichten, einem ungewohnten Blick auf die Realität oder dem Entwurf fantastischer Welten. Bei dem beschriebenen Werbespot dienen die verwendeten künstlerischen Mittel jedoch einem rein propagandistischen Zweck. Die Flüchtlinge arbeiten alle und tragen zu unserem Wohlstand bei, will man dem Zuschauer hier weismachen, ihre Kinder sind bildungshungrig, sie sind superfreundlich und bereichern unseren Alltag.

In Wirklichkeit hat dieselbe Wirtschaft, die die Aktion „Wir zusammen“ finanziert, nur einen Bruchteil der versprochenen Ausbildungs- und Arbeitsplätze geschaffen. Längst ist klar, dass die im Sommer 2015 begonnene Massenzuwanderung weder Fachkräftemangel noch Rentenproblem behebt, sondern Milliardenkosten für die Steuerzahler und kaum absehbare gesellschaftliche Verwerfungen mit sich bringt; dass sich unter anderthalb Millionen unkontrolliert ins Land geströmter, überwiegend junger Männer jede Menge Glücksritter, auch Berufsverbrecher und sogar Terroristen befinden; dass die religiös-kulturelle Prägung und die damit verbundene Bildungsferne der überwiegenden Mehrzahl von ihnen ihre erfolgreiche Integration (wenigstens im Sinne dessen, was der Spot schon als gegeben voraussetzt: sich bilden und mit der eigenen Hände Arbeit seinen Lebensunterhalt verdienen zu wollen) auf Jahrzehnte hinaus behindern, wenn nicht sogar unmöglich machen wird. Hier scheiden sich die Geister: Kunst, die wahrhaftig ist und um ihrer selbst willen entsteht, kann den Blick auf die Realität erhellen, sie aus ungewohnter Perspektive zeigen, den Horizont weiten. Propagandakunst vernebelt und verfälscht hingegen die Wirklichkeit.

Der aufgezwungene Händedruck wurde zum Emblem der SED

Am Ende haben sich die Werbeprofis trotzdem selbst ein Bein gestellt: Denn dem geschichtsbewussten Betrachter drängt sich beim Anblick der beiden aus Menschenmassen geformten Hände, die sich aufeinander zubewegen, eine ganz bestimmte Assoziation auf: die an die Zwangsvereinigung von SPD und KPD vor 71 Jahren. Der aufgezwungene Händedruck wurde zum Emblem der Sozialistischen Einheitspartei Deutschlands, der Vorgängerin der heutigen LINKEN. Da hat den Machern ihr Unbewusstes einen schönen Streich gespielt, denn genau so eine Zwangsvereinigung ist ja auch die „Vereinigung“ mit den Geflüchteten: Wir haben gar keine andere Wahl, als sie zu umarmen, sagt der verborgene Subtext des Spots, es ist, als spräche die Kanzlerin höchstpersönlich aus ihm: Jetzt sind sie nun einmal da! Und dass immer mehr von ihnen kommen werden, ist auch alternativlos, weil wir unsere Grenzen nicht schützen können. Sonst würde es „hässliche Bilder“ geben, die mich mein Gesicht verlieren lassen und die Wiederwahl meiner Regierung gefährden könnten. Wir schaffen das, weil wir es schaffen müssen!

Menschen bräuchten Poesie wie Brot, forderte einst die französische Schriftstellerin Simone Veil, und Ingeborg Bachmann präzisierte: „Dieses Brot müsste zwischen den Zähnen knirschen und den Hunger wiedererwecken, ehe es ihn stillt. Und diese Poesie wird scharf von Erkenntnis und bitter von Sehnsucht sein müssen, um an den Schlaf der Menschen rühren zu können. Wir schlafen ja, sind Schläfer, aus Furcht, uns und unsere Welt wahrnehmen zu müssen.“

Wie dringend bräuchten wir Menschen die Kunst als bittere, aber hilfreiche Medizin. Eine Kunst, die irritiert und verstört, auf Widersprüche hinweist, von denen es in der Flüchtlingskrise mehr als genug gab und gibt. Spätestens seit der Kölner Silvesternacht und den islamistischen Anschlägen durch vorgebliche Flüchtlinge sind sie für jeden offenbar, der nicht völlig verblendet ist: der Gegensatz zwischen billiger Gesinnungsethik und als kaltherzig denunzierter Verantwortungsethik; die zum Himmel schreiende Kluft zwischen dem Anspruch, humanitäre Großmacht zu sein, die Grenzen für alle Verfolgten und Beladenen dieser Welt öffnen zu wollen, und der Wirklichkeit: einer totalen Überforderung auf allen Ebenen; verborgene Interessenlagen ideologischer und materieller Art, die sich hinter dem scheinbaren Edelmut der „Willkommenskultur“ verbergen; tragische Helden und Heldinnen, die mit guten Absichten Böses ernten; hartnäckig geleugnete Versäumnisse und Fehleinschätzungen, verdrängte Negativentwicklungen.

Für Künstler, die „politisch“ sein wollen, hätte schon das grundsätzliche Verhältnis von Fremdem und Eigenem reichlich Anregung geboten. Erscheint Ersteres nicht vor allem aus der Hoffnung heraus attraktiv, dass es irgendwann Teil des Eigenen wird? Wie sollen wir Fremdes willkommen heißen, das dauerhaft fremd bleiben will, weil es das Vorgefundene, unser Eigenes, verachtet? Sind Gastfreundschaft oder Hilfsbereitschaft unbegrenzt einforderbar, selbst wenn der häusliche Friede dadurch in Gefahr gerät? Kann man solche Tugenden überhaupt einfordern? Und mit welchem Recht stehen die Wünsche und Bedürfnisse der Aufgenommenen über denen der Aufnahmegesellschaft? Warum darf diese keine eigenen Ansprüche, Bedenken und Ängste bezüglich der Masseneinwanderung äußern, sondern soll widerspruchslos schlucken, was Politik und Medien ihr vorgeben?

Künstler als Claqueure des Zeitgeistes

Auch unbequeme Fragen hätten sich mehr als genug gestellt: Sind nicht Hunderte von Migranten erst in der Folge des von Angela Merkel ausgelösten weltweiten Zuwanderungssogs im Mittelmeer ertrunken? Sind nicht Tausende Namenlose schon vorher auf ihrem Marsch durch die libysche Wüste umgekommen, die ohne den Lockruf der Kanzlerin niemals aufgebrochen wären? Ist es nicht völlig widersinnig, die Außengrenzen aufzugeben, um sie dann im Landesinnern zigtausendfach – um jedes Rockkonzert, jedes Volksfest, jede Fußgängerzone – neu ziehen zu müssen?

Nein, die allermeisten Künstler, die zur Flüchtlingskrise Stellung bezogen haben oder versuchten, diese künstlerisch zu verarbeiten, haben solche Fragen nicht thematisiert, haben sich nicht getraut, bittere Medizin zu verabreichen. Stattdessen produzierten sie Placebos, Beruhigungspillen und Schlaftabletten, indem sie kritiklos übernahmen, was Angela Merkels „alternativlose“ Politik vorgab: Nationale Grenzen sind anachronistisch, wir müssen alle aufnehmen, die zu uns kommen wollen. Waren ganz vorne mit dabei, wenn es galt, jene zu diffamieren, die es nur wagten, eine Einhaltung der bestehenden Rechtslage oder gar eine Unterscheidung zwischen echten Flüchtlingen und Wirtschaftsmigranten zu fordern.

In einem beispiellosen Akt der Selbstentmündigung haben sie die durch die Realität in keiner Weise gedeckte Prämisse von Merkels Grenzöffnung nachvollzogen, wonach es sich bei den nach Deutschland Hereinströmenden ausnahmslose um arme „Schutzsuchende“ handelt, die es – den sicheren Tod vor Augen – mit letzter Kraft über die deutschen Grenzen geschafft hätten. Ihr wichtigstes Sujet war der im Mittelmeer zu ertrinken drohende Flüchtling, verbunden mit Appellen und Anklagen gegen die deutsche (bzw. westliche) Gesellschaft, die entweder schuld sei an dessen Schicksal (Ausbeutung, Kolonialismus, Waffenexporte, Umweltverschmutzung) oder ihm gleichgültig gegenüberstehe und daher aufgerüttelt werden müsse. Der Satz der Kanzlerin „Wir schaffen das!“ und die Anprangerung „rechter Hetzer“, die aus niederen Beweggründen (unbegründete Ängste, Fremdenhass, Rassismus, Islamophobie) gegen die Grenzöffnung seien, waren weitere wichtige Themen. Wie diese Hauptmotive in unterschiedlichen Bereichen der Kunst verarbeitet wurden, zeigen die folgenden ausgewählten Beispiele.

„Endlich-kann-ich-wieder-stolz-sein“-Künstler

Am Anfang stand der euphorische Beifall fast der gesamten deutschen Kulturszene für die Öffnung der Grenzen durch Angela Merkel. Vereinzelte kritische Stimmen wie die der Schriftsteller Botho Strauß  und Peter Schneider, der warnte, Deutschland dürfe nicht „aus der deutschen Schuld eine Ausnahmerolle ableiten, die uns nötigen würde, neuerdings als Engel der Geschichte aufzutreten“, verhallten nahezu ungehört, wurden überrollt von einer Welle der Begeisterung.

Ein beliebtes rhetorisches Muster war dabei die Formulierung „Endlich können wir wieder stolz sein auf unser Land!“, die auf die trotzig-flapsige Formulierung der Kanzlerin Bezug nahm, wenn sie (bei ihren Selfies mit Flüchtlingen) kein freundliches Gesicht zeigen dürfe, dann sei das nicht mehr ihr Land. Zugleich schwang bei der „Endlich-kann-ich-wieder-stolz-sein“-Pose mit, der betreffende Künstler habe sich schon seit ewigen Zeiten quasi in heimlicher Opposition gegen das eigene (spießige, sich hermetisch abschottende, Zuwanderer diskriminierende, latent immer noch faschistische) Land befunden und könne sich nach dem mutig-revolutionären Befreiungsakt der Grenzöffnung nun endlich ohne Scham zu ihm bekennen. „Das wird immer mehr eine echte bunte Republik Deutschland“, frohlockte entsprechend der Sänger Udo Lindenberg bei der Verleihung des Deutschen Radiopreises Anfang Oktober 2015. „Es gibt noch ein paar dunkle Flecken, aber die kriegen wir auch noch weg.“

Ignoriert wurde die Aufnahme von 15 Millionen Flüchtlingen und Heimatvertriebenen nach dem Krieg, Millionen Gastarbeitern aus Süd- und Südosteuropa in den sechziger und siebziger Jahren, die sich in Deutschland eine solide Existenz aufbauen konnten, wie sie ihnen ihre Herkunftsländer nicht bieten konnten, weiteren Millionen Spätaussiedlern aus Polen, Rumänien, Russland und Kasachstan sowie Hunderttausenden von Bürgerkriegsflüchtlingen aus dem Libanon und vom Balkan in den neunziger Jahren. Ignoriert wurde die Tatsache, dass Deutschland auch schon vor Beginn der Flüchtlingskrise ein multikulturelles Einwanderungsland mit massiven ungelösten Problemen aufgrund schwer integrierbarer Parallelgesellschaften war. Ignoriert, weil der Bezugsrahmen der geschichtsvergessenen „Endlich-kann-ich-wieder-stolz-sein“-Künstler nicht die Realität war, sondern ein imaginiertes Zerrbild von ihr, vor dessen Hintergrund sie sich als Helden der Humanität und Vielfalt inszenieren konnten.

Höhepunkt der Ergebenheitsadressen von Künstlern an die deutsche Regierung war im März 2016 eine Prozession besonderer Art. Dabei zogen, angeführt von Regisseur Volker Schlöndorff, Publizist Michel Friedman und TV-Produzentin Regina Ziegler, Film- und Fernsehschaffende vors Kanzleramt, um beim Pförtner einen großen Strauß roter Rosen sowie einen von zahlreichen Kollegen unterzeichneten Brief zu überreichen, in welchem sie Angela Merkel huldigten: „Wir sind beeindruckt von dem, was schon jetzt überall in Dörfern, in großen und kleinen Städten, für die Flüchtlinge getan wird. Das ist unser Land. Sie haben uns gezeigt, wozu es fähig ist. Mit einem Satz haben Sie das Bild unseres Landes im Ausland, wie vor unseren eigenen Augen, verändert.“

Deutlicher konnten die Unterzeichner ihre Entrückung von der Wirklichkeit der Massenzuwanderung und deren Folgen für die Aufnahmegesellschaft nicht ausdrücken. Der Silvesterschock von Köln, explodierende Kriminalitätszahlen, erste Belege dafür, dass sich entgegen der Behauptungen von Bundesjustizminister Heiko Maas sehr wohl Terroristen unter die Flüchtlinge gemischt hatten (Pariser Terroranschläge im November 2015) – alles unwichtig. Auch was das „Bild unseres Landes im Ausland“ betrifft, war zum damaligen Zeitpunkt bereits unübersehbar, dass die Kanzlerin mit ihrer eigenmächtigen Entscheidung sämtliche europäischen Nachbarn vor den Kopf gestoßen und Deutschland in Europa isoliert hatte. Wichtig war den Unterzeichnern allein die Imagepflege, vor allem die eigene. So harmonierte der Narzissmus der Künstler perfekt mit der narzisstischen Politik einer Kanzlerin, die beschlossen hatte, die Wahrung ihres Gesichts über das Wohl des Landes zu stellen.

Mit Rettungsbooten in die Feuilletons

Die Ersten, die mit – im weitesten Sinne – künstlerischen Mitteln versuchten, öffentlichen Druck auf die deutsche Politik aufzubauen, um sie zur Übernahme der linksextremistischen „No-border-no-nation“-Programmatik zu nötigen, waren die Aktivisten der Gruppe „Zentrum für politische Schönheit“ um den Aktionskünstler Philipp Ruch. Erst hoben sie im Juni 2015 pressewirksam vor dem Berliner Reichstag Gräber aus, um darin echte Mittelmeertote zu bestatten, die extra für diese Kunstaktion in Sizilien exhumiert worden waren. Dann stellten sie Käfige auf und drohten, ausgewählte Flüchtlinge lebendigen Tigern zum Fraß vorzuwerfen, wenn die Bundesregierung nicht die massenhafte Einreise von Migranten per Flugzeug gestatte.

Im Februar 2016 legte sich der unvermeidliche Ai Weiwei in der Pose des ertrunkenen und von den Medien zur Ikone gemachten syrischen Flüchtlingsjungen Aylan Kurdi an den Strand von Lesbos. Kurz darauf umhüllte er die Säulen des Berliner Konzerthauses mit 14.000 Rettungswesten, die Flüchtlinge an griechischen Stränden zurückgelassen hatten. Im Herbst desselben Jahres dekorierte er die Fassade des Florenzer Renaissance-Palastes „Palazzo Strozzi“, in dem gerade seine Werke ausgestellt wurde, mit orangefarbenen Schlauchbooten. Die gleichen künstlerischen Mittel hatte er bereits 2009 verwendet, als er die Fassade des Münchner Hauses der Kunst mit Schulranzen von Kindern behängte, die bei einem Erdbeben im chinesischen Sichuan ums Leben gekommen waren. Man tut dem weltberühmten chinesischen Konzeptkünstler sicher nicht Unrecht mit der Feststellung, dass er die jeweils aktuellen Katastrophen nutzt, um sich selbst zu zitieren und zu vermarkten.

Im Schlepptau von Ai Weiwei schipperten auch weniger bekannte Künstler in die Schlagzeilen. Im Sommer 2016 errichtete der US-Amerikaner Fred George in der Saarbrücker Johanneskirche eine „Berliner Mauer aus Rettungswesten“. Diese stehe für die Situation der Flüchtlinge, die es über das Mittelmeer geschafft hätten und gezwungen seien, vor den Mauern und Zäunen der europäischen Staaten in Lagern zu leben, behauptete er, als ob Deutschland nicht zu diesem Zeitpunkt die größte Massenzuwanderung seit 70 Jahren erlebte.

Die konsequente Ausblendung der Realität, die Reduktion der komplexen Ursachen der Zuwanderung auf den syrischen Bürgerkrieg und die Idealisierung von Wirtschaftsmigranten, die meist Tausende von Euros an Schlepperbanden gezahlt und in ihren Herkunftsländern nicht selten zur dortigen Mittelschicht gehört hatten, als „arme Flüchtlinge“ waren nicht Nebeneffekt, sondern geradezu Voraussetzung für die Entstehung solcher und ähnlicher (vom Kunstkritiker Tirdad Zolghadr als „poornography“ bezeichneter) Kunstwerke, die eine Politik der unkontrollierten Masseneinwanderung affirmativ illustrierten.

Mäßig kreative Projekte mit dem „Flüchtlings“-Label aufpeppen

Das ist der andere, der materielle Aspekt des „Seid umschlungen, Millionen“: die seit zwei Jahren erfolgreich praktizierte Geschäftsidee, eigene, mäßig kreative Projekte mit dem „Flüchtlings“-Label aufzupeppen, um „gesellschaftliche Relevanz“ zu erlangen und nicht zuletzt auch Presserezensionen und Fördergelder zu erheischen.

Eine „Flüchtlingskunst“, die Schattenseiten und politische Hintergründe der Massenmigration ausblendete und stattdessen Pressefotos namenloser im Mittelmeer Schwimmender als Ikonen sowie originale Rettungswesten und -boote als Reliquien darbot – spätestens als zum Fronleichnamsgottesdienst 2016 auf dem Roncalliplatz in Köln ein Flüchtlingsboot als Altar diente, das hinterher dauerhaft in den Dom verbracht wurde, war sie zur Sakralkunst erstarrt: unhinterfragbar, unkritisierbar, nur der Anbetung und Einschüchterung dienend.

Bei der Präsentation von drei hochkant aufgestellten Buswracks vor der Frauenkirche in Dresden im Februar 2017, die angeblich an den Krieg in Syrien erinnern sollten, kam noch eine volkspädagogische Komponente hinzu: die politisch korrekte „Strafe“ für Pegida-Demonstrationen am selben Ort. Zwar stellte sich bald heraus, dass die Busse zuvor in Aleppo ausgerechnet von Islamisten als Straßensperre verwendet worden waren,  aber das war für die Initiatoren kaum mehr als ein Schönheitsfehler.

Den zweiten Teil dieses Beitrages finden Sie hier.

Oliver Zimski ist Übersetzer, Sozialarbeiter und Autor. 2015 erschien sein Kriminalroman „Wiosna – tödlicher Frühling“.

Foto: Tim Maxeiner

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Leserpost

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Sabine Bock / 01.09.2017

Kleine Anmerkung: Die Sozialistische Einheitspartei Deutschlands ist nicht die Vorgängerin der LINKEN, die Sozialistische Einheitspartei Deutschlands heißt heute DIE LINKE.

roman steglich / 31.08.2017

Klasse geschriebener Artikel Herr Zimski !!! Danke für solch klug geschriebene Texte auf der Achse.

Max Kortmann / 30.08.2017

Eine schöne und zugleich beklemmende Zustandsbeschreibung der Kunstschaffenden in Deutschland. Es ist immer ein schlechtes Zeichen für eine Gesellschaft, wenn jene, die ihr den Spiegel vorhalten sollten, selber dem Zeitgeist huldigen und sich als angepasste Konformisten verdingen.

Dr. Roland Mock / 30.08.2017

“Claqueure des Zeitgeists”. Das trifft es. Die Anbieterei allzu vieler Künstler bei allem und jedem, was und wer irgendwie nach Gutmenschentum und Weltenrettung klingt, ist nicht nur peinlich, sie ist widerlich. Dagegen waren selbst “Mephisto” (im wahren Leben Gustav Gründgens) und Figuren wie Hermann Kant (tragende Figur im DDR-Schrifstellerverband) standhafte Helden. Weil sie bescheidenste künstlerische Freiheiten wenigstens einer realen Diktatur abgetrotzt hatten.  Diese sich in Ergebenheitsadressen gegenüber Merkel&Co;. überbietenden heutigen Künstler hingegen sind einfach nur dumm oder feige. Oder beides. Mit einem Horizont bis zum Honorar für ihre nächste Rolle im oder ihr nächstes Drehbuch für den “Tatort”. In dem mit nahezu 100% iger Sicherheit dann irgendwelche menschlich wertvollen Flüchtlinge auftauchen, denen von bösen Rechten bitteres Unrecht angetan wird. Ich kenne einige dieser Schauspieler und Künstler, auch etliche der vom Autor beschriebenen Leute aus der Werbebranche, persönlich und ich habe sie und ihr von jeder Realitätskenntnis befreites Gutmenschengeschwätz so unendlich satt. Was mir bei Kunst und angeblicher Aufwertung durch linke Leib-und Magen-Themen übrigens einfällt: Die DDR-Parole hierzu lautete “Kunst ist Klassenkampf”.

T. Gerber / 30.08.2017

Lieber Autor, Sie haben ja Recht. Jedoch, sollte die Kunst nicht gänzlich frei sein? Sowohl von dem von Ihnen beschriebenem Kitsch kurzweiliger Verbüderung als auch von Ihrer, Herr Zimski, Erwartung, dass Kunst sich auf Zuruf mit den Themen beschäftigen solle, die die Mächtigen generiert haben. Giorgio Morandi ist kaum mal aus Bologna herausgekommen und hat dort seine Flaschen gemalt. Glücklicherweise hat er sich um nicht viel anderes gekümmert, und in dieser Hermetik sind bleibende Bilder entstanden. Mit anderen Worten: Lasst die Künstler in Ruhe! Herzliche Grüße T. Gerber

Hans Weiring / 30.08.2017

Ein guter Text. Leider wird er von denen, die ihn lesen sollten, nicht gelesen oder, falls doch, als wenig hilfreich tituliert.

Martin Lederer / 30.08.2017

Was mich betrifft, ist das Image von “Künstlern” genauso ins Bodenlose gesunken, wie das von Journalisten, NGO-Aktivisten, sonstigen Typen in den Medien und allen anderen Mitgliedern der “Zivilgesellschaft”.

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