Die Zweigeschlechtlichkeit ist eine biologische Tatsache. Vor dem Hintergrund des chemischen Fundaments des Lebens erweist sich das geplante Selbstbestimmungsgesetz als vollendete Narretei. Es verlässt den Boden der Wissenschaft zugunsten eines spiritistisch-esoterischen Aberglaubens.
Seit jeher trachten Ideologien aller Art danach, sich gegen Fakten und Tatsachen durch irrationale Glaubenssätze abzuschirmen. Gestattet doch nur dies den Fortbestand weltfremder Dogmen über Sein, Zweck und Sinn. Gedeihen können solche Lehren ohnehin nur im geschützten Raum abstrakter Gedankenexperimente. Denn mindestens als untauglich, wenn nicht gar gefährlich entlarvt sie jedes Zusammentreffen mit der Realität.
Die Veröffentlichung der Eckpunkte des sogenannten „Selbstbestimmungsgesetzes“ durch Familienministerin Lisa Paus (Grüne) und Justizminister Marco Buschmann (FDP) am 30. Juni des Jahres 2022 markiert den Beginn einer solchen Kollision. Die Genderideologie, nach der eine binäre Einteilung des Geschlechtes in entweder „weiblich“ oder „männlich“ lediglich als soziale Konstruktion und daher fremdbestimmter Eingriff in die individuelle Autonomie anzusehen ist, hat nun endgültig den empirischen Wissenschaften den Krieg erklärt. Diesen offensichtlichen Unfug auf die Agenda einer Bundesregierung zu setzen, stellt den ersten Sieg einer fanatischen, von ihrer selbstgesteckten Mission bedingungslos überzeugten Sekte dar.
Jeder soll also in Zukunft alle zwölf Monate sein Geschlecht wechseln können. Hierzu genügt die Abgabe einer einfachen Eigenerklärung beim Standesamt. Mediziner werden nicht mehr gefragt. Behandlungen bis hin zu physiologischen Angleichungen sind nicht mehr erforderlich und müssen auch nicht mehr angestrebt werden. Allein eine Änderung des Vornamens ist notwendig. „Peter“ heißt jetzt „Petra“ und sonst ändert sich nix. „Petra“ kann nach einem Jahr wieder zu „Peter“ werden, ganz nach Laune. Ob „Petra/Peter“ wirklich transsexuell ist oder das nur aus Spaß an der Freude behauptet, interessiert niemanden mehr.
Und es kommt noch besser. Wer „Petra/Peter“ aufgrund seiner Physiognomie, seiner Stimme, seines Bartwuchses und seiner gegebenenfalls sichtbaren (Sauna, FKK und weiteres) Geschlechtsorgane weiterhin als Mann identifiziert und anspricht, begeht mitunter eine bußgeldbewehrte Ordnungswidrigkeit. Schließlich missachtet ein solcher, implizit als rückständiger Anhänger einer „biologistischen“ Sichtweise angesehener Zeitgenosse nach Auffassung der Bundesregierung „Peter/Petras“ Persönlichkeitsrechte.
Was die Biologie dazu sagt
Nun spricht man in der Biologie immer dann von „sexueller“ Fortpflanzung, wenn die Erzeugung von Nachkommen mit einer Rekombination des elterlichen Erbguts einhergeht. Was natürlich weder zwingend mit der Paarung zweier Individuen verbunden ist noch mit der Aufteilung einer Art in mehrere Geschlechter. Die mit zunehmender Komplexität der Lebensformen immer konsequenter verfolgte Zweigeschlechtlichkeit stellt allerdings eine unbezweifelbare Beobachtungstatsache dar. Während Pflanzen und Pilze, Wirbellose und Insekten noch auf eine breite Vielfalt an Varianten der sexuellen Vermehrung zurückgreifen können, sind Fische und Amphibien da schon deutlich eingeschränkter. Unter den Reptilien schließlich existiert mit der Blumentopfschlange nur noch eine einzige Vertreterin, die unter widrigen Umständen zur Jungfernzeugung (bei der ein Weibchen Klone von sich selbst erzeugt) in der Lage ist. Vögel, Säugetiere und der Mensch hingegen reproduzieren sich ausschließlich zweigeschlechtlich.
Was erklärungsbedürftig ist, wäre doch die asexuelle Vermehrung hinsichtlich der Arterhaltung wesentlich zielführender. Genotypen, die überlebens- und fortpflanzungsfähige Phänotypen beschreiben, blieben erhalten. Statt nur der Hälfte könnten alle Individuen einer Art Nachkommen zur Welt bringen und der Aufwand für die Suche nach geeigneten Partnern würde entfallen. Prokaryoten, also Zellen ohne Zellkern wie Bakterien und Archaeen, halten es so. Und sind damit seit vielen Milliarden Jahren überaus erfolgreich.
Allerdings arbeitet die molekulare Genkopiermaschine niemals perfekt. Es schleichen sich immer Fehler ein, die in der Regel die Fitness eines Organismus nicht verbessern. Bei fortwährender Erstellung bloßer Kopien häufen sich diese negativen Mutationen von Generation zu Generation an. Bis schließlich eine Schwelle überschritten wird, ab der die Überlebensfähigkeit der Nachkommen nicht mehr gegeben ist. Arten, die sich ausschließlich asexuell vermehren, sterben zwangsläufig aus. Prokaryoten umschiffen diese Klippe durch lateralen Gentransfer, bei dem sich zwei Individuen treffen und einige zufällig gewählte Genschnipsel miteinander austauschen. Dieser Ausweg ist jedoch Eukaryoten wie uns versperrt, da wir unser Erbgut in unseren Zellen an einem Ort bündeln und es durch eine spezielle Hülle abschirmen. Zellkern und Zellmembran, als Schutz vor chaotischen Zuständen beim Eindringen parasitärer viraler oder bakterieller DNA in das Cytoplasma sinnvoll, zwingen uns ein anderes Reproduktionsverfahren auf.
Die Effektivität der Mitochondrien
Dabei erweist sich die Rekombination der Erbinformation in jeder Generation vor allem hinsichtlich der Fehlerkorrektur dem lateralen Gentransfer sogar als überlegen. Denn Mutationen verteilen sich nicht mehr gleichmäßig auf alle Nachkommen. Bei manchen häufen sie sich an, wodurch sowohl negative als auch positive Effekte für die Mechanismen der natürlichen Selektion eher und deutlicher sichtbar werden. Und eine größere Variationsbreite an Phänotypen erleichtert die Anpassung an sich ändernde Umweltbedingungen. So sichert die sexuelle Fortpflanzung einer Population das langfristige Überdauern, und deswegen ist sie, sobald gefunden, auch beständig.
Die Funktionsfähigkeit einer im Vergleich zu Prokaryoten morphologisch erheblich differenzierteren eukaryotischen Zelle hängt empfindlich vom Leistungsvermögen ihrer Mitochondrien ab. Diese Zellorganellen gibt es nur bei Eukaryoten. Als Kraftwerke verwandeln sie elektrische Membranpotenziale in chemische Energie, die überall in der Zelle unterschiedlichste Reaktionsketten füttert. Höchstwahrscheinlich konnten Eukaryoten durch die Mitochondrien überhaupt erst entstehen. Weil nur diese die Energiemengen verfügbar machen, die es für die Bildung von Strukturen wie dem Zellkern oder für Reaktionsmechanismen wie der sexuellen Fortpflanzung braucht.
Der Bauplan der Mitochondrien ist nicht vollständig im Zellkern konzentriert. Ein kleiner Bruchteil von 37 ihrer ungefähr eintausend Gene, die dreizehn der insgesamt achtzig Proteine der Atmungskette beschreiben, verbleibt bis heute in ihnen selbst (Zahlen beziehen sich auf menschliche Zellen). Das gestattet zwar schnelle Reparaturen aus Bordmitteln, könnte sich doch das Warten auf eine entsprechende Boten-RNA aus dem Zellkern im Ernstfall verheerend auswirken, entzieht aber diese 37 Gene nicht nur der sexuellen Fortpflanzung, sondern überhaupt jeder Form der induzierten Variation. Was allerdings aufgrund der überragenden Bedeutung der Effektivität der Mitochondrien für die Fitness des gesamten Organismus durchaus keine dumme Idee ist. Getreu dem Motto, niemals mutwillig zu verändern, was bereits gut genug arbeitet, sind die Schlüsselgene des mitochondrialen Erbgutes sehr weitgehend konserviert.
Es gibt Frauen und es gibt Männer
Mehr noch ist bei hochdifferenzierten Lebewesen neben der Güte der einzelnen Zellen auch das reibungslose Zusammenspiel unterschiedlicher Gewebe und Organe von höchster Bedeutung. Ein Organismus mit fein ziselierter Arbeitsteilung zwischen seinen Bestandteilen ist nur so fit wie sein schwächstes Glied. Angesichts dessen sollten alle Mitochondrien in allen Geweben jedes Individuums einen möglichst einheitlichen Leistungsstandard aufweisen. Und um das zu gewährleisten, dürfen bei der sexuellen Fortpflanzung jene 37 Schlüsselgene nur von einem Elternteil stammen.
Dies erklärt die Aufteilung vieler Arten in genau zwei genetisch wie physiologisch unterscheidbare Geschlechter. Von denen eines seine mitochondriale DNA an die Nachkommen weitergibt, das andere dagegen nicht. Erstgenanntes bezeichnet man nach gängiger Konvention als „weiblich“, das letztgenannte als „männlich“. Je komplexer die Lebensform, desto wichtiger die Konservierung der mitochondrialen Gene und desto häufiger die zweigeschlechtliche sexuelle Fortpflanzung.
Es sind also die Prinzipien der Evolution, die im Anspruchsdreieck aus effizientem Ressourceneinsatz, effektiver Fehlerkorrektur und ausgeprägter Anpassungsfähigkeit für höhere Arten bis hin zum Menschen eine Kombination aus sexueller (für fast das gesamte Genom) und asexueller (nur wenige mitochondriale Gene betreffend) Fortpflanzung erzwingen, die die Zweigeschlechtlichkeit bedingt. Es handelt sich hier um einen bereits im chemischen Fundament des Lebens angelegten Zusammenhang. Es gibt Frauen und es gibt Männer. Und sonst gibt es nichts.
Auch die physiologischen Unterschiede zwischen den Geschlechtern ergeben sich unmittelbar aus diesem molekularbiologischen Determinismus. Die weibliche Keimzelle ist groß, weil vollgestopft mit bis zu 150.000 Mitochondrien, die zur Ausstattung aller Zellen des Embryos im Verlauf der ersten Teilungsschritte benötigt werden. Die wenigen, nur der Selbstversorgung dienenden Mitochondrien der männlichen Spermien dringen bei der Befruchtung in der Regel nicht in die Zygote ein. Und es ergibt zusätzlich Sinn, das wertvolle, unter hohem Aufwand produzierte Ei im geschützten Raum des weiblichen Körpers zu belassen, statt es den Risiken einer Übertragung auf das Männchen auszusetzen. Deswegen verfügen die Weibchen neben den Eierstöcken auch über die Gebärmutter und (bei Säugetieren) die Milchdrüsen, sie übernehmen die Schwangerschaft und die Erstversorgung der Neugeborenen.
Der Irrtum der Selbstbestimmung
Wie nun Geschlechterrollen (Gender) in einer menschlichen Gemeinschaft gesehen beziehungsweise gelebt werden, unterliegt natürlich veränderbaren sozialen Normen und Konventionen. Aber zu welchen Formen und Ausprägungen eine Gesellschaft auch immer neigt, ist es doch das biologische Geschlecht (Sex), das einen universellen, nicht überwindbaren Rahmen physischer wie mentaler Unterschiede zwischen Frauen und Männern vorgibt.
So bestätigt gerade das Phänomen der Transsexualität, das zwischen 0,4 und 0,7 Prozent der Bevölkerung betrifft, die geschlechtliche Dualität in besonderer Weise. Kann doch bei den Betroffenen eine physiologische Geschlechtszuweisung immer eindeutig vorgenommen werden, sie sind Frauen oder Männer und nichts anderes. Ob man Menschen, die dennoch unter der Wahrnehmung leiden, im falschen Körper zu leben, dadurch hilft, sie in eine frei erfundene und obskure zusätzliche Kategorie zu zwingen, erscheint höchst fragwürdig. Wollen sie doch gerade die Identität des jeweils anderen Geschlechts so umfänglich wie möglich annehmen und in dieser leben. Ob man sie dabei unterstützt oder ob man therapeutisch versucht, das Empfinden mit der körperlichen Realität in Einklang zu bringen, ist individuell zu entscheiden.
Unter die Diagnose „Intersexualität“ hingegen fällt eine Vielzahl unterschiedlicher genetischer Abweichungen, die aber alle innerhalb des Spektrums der Zweigeschlechtlichkeit liegen und eben kein „drittes Geschlecht“ definieren. Inter- und Transsexuelle rechtlich gleichzustellen, wird zudem den spezifischen Ansprüchen (und Leidenscharakteristika) beider Gruppen nicht gerecht. Und Hermaphroditen oder „nicht-binäre Personen“ im Sinne der biologischen Definition, also Individuen, die Eier und Spermien parallel ausbilden und sich gegebenenfalls sogar selbst befruchten könnten, gibt es bei Säugetieren nicht. Medizinisch versteht man unter Hermaphroditismus beim Menschen eine Form der Intersexualität, in der zwar durchaus die Anlagen für Hoden wie Eierstöcke vorhanden sind. Im Verlauf des Wachstums bildet sich aber – hormonell gesteuert – in jedem Fall nur eines von beiden Organen vollständig und funktionsfähig aus.
Der grüne Jubel über das Selbstbestimmungsgesetz ist verständlich, unterwerfen sich die Ökologisten doch seit jeher einer Weltanschauung, nach der sich die Naturgesetze menschlichen Phantasien anpassen müssen und nicht umgekehrt. Die Begeisterung vieler liberaler Geister jedoch scheint eher auf einen falsch verstandenen Freiheitsbegriff zu beruhen. Freiheit ist eben nicht gleichbedeutend mit vollständiger Handlungsfreiheit (bis hin zur Geschlechterwahl). Dem stehen nicht nur die Rechte anderer Menschen entgegen, sondern – allzu häufig unbeachtet – auch die Naturgesetze.
Ein Machwerk der Beliebigkeit
Man kann nun einmal weder frei darüber bestimmen, ob man überhaupt geboren wird, noch kann man sich die Welt aussuchen, in die man dabei gelangt. So wenig, wie sich in diesem Universum die Gravitation oder die Gesetze der Thermodynamik (die Energiewende lässt grüßen) ganz nach aktueller Laune ausschalten lassen, ist es möglich, sich von den chemischen Grundlagen seiner eigenen Existenz zu entkoppeln. Niemand kann sein Geschlecht frei wählen. Es wird zufällig festgelegt und keine noch so fortgeschrittene Medizin vermag einen weiblichen in einen männlichen Körper zu verwandeln oder andersherum. Entweder hat man das Potenzial, bei einer Reproduktion seine Mitochondrien auf seine Kinder zu übertragen (kann also Eierstöcke bilden) oder man hat es nicht (kann keine Eierstöcke bilden). Es existieren nur diese beiden Möglichkeiten, zwischen denen es keinen Mittelweg und zu denen es keine Alternative gibt. Damit müssen wir uns alle abfinden, vom Individuum bis hin zum Gesetzgeber.
Vor diesem Hintergrund erweist sich das geplante Selbstbestimmungsgesetz als vollendete Narretei. Keines der mit ihm verfolgten Ziele wird es erreichen, da es den Boden der Wissenschaft zugunsten eines spiritistisch-esoterischen Aberglaubens verlässt. Es verhöhnt die wirklich Betroffenen, weil es ihnen implizit sagt, es wäre doch alles nicht so schlimm und durch die bloße Änderung des Vornamens sei die Angelegenheit zufriedenstellend geklärt. Es setzt bereits Kinder ab vierzehn sektiererischer Propaganda aus, die in einer ohnehin schwierigen Phase der Selbstfindung eigentlich klare Orientierungshilfen benötigen. Es öffnet vielen Formen der Diskriminierung die Tür, da es zahllose weitere gesetzliche Regelungen für alle möglichen Bereiche induziert, in denen vernünftigerweise zwischen Frauen und Männern unterschieden wird, was bei Sport, Strafvollzug oder sanitären Einrichtungen bei weitem nicht endet. Es brüskiert alle Frauen, die im Sinne der Gleichberechtigung auf ihrer spezifischen Biologie bestehen müssen, wenn es etwa um die medizinische und pharmazeutische Forschung geht. Und es verletzt die Rechte Dritter, von flüchtigen Bekannten bis hin zu Eltern, Ehe- und Lebenspartnern oder Kindern, denen es vorschreibt, was diese zu denken und zu sagen haben.
Wahre Freiheit bedeutet, frei von der Willkür anderer Menschen, insbesondere der Obrigkeit, handeln zu können. Das „Selbstbestimmungsgesetz“ hingegen ist ein Machwerk der Beliebigkeit, in dem sich eben jene Willkür manifestiert. Es ordnet sich damit nahtlos in das Regierungshandeln der vergangenen Jahre ein, man denke an die Pandemiemaßnahmen oder die Energiepolitik. Es drückt vor allem aus, welche Art der Freiheit unsere Regierung für sich in Anspruch nimmt. Die offensichtlich die endgültige Befreiung von Kompetenz und Verantwortung anstrebt.
Seit einigen Tagen ist Achgut.com erneut Verleumdungen und Boykott-Aufrufen aus dem antisemitischen Milieu auf Twitter ausgesetzt. Anonyme Denunzianten, die unser freies Onlinemedium wirtschaftlich vernichten wollen, denunzieren uns bei Unternehmen – verbunden mit dem Aufruf, keine Werbung mehr bei uns zu schalten.
Mehr dazu finden Sie im Beitrag: Die „Compliance“ von Antisemiten. Aufgrund vieler Fragen von Achse-Lesern und Twitter-Nutzern, was man ganz praktisch dagegen tun könnte, beschreiben wir hier die Möglichkeit, verleumderische Twitter-Tweets und Nutzer-Profile bei Twitter zu melden: Was Sie gegen Twitter-Denunzianten tun können