Redaktion / 15.07.2020 / 12:30 / Foto: Pixabay / 26 / Seite ausdrucken

Das Schweigen der Masken

Roger Letsch schrieb heute in seinem Beitrag „Niemals mehr ohne: Maskenpflicht und Schaumweinsteuer“: „Ich würde auch gern mal wissen, wie sich taubstumme Menschen derzeit mit ihren hörenden Mitmenschen verständigen, wenn sie deren Lippen nicht lesen können. Die Kritik verstummt und die Welt mit ihr.“ Eine Leserin schrieb ihm und beantwortete diese Frage.

Es ist ein persönlicher Brief, aber ohne Namensnennung dürfen wir aus ihrem Brief auch einen Auszug veröffentlichen, was wir in diesem Fall – entgegen unserer üblichen redaktionellen Gepflogenheiten – auch tun wollen, denn er zeigt eine bislang kaum wahrgenommene Sicht auf die Maskenpflicht und das allgemeine Verstummen, das mit ihr für etliche Menschen eingesetzt hat:

Jedenfalls bin ich Ihnen dankbar, dass Sie auf diese Problematik gefühlt als erster deutlich hingewiesen haben. Es wurde höchste Zeit. Ich weiß, wovon ich spreche, denn ich bin selbst ganz unmittelbar betroffen. […] Ich bin zwar im doppelten Wortsinne keineswegs stumm, taub im medizinischen Sinne aber schon. Dank einer Hörhilfe konnte ich zwar einen Teil meines Hörvermögens wiedererlangen, nur reicht es leider nicht, um ohne Lippenlesen mein Gegenüber zu verstehen. Vielleicht verstehe ich mal das eine oder andere gesprochene Wort, jedoch keine zusammenhängenden Sätze.

Für gewöhnlich klappte die Kommunikation von Angesicht zu Angesicht in der "alten Normalität" trotzdem recht gut, seit der Maskenpflicht allerdings gleicht sie einer mittleren Katastrophe. Wo früher hier und da zusätzlich ein paar nette Worte gewechselt wurden, beschränkt sich die Kommunikation heute oft nur noch auf das absolut Notwendige.
 
Manchmal fühle ich mich hilflos wie schon lange nicht mehr. Etwa wenn in öffentlichen Verkehrsmitteln nicht vorhersehbare Durchsagen ertönen, die ich sowieso nicht verstehe. Habe ich früher bei meinem Sitznachbarn nachgefragt, brauche ich das jetzt gar nicht erst zu versuchen. Wenn ich Pech habe, lande ich eben woanders. Oder auf dem Abstellgleis. Ist mir als Kind passiert.

Auf den Ämtern, wenn sie denn geöffnet haben, herrscht ebenfalls Maskenpflicht. Auch hier bin ich auf die Einsichtsfähigkeit einzelner angewiesen, nämlich, dass man mir mit Maske gar nichts zu erzählen braucht. Momentan versuche ich alle Situationen zu meiden oder aufzuschieben, wo ich innerhalb von Gebäuden, Läden usw. um Auskünfte oder um Rat bitten muss. Wie lange noch?

Einige zeigen sich zwar sogleich einsichtig und nehmen die Maske vom Mund, andere plappern munter drauflos hinter dem "Sichtschutz" weiter. Da könnte ich die Augen verdrehen, lasse es aber besser sein. Und weil Masken das Gesicht großflächig verdecken, ist ebenso das Erkennen der Mimik, die mir sonst zusätzlich einiges an Informationen über das Gesprochene vermittelt, auch sehr eingeschränkt.

Mittlerweile läuft die Kommunikation deshalb auf Sparflamme. Telefonieren geht nicht. Ja, man kann schreiben, aber das ist nicht jedermanns Sache, schon gar nicht das ausführliche Schreiben, in dem Gedanken wie sonst in einem Gespräch ausgetauscht werden.

Gewiss, es gibt schlimmere Schicksale, und eine zeitlang lässt sich einiges ertragen. Bei der zunehmenden Aussicht auf eine Maskenpflicht bis zum St. Nimmerleinstag aber wird mir ganz schlecht. Helen Keller, die neben Ihrem Gehör auch ihr Augenlicht verlor, sagte einmal, Blindheit trenne von Dingen, Taubheit von Menschen. Da ist verdammt viel Wahres dran. Lange aber traf dies nicht mehr so sehr zu wie in der heutigen Zeit.

Foto: Pixabay

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Hans-Jürgen Salza / 15.07.2020

Herzlichen Dank für diesen Artikel und damit endlich auch mal die Schilderung dieser Situation.  Seit über 2 Jahren, nach dem 3, Hörsturz, ist das rechte Ohr ertaubt und links kann ich nur noch zu 30% hören. Dank der Hörgeräte kann ich aber schon etwas hören UND dem Lippenlesen den Rest dazu lesen / hören. Seit der Maskerade jedoch vermeide ich fast jeglichen Kontakt, denn meine 30%-Hörfähigkeit wird durch die Maske nochmals reduziert.  Und bei den “schickeren” Stoffmasken ist das nochmals schlimmer. Ich kann nur hoffen, das dieses Dilemma von oben gehört wird. Vermute aber, das die Regierung den Produzenten dieser Masken den Umsatz gönnt, denn schließlich hat sie doch alle aufgerufen, Masken zu produzieren.  Und in der Marktwirtschaft zählt nun mal der Umsatz.

Peter Ackermann / 15.07.2020

Danke für das Veröffentlichen dieses Leserbeitrags! P.S.: Und ich dachte zunächst, Merkels Maskenabstinenz hätte irgendetwas mit ihrer Abneigung gegenüber Masken oder einer Virenresistenz zu tun - offenbar nein - möchte sie doch nur die Hörbeeinträchtigten an ihrer lebhaften, authentischen und liebevoll-sympathischen Mimik teilhaben lassen.

Jirina Paskovsky / 15.07.2020

Wie Recht Sie haben !!! Das kann ich Ihnen auch bestätigen. Man ist schon so genug “bestraft” wenn man schwerhörig ist. Mich hat das vor etwa 10 Jahren erwischt, seitdem trage ich auch Hörgeräte aber nicht desto trotz muss ich dem Gegenüber auf die Lippen schauen um (nahezu) alles zu verstehen! Ich fühle mich richtig isoliert, meide Gesprächsrunden auch mit Freunden. Mit dem “Maulkorb” bekomme ich auch mehr Herzbeschwerden! Ich lasse mich doch nicht per Gesetz freiwillig ersticken! Es sieht für mich so aus, dass diese ganze Hysterie von den Politikern gewollt ist, dadurch haben sie uns endlich in der Hand (durch Angst)! Es entstehen jetzt schon “Reservate” für die, die mitmachen und die, die dagegen sind werden in Ghettos eingesperrt! Ich bin froh, dass ich schon eine Alte bin, die auch schöne freie Zeiten erlebt hat, nur die Jüngeren tun mir leid. Neulich hat sich auch ein Vermummter im Auto auf einem Parkplatz mit 1.5 m Abstand zum anderen Auto platziert!  Nicht zu fassen! Trotzdem, schönen Tag noch allen! Irina

Wolfgang Kaufmann / 15.07.2020

Auch für hörende Kinder und Jugendliche ist es lebensnotwendig, ein Maximum der Mimik des Gegenübers zu sehen. Denn ihre Erfahrung ist geringer, und die gedämpfte Stimme sowie die fehlende untere Gesichtshälfte verunsichert bis ängstigt sie. Ihnen fehlt wichtige Information, welche seit Jahrmillionen jeder Primat dem anderen aus dem Gesicht ablesen kann. – Die Schule darf im Herbst nicht mit Maskenpflicht im Haus und auf dem Hof beginnen, bloß weil ein paar alte Säcke Panik schieben. – Das sind dann bös gesagt die gleichen Egoisten, die in fünf Jahren beim Ausparken auf dem Aldi-Parkplatz eine Mutter von zwei Kindern umnieten oder die mit schöner Regelmäßigkeit beim verbotenen Linksabbiegen mit der neben ihnen fahrenden Straßenbahn kollidieren. Nein, sorry, wer nicht mehr gesellschaftstauglich ist, soll daheimbleiben und nicht gesunde Jugendliche in Angst und Schrecken versetzen.

Wolfgang Nirada / 15.07.2020

Ich drücke der Verfasserin des Leserbriefs ganz fest die Daumen dass wenigstens dieser Masken-Schwachsinn so schnell wie möglich aufhört. Danke auch für diesen Blick über den Tellerrand der eigenen Befindlichkeiten hinaus.

Harald Unger / 15.07.2020

Das Merkel Regime und seine Blockflöten setzen ihren despotischen Alleinherrschaftsanspruch mit zynischer Rücksichtslosigkeit durch. Neben der erwünschten, totalitären Zurichtung, geht es vor allem darum, den Hintersassen das persönliche Stimmrecht bei Wahlen zu nehmen. Ein Wink und Drosten erklärt ganzseitig und in Sondersendung weshalb das zu gefährlich sei.

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