Manche Erkenntnisse sickern nur langsam in die Öffentlichkeit – vor allem, wenn die zahlreichen Qualitätsmedien diesen öffentlichen Raum gegen nichthilfreiche Bücher gut abdichten. Am 25. Februar 2013 erschien „Die Klimafalle“ von Hans von Storch und Werner Krauß,ein solides, unaufgeregtes Werk, in dem einer der renommiertesten Klimaforschern Deutschlands zusammen mit einem Ethnologen sie Schäden von über 20 Jahren Klimaarlarmismus bilanziert. Ihr Fazit: Viele Klimawissenschaftler gefielen sich in der Rolle von Ersatz- und Überpolitikern, die der Gesellschaft eine „große Transformation“ zur Weltrettung verordneten und schon einmal darüber sinnierten, dass eine Beschränkung der Demokratie zur Verhinderung der Klimakatastrophe wohl unvermeidlich sei; Forscher wie der Erfinder der „Hockeystick-Kurve“ Michael Mann bildeten mit Gesinnungsgenossen Zitierkartelle, um sich gegen berechtigte Einwände skeptischer Kollegen abzuschotten, das IPCC zeigte sich gegenüber Kritikern so offen wie die Glaubenskongregation der katholischen Kirche, die Klimawissenschaftler insgesamt widmeten sich in den vergangenen Jahren zu wenig alternativen Klimamodellen. Und vor allem weisen die Autoren auf die Tatsache hin, dass die globale Temperatur seit 1998 nicht mehr gestiegen ist, trotz unverminderter Zunahme von Kohlendioxid in der Atmosphäre.
Die deutschen Medien, die sich ansonsten breit und ausführlich dem Klima unter strikter Beachtung des bewährten Immerschlimmerismus widmen, reagierten auf „Die Klimafalle“ fast durchweg mit: Schweigen. Zur Buchpremiere am 25. Februar veröffentlichte der „Focus“ ein Interview mit Hans von Storch, außerdem beschäftigten sich noch der SWR und die „Badische Zeitung“ mit den Thesen der beiden Wissenschaftler, und einige Tage später die Achse des Guten. Das war’s. Zum Vergleich: die beiden großen Printmedien der Schweiz - die NZZ und der Tagesanzeiger – informierten ihre Leser mit ausführlichen Rezensionen über das Buch von Storch und Krauß.
Das Buch stellt die Schleusenwärter der Realität ja auch vor kaum lösbare Probleme: Die Berliner Zeitung, in der vor kurzem noch Klaus Staeck die Klimaleugner“ mit Waffenlobbyisten verglich, die „Zeit“, die zu dem Buch „Die kalte Sonne“ von Fritz Vahrenholz befand: „Er vergiftet das Klima“, das ZDF mit dem immerbereiten Klimakatastrophentremolo eines Klaus Kleber. Wie sollen sie mit dem Buch eines gestandenen Klimawissenschaftlers umgehen, der zur soliden Mitte der internationalen Wissenschafts-Community zählt? Denn auch der Zweifel an den gängigen Modellen gehört inzwischen international längst zum Mainstream. Nur in Deutschland halten Redakteure einen Berufsalarmisten wie Hans Joachim Schellnhuber vom Potsdam Institut für Klimafolgenforschung noch für repräsentativ – so, wie sie sich selbst für repräsentativ halten.
Für ein Buch zum einschlägigen Thema räumte die „Süddeutsche“ allerdings am 1. März etwas Platz auf ihrer „Wissen“-Seite frei: „Die Große Transformation“ – der brandaktuelle Bericht des Wissenschaftlichen Beirats für Globale Umweltveränderung (WGBU) von 2011 als Comic. In der Hauptrolle als Fünf-Sekunden-vor-Zwölf-Weltretter können die Leser den WGBU-Vorsitzenden Hans Joachim Schellnhuber bewundern, der als Superhero über „Leitplanken“ referiert, für die wir „die Weichen stellen“ müssen. Dazu gibt es ein sehr schön gezeichnetes Titanic-Eisberg-Bild. Als Herausgeber des hilfreichen Comic zeichnet der WGBU verantwortlich.
Um seine Verbreitung in der deutschen Medienwelt muss uns nicht bange sein. Bei ihr hatte die Große Transformation nämlich - von ein paar Ausnahmen abgesehen - schon vollen Erfolg.