Als mündiger Medienkonsument kann man sich an die Lehre erinnern, dass es sich bei den Inhalten, die uns erreichen, um Partialansichten handelt. Ausgewogen ist es, wenn eine Ansicht vom gegensätzlichen Standpunkt mitgeliefert wird. Doch da sind wir schon auf eine Illusion einer Prämisse hereingefallen, wir sollten uns lieber damit abfinden, dass uns keine Aussagen aus einer bestimmten Perspektive bezüglich eines Gegenstandes gegeben werden, keine Interpretationen der Realität, sondern lediglich Texte, die nur etwas über den Verfasser selbst mitteilen können. Margot Käßmann „sagt“ nichts über die Vorteile des Betens mit Taliban gegenüber einer Bekämpfung mit Kriegstechnik, auch nicht aus einer bestimmten Sichtweise, sie sagt damit allein etwas über sich.
Die homosexuellen Aktivisten, die Polemiken gegen den Papstbesuch verfassen, sagen nichts über eine schwulenfeindliche Haltung des Papstes, sie sagen auch nichts darüber, was sie denken, was der Papst meint und will und würde, wenn er könnte.
Wer ist der Papst? Eine Vaterfigur, ein Stellvertreter. Muss man sich wundern, wieso sich Schwule am Papst reiben wollen? Er ist der Ersatz des Vaters, und er besucht die anderen. Der veröffentliche Hass auf den Papst ist eine Replik auf entzogene Liebe oder das völlige Fehlen der männlichen Identifikationsfigur. Aus dem Tonfall Enttäuschung und Eifersucht herauszuhören, dürfe nicht hineininterpretiert sein.