“Diejenigen, die Freiheit und Toleranz für sich reklamieren, müssen eben diese Wertvorstellungen offensiv verteidigen und selbst vorleben – und zwar gegenüber anders denkenden Menschen, mindestens aber genauso entschieden gegenüber politischen Akteuren, die zu offener Intoleranz aufrufen oder aber zugunsten einer vermeintlichen gesellschaftlichen Stabilität Freiheitsrechte einzuschränken bereit sind.” Hier liegt doch die ganze Crux der gegenwärtigen Debatte. Stehen wir denn selbst alle wirklich hinter diesen Wertvorstellungen oder definiert die nicht jeder für sich selbst ein wenig anders? Das Beispiel mit dem Mini-Rock ist doch exzellent. Wer hier herkommt, muss akzeptieren, dass Frauen ohne religiöse Kleidung kein Freiwild sind (wie es in einigen Bürgerkriegsgegenden in Syrien und im Irak der Fall ist). Jemand, der noch archaische Ansichten bezüglich der Geschlecherverhältnisse pflegt, erhält dann aber auf sonderbare Weise Unterstützung von der Fraktion, die bei Vergewaltigungen mit dem verharmlosenden Satz “Sie hätte sich eben nicht so aufreizend kleiden sollen” kommen oder die sich das “Eva-Prinzip” auf die Fahne schreiben. Denn die, die am lautesten nach deutscher Leitkultur schreien, haben komischerweise auch große Probleme mit den 68ern, dem “Gender-Terror” oder der Homo-Ehe und sägen damit den eigenen kulturellen Ast ab, auf dem sie sitzen. Gleiches gilt für die oftmals geäußerte Kritik am westlichen Hedonismus, an antiautoritärer Erziehung und der angeblichen Gebärunfreudigkeit europäischer Frauen. Hier scheint sehr viel Skepsis gegenüber zu viel Freiheit und Fortschritt vorzuherrschen. Wie sollen wir eigentlich unseren Lebensstil verteidigen, wenn Autoren wie Eva Hermann argumentativ in die gleiche Kerbe hauen wie Islamisten? Wie sollen wir Zuwanderer von der Richtigkeit unseres Lebensstils überzeugen, wenn den hier selbst viele problematisch finden? Die westliche Kultur scheint hier schizophren zu sein. Das sieht man auch am Thema Meinungsfreiheit. Wenn es um Mohammed-Karikaturen geht, setzt sich der eine für Meinungsfreiheit ein, während es andere provozierend finden. Möglicherweise wenden sich diese Fronten dann, wenn es um holocaustleugnende Islamisten geht. Andere würden wiederum beides gerne verbieten, andere dulden es. Stehen wir wirklich ehrlich und konsequent immer und jederzeit für Meinungsfreiheit ein? Ich bezweifle das. Ich lese hier auch öfters etwas über die “Abscheu gegenüber den eigenen Landsleuten”. Aber was sind denn dann die meisten Artikel oder Kommentare hier erst? Dort regt man sich regelmäßig über die blöden Deutschen auf, weil sie alle Gutmenschen sind und nicht mehrheitlich die hier präferierte Partei wählen. Man denkt sogar über das Auswandern nach, obwohl Deutschland nach den hiesigen Kriterien locker als “sicheres Herkunftsland” durchgeht. Ist das nicht auch “Deutschenhass”? Von diesem Niveau sollte man schleunigst wegkommen, denn es sollte offensichtlich sein, dass nicht jeder Deutsche jeden anderen Deutschen automatisch mag. Zur Meinungsfreiheit gehört es auch, zu dulden, dass es auch Grünen-Wähler gibt und dass ein Großteil der Deutschen der Atomenergie oder TTIP skeptisch gegenübersteht.
Die Gleichsetzung von Miniröcken und Kopftüchern stimmt nicht. Miniröcke sind manchmal hübsch anzusehen, manchmal geschmacklos, aber sie sind nicht Ausdruck einer wie auch immer gearteten Ideologie, die in einem „heiligen“ Buch niedergelegt wäre. Das ist aber das Kopftuch. Es signalisiert die Abgrenzung gegenüber den „Ungläubigen“, die ich durchaus als fast aggressiv empfinde. Und daß es etwas bedeutet, sagt ja sogar das unsägliche Kopftuchurteil des BVG im Hinblick auf Lehrerinnen, wo ihnen attestiert wurde, daß es zu ihrer Religionsfreiheit gehöre. Ein vergleichbarer Fall, wo eine Lehrerin halbnackt (um den Minirock auf die Spitze zu treiben) im Unterricht erscheint, und im Falle einer Abmahnung vor das Verfassungsgericht zieht, um ihre „Sexualreligion“ auch in der Schule frei ausleben zu dürfen, ist schlecht vorstellbar.
Herr Heitmann, ich stimme Ihnen (nur) darin zu, dass wir uns jetzt nicht von der Politik gegeneinander ausspielen lassen dürfen, denn dass macht diese schon seit einiger Zeit. Ansonsten bitte merken: Islam (Unterwerfung) kann (wenn überhaupt) nur “integriert” (bzw. im Griff gehalten werden) werden, solange er sich in einer entspr. Minderheit befindet. Bitte bedenken Sie, in der gesamten arabischen u. islamischen Welt hat so etwas wie Aufklärung noch nicht stattgefunden. Zeitgeschichtlich gesehen, befindet sich die Bevölkerung dort in einer Periode, die mit den Verhältnissen eines Europas des 17. Jahrhunderts vergleichbar ist. Wenn das, was Sie hier schreiben geschehen soll, müsste also nicht nur eine entspr. “Reformation” binnen kürzester Zeit nachgeholt werden, sondern dann auch einige Inhalte des Korans schnellstens auf den Prüfstand kommen. Alles andere ist leider frommes Wunschdenken u. würde nur bedeuten, dass wir im Namen der Freiheit letztendlich Unfreiheit (wozu auch Verschleierung zählt) akzeptieren bzw. uns nicht mehr darüber aufregen sollten. Da bleibt ein zu bitterer Beigeschmack zurück.
“Muslime müssen Miniröcke nicht gut finden. Aber sie müssen sie aushalten” Und was ist, wenn sie das nicht tun? Selten naiver Text, der eine ideale Welt beschreibt. Natürlich ist eine gedachte Welt immer besser als die wirkliche. Soll Hr. Heitmann seine ideale Welt suchen, ich lebe in der wirklichen. Und da ist nicht zu erkennen, wie ein friedliches Zusammenleben mit Moslems möglich sein soll.
Miniröcke und kurze Tops sind Ausdruck unserer unserer freien westlichen Lebensweise. Manchmal muss ich mit dem Kopfschütteln, wie Eltern ihr Kinder auf die Strasse laufen lassen. Aber gut, es ist Teil unserer Gesellschaft. Schleier und Kopftücher stehen für Untderdrückung, Ausgrenzung, Unfreiheit und gesellschaftlichen Rückschritt. Ganz entschieden NEIN - das dürfen wir nicht tolerieren.
Sie schreiben:” Wertvorstellungen offensiv verteidigen”. Da hätte ich gern mal ein Beispiel gelesen. Ich meine,dass wir unsere Wertvorstellungen nur verteidigen können, in dem wir diese von den anerkannten Asylbewerbern uneingeschränkt ,ohne wenn und aber, einfordern. Wie der Wert der Familie im Moment bei uns gesehen wird, ist absolut nicht kompatibel mit den Vorstellungen der meisten muslimischen Flüchtlinge. Ansonsten wird es ganz schnell gehen,dass sich unsere Wertvorstellungen nur noch auf dem Papier befinden.
Hat der Westen denn keine höheren Werte zu verteidigen als laszive Kleidung, Homosexualität und Feminismus? Dafür lohnt es sich nicht, zu kämpfen.
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