Naja, Sie haben einige sicher zutreffende Punkte vorgebracht, Frau Chesler, aber ich frage mich umgekehrt natürlich auch, welches Gehalt sie so einem persönlichen Assistenten, der sich für Sie die Wochenenden um die Ohren schlagen soll, eigentlich zu zahlen bereit sind. Für mich liest es sich tatsächlich so, dass Sie es, wie viele der älteren Semester gerade aus dem akademischen Betrieb, gewohnt sind, ihre Mitarbeiter als ihre persönliche Verfügungsmasse anzusehen. Der Begriff der „Leibeigenschaft“ passt da doch ganz gut. Und das ist im übrigen keineswegs eine neue Entwicklung. — Rein anekdotisch: vor Jahrzehnten musste mein Vater als Meister mal die Übergriffigkeit des Leiters einer bekannten wissenschaftlichen Einrichtung abwehren, der die Mechaniker-Lehrlinge bei sich zuhause während der Arbeitszeit Renovierungsarbeiten durchführen lassen wollte. Da bestehen keine Hemmungen. — Und falls irgendwer über mich Schneeflocke meckern will: ich habe mir wegen dieser Übergriffigkeiten vor zwei Jahrzehnten bereits meinen eigenen Arbeitsplatz geschaffen, bei dem es solche Verhältnisse in keiner der beiden Richtungen gibt.
Man sollte auch erwähnen, dass Generation „Schneeflocke“ zu dem, was sie ist, sozialisiert wurde. Die Schulen und Hochschulen, aber auch die Eltern haben ihren Teil dazu getan. Nur, damit die Verantwortlichkeiten nicht untergehen. Im Übrigen ist bekannt, wann die Sozialisierung abgeschlossen und dass sie nur sehr schwer zu korrigieren ist.
Zitat: “Was in Gottes Namen hat es mit dieser mädchenhaften Zerbrechlichkeit auf sich?” ++ Aus meiner persönlichen, empirischen Erfahrung, kann ich bezeugen: diese Menschen sind unsicher (geworden, erzogen), weil deren ganzes Leben von lauter Lügen begleitet werden. Auch beteiligen sich diese Menschen an diesem Spiel mit den Lügen. Sie haben keine Menschen in ihrer Umgebung, die ihnen festen Halt geben. Auch wissen sie gar nicht, wie man das hinbekommt. Sie wechseln den Partner teilweise wie andere ein schmutziges Hemd. Verrat ist gang und gäbe. Sie treffen auf Menschen, deren Worte keine Bedeutung haben. Leere Versprechen, Hedonismus, Beliebigkeit, Oberflächlichkeit. Und anstatt daraus zu lernen, beteiligen sie sich an diesem unmenschlichen, verletzendem Spiel, teilweise aus Überzeugung. ++ Das war vor einigen Jahren schon so. Mittlerweile dürfte es schlimmer geworden sein. ++ Da die Autorin Gott erwähnt, sollte man ihn fragen, denn er erklärt das in ausgezeichneter Weise, geradezu vorbildlich, in der Bibel. Oswald Spengler kann das sicherlich nicht (@Robert Schleif). Das ist ein gewaltiger Trugschluss. Kein Buch auf dieser Welt versteht mehr vom und über den Menschen, als sein Schöpfer. Und eins ist nicht überzeugend zu leugnen: diese Generation Z ist gottlos, genauso wie Spengler, der sich von falschen Propheten leiten liess. Das bedeutet, sie verstehen den Gegenüber nicht und lassen ihm nicht den nötigen Respekt zukommen. Auch hat diese Generation Z keinen echten Sinn im Leben. Hauptsache das eigene Leben geniessen. Der Nächste ist ihnen nicht so wichtig. Der Egoismus agiert, in seiner unschönen Art. Vergeben können? Nicht mit der Generation Z. Das ist keine Verallgemeinerung, aber eine starke Tendenz. Leider. Den Splitter im Auge des Gegenübers erkennen, aber den eigenen riesisgen Balken übersehen.
Liebe Frau Chesler. Psychisch nicht belastbar sind ja nicht nur die jungen Leute der Generation Z. Auch bei deren Elterngeneration und Großelterngeneration habe ich solche Anzeichen gefunden. Die kamen plötzlich in eine Sinnkrise, wenn sie nach meiner Kündigung so einen Trottel, der freiwillig unbezahlte Überstunden macht, nicht wieder finden konnten. Das widersprach vollständig ihrem Weltbild, weil sie immer dachten, ich wäre von ihnen abhängig. Die plötzliche Erkenntnis, dass es umgekehrt war, hat sie nahezu in die Verzweiflung getrieben. Dabei muss man wissen, dass ich niemals für Leute gearbeitet habe, die meiner Generation oder meiner Elterngeneration angehörten, sondern immer der “Zwischengeneration”. Sie waren also am Anfang meines Arbeitslebens immer zehn bis fünfzehn Jahre älter. Als die dann weitgehend aus der Wirtschaft ausgestiegen waren, gab es ein bis zwei Jahre, wo mich gar niemand mehr beschäftigen wollte. Später habe ich dann für solche Leute gearbeitet, die fünf bis fünfzehn Jahre jünger waren. Irgendwie hatte meine Generation in der Zeit keine Führungspositionen, die waren immer nur Sklaven. In den letzten Jahren habe ich für den wirtschaftlichen Erfolg von kleinen innovativen Firmen/Startups gearbeitet, bis die alle unter die Knute irgendwelcher global oder US-dominierten Fonds geraten waren. Dann wurde es wieder unerträglich. Es ist immer das gleiche Spiel. Und wenn ich zurück schaue, war alle, was ich mit Begeisterung gearbeitet habe, letzten Endes für die amerikanische Katz. In Preußen würde man sagen, für den alten Fritz. Alles wurde in der letzten Phase beschmutzt, sinnlos, moralisch nicht mehr vertretbar. Und es gab immer wieder Leute, die fast in Depression verfallen sind, weil ich ihren Zirkus nicht mehr mitgespielt habe. Das hat mit Werten oder Fähigkeiten nichts zu tun. Das ist einfach die Entfremdung zwischen Generationen, die miteinander nicht verwandt sind. Die haben nichts Gemeinsames, auch wenn man es ihnen einreden will.
Die Prinzessinnen & Erbsen-Theorie: Wir kennen das Klischee der verwöhnten, dekadenten, degenerierten Adelskinder & Großbürgerkinder. Die klassische Erziehung in adeligen & großbürgerlichen Häusern war normalerweise sehr streng. Schon als Kleinkind wurde man zur Verantwortung hin erzogen. Die Lehrpläne der Fürstenhäuser waren kein Zuckerschlecken. Hanno Buddenbrook musste ordentlich schuften, um dem gestrengen Herrn Papa gerecht zu werden. Dennoch gab es zu allen historischen Zeiten verwöhnte, dekadente, degenerierte Gören. Die allermeisten konnten es sich aber nicht leisten die Prinzessin auf der Erbse zu spielen. Eine gebürtige Prinzessin am aller wenigsten! Die westliche Wohlstandsgesellschaft hat mehrere Generationen hervor gebracht, denen jener Wohlstand in die Wiege gelegt wurde, welcher für frühere Generationen noch ein unerhörter Luxus war. Zur selben Zeit fielen die strengen Maßstäbe der Erziehung. Das Kind mit seinen Bedürfnissen rückte in den Mittelpunkt. Den neuen Generationen wurde immer weniger vermittelt, dass der Wohlstand erarbeitet werden muss. So entstand die Wohlstandsverwahrlosung, eine Verzerrung der Wahrnehmung, die mentale Trennung von Wohlstand und der damit einher gehenden Verantwortung. So erfüllte sich das alte Klischee der verwöhnten reichen Gör quer durch die gesamte gehobene Mittelschicht. Schon die Zeichentrickfilme für Kinder zeigen Dreikäsehochs mit Superkräften, die jeden Tag vor dem Haferflockenfrühstück die Welt retten; ganz wie Super-Greta! Jeder ist eine Prinzessin! In früheren Zeiten hieß es: “Kinder muss man sehen aber nicht hören!” Heute bestimmen die Kinder die Konversation am Familientisch und alle plappern in einer Babysprache. Ein gewaltiger Heer weiblicher & männlicher Prinzessinnen ergriff die Macht und jede Prinzessin Schneeflöckchen zählt ihre Erbsen: Wehwehchen Erbsen, grüne Erbsen, gender-Erbsen, sozi-rosa Erbsen, nazi-Erbsen, woke Erbsen…
Die Autorin beschreibt meinen Frust der letzten Jahre. Kaum Bewerber, die Hälfte sagt ab und übrig bleibt das „Rest vom Schützenfest“. Einen haben wir nicht genommen weil er nur maximal 20 Stunden/Woche arbeiten wollte. Aktuell ein Hochschulabsolvent mit sehr deutlicher (Recht-)Schreibschwäche. Kann ohne ein KI-Programm keinen lesbaren Text abgeben. Legt aber Wert auf unsinnigsten Gender-Wortgebilde und benutzt zwei (!) Genderschreibleitfäden. Geistige Ur-Produktion von Texten seinerseits kaum möglich. Nach intensiver Arbeit wegen einer Terminabgabe hat der junge Mann sich zwei (!) Wochen krank schreiben lassen. Oder er erscheint wegen eines positiven Corona-Test nicht im Büro. Der andere kräftige junge Mann kann maximal im Schneckentempo arbeiten. - Das Arbeiten macht keinen Spaß mehr mit denen, die nicht wissen wie man arbeitet.
Es ist alles verloren, nur gelingt es aktuell noch den Verursachern des Dilemmas, das in weiten Teilen der Gesellschft schönzureden. Und die sind geradezu glaubenssüchtig, wie Lemminge lassen sie sich von sich prostiturierenden Marketingfiguren immer wieder beruhigen und belügen, daß sie noch nicht am Rand der Klippe stehen würden.
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