Die Pfiffe gegen die türkischstämmigen deutschen Fußballnationalspieler Gündogan und Özil, live in jedes Wohnzimmer übertragen, wirken auch wie ein Angriff auf die Schweigespirale des "Politisch Korrekten" und haben Bedeutung weit über den Fußball hinaus. Die Pfiffe zeigen an, aus Latenz wurde Präsenz, aus gefühltem Unmut wurde artikulierter Protest. So was kann zum Selbstläufer werden – alle Revolutionen beginnen so – und auch diejenigen anspornen, die sich bislang nicht trauten den Mund aufzumachen und vom Charakter eher Mitläufer sind. Allmählich der Sicherheit der Masse beraubt, suchen sie sich neue Orientierungspunkte, was gleichzeitig bewirkt, dass dem Mainstream nicht mehr vertraut werden kann, er ist möglicherweise keiner mehr.
Nun bin ich ja kein Fußballfan, habe die Spiele der Nationalelf gegen Österreich oder Saudi-Arabien auch nicht gesehen, nur im Radio ein paar Ausschnitte mitbekommen. Doch das Pfeifen war deutlich, auch die Kommentatoren mussten darauf eingehen und erklären. Eine gewisse Hilflosigkeit war ihnen anzumerken. Das Treffen mit Erdoğan wäre eine Dummheit gewesen, und die Spieler hätten sich ja zu den Werten unserer Gesellschaft bekannt, doch vor allem hätten sie die Wirkung ihres Handelns unterschätzt. Nichts an die diesen Erklärungen ist falsch, nichts an diesen Erklärungen ist richtig, sie wirken hilflos in der Beschreibung von etwas, was sie nicht begreifen: den Stimmungswandel. Wie genau dieser aussehen wird, ist momentan noch nicht ersichtlich, es überwiegt derzeit noch der Unmut, über das was ist. Pfiffe zeigen Fehler an, das was falsch läuft, eine Unzufriedenheit – mehr nicht.
Allerdings wirken die Pfiffe auf mich nicht wie das Pfeifen eines Ventils, dass den Überdruck im Kessel reguliert und dafür sorgt, dass dieser uns nicht um die Ohren fliegt, nein, dieses Pfeifen ist unkontrolliert, eher wie ein Riss in der Staumauer. Ein Tabu wurde gebrochen, das Diktat der Politischen Korrektheit wurde hinweggefegt. Die hilflosen Erklärungsversuche der Kommentatoren und Moderatoren in TV und Radio zeigen auf, was sie sich noch nicht zu denken getrauen und dass ein Dammbruch in der Gesellschaft bevor steht. Und der hat überhaupt nichts mit Fußball zu tun, hier zeigen sich nur die ersten Risse. Jedenfalls für diejenigen Mitläufer und Opportunisten, die diese Risse in der Gesellschaft bislang nicht sehen wollten. Nun wurden sie auf ihren Sofas damit konfrontiert, die Pfiffe waren nicht zu überhören.
Zuletzt von Quentin Quenchererschienen: »Mein Ausreiseantrag«.

Merkel hat "Die Mannschaft" vorausschauend vor der WM in ihrem Trainingslager in Südtirol besucht. Mit zukünftigen Losern wird es keine reputationsfördernden Bilder nach der WM geben.
Ein Nachrichtenagentur : Der Spiegel meint es wäre Rassismus. Es gehe nicht um Sport! Eigentlich ist da jeder Kommentar überflüssig.
Hatte Herr Bierhoff, auf das Fehlverhalten seiner Nationalspieler eingehend, nicht gesagt: "man müsse berücksichtigen, wie der Türke tickt" . Der DFB hat offensichtlich genauso wie der politisch-mediale Komplex jede Bodenhaftung verloren und die kognitive Kompetenz von Herrn Bierhoff sollte nicht allzu sehr herausgefordert werden. Der Riss in der Mannschaft ist mit Händen zu greifen, das Turnierende wird früh kommen.
Das scheint mir nicht einmal ein "Ventil" zu sein. Wer da pfeift, traut sich deshalb, weil er weiß, dass er den Mainstream auf seiner Seite hat: Erdogan "geht gar nicht" und Steinmeier ist "unser" Präsident. Ich hab schon vor Jahren gesagt: Am Schluss, wenn alles andere erledigt ist, läuft es auf einen Konflikt zu zwischen den politischen Moslems und der sozialdemokratischen Parteienfamilie (die ja inzwischen Teile der CDU einschließt). Und es besteht die große Gefahr, dass die Sozialdemokraten dieses letzte Gefecht gewinnen und sich ihrer muslimischen Kampfgenossen entledigen - und damit ist dann auch das letzte Recht auf Opposition abgeschafft.
Obwohl kein großer Fußballfan waren in der Vergangeheit Fußball-Weltmeisterschaften immer "Pflicht". Nach den Bilder mit Erdogan habe ich für mich entschieden, diesmal spielt keine deutsche Mannschaft mit. Vor dem Fernseher sitzen um der "getürkten" deutschen Mannschaft zu zujubeln kommt nicht in Frage. Umsomehr freut es mich, dass die eingefleischten Fußballfans den beiden "Türken" die Grenzen der Toleranz aufgezeigt haben. Agnes Desse
Die Herren Gündogan und Özil hat niemand gezwungen, sich mit Herrn Erdogan ablichten zu lassen. Ich habe meinen Wehrdienst bei der Bundeswehr abgeleistet. Ich habe das Recht (Redefreiheit), zu äußern, daß ich nicht neben Herrn Gündogan und Özil im Schützengraben liegen möchte.
Offenbar gibt es doch so etwas wie Nationalstolz in der BRD. Zumindest gibt es einige Fußballfans, die Nationalstolz haben und sich diesen auch nicht ausreden lassen wollen von naiven Schreiberlingen. Diese Fans akzeptieren die Beschwichtigungen offenbar nicht; diese Fans werten die Aktion, die Tat in London, und nicht den Schwall der Worte, die die Tat entkräften soll. Offenbar wundern sie sich, wie schnell nach der Londoner Audienz eine zweite Audienz beim eigentlichen Präsidenten organisiert wurde. Ich bin auch Fußballfan und ich denke, ich verstehe die Pfeifer. Sie äußern erstens ihre Empörung und zweitens ihre Forderung, daß Özil und gündogan aus der deutschen Mannschaft entfernt werden sollten. Denn Fußballfans wie ich sind einfach gestrickt: Kampf, Ehrlichkeit, Hingabe. Vor allem die Hingabe, dieses herrliche Wort, das wir fast vergessen und nur für unsere Frauen reserviert haben, ist uns der wichtigste Wert. Bei einem Thomas Müller steht Hingabe außerhalb jedes vernünftigen Zweifels, denn Thomas verkörpert sie geradezu. Mesut Özil ist hier das genaue Gegenteil. Und wenn Mesut dann noch den falschen Präsidenten hofiert, dann ist dies eben der letzte Tropfen, der das Fass zum Überlaufen bringt. Ich bin mir sicher, daß weiter gepfiffen wird und das eine Mehrzahl keinen Mesut Özil in der Nationalmannschaft sehen will. Bei Gündogan mag das etwas anders sein, weil er sich besser artikulieren kann, weil er ein starker Zweikämpfer ist und weil er den Dortmund-Bonus hat. Mir ist die Vorfreude auf Rußland 2018 verleidet: ein vermeintliches Bekenntnis zu Erdogan und verlogene Beschwichtigungen dämpfen meine Freude am Fußball. Ich will Hingabe, keine Kommuniqueés!