Ich wäre Ihnen dankbar, wenn sie Katharina von Siena NICHT mit einer gehypten Demagogin im Teeniealter und Kind Profit- und machtgieriger Eltern und Klimapolitkombos vergleichen würden. Danke.
Die wirkliche Bedrohung, und das Ende der Ritter, kam durch das Erstarken der Städte auf. Bürger, die sich bewaffneten, ihren Schutz selbst in die Hand nahmen, anstatt an Ritter oder Fürsten Schutzgeld zu zahlen, und als Bewaffnung eben das nahmen, was am wenigsten Übung erforderlich machte: Fernwaffen wie die Armbrust, und dann natürlich die frühen Feuerwaffen. Damals natürlich noch ein Witz, was Reichweite und Genauigkeit anbelangte, ganz zu schweigen davon, dass auch die frühen Feuerwaffen einen derartigen Pulverdampf verursachten, dass Schützen schlicht die Sicht versperrt wurde—aber immerhin, Pferde wurden durch den Krach scheu gemacht, und unterstützende Spießträger konnten feindliche Reiterei auf Abstand halten (solange sie die Nerven behielten). Die Mär, Ritter hätten sich ohne Hilfe kaum bewegen können, hält sich hartnäckig, wird dadurch aber nicht richtig. Man muss bedenken, dass Ritter ihre Ausbildung mit dem sechsten Lebensjahr begannen, ab dem 12. ihre erste Rüstung erhielten (davor hatte sich gezeigt, dass das Skelett das Gewicht nicht vertrug), um dann mit 18 oder 20 “fertig” zu sein (längst nicht jeder ließ sich aber zum Ritter schlagen, da das mit zusätzlichen, erheblichen Kosten verbunden war). Ganz mal davon abgesehen waren Harnische der Art, wie man sie vor Augen hat, sog. Tournierharnische, so teuer, dass nur die Wenigsten sich solche Rüstungen überhaupt leisten konnten—und solche, fast den ganzen Körper umschließende, Harnische wurden, wie der Name schon sagt, für Turniere, nicht fürs Gefecht verwendet. Beschleunigt wurde der Untergang der Ritter noch durch Adelige, die nach günstigeren Alternativen suchten. Das Fußvolk, lange verschmäht, wurde, nicht zuletzt dank der städtischen Entwicklung, ein Machtfaktor (die Schweizer spielten dabei eine gewisse Rolle), und auch nicht-ritterliche Reiterei emanzipierte sich. Finanzen waren auch problematisch. Viele Ritter waren ständig pleite, Ausrüstung kostete sehr viel Geld…
@Romana B.: Manchmal wird man eben zur Geisel der eigene Ignoranz - ist mir auch schon patziert. Der Historien-Roman von Barbara Tuchman ist ein tolles Werk, ich habe es mehrmals gelesen. Itzt, in Zeiten von Müßiggang ganz ohne Laster ziehe ich es noch einmal aus dem Regal. Es zeigt so schön, wie Hochnäsigkeit gallischer Zinken Geschichte wirken kann - die Engländer hingegen wollten einfach nur siegen, war denen wurscht, wie und warum. Wie man die Geißel* des gegenwärtigen Jahrhunderts los wird, ist mir auch egal, Hauptsache, sie ist weg. *Wahlweise Corona oder Islam oder beides - die coronische Wende vs. die koranische, on verra.
Epochen sind hermeneutisch und insofern nicht miteinander vergleichenbar (siehe Bettler) - das hat schon Gadamer gesagt “METHODE UND WAHRHEIT” - von daher ist das alles sinnlos um nicht zusagen Blödsinn. Noch im Jahre 1940 lebten die Menschen in bestimmten Gegenden Spaniens oder Italien wie vor 250 Jahren und sie dachten auch noch so wie vor 250 Jahren. Trotzdem frohe Ostern
Ein Punkt, den das 14. Jahrhundert brachte, war der Aufstieg des Nationalstaates. In England und Frankreich (auch durch den Hundertjährigen Krieg), später in Spanien und Portugal, dann in den Niederlande, Schweden Dänemark. Staaten, die diesen Sprung zum Nationalstaat nicht schafften wie Deutschland, Italien, Polen wurden schwächer und konnten sich gegen die aufstrebenden Nationalstaaten immer weniger wehren und stiegen ab. Viele dieser Nationalstaaten waren dann auch am Beginn der Neuzeit außerhalb Europas erfolgreich.
Noch entscheidender ist wohl das Wirken von Yersinia pestis ab 541 n. Chr., als die sog. Justinianische Pest – infolge eines nicht anthropogenen Klimawandels – fast ganz Europa und das Mittelmeergebiet lange Zeit heimsuchte und die Restauratio imperii zunichte machte. Über die Hälfte der oströmischen Bevölkerung soll dahingerafft worden sein, so dass das Reich so geschwächt war, dass es erst gegen die ebenfalls von der Pest geschwächten Sassaniden aufgerieben wurde und dann vollkommen geschwächt, wie die Sassaniden, die Expansion eines anderen Gegners nicht mehr unterbinden konnte. Und während ein Erzengel auf der Engelsburg als Zeichen des Sieges über die Pest sein Schwert in die Scheide steckt, soll ein anderer Erzengel den anderen Gegner mit einer Lehre unterrichtet haben, die anfänglich für den damaligen Papst in Rom und die Theologen in Byzanz nicht besonders fremd gewesen sein dürfte. Übrigens unterhielt Byzanz damals einen schwunghaften Handel mit China (Heimat von Yersinia pestis) und Indien (Heimat von Rattus rattus). Klimawandel und Globalisierung machen halt die einen zu Siegern und die anderen zu Verlierern!
Ich schätze das Buch sehr und habe es dreimal gelesen. Deshalb bin ich mit Ihrem Beitrag überhaupt nicht konform. Die Menschen des 14. Jahrhunderts hätten uns in unserer Alltagskleidung garantiert nicht für Bettler gehalten. Oder glauben Sie, Bettler im 14. Jhdt. hatten warme Stiefel und Mäntel im Winter? Sie betrachten nur die Feudalschicht und deren Luxus. Aber den gab es schon nicht bei einem einfachen Handwerksmeister in der Stadt. Wer was tragen durfte, war streng reguliert, für den 3. Stand herrschte strenge Kleiderordnung. Der einzige Unterschied zwischen einer Meistergattin aus dem Mittelalter und einer heutigen Durchschnittsfrau war langer Rock vs. Hose. Erneuerung durch Johanna von Orleans? Nein, die Erneuerung kam im 15. Jahrhundert durch die Erfindung Gutenbergs. Auch wenn das jetzt kleinlich klingt, aber von Autoren der Achse erwarte ich, dass sie den Unterschied zwischen Geißel und Geisel kennen.
Liebe Frau Lengsfeld, das ist für mich als ehemalige Geschichtslehrerin ein hochinteressanter und spannender Artikel ! Ich frage mich jetzt nur aus welcher “unerwarteten Ecke” die Erneuerung unseres Jahrhunderts kommen wird. Wird es der Osten Europas sein ? Schöne Ostern noch.
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