Thilo Sarrazin / 16.06.2016 / 06:28 / Foto: Leonard Bentley / 16 / Seite ausdrucken

Neues altes Wunschdenken: Intelligenz darf nicht erblich sein

Nach der Veröffentlichung von "Deutschland schafft sich ab" (2010) hatte es zu den größten Aufregern gehört, dass ich Ergebnisse der Intelligenzforschung zitierte, wonach Unterschiede der bei Tests gemessenen Intelligenzleistung zu 50 bis 80 Prozent erblich sind. Zwei renommierte Intelligenzforscher kamen wenige Tage nach dem Erscheinen des Buches in einem FAZ-Artikel zu dem Schluss, dass ich die wissenschaftliche Literatur richtig verstanden und zutreffend zitiert hätte. Wörtlich schrieben sie: "Die von Sarrazin angegebenen Zahlen, die sich auf die Bedeutung der Genetik für Intelligenzunterschiede beziehen, sind korrekt."[1]  Das interessierte aber niemanden, die Aufregung ging weiter.

Anderthalb Jahre später widmete Dieter E. Zimmer der Frage "Ist Intelligenz erblich?" ein ganzes Buch und zog das Fazit: "Es ist so robust erwiesen, wie etwas in den Naturwissenschaften überhaupt etwas erwiesen sein kann, dass die Unterschiede in der von IQ-Tests gemessenen Intelligenz bei Erwachsenen zu mindestens 60 bis 75 Prozent, bei Kindern zu 40 Prozent auf Unterschiede im Genotyp zurückgehen ... Was die Gene vorherbestimmen, ist kein fester IQ-Wert, sondern ein Potential, aus und mit der Umwelt zu lernen, wie man analytisch denkt. ... Lernen und Trainieren erhöhen die Intelligenz, aber nur in Grenzen."[2]  Zimmers Buch fand nur eine lauwarme Aufnahme. Widersprüche zu seinen Schlussfolgerungen in der politischen Publizistik oder in den Feuilletons habe ich damals nicht registriert.

Der Grund für den publizistischen und politischen Zorn auf mich war mir natürlich klar: Ich hatte in Frage gestellt, dass der Mensch beliebig formbar ist und im Wesentlichen durch seine Umwelt bestimmt wird. Damit hatte ich ein zentrales Tabu des herrschenden Zeitgeistes verletzt und wurde entsprechend abgestraft. Was Wissenschaftler folgenlos schreiben durften, durfte eine ehemaliger Politiker wie ich noch lange nicht öffentlich sagen. 2014 widmete ich dieser Frage in "Der neue Tugendterror" erneut längere Passagen. Diesmal zogen es die Medien vor, das Thema zu beschweigen. Bei der Konzeption und Abfassung von "Wunschdenken" plante ich, eine erneute Intelligenzdebatte zu vermeiden. Alles aus meiner Sicht Notwendige war dazu gesagt, und dabei sollte es auch bleiben.

Die kognitive Kompetenz speist sich aus vielen Quellen

In "Wunschdenken" behandele ich unter anderem die Quellen wirtschaftlichen Wohlstands. Dabei ist die Erkenntnis zentral, dass das menschliche Wissen, die Summe der kognitiven Kompetenzen, die vornehmliche Wohlstandquelle ist. Daraus ergibt sich die große Bedeutung eines leistungsfähigen Bildungssystems. Unterschiede im Wissenskapital erklären weitestgehend die Wohlstandsunterschiede zwischen Staaten und Gesellschaften. Das ist eine gesicherte Erkenntnis der Bildungsforschung. Ebenso gesichert ist, dass sich die kognitiven Kompetenzen aus vielen Quellen speisen, dem Bildungssystem, der familiären Herkunft, der Sozialisation in einer bestimmten Kultur, aber natürlich auch dem angeborenen individuellen Potential. Politisch kann man also eine Menge tun, und das muss man auch.

Kein Weg führt aber daran vorbei, dass das Gefälle der kognitiven Kompetenzen international sehr groß ist, dass Einwanderer mit ihrer Herkunftskultur grundsätzlich auch ihre kognitiven Kompetenzen mitbringen und diese weitgehend an ihre Kinder weitergeben. Was das bedeutet und was daraus folgt, führe ich auf vielen Seiten aus.

Ich fand es dann etwas überraschend, dass die Fragen der FAS in einem Interview zu "Wunschdenken" vornehmlich dem Versuch dienten, mich einseitig auf genetische Aussagen festzulegen. Der Versuch war nicht erfolgreich, ich blieb dabei, die Wirklichkeit so differenziert zu beschreiben, wie sie ist.[3]  Eine Woche später schob mir der Molekularbiologe Karl-Friedrich Fischbach in einem FAS-Artikel  das unsinnige und falsche Zitat unter "Dummheit ist erblich".[4] Offenbar wollte er erneut die längst abgeschlossene  Intelligenzdebatte führen, die aber gar nicht der Gegenstand von "Wunschdenken" ist. Die "Umweltabhängigkeit der messbaren Intelligenz", die er als scheinbar neues Argument gegen mich vorbrachte, hatte ich bereits in "Deutschland schafft sich ab" diskutiert, teilweise bejaht und dazu den sogenannten Flynn-Effekt erläutert - benannt nach seinem Entdecker, dem Psychologen James R. Flynn. Dessen damals jüngstes Buch "Are We Getting Smarter?" hatte ich 2014 in "Der neue Tugendterror" zitiert.

Adoptivkinder nehmen nicht die Intelligenz der Adoptiveltern auf

Fischbach mag etwas von Genetik verstehen, die Intelligenzforschung ist definitiv nicht sein Fachgebiet. Fälschlich behauptet Fischbach, dass Adoptivkinder die Intelligenz ihrer Adoptiveltern annehmen. Für erwachsene Adoptivkinder ist das Gegenteil wahr. Ihr IQ weist keine statistisch signifikante Korrelation zum IQ ihrer Adoptiveltern auf, wohl aber zum IQ der ihnen unbekannten leiblichen Eltern. Unterschiede in der häuslichen Umgebung des Kindes produzieren keine Unterschiede bei der gemessenen Intelligenz der erwachsenen Kinder.[5]

In "Wunschdenken" lasse ich die ganze Intelligenzdebatte links liegen und arbeite stattdessen mit dem in der Bildungsforschung gebräuchlichen Begriff der "kognitiven Kompetenzen", wie er jedem Pisa-Test zugrunde liegt. Dass die kognitiven Kompetenzen, neben vielen anderen Einflussfaktoren, auch von der individuellen Intelligenz beeinflusst werden, ist richtig, tut aber nichts zur Sache. Die weltweiten Unterschiede in den kognitiven Kompetenzen können wir messen. Spekulationen über das relative Gewicht der verschiedenen Einflussgrößen, die auf die gemessenen kognitiven Kompetenzen einwirken, habe ich bewusst nicht angestellt. Sie sind für meine Argumentation auch gar nicht nötig.

Der linke Journalist und gelernte Philosoph Arno Widmann ging in seinem kritischen Eifer noch weiter als Fischbach. Seine Rezension in der Frankfurter Rundschau und der Berliner Zeitung  erhielt den Aufmacher "Thilo Sarrazin erklärt fehlende Intelligenz für vererbbar".[6]  Offenbar konnte er mit dem Begriff der kognitiven Kompetenz nichts anfangen. Er erfand für die Zwecke seiner Rezension den von mir gar nicht benutzten, völlig sinnfreien Begriff der "kognitiven Intelligenz" und verwendete ihn nicht weniger als neunmal. Gleichzeitig kritisierte er, dieser Begriff lasse "sich sinnvoll überhaupt nicht auf ganze Bevölkerungsgruppen, geschweige den in der fragwürdigen Welt der Völkerpsychologie einsetzen". 

Stimmt, das habe ich ja auch gar nicht getan. Stattdessen habe ich eine Fülle staubtrockener Statistiken zum Vergleich der in der Bildungsforschung gemessenen kognitiven Kompetenzen gebracht und diese näher erläutert. Arno Widmann hat in seiner Rezension ein von ihm selbst geschaffenes Phantom bekämpft, offenbar ohne es zu merken.

Einmal Holocaust, zweimal Hitler und zehnmal Rassismus

Mein Verlag verlangte von der Redaktionsgemeinschaft DuMont, zu der beide Zeitungen gehören, eine entsprechende Richtigstellung. Daraufhin wurde im Onlinetext der Frankfurter Rundschau "kognitive Intelligenz" kommentarlos durch "kognitive Kompetenz" ersetzt. Damit ist Widmanns Text der Sinnlosigkeit bzw. Lächerlichkeit preisgegeben, er hat seine Pointe verloren. Eine Richtigstellung oder gar Entschuldigung für Widmanns freie Erfindung erfolgte nicht. In der Online-Ausgabe der Berliner Zeitung blieb der Text dagegen bis heute unverändert.

Joachim Müller-Jung, Ressortleiter Natur und Wissenschaft bei der FAZ, fand offenbar Gefallen an Arno Widmanns Rezension. Er übernahm von ihm die freie Erfindung der "kognitiven Intelligenz" und belegte damit zugleich, dass  er "Wunschdenken"  gar nicht erst aufgeschlagen hatte. In FazNet zitierte er zustimmend Widmanns Vorwurf, dass bei Sarrazin "die gröbsten Dummheiten als differenzierte Analysen verkauft" werden und bemängelte, ich hätte "mich nicht um eine aufrichtige und sorgfältige Beschäftigung mit der Intelligenzforschung bemüht".[7] Es war ihm offenbar entgangen, dass ich das längst in früheren Werken bewerkstelligt und mich dabei innerhalb des gesicherten Wissens der Intelligenzforschung bewegt hatte, dass zudem in "Wunschdenken"  die kognitiven Kompetenzen im Mittelpunkt stehen.

Welche Motive treiben eigentlich den Ressortleiter Natur und Wissenschaft einer seriösen Zeitung wie der FAZ ? Wovor hat er Angst, wenn er zu solchen Methoden greift?

Der Dampfplauderer Jakob Augstein sank noch ein wenig tiefer. In einem kurzen Text über "Wunschdenken" kommt einmal Holocaust, zweimal Hitler und zehnmal Rassismus oder rassistisch vor. Anrüchig findet er den Begriff "kognitive Kompetenz". Fischbach zitiert er als Beweis dafür, dass Intelligenz eben doch nicht erblich sei, und verpasst die Pointe, dass es darum in Wunschdenken gar nicht geht.[8]

Da bleibt mir nur die Vermutung: Wer dem Objekt der Kritik nicht auf Augenhöhe begegnen kann oder will, ist offenbar um Argumente verlegen. Nur wenn man die Erkenntnisse der Wissenschaft durch einen quasi religiösen Glauben ersetzt, kann man an der Fiktion festhalten, Vererbung und Tradition seien weitgehend belanglos, und von daher sei es für die Zukunft der Gesellschaft gleichgültig, wer die Eltern künftiger Generationen sind und wer in welcher Zahl einwandert. Fragen der Erblichkeit umfassen keineswegs nur die Intelligenz, sondern auch andere für den Bildungserfolg wesentliche persönliche Eigenschaften. [9]

[1] Heiner Rindermann, Detlef H. Rost: Was ist dran an Sarrazins Thesen?, FAZ vom 7. September 2010

[2] Dieter E. Zimmer: Ist Intelligenz erblich?, Hamburg 2012, S. 250 f.

[3]  FAS vom 24. April 2016, S. 25

[4] Karl-Friedrich Fischbach: Warum Thilo Sarrazin die Genetik nicht versteht, FAS vom 1. Mai 2016

[5] Vgl. Steven Pinker: The Blank Slate. The Modern Denial of Human Nature, New York 2002, S. 376

[6] Arno Widmann: Buch "Wunschdenken". Thilo Sarrazin erklärt fehlende Intelligenz für vererbbar, Berliner Zeitung vom 25.4. 2016

[7] Joachim Müller Jung: Wie vermehrt man Intelligenz?

[8] Jakob Augstein: Im Zweifel links: Gerüchte über Muslime

[9] In Großbritannien wurde die Bildungsleistung von 13.300 Zwillingspaaren beim General Certificate of Secondary Education (GSCE), das im Alter von 16 Jahren abgelegt wird, untersucht. Dabei ergab sich für die gemessenen Unterschiede der Bildungsleistung eine Heritabilität von 75 %. Diese hohe Heritabilität ergibt sich, so das Ergebnis, aus vielen genetisch beeinflussten persönlichen Eigenschaften, nicht nur der Intelligenz. Vgl. Eva Krapohl u.a.: The high heritability of educational achievement reflects many genetically influencend traits, not just intelligence

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Reinhard Günzel / 17.06.2016

Herr Sarazin, alles richtig, aber der wichtigste Punkt wird immer unterschlagen, wodurch die Diskussion in eine Schieflage und das anzustrebende Ziel aus den Augen gerät: Alle in der Gesellschaft vorhandene Intelligenz bleibt nutzlos, wenn sie nicht zum Tragen kommt und den Wohlstand der Gesellschaft mehren hilft. Die optimalen irdischen Bedingungen hierfür sind in einem freiheitlich verfaßten Rechtsstaat mit Marktwirtschaft ohne staatliche Eingriffe gegeben (v. Hayek, einziger deutscher Nobelpreisträger auf dem Gebiet der Nationalökonomie). Das kompromißlose Eintreten für diese Form gesellschaftlichen Zusammenwirkens halte ich persönlich für wichtiger als den IQ der Akteure. Ich bin nach wie vor davon überzeugt, daß wir Bürger der DDR, obzwar wirtschaftlich ziemlich erfolglos, doch keinesfalls dümmer waren als jene Deutschen, denen es vergönnt war in einer freieren Gesellschaft zu leben. Und selbst wenn wir Ossis alle noch klüger und besser gebildet gewesen wären, wir wären stets der zweite Sieger der Geschichte geblieben.

Jürgen Fleischer / 17.06.2016

Hallo, werter Herr Sarrazin, Sie werden sich wohl oder übel daran gewöhnen müssen, dass wer gegen den “Strom schwimmt” langsamer vorankommt. Auch ist er den ihm entgegen kommenden Schwimmern, der durch die Fließrichtung verursachten größerer kinetischen Energie unterlegen. Selbst bei geringerer Masse, entwickeln sie eine höhere Kraft. Soll ich das jetzt auch auf die Intelligenz beziehen?  Ihr Kampf gegen die Kleingeister ist sehr schwierig Herr Sarrazin. Für mich ist das ein wissenschaftliches Faktum. Es muss Ihnen aber immer bewusst ein, wer gegen den Strom schwimmt, bewegt sich immer Berg auf. Um die Metapher abzurunden: Alle, die Ihnen entgegen kommen, werter Herr Sarrazin, bewegen sich Berg ab. Das soll, bei allen Widrigkeiten, denen Sie ausgesetzt Trost und Zuversicht für Sie sein: Mit den Anderen geht es Berg ab! Herzlich, Jürgen Fleischer

Dieter Kief / 16.06.2016

Werter Herr Sarrazin, vielen Dank für Ihre Differenzierungslust und Argumentationsfreude. Ein wenig beschämen Sie damit auch die kritische Öffentlichkeit, weil jedenfalls niemand Namhaftes oder gut Platziertes Ihnen in dieser offenbar bodenlosen Situation beisprang. Das ist Stoff für die Geschichtsbücher - ich jedenfalls kann mich an keinen vergleichbaren Fall in den Jahren 70ff.  erinnern. Ein wenig ist Ihre Geschichte aber auch gegenbeweislich, wie die Juristen in so einem verzwickten Fall glaubich sagen. Ich meine das so: Wenn die Uni wirklich der Hort der für die Zukunft eines Landes unverzichtbaren Geisteskraft wäre, wie Sie an anderer Stelle sagen, so würde Ihr eigenes Beispiel zeigen, wie wenig mit diesem Hort anzufangen ist - aller dort versammelten kognitiven Kompetenz zum Trotz. Denn natürlich haben solche Erkenntnisse wie die der Sozialpsychologen und der Bildungsforscher nur dann einen positiven Einfluß auf eine Gesellschaft, wenn der Transfer ihres Wissens in die nicht-professionelle Lebenswelt hinein gegeben ist, so würde ich meinen. Und welches Medium wäre besser dafür geeignet, als ein Zeitungs- oder online-Artikel? Derlei Debattierfreude der Fachleute war aber für mich, einen eifrigen Medienkonsumenten mit einigem Radius,  leider nirgends zu vernehmen. Bemerkenswert auch die Schlafmützendichte in den Trutzburgen des öffentlichen Rundfunks mit ihren deutschlandweit (geschätzt) sicherlich Dutzenden von Fachkräften für die Berichterstattung über die Sozialpsychologie und die Pädagogik. Ich meine also, dass Ihr eigener Fall zeigt, dass mit kognitiver Kompetenz allein gegebenenfalls ziemlich wenig anzufangen ist. Welcher allgemeine Schluss sich aus dieser Beobachtung ergibt, steht mir nicht ganz klar vor Augen. Ich vermute: Deutschland leidet offenbar weniger als von Ihnen befürchtet unter einem Mangel an kognitiver Kompetenz. Die lagert auf den Unis offenbar haldenweise herum, ohne viel zu bewirken - und ohne sonstwie nachgefragt zu werden. Wäre das soweit richtig, so ergäbe sich der weitere Schluss, Deutschland leide an einem erheblichen Mangel an Zivilcourage, Wachheit, intellektueller Neugier, Redlichkeit und Mut. Um die alte Ritterlichkeit dem lieben Frieden zuliebe gleich außen vor zu lassen. Nebenbei: In der FAZ fand ich diese Woche sehr freundliche, an sie gerichtete Leserbriefe. Und zwei Ihrer in der Tat überragenden Artikel stehen dort immer noch online:  No. 1 zum Populismus, No. 2 zur Zukunft Europas:   http://www.faz.net/aktuell/wirtschaft/wirtschaftspolitik/gastbeitrag-betrachtungen-zur-populismus-debatte-14250991.html   http://www.faz.net/aktuell/politik/fluechtlingskrise/f-a-z-exklusiv-sarrazin-europa-wie-wir-es-kennen-wird-zerbrechen-14108703.html Die FAZ scheint also - entlang von Ressortgrenzen - gespalten, was Ihre Texte betrifft.

Anja Krupop / 16.06.2016

Sarrazin ist ein brillianter Denker. Es ist ein Vergnügen, ihn zu lesen. Ich habe den Eindruck, er recherchiert sehr genau für jede seiner Analysen. Seine Schlussfolgerungen sind absolut logisch, und jeder dem vorurteilsfreien Denken Zugewandte kann sie nachvollziehen. Um so mehr schmerzt es, wenn er sich immer und immer wieder verteidigen und rechtfertigen muss, weil dröge Berufsempörer und Mitläufer oder ideologisch Verblendete oder gehirngewaschene Mitbürger wie kläffende Hunde über seine Bücher herfallen.

Eddi Honda / 16.06.2016

Noch anzumerken ist, dass “erblich” und “genetisch bedingt” nicht dasselbe sind. Wenn die Eltern schwarze Haare haben, dann kann das Kind nicht blond werden (im Erwachsenen-Alter). Jedoch kann ein Kind mit durchschnittlich intelligenten Eltern sehr intelligent werden, verursacht durch die Rekombination der Gene. Die Wahscheinlichkeit, dass zwei Genies ein überdurchschnittlich intelligentes Kind zur Welt bringen ist einfach höher als bei zwei Dumpfbacken.

Max Mertens / 16.06.2016

Werter Herr Sarrazin, “Laß fahren dahin, sie haben’s kein Gewinn.” Nach Planck, wenn ich nicht irre, vollzieht sich ein Wechsel wissenschaftlicher Paradigmen ja nicht durch Überzeugung, sondern durch das Hinscheiden der Vertreter älterer Auffassungen. Es geht also alles seinen natürlichen Gang, wenn auch bisweilen ein wenig zu langsam.

Dietmar Siegmann / 16.06.2016

In USA gab es diese Diskussion doch schon vor 20 Jahren, ausgelöst durch das Buch “The Bell Curve” des Psychologen Prof. Richard Herrnstein (Uni Harvard).  Dummerweise starb der Autor ein paar Wochen nach Veröffentlichung (an Krebs), so das er die Diskussion nicht mehr steuern konnte.  Auf jeden Fall ließ sich Herrnsteins Argument der Erblichkeit von Intelligenz nicht widerlegen, das wurde von den Kritikern im Grunde auch gar nicht versucht; sondern vielmehr wurde die Messmethode selbst diskreditiert.  Nach dem Motto “Schwarze schneiden bei IQ tests zwar signifikant schlechter ab als Weiße, das liegt aber daran das sie anders sozialisiert sind, während die Weißen aus exakt der Kultur stammen, die den IQ Test produziert. Der IQ Test ist damit auf Weiße zugeschnitten.”  Mit diesem tiefen Griff in die Trickkiste ist dann die Diskussion obsolet und aus Fakten werden plötzlich Meinungen(*).  Das sie damit selbst ein Postulat aufstellen, das sie nie beweisen können, kam den Kritikern dabei nicht in den Sinn.  Ach ja, und natürlich kam auch der unvermeidliche Hitler-Nazi-Rassismus Klamauk als Hilfsargument hinzu, eine unangenehme Begleiterscheinung die dem Autor Sarrazin bestens bekannt sein dürfte. (*) Eine Haltung die direkt zu den sog. “Genderwissenschaften” führt, auch da werden nur unbeweisbare Postulate aufgestellt.

Kurt Schrader / 16.06.2016

“Basis” der Intelligenz ist das zur Verfügung stehende Potential kognitiv mentaler Funktionsmöglichkeiten. Die ist 100%ig genetisch festgelegt und zwar individuell und einmalig so wie der Fingerabdruck - oder wie die Nase, die jedem Charakterkopf unterschiedlich ins Gesicht gepflanzt ist. Intellgenzstudien beschäftigen sich nicht eigentlich mit dieser Erbanlage, sondern messen überwiegend Fähigkeiten, die (durch Lernen, Übung etc) erworben wurden. Darüberhinaus werden Ähnlichkeiten nur mit nahen Verwandten überprüft, was aber keine Aussage über den zur Verfügung stehenden Genpool zulässt, der bei der Vererbung zur Wirkung kommt.

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