Leben ist wie Urlaub vom Tod - habe ich einmal irgendwo gelesen. Das beschreibt sehr schön meine Einstellung zum Leben und zum Tod. Jeder Urlaub geht einmal zu Ende, meiner neigt sich dem Ende zu, also noch die letzten Tage (Jahre) genießen. Wenn am Ende das Fazit lautet: schön wars, aber jetzt ist es auch genug - dann spricht nichts gegen eine geruhsame Heimfahrt. Ich hoffe, dass mich dann niemand daran hindern wird.
Schade, dass Leserbriefe nur am Erscheinungstag eines Artikels angenommen werden können. Über manche Dinge muss man einfach länger nachdenken.
Auf die Kerubim und das lodernde Flammenschwert ist Verlass, und das ist gut so. Alles Andere bekäme uns nicht. Daran kann auch kein Wissenschaftler, kein Arzt, kein Milliardär etwas ändern. Wer sein Leben rückblickend betrachten könnte, würde über so vieles schmunzeln, was uns heute zu Tode peinigt. Die Angst ist nicht nötig. Weder vor Tod noch vor Leben. Unsere Seele kennenzulernen, ihre Bekanntschaft zu machen, könnte dagegen hilfreicher sein. Ganz befreit von allem Bedingten. Das Bedingte kommt und geht, die Seele bleibt. Die Essenz vom Rest zu trennen, kann schon zu Lebzeiten angestrebt werden. Wer das schafft, hat wohl keine Angst vor dem Tod.
Vermutlich haben Sie recht, viele Ärzte laufen zu Höchstform auf und das medizinische Personal bricht in Hektik aus, wenn es im Krankenhaus ernst wird. Das zeigt mir wieder welches Glück wir hatten. Mutter, 95 Jahre, als Notfall aus dem deutschen Pflegeheim (dort hat sie so ein Idiot mit kochendem Wasser verbrüht) ins Krankenhaus gebracht. Nach der Erstversorgung wurde uns schnell klar, dass sie dort nicht mehr lebend rauskommt, viel zu schwach dafür. Ein noch relativ junger Arzt sagte uns dass er es vorziehen würde keine Behandlung mehr vorzunehmen, ausser der Flüssigkeitszufuhr. Und wir stimmten dem sofort zu. Das war ein äusserst angenehmes Gespräch mit einem intelligenten Arzt. Mutter schon nicht mehr bei Bewusstsein. Wir haben ein Einzelzimmer bekommen und dort 5 Tage (und Nächte) verbracht, bis die Atmung aussetzte. Ohne jeglichen Druck seitens des Krankenhauses. Das Krankenhaus hat uns keine Rechnung gestellt, als medizinische Behandlung konnte mit der Krankenkasse ja nur die erste Wundversorgung und die Flüssigkeitszufuhr abgerechnet werden, aber kein 5-tägiger Aufenthalt in einem Einzelzimmer. An dieser Geschichte stimmt was nicht, oder? Sie haben recht. Das war kein deutsches Krankenhaus, sondern ein grenznahes österreiches Krankenhaus. Ein deutsches hätte uns am 2.Tag rausgeschmissen, mit der Bemerkung, “sterben kann ihre Mutter auch zu Hause”.
Ein sehr schöner Artikel abseits aller Hysterie und Pandemie - danke!
Tod und Sterben sind in meinen Augen zwei verschiedene Dinge. Nach dem Sterben tritt der Tod ein. Der Tod ist das Ende des Lebens. Er ist der Schlusspunkt. Das Sterben ist der Prozess, der mit dem Tod endet. Der Sterbeprozess verläuft. Jeder sollte sich vielleicht klar darüber werden, wovor er Angst hat. Habe ich Angst vor dem Schlusspunkt Tod und der Ungewissheit, ob etwas und was danach kommt, dann liegt das vielleicht an meinem Glauben. Ich denke, die Medizin bietet Möglichkeiten, Ängste vor dem Schlusspunkt während des Sterbeprozesses zu unterbinden. Vielleicht hilft ein Besuch des Pfarrers mit seinem Segen. Ich denke, die meisten von uns haben Angst vor dem Sterbeprozess. Man die Ärzte mit einer Patientenverfügung bitten, den Sterbeprozess zu erleichtern. Man kann auch mit seinen Angehörigen reden und sie bitten, den Sterbeprozess nicht zu verlängern. Und dafür einzutreten, dass er nicht verlängert wird. Ich habe auch gelernt, zwischen meinen Ängsten, dem Wunsch, den anderen nicht zu verlieren, und den Wünschen und Ängsten des Angehörigen zu trennen. Und hier bin ich froh, dass der Angehörige mir seine Wünsche klar mitgeteilt hat. Er hat mir deutlich gesagt, dass er mir anvertraut, seinen Willen zu vertreten. Abschied ist immer schwer. Sowohl für den alternden Menschen, der schrittweise sein Leben zurückfahren muss und für den Angehörigen. Mitleid mit dem anderen kann im Sterbeprozess hinderlich oder sogar egoistisch sein. Das klingt ketzerisch. Aber ich glaube, viel hilfreicher ist es, sich in die Situation des Sterbenden hineinzuversetzen. Sich zu fragen, was man für sich selbst wünschen würde. Und das kann dann durchaus nicht auf das Verlängern des Lebens hinauslaufen, sondern auf ein Abkürzen des Sterbens in möglichst liebevoller Umgebung. Es setzt Loslassen voraus.
Schön, dass es auf der Achse auch mal wieder einen solchen tiefgründigen und treffenden Text zum Leben und zu Tod gibt. Das sind genau diese Themen, die wir immer von uns weisen. Wer jemals einen Menschen begleiten konnte bis er seinen letzten Atemzug gemacht hat, der weiss, dass es reinster Frieden ist. Dass wir Menschen nicht, oder nur schlecht loslassen können, das sehen wir danach, weil wir diejenigen sind, die das Ableben eines geliebten Menschen nicht als Tatsache annehmen können. Darum lohnt es sich, darüber nachzudenken und nötigenfalls auch eine Patientenverfügung aufzustellen und einzutragen. Sehr treffender Bericht , danke Herr Dr. Minko. b.schaller
Ich wundere mich oft, dass ich morgens nach dem Aufwachen bemerke, dass ich der bin der gestern eingeschlafen ist. Das dann ganz besonders, wenn der Schlaf traumlos gewesen ist. Ja - und dann frage ich mich auch ab und zu mal: Warst du nicht vor der Geburt eigentlich tot? Reif für die Klappse, meint da wer? Mag sein!
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