Land mit lila Kühen: Dieses „Kultbuch“ (das hat wirklich mal einer gesagt) aus den 80er Jahren ist wieder erhältlich. Die Franmkfurter Allgemeine Zeitung schrieb seinerzeit: „Als politische Parabel über die Dialektik der Befreiung ist Lassahn ein großer Wurf gelungen, eine Animal Farm der Sponti-Generation“.
Jetzt gibt es die lila Kühe als elektrisches Buch (unvorstellbar in den 80ern) und als Buch zum Blättern mit charmanten Zeichnungen von Uli Gleis, die den pseudo-naiven Ton des Textes schön ergänzen. Es wird einfach so getan, als wären die Bilder Skizzen von einer Reise, die Uli mal eben so im Vorüberfahren gemacht hat.
Tatsächlich handelt das Buch von einer Reise (das ist aber nur die Rahmenhandlung, sofern man Reisen als Handeln ansehen kann, immerhin ist es mehr als Sprachhandeln, es ist Reisehandeln, sozusagen) – es geht also um eine empfindsame Reise durch ein geteiltes Land, in dem es noch Telefonzellen gab. Es ist zugleich eine Zeitreise. Man schmeckt deutlich die 80er Jahre.
Zwischendurch werden verrückte Geschichten (trivial-mythische Narrative, besser gesagt) eingeschoben, als würde zur Belustigung der gelangweilten Reisenden ein Video (das gab es damals schon) eingelegt. Anders gesagt: Es werden Parabeln implantiert. Die sind zeitlos. In denen zeigt sich, wie etwas Echtes durch etwas Modellhaftes ersetzt wird. Frauen sind Models. Das Land heißt übrigens „Modell Deutschland“. Es ist die Zeit der renovierten Fußgängerzonen, die Zeit des künstlich Natürlichem (falls man sich das vorstellen kann, aber ich glaube, das ist nicht so schwer).
Es ist die Übergangszeit von LP auf CD, von Super8 auf Video, von analog auf digital. Es ist die Zeit, in der „echt?!“ (auch „ächt?!“ geschrieben) zur beliebtesten rhetorischen Frage der Epoche aufgestiegen ist – und übrigens immer noch nicht beantwortet wurde.
Die Achse-Leser sind zur Präsentation herzlich eingeladen. Dazu gibt es ein kleines Spektakel im Rahmen eines größeren Spektakels: Wann? Am Samstag, 4. Juni, 18 Uhr. Im Rahmen der 18. Langen Buchnacht Oranienstr. Wo? Im Dim 26 Ladencafé. In der Oranienstr. 26. Das ist die imaginäre Manufaktur, in der auch die Advents-Kalender-Boxen gefertigt wurden. Eine Besonderheit sollte noch erwähnt werden: Es gibt (total gratis) einen „Toast Hawaii“ – passend zum Geschmack der 80er. Es werden allerdings Spenden in DM entgegengenommen. Aber das ist frei gestellt. Echt.