Das Land im Zentrum der schiitischen Massen-Psychose

Westliche Politiker und Journalisten, allesamt Kinder des Denkens seit der Aufklärung und der industriellen Revolution, haben keine Ahnung, mit wem sie es in Teheran, im Libanon oder Jemen zu tun haben.

Was ist die Kernbotschaft der Islamischen Revolution von 1979 in Iran? Der permanente Krieg: Frieden werde es erst geben, wenn alle Ungläubigen auf der Erde getötet worden seien oder sich dem Islam unterworfen hätten. Viele Iranerinnen und Iraner sind nicht dieser Ansicht, aber im Iran gibt es keinen Raum für öffentliche Meinungsverschiedenheiten.

Nach Ansicht der Hüter des politischen schiitischen Islams verkörpert Israel ein von Allah auferlegtes Gebot: Der jüdische Staat und alle Juden anderswo auf der Erde müssten im Namen Allahs unterworfen oder getötet werden. Das Mandat hat weder ein Enddatum, noch umfasst es so etwas Unislamisches wie das Ziel einer „Zweistaatenlösung“. Die Anführer der iranischen Hilfsarmeen Hamas, Huthi und Hizbullah sind fanatische Gläubige, die in demselben Zeithorizont denken wie die Führer in Teheran: Der Tag des Jüngsten Gerichts ist der unvermeidliche Endpunkt. Die schiitischen Führer sind Allahs Diener in einem Kampf, der viel größer ist als der Staat Israel: Die Apokalypse muss näher rücken.

Diese Fanatiker denken in Begriffen und Bildern, welche die Vorstellungskraft der westlichen materialistischen Welt radikal übersteigen. Durchschnittliche westliche Politiker und Journalisten, allesamt Kinder des Denkens seit der Aufklärung und der industriellen Revolution, haben keine Ahnung, mit wem sie es in Teheran oder Gaza oder im Libanon oder Jemen zu tun haben.

Der erste Schritt zum Ende der westlichen Welt

Sie können sich nicht vorstellen, dass es im Kampf der religiösen Eliten in Teheran nicht um Land geht, dass kein Kompromiss möglich ist, dass kein Abkommen eingehalten wird, dass ein möglicher Atomkrieg nicht gescheut wird. Die schiitische Revolution von 1979 war der erste Schritt zum vollständigen Ende der westlichen Welt, nach dem ein „Erlöser“ die ewige islamische Existenz auf Erden einläuten wird. Sunniten und Schiiten sind sich nicht einig, wer dieser Erlöser ist, aber das Konzept ist in der gesamten islamischen Welt lebendig und verbreitet.

Für diese extremen Gläubigen ist Israel also eine Schande. Aber eine vorübergehende. Es spielt keine Rolle, wie viele Generationen im Kampf gegen die Juden geopfert werden, denn alle Gefallenen genießen einen sorglosen Aufenthalt im islamischen Jenseits. Der Ausgang des großen Finales ist von der Schöpfung her gewiss: Mohammed und Allah werden triumphieren.

Auf den Gläubigen wartet eine gigantische Belohnung: Den jungen Männern, die untergehen, wird ein endloser Orgasmus mit einem endlosen Vorrat an Jungfrauen versprochen. Die hypnotisierende Erziehung mit der Vorstellung eines permanenten Krieges, mit der Vorstellung, dass Ungläubige kaum mehr als Bestien seien, bringt eine große Zahl junger Männer hervor, die zur physischen Selbstaufopferung bereit sind. Diese Erziehung gipfelt in einer Massenpsychose, die durch keinen Kompromiss geheilt werden kann.

Rituelles Massaker im religiösen Delirium

Was am 7. Oktober in den israelischen Grenzdörfern verübt wurde, waren rituelle Massaker von Mördern im religiösen Delirium, zum Teil ausgelöst durch Stimulanzien wie das in Syrien hergestellte, hauptsächlich aus Amphetamin bestehende Captagon. Die Hamas wollte junge Männer davon überzeugen, dass das massenhafte Abschlachten von Juden kein Verbrechen sei, sondern eine Weihe des Propheten und dass dabei Raub und Vergewaltigung zulässige Mittel des Kampfes seien.

Den Juden wollte die Hamas demonstrieren, was sie erwarten würde, wenn sie in Israel blieben: Verstümmelung, Vergewaltigung, Verbrennung. Mit dem 7. Oktober wollte die Hamas keinen Anfang für eine Zweistaatenlösung machen. Unsere aufgeklärten Führer und die nützlichen Idioten in den Medien klammern sich aber an die selbstmörderische Idee, dass der Konflikt um Israel ein Konflikt mit den Palästinensern um Land sei.

Das ist eine Täuschung. Der politische Islam in Teheran führt nicht nur Krieg gegen Israel. Der Westen ist ein noch größerer Feind als die Juden. Als ein EU-Spitzendiplomat dem neuen iranischen Präsidenten seine Aufwartung machte, ertönten aus frommen Kehlen die bekannten Rufe: „Tod für Amerika, Tod für Israel!“

Der Westen schaut weg

Eines Tages wird sich Israel mit dem Hizbullah auseinandersetzen müssen. Der gesamte Norden Israels steht seit dem 8. Oktober unter dem Beschuss von tausenden von Raketen, siebzigtausend Menschen mussten die schönen Dörfer verlassen. Die gegenseitige Verwüstung wird enorm sein, wenn Israel versuchen sollte, die Grenzgebiete zu sichern. Aber es könnte noch schlimmer kommen: Iran arbeitet an seiner eigenen schiitischen Atombombe. Die Bedrohung für Israel, das jüdische Land im fiebrigen Zentrum der schiitischen Psychose, ist permanent: Dieser Feuerring um Israel wurde in den letzten Jahrzehnten vom Iran aufgebaut, während der Westen wegschaute.

Der „Iran-Deal“ würde das iranische Atomprogramm stoppen, behaupteten Barack Obama und seine Berater (die auch in Joe Bidens Gefolge auftauchten). Was ihre Politik bewirkt, ist die atomare Bewaffnung eines religiös-psychotischen Regimes, dessen Führer das Ende der Zeit herbeisehnen.

Ein Beschwichtiger sei jemand, der ein Krokodil füttert, in der Hoffnung, dass das Krokodil ihn zuletzt frisst, sagte Churchill einmal. Diese Beschwichtiger führen die USA und die EU an. Ursula von der Leyen, Kamala Harris: Ich fürchte, dass auch sie, in der Illusion, sie könnten sich aus der Gefahr heraushalten, die Juden verraten und dem Feuer übergeben werden.

 

Leon de Winter, geb. 1954, ist ein niederländischer Schriftsteller und Filmschaffender. Dieser Beitrag erschien zuerst erschienen in der NZZ.

 

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CKrull / 15.08.2024

Mossadegh, der prowestlich eingestellte, demokratisch gewählte Präsident Irans, wurde 1953 von den USA weggeputscht, weil er gewagt hatte, die Ölvorkommen zu verstaatlichen und die Erlöse dem Fortschritt des Iran zugute kommen zu lassen. Sowas geht ja nunmal gar nicht, weil alles Öl dieser Welt nun einmal den Amis gehört, basta.

W. Renner / 14.08.2024

@Achduliebezeit: Soso die die Ölfelder des Mittleren Ostens werden vom bösen Westen geplündert? Im Gegenteil, die Brühe wird ihnen mehr als fürstlich bezahlt. Diejenigen, die es in den Westen exportieren, gehören zu den reichsten Staaten der Welt. Dagegen ist Deutschland ein Schwellenland. Das Öl vom Irak, lief zu Zeiten Saddams (Mitglied der Sozialistischen Internationale) unter Französischer Flagge, genau wie dessen KKW Projekt. Das Iranische geht heute nach China, Indien und Russland, der Erlös in die Taschen der Terror Mullahs. In die USA geht weder Öl aus dem Irak noch aus dem Irak. Sowohl Irak, wie auch Iran, könnten heute ebenso zu den reichsten der Welt zählen, wenn Sie nicht von religiös/ideologisch verblendeten Vollidioten regiert würden, welche zu allem Übel auch noch von der Obama/EU Fraktion hofiert werden. Aber Liebezeit meint wohl, dass denen besser ginge, wenn sie mit dem Öl ihre Kamele tränken würden.

Wolfgang Richter / 14.08.2024

@ Ilona Grimm - “solange wird die „Zeit der Bedrängnis Jakobs“—Da ist aber das aktuelle israelische “Abu Graib” , der gesellschaftliche u. juristische Umgang damit in Israel, wie das Verschweigen in hiesigen Medien nicht gerade förderlich, außer “man” ist interessiert, die Moslems mit Verschwörungstheorien und Bestätigung ihres Glaubens an die grundsätzliche Verdorbenheit des Westens zu füttern, Unmengen Wasser auf deren Mühlen.

Jürg Rückert / 14.08.2024

Vom Messias zum Mahdi über mehr als 2000 Jahre? Bisher hat der von Washington angeführte Westen nahöstliche Kriege geführt, um den Völkern dort eine bessere Zukunft zu ermöglichen, so sagte man. Aber jedes Mal wurden die “befreiten” Staaten vor allem ruiniert. Warum sollte es dem Iran besser ergehen?

Marc Munich / 14.08.2024

@Fred Burig : “Wie nun weiter?!”  **** Welcher philosophisch (-theologische) Unterbau schaffte - bei aller Fehlerhaftigkeit seiner Institutionen - dennoch einen   übergeordneten Werterahmen, der die westliche Zivilisation in einer Art tieferen Verbundenheit zusammenhielt?  Eine Verbundenheit, die es wirklich WERT war, gelebt UND - notfalls -  verteidigt zu werden?  Ich finde, Sie stellen die richtigen Fragen!  Alle MENSCHGEMACHTEN bzw. nicht “von den Schwingungen der Ewigkeit” inspirierten Werte (Narrative),  zerfallen wie das große C- Soufflé .  Obwohl ich kein (christlicher) Dogmatiker und Kirchgänger bin, glaube ich, dass der böse “Panzerkardinal” Josef Ratzinger,  (Papst Benedikt),  der Lösung auf der Spur war.  Das Experiment, den Wertewesten, “abseits von Gott” (der sich in J. Christus - dem fleischgewordenen Gegenstück zu MOHAMMED -  ja als als menschenFREUNDLICHER Gott geoutet hat) zu gestalten, ist gescheitert. Punkt!  Der Höhenweg, so Ratzinger (sinngem.) wäre (gewesen), sowohl die positiven Errungenschaften der säkularen Moderne (Aufklärung) als auch die des Christentums (ohne das hier schon längst die grüne Fahne des Islam wehen würde) zusammenzuführen.  Dazu bräuchte es aber unkorrumpierbare und blitzgescheite Köpfe (Theologen etc.) auf der einen, aber auch die typischen “von Gott berufenen Sünder”, die über die Gabe des Mitreißen könnens verfügen.  Trump? Gibt es - wie im vielsagenden Plot von Star Trek VI doch noch das “Unentdeckte Land” oder müssen wir uns auf die (biblische) Endzeit- Apokalypse einstellen…?  ****

Ingo Minos / 14.08.2024

@Ilona Grimm: “Zur schiitische Massenpsychose mit unaufhörlichen Kriegen, gehört auch das Warten auf den verborgenen Iman.” Der offiziellen Geschichtsschreibung sind “unaufhörliche Kriege” der schiitischen Richtung des Islams allerdings gänzlich unbekannt. Die “schiitische Massenpsychose” hat auch nicht zur Ausrottung der Urbevölkerung ganzer Erdteile oder zum jahrhundertelangen Kolonialismus und der damit verbundenen Ausbeutung der Bevölkerung der unterworfenen Länder geführt. Das waren und sind Spezialitäten des Christentums. Die einen warten auf die Erscheinung des “verborgenen Imans”, andere auf die Wiederauferstehung Jesus und die Errichtung des Tausendjährigen Reichs. Wer solche Visionen hat, sollte sich psychiatrisch behandeln lassen. Das Problem ist nur, daß die “geschlossenen Psychiatrien” ohnehin weltweit überfüllt sind.

Marc Munich / 14.08.2024

@Silvia Orlandi / . “Auch in Europa hat man es versäumt, genau zu schauen wer da kommt. Nun sind sie „halt da“, die Schläfer, Dschihad Anhänger, Terroristen,Messerstecher” ***** VERSÄUMT ?!  Leider wieder jemand, der noch nicht verstanden hat, dass der Feind von INNEN kommt und dieser Klientel - GANZ BEWUSST - Tür und Tor geöffnet hat bzw. dies weiter tut.  ****

Johannes Bader / 14.08.2024

Die aufgeklärte, säkulare westliche Elite denkt in solchen Kategorien nicht. Sie schließt geradezu aus, dass Theologie eine Rolle spielen könnte. So kommen dann so hanebüchene Ideen heraus wie von Obamas (der Friede sei mit ihm) Sprecherin, dass Daesh Arbeitsplätze vermittelt werden müssten, dann hören sie schon mit dem Jihad auf.

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