@ Hermann Neuburg: Was Sie über das Hamburg des 16. Jahrhunderts schreiben mag für einen gewissen Zeitraum gegolten haben. Sicher ist aber, dass seit 1529 Kirchen- und Staatsrecht in Hamburg nahezu deckungsgleich waren und die Kirchspiele (zunächst vier, St. Michaelis kam später hinzu) den Stadtbezirken entsprachen. Die Bediensteten der Freien und Hansestadt mussten (für das 18. JH weiß ich dies definitiv) vor ihrer Einstellung eine Ergebenheitserklärung unterschreiben, in der sie sich ausdrücklich zum Luthertum und zur Hamburger Kirche bekannten. Juden, Katholiken, Calvinisten und andere protestantische “Abtrünnige” waren von diesen Ämtern ausgeschlossen. Dies änderte sich erst im 19. Jahrhundert, als dann (wie in Pastor seufzend bemerkte) die Staatsidee über das Luthertum obsiegte und (durch die Nachwirkungen der Franzosenzeit, Hamburg war ja ein paar Jahre Hauptstadt der französischen Provinz “Bouche de l’Elbe”) die Religionen - einschließlich des Judentums - gleichberechigt wurden, aber sich dem Staat unterordnen mussten.
Lieber Herr Peter Heller, wie immer ein grandioser Artikel von Ihnen! Ich bin manchmal ganz verzweifelt, wie selten wirklich “aufgeklärte”, faktenbezogene, geschichtlich gebildete Menschen sind! Die meisten sind wie eh und je magischem Denken unterlegen, diffamieren das wissenschaftlich orientierten Denken als zu “kurz” und bilden sich auf ihre Spiritualität - was immer das sein soll - noch etwas ein. Wie wohltuend, wenn da ein Mensch wie Sie daherkommt und klare, genau recherchierte Fakten auf den Tisch legt (z. B. Einfluss der geographischen Lage auf die Entwicklung der menschlichen Gesellschaft). Klimatische Veränderungen waren in der Menschheitsgeschichte ebenso immer ausschlaggebend für Aufstieg und Fall ganzer Kulturen. Das Einzige, was uns weiterbringt, sind ein klarer Verstand und die Förderung von Wissenschaft und Bildung, die die Zwänge der Religion abwirft. Wie heißt es so schön: Der Lehrer zündet die Lampe an, der Pfarrer löscht sie aus. Und übrigens: Das Wirken eines angeblich liebevollen Gottes ist an nichts, aber auch an gar nichts abzulesen! Wer religiös ist, beweist eigentlich schon, dass es ihm am logischen Denken hapert. Wie kann man es als Bereicherung unserer Kultur empfinden, wenn wir nun einer noch dominanteren, Bildung und Wissenschaft ablehnenden Religion wie dem Islam Tür und Tor öffnen! Ich kann nur sagen: Auf ins Mittelalter!
Ich denke, das Christentum hat schon den prägenden Anteil an der zivilisatorischen Entwicklung des Abendlandes. Es ist das Fundament unseres Wertekanons, der durch die Aufklärung in die Moderne transportiert wurde. Wohin sind denn all die großen Kulturen Vorderasiens und Nordafrikas verschwunden? Der Islam bedeutete ihr Ende! Und was haben islamische Länder in den letzten zwei, drei , vier Jahrhunderten denn zum menschlichen Fortschritt beigetragen? Nichts!
Der seit den Nullerjahren um sich greifende Geisteszustand lässt sich am besten als eine religiöse Hysterie deuten, wie sie schon einmal im Täuferreich zu Münster, im 16. Jhdt. bestand. Das nahm dann ein sehr dramatisches Ende; die Protagonisten überlebten es nicht.
Bitte den Text vervielfältigen und an alle Regierungsmitglieder und Bundestagsabgeordneten, als Evangelium, zur gefälligen Beachtung und Anwendung, senden. Bitte nicht den Rückschein vergessen! Vielleicht hilft es ja! Bitte es ist keine Ironie meinerseits, ich meine es Todernst!
Man begegnet in diesem Zusammenhang ja auch häufig dem Argument, ohne Religion drohe der unweigerliche Sitten- und Moralverfall. Dabei gibt es Studien die zu einem gegenteiligem Schluss kommen. Religiös erzogene Kinder sind oftmals weniger generös und im Stande Mitleid zu empfinden als ihre atheistischen Pendants. Das zeigt sich sowohl in mehreren Religionen als auch Kulturkreisen. Schaut man in die Vergangenheit der meisten Religionen wird auch klar wieso. Religion in seiner Diffusität ist nur ein beliebiges Werkzeug der “Macht”, flexibler als jedes Billy Regal. Am Beispiel der Christentums anwendbar von Inquisition, Hexenverbrennung bis Drittes Reich zu Kardinal Woelki. Hauptsache nah an der Macht, moralische Selbstüberhöhung und mögliche Heiligsprechung inklusive. Der Kampf gegen Physik, Logik und Fortschritt verkommt da fast zur Petitesse.
Der Autor schteibt: “Deswegen schafften es westliche Staaten, ihre Religionen eher zu domestizieren und deren Dogmen weitgehender zu marginalisieren als muslimische Gemeinwesen. Von den theologischen Besonderheiten des Christentums hing dies nicht ab. ” Insgesamt sind das interessante neue Aspekte, aber der Autor weiß wohl gar nicht, was Religion im eigentlichen Sinne ist: Gottesverehrung, die Art der Gottesanbetung. Außerdem vernachlässigt der Autor einen ganz entscheidenden Einfluss: den des Judentums in Europa. Ich komme aus der alten Handels- und Seefahrerstadt Hamburg. Als im 16. Jahrhundert die sephardischen Juden nach Hamburg kamen und in Hamburg ein offenes und tolerantes Gemeinwesen vorfanden, wie später die Hugenotten, da ging es wirtschaftlich in Hamburg wieder kräftig bergauf. Es war in Europa von entscheidenderen Bedeutung, bei allen Vorteilen der geografischen Lage, dass es in Europa Religionen gab, die nicht im anderen Menschen den Feind sahen. Außerdem sollte sich der Autor mal mit der Pirenne-these beschäftigen, und warum das Christentum so brutal und theokratisch wurde, also der Katolizismus sich so weit vom Urchristentum des Jesus entfernt hatte: es war der brutale Eroberungs- und Kampf ums Überleben, den die christlichen Reiche, allen voran Byzanz führen mussten. Hätten unsere christlichen Vorfahren uns nicht mit Waffengewalt verteidigt, Europa wäre islamisch geworden und die Geschichte der Menschheit wäre komplett anders verlaufen, ich möchte mir das gar nicht vorstellen. Nein, die Kombination Judentum und Christentum in Europa war die entscheidendere in Kombination mit der Antike, die im Übrigen schon im antiken Rom das Gesetz herausgab: deorum offensae diis curae zusammen mit dem pax Romana der Kaiser Augustus und Tiberius. Europa fußt auf zivilisatorischen Prinzipien und einer Christlich-jüdischen Tradition, die von der Privatsache der Religion bzw. von Gottes- und Menschenbildern ausgehen, die Gewaltlosigkeit fordern (Bergpredigt).
Aufklärung und Moderne konnten nur entlang des Erbes christlicher Prägung entstehen. Das Christentum und sein Denken prägten das Weltgefühl und die seelische Verfasstheit, die nunmal nicht voraussetzungsfrei in die Welt kommen, weit über reine Äusserlichkeiten hinausgehen und Folgen hatten und haben. Wir können aktuell live und in Farbe bestaunen wie die Entchristlichung des Westens mit der Rückkehr primitiven Aber- und Opferglaubens in Form von Kulten aller Art (Klima, Natur etc) einhergeht. Hier erodiert auf breiter Front die zivilisatorische Basis, weil der Kompass, der zu ihr führte, verloren geht.
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