Fritz Vahrenholt, Gastautor / 13.05.2025 / 14:43 / Foto: Pixabay / 48 / Seite ausdrucken

Das Eis der Antarktis nimmt zu, watt nu?

Ende März berichtete die "Tagesschau" noch unverdrossen, dass der Rückgang des Meereises sich fortsetzt. Die Daten zeigen indes das Gegenteil. Wann gibt es hierzulande einen Paradigmenwechsel in der Klimapolitik – und der Klimaberichterstattung?

Schaut man auf die Klima-Website der Helmholtz-Gesellschaft mit dem anspruchsvollen Namen "Klimafakten" unter Antarktis nach, so liest man Folgendes: "Das wichtige Festland-Eis der Antarktis schwindet, und zwar in zunehmendem Tempo". Dies hätte, so die Helmholtz-Gesellschaft, eine große Bedeutung für den steigenden Meeresspiegel. Und tatsächlich ist der durch das schmelzende Eis der Antarktis steigende Meerespiegel eines der zentralen Argumente der Klimapolitik, die die Menschen beunruhigt haben.

Umso überraschender ist das Ergebnis einer kürzlich veröffentlichten Studie, wonach sich seit 2021 das Bild gewandelt hat: Das Festlandeis der Antarktis nimmt wieder zu. Chinesische Forscher der Tongji-Universität um Prof. Shen und Dr. Wang ermittelten, dass seit 2021 die Eismassen der Antarktis in sehr starkem Maße zugenommen haben. Die ausgewerteten Daten des NASA-Satelliten GRACE hatten von 2002 bis 2010 einen jährlichen Verlust von 74 Milliarden Tonnen pro Jahr festgestellt. Von 2011 bis 2020 verdoppelte sich die Menge sogar. Nun nahm das Eis Jahr für Jahr um etwa 108 Milliarden Tonnen zu. (siehe diese Grafik Science China Press)

Da das Abschmelzen der antarktischen Gletscher mit etwa 20 Prozent zum Meeresspiegelanstieg beitrug, stellt man nun seit 2021 eine Abschwächung des Anstiegs fest. Wäre diese gute Nachricht es nicht wert, in der Tagesschau verbreitet zu werden? Bislang Fehlanzeige.

Eine zweite gute Nachricht wird ebensowenig von der Tagesschau und dem politischen Berlin verbreitet: Seit über 10 Jahren nimmt das arktische Meereis nicht mehr ab. Darauf aufmerksam gemacht hat eine kürzlich erschienene Veröffentlichung von Mark England von der Universität Exeter und Lorenzo Polvani von der Columbia Universität in New York. Die Forscher berichten von einer zu erwartenden jahrzehntelangen Pause des Rückgangs des arktischen Meereises. Sie erwarten es zumindest für die nächsten 5–10 Jahre.

Noch im Jahre 2009 hatte John Kerry, US-Klimabeauftragter
, Alarm geschlagen, dass in 2013 die Arktis eisfrei werden würde. Die Realität entwickelte sich anders (siehe diese Grafik der NASA).

Durch Satellitenmessungen ist der Rückgang des arktischen Meereises bis 2012 gut dokumentiert, aber ebenso die anschließende Stabilisierung und leichte Erholung. Zum Vergleich wird jeweils das jährliche Septemberminimum herangezogen. Nach der starken Erwärmung der letzten Jahre war ein erneuter Rückgang erwartet worden. Aber das Meereis bleibt stabil. Diese eindeutigen Messdaten hinderten die Tagesschau am 28. März 2025 nicht daran, zu berichten, dass sich der Rückgang des Meereises fortsetzt, mit schwerwiegenden Folgen für das Klimasystem. Und für solche Falschinformationen, die offenbar politischen Zwecken dienen, bezahlen wir immer noch Rundfunkgebühren.

Die Klimawissenschaft in der Krise?

Immer häufiger weichen die Prognosen der Klimamodelle von der Realität ab. Axel Bojanowski hat zwei Wissenschaftler des Max-Planck-Instituts für Meteorologie in Hamburg zu Wort kommen lassen. Prof. Bjorn Stevens und Prof. Jochem Marotzke sprechen von einer Krise der Klimawissenschaften. Marotzke: "Die gegenwärtige Klasse von Klimamodellen gerät in zu viele Widersprüche mit der Wirklichkeit". Kopfzerbrechen macht Marotzke die große Unsicherheit der Modelle. Als Beispiele führt er an: "In großen Teilen der Welt widersprechen sich die Modelle in der Frage, ob es künftig mehr oder weniger regnen wird. Die Erwärmung der Erdoberfläche zwischen 1998 und 2012 verlief deutlich langsamer als von den Modellen vorhergesagt (“Hiatus”). Seit 1979 hat sich der tropische östliche Pazifik abgekühlt, entgegen den Erwartungen aller Modelle, die dort eine Erwärmung simulieren." Marotzke spricht mit Blick auf die Klimawissenschaft von "der anderen Klimakrise". "Dies sei der Moment für einen Paradigmenwechsel". 

Mein Eindruck ist: Einige kluge Wissenschaftler merken jetzt, dass sie die Politik mit dem Hinweis auf die unerschütterlichen Aussagen der Klimamodelle dazu gebracht haben, viel Unglück über ihre Völker zu bringen, weil man zu schnell, mit völlig unangemessenen Maßnahmen, die vor der Tür stehende Katastrophe vermeiden wollte. Man wird sich an die Aussagen der UNO erinnern: "Nur erneuerbare Energien seien die Ausfahrt vom Highway zur Klimahölle“ (Guterres). Oder "Emissionen von Treibhausgasen haben eindeutig die globale Erwärmung verursacht, wobei die globale Oberflächentemperatur 2011–2020 um 1,1°C über den Wert von 1850–1900 lag. (Weltklimarat IPCC 2023, Synthesis report A1).
Basis dieser Aussagen sind Klimamodelle, für die wir jetzt, laut Marotzke, einen Paradigmenwechsel benötigen, weil sie die Realität schon nach wenigen Jahren nicht mehr hinreichend genau wiedergeben.

Wann gibt es hierzulande einen Paradigmenwechsel in der Klimapolitik ?

 

Fritz Vahrenholt ist Honorarprofessor an der Universität Hamburg im Fachbereich Chemie und war bis 1997 Umweltsenator der Freien und Hansestadt Hamburg. Von 1998 bis 2013 war er in Vorstandsfunktionen im Bereich der Erneuerbaren Energien bei der Deutschen Shell AG, der Repower Systems AG und der RWE Innogy. Er war bis Ende 2019 Alleinvorstand der Deutschen Wildtier-Stiftung. Zuletzt ist von ihm bei Langen-Müller der Spiegel Bestseller Die große Energiekrise“ erschienen.

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Foto: Pixabay

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Leserpost

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Clemens Jäkel / 14.05.2025

An der ganzen CO2 - Klimaerwärmungstheorie ist doch was faul. Der CO2-Gehalt steigt weiter, aber die Klimaerwärmung macht eine Pause?! Die Sache ist vielleicht viel einfacher, als wir denken. Ich bin mal mit einer Piper über den Schornstein eines Kraftwerks geflogen. Das war keine gute Idee. Das hat mich ganz schön durchgeschüttelt. Energie verschwindet eben nicht einfach.

Gustav Kemmt / 13.05.2025

Vielen Dank! Sie verlinken auf eine NASA-Seite. Es gibt eine andere NASA-Seite: ‘Current State of Sea Ice Cover’. Es werden hier die Arktis mit Grönland sowie die Antarktis berücksichtigt. Sowohl mit anschaulichen Kurven als auch mit Satellitenbildern. Zweierlei kann man hier mindestens feststellen: 1. Es gibt seit 1979 - dem Beginn der Satellitenbeobachtung - keine Anomalie der Eisausdehnung. Mit den Jahreszeiten ein beständiges Auf und Ab. Wie eine Sinuskurve. Der Durchschnitt beim arktischen Maximum bei 14 Mio Quadratkilometern, beim antarktischen bei 18 Mio Quadratkilometern. Man vergegenwärtige sich, dass die USA im Vergleich nur rund 9 Mio Quadratkilometer groß sind, Russland auch nur 17 Mio. 2. Das Maximum der Eisausdehnung in der Antarktis fand 2015 statt! Um 1980 ein Minimum! Googeln Sie mal die Webseite, Herr Vahrenholt! Schließen möchte ich mit der Bemerkung, dass “Klimaschutz” ein gottloses Unterfangen ist. Ein Todeskult wie die Linksideologie und der Islam. Je mehr CO2 in der Atmosphäre, desto besser!!

Dr. Albert Müller / 13.05.2025

@M.Müller; diese stochastischen Feinheiten werden Herrn Vahrenholt, dessen Trefferquoten in Sachen Prognose und Rosinenpickerei ebenfalls von einer eklatanten Krise zeugen,  kaum umstimmen.  Man stelle sich einmal vor ein böser “Klimajünger”, hätte diese Datenpunkte zur Untermauerung einer Erderwärmungsthese herangezogen. Na, das wäre dem Fritze aber einen gepfefferten Kommentar wert gewesen.

Karsten Dörre / 13.05.2025

Gibt es nur eine Studie, die was in die Zukunft prognostiziert? Kein Wunder, dass die Tagesschau nicht berichtet. Herr Vahrenholt, ich glaube an den Klimawandel und bekämpfe die menschgemachten Endzeitsektierer. Ihr Beitrag hier, suggeriert Wissenschaftlichkeit und bleibt fade. Schaun Sie sich lieber die wissenschaftlichen Studien zu Vulkanausbruch und Erdbeben um Neapel an. Das ist Wissenschaft.

Sabine Ehrke / 13.05.2025

‘Wann gibt es hierzulande einen Paradigmenwechsel in der Klimapolitik ?’ Nur über des Deutschen Vokes Leiche!

Else Schrammen / 13.05.2025

Es nicht kannnicht sein was nicht sein darf! Wenn die Grünen dueser Welt den Weltuntergag mittels Klimakrise, Erderhitzung usw. beschlossen haben, wird er kommen. Weder entsprechend colorierte Politiker noch die staatliche Berichterstattung lassen sich durch Wissenschaft und Fakten irritieren!  Echt schräg.

Wilfried Cremer / 13.05.2025

hi, die Klimabremser sind verkappte Schwulenhasser (inklusive Selbsthass), deren Freudsches Es das schwul nach schwül verschiebt.

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