Oberregierungsrat Stephan Kohn aus dem Bundes-Innenministerium, dessen Corona-Papier am vergangenen Wochenende bekannt wurde, erhält jetzt indirekte Bestätigung aus der Schweiz.
Zwei Studien der Eidgenössischen Technischen Hochschule Zürich (ETH) zeigen: Die Corona-Epidemie war schon am 21. März unter Kontrolle. Und einige Massnahmen hatten einen geringen Effekt. Die Zahlen bilden die Grundlage für eine Debatte über die Bilanz des Notregimes. "Ging der Bundesrat zu weit?" fragt die Luzerner Zeitung. Die Tamedia-Zeitungen erkannten die Brisanz am schnellsten und titelten bereits Anfang April: "Die Ansteckungsraten flachten bereits vor dem Lockdown ab".
Und auch in der Schweiz stieß die Enthüllung auf politischen Widerstand. Die Luzerner Zeitung beschreibt, wie nach der Veröffentlichung der ETH-Studien "etwas Seltsames" geschah:
Die ETH versuchte, die Schlagzeile wieder aus der Welt zu kriegen. Ein ETH-Sprecher tweetete: «Dieser Titel ist reisserisch, irreführend und falsch.» Stadlers Team verlinkte den Zeitungsartikel auf seiner Institutswebsite und schrieb dazu, welchen Titel sich die Forscher stattdessen gewünscht hätten. Wörtlich: "Das beherzte Eingreifen des Bundesrats hat Wirkung gezeigt." Offenbar wollte die ETH die Lockdownkritiker nicht unterstützten, im Gegenteil: Sie wollte den Kurs des Bundesrats stützen. Das unnötige Adjektiv "beherzt" entlarvt die Absicht.
In Deutschland ging das Innenministerium besonders rabiat gegen den Kritiker aus den eigenen Reihen vor: Oberregierungsrat Stepahn Kohn wurde die Führung der Dienstgeschäfte verboten.