Cigdem Toprak, Gastautor / 15.04.2011 / 17:33 / 0 / Seite ausdrucken

Das Burka-Paradox

Cigdem Toprak

Kaum ist am vergangenen Montag das Tragen einer Burka, also einer Vollverschleierung, in Frankreich gesetzlich verboten worden, schon demonstriert eine Muslima gegen dieses Gesetz, weil es ihre Rechte verletze. Sie werde beim Europäischen Gerichtshof für Menschenrechte in Straßburg Klage gegen dieses “diskriminierende” Regelung einreichen.

Wieviele Frauen nun tatsächlich von diesem Gesetz betroffen sind, ist hier nicht von Bedeutung. Denn viel bedeutender ist die Tatsache, dass es überhaupt noch Frauen gibt, die in der Öffentlichkeit vollverschleiert, mit nur einem Gitter vor den Augen, durch die Welt gehen, unsichtbar einkaufen, U-Bahn fahren, einen Spaziergang machen oder im Bürgeramt arbeiten wollen. Auch wenn das Kopftuch allein nicht unbedingt etwas über den Grad der Unterdrückung seiner Trägerin aussagt, sieht es bei der Burka schon anders aus. Denn abgesehen davon, dass die Mitmenschen die Frau unter dem schweren Stoff nicht erkennen, symbolisiert die Burka die Unterdrückung der Frau im Islam.

Die europäischen Rechte, auf die sich die Muslima beruft, sind diejenigen Werte, die durch Vernunft und Aufklärung bestimmt worden sind, und dies bereits vor zweihundert Jahren. Ihr Verhalten zeigt genau das auf, was für alle Islamisten und unkritische Muslime typisch ist: Sie bedienen sich der aufgeklärten Werte und modernen Technologien und richten sich an politische und rechtliche Instanzen, um genau jene Werte und Normen einzuklagen, die ihrerseits der Wissenschaft,  der heutigen Technologie und den Menschenrechten widersprechen.

Die entscheidende Frage hierbei ist doch, welche Möglichkeiten und Chancen eine gläubige Muslima, die zudem noch eine Burka trägt, in ihrer eigenen religiösen Community hat, wenn es um den Kampf ihrer persönlichen Rechte geht. An welche religiöse Instanz kann sie sich wenden, wenn sie den gemeinschaftlichen Druck, der auf sie ausgeübt wird, nicht länger ertragen kann und sich für ein anderes, nicht-religiöses Leben entscheidet? Wer setzt sich denn für die Menschenrechte der muslimischen Frauen ein? Sind es ihre Ehemänner, Väter oder Brüder? Sind es all die kopftuchtragenden Frauen in Parteien, Verbänden und Redaktionen? Nein. Es sind die säkularen Muslime und die Europäer. Keine und keiner von ihnen ist verschleiert. Denn dies würde gegen ihren Anspruch auf Schutz und Garantie der universellen Menschenrechte sprechen, auf die sich die Frau mit der Burka stützen möchte.

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