Wenn ich mich mit der Enthaltsamkeit befasse geht das meistens so aus: Ich denke permanent an den Sex, den ich nicht haben soll, permanent habe ich Hunger auf alles was ich nicht essen soll und zum Schluß schaut es aus, wie in Sodom und Gomorrah. Das ist in etwa wie der Versuch bei einer mehr oder minder heiligen Jungfrau nicht an den Berührtheitsstatus des weiblichen Genitals denken zu wollen. Es funktioniert einfach nicht. Mit etwas Humor ist das aber zu ertragen - nach dem Essen und vor dem Verdauungssex.
Neben amüsanten ethnologischen Details enthält dieser lehrreiche Aufsatz auch eine bedenkliche, eher hingeworfene Anmerkung. Haben Sie’s bemerkt? Zur andorranischen Fastensitte, den Aufenthalt in einem Ledersack als Hilfsinstrument für eine nachhaltige Abstinenz zu nutzen, heißt es da abschließend (ich zitiere wegen der Brisanz wörtlich) “Dieser Brauch wird bis heute gepflegt, ist aber durch neue EU-Vorschriften gefährdet.” Sic! Ein wenig anderes Schicksal dürfte auch die Gepflogenheiten der “Cadáverdenáufragos” auf “Christiane la Cunt” demnächst ereilen. Nach meinen Informationen gehört die idyllische Insel zu den überseeischen Gebieten Frankreichs (France d’outre-mer (FOM)) und unterliegt damit der Einflusssphäre eurokratischer Regulatoren. Die mutwillig vorsätzliche Gesichtsbehaarung dieser putzigen indigenen Endemiten soll demnächst als “kulturelle Aneignung” klassifiziert und demgemäß sanktioniert werden, obwohl die Wollschweine selbst hierzu keinen Antrag gestellt haben. Warum auch sollte ein Mensch nicht aussehen dürfen wie ein Schwein? ... und wieder geht dank der EU ein Stück Individualkultur den Weg, den schon krumme Gurken und französischer Rohmilchkäse gegangen sind.
Wenn schon, dann richtig. Ich habe letzten Herbst 1 Monat gefastet. Nur kalorienfreie Getränke und Suppe. Plus Salze wegen dem Elektrolythaushalt. Und Multivitamine. Wenn man mal drin ist, hat man keinen Hunger mehr und der Körper verbrennt Eigenfett, bis zu 500 Gramm pro Tag. Hier lohnt es sich, jeden Tag auf die Waage zu steigen. Ich habe sogar Gewichte gehoben. Brauchte nur etwas längere Pausen. Das Ergebnis; von 115 kg runter auf 88 kg. Jetzt hat es sich bei 92 Kg eingependelt. Die Weltrekord hat übrigens ein Schotte namens Angus im echten Fasten. Er hat ein Jahr lang nichts gegessen außer Mineralien, Vitaminen und Kaffee. Medizinisch begleitet - es gibt eine wissenschaftliche Studie mit genauen Aufzeichnungen. Von 210 Kg runter auf 80 kg. Solange wir genügend Fett mit uns rumschleppen, kann unser Körper gut davon leben. Fasten erzeugt Hormone, die die Muskeln vor Abbau schützen - im Gegensatz zur Kalorienreduktion, die die Muskeln angreift. Geistig habe ich mich so fit wie noch nie gefühlt - ein Zustand von Übersicht und Klarheit.
Ich esse, wenn ich Hungrig bin. Schlafe, wenn ich müde bin. Gehe täglich Schwimmen und Haue unter Wasser meine Grundschule durch inkl. Kicks. Was Zigarren und Whiskey angeht. Wenn dann abends nach einem guten Essen. Ich vertraue da völlig meinem Körpergefühl. Die Zeiten, das ich Fremdbestimmt gelebt habe sind lange vorbei.
Also wie jetzt, Bechlenberg? Sie fasten? Habe ich doch wohl hoffentlich richtig verstanden, nachdem ich in dem ganzen Wirrwarr von Chuetzlmuecz-Indianern, die auf einer japanischen Nebeninsel auf einem Bein stehen bis zu 屋久島町- Buschmännern in Andorra, die Angst haben von Hyänen gefressen zu werden, kurzzeitig irgendwie den Faden verloren hatte. Und was heißt das jetzt genau? Kein Internet und dafür mehr Whisky und Zigarren - sehe ich doch richtig - oder? Vernünftige Einstellung, Bechlenberg, sehr vernünftig.
Ihnen, verehrter Archi W. Bechlenberg, dürfte klar sein, dass Sie sich ohne Not einem u.U. gefährlichen Selbstversuch unterziehen. Ihr Karenzprogramm sieht zwar recht moderat, will sagen: kultiviert aus, so dass man sich um Ihr Seelenheil nicht sonderlich sorgen muss. Die Hoffnung, für Verzicht mit einem neuen, anderen, besseren Leben belohnt zu werden, wird mit Sicherheit enttäuscht werden! Ihr “Vorsicht, ich faste!” beweist, dass die Tortour gar nicht indiziert ist. Zeit für ein Genießer-Breakfast! Ein bisschen UNO-Greta kann Ihre/unsere kulturelle Resilienz-Dornenhecke nicht wirklich durchdringen!
Danke für die erleuchtende Fastenumschau ;-) Ich habe die psychischen Einschränkungen eines Fastenden schon selbst erlebt, als mich ein fastender Yogi einer Nichtigkeit wegen im Umkleideraum vor unseren Bikram-Kurs anrotze - nackt, wie wir beide waren, trug ich wenigstens ein sattes Schmunzeln, während dieser Arme nur seinen ausgezehrten Hungerwahn ausdrücken konnte. Kleine Korrektur zu den o.e. Japanern - Kalbskopf ist schon skurril, doch Karpfen geht in Japan gar nicht, kein Japaner würde diese Schmuddeltiere essen wollen! Guten Appetit und solange Sie noch Zigarre&Drinks; genießen können, bleiben Sie gesund -)
Auf der südpazifischen Vulkaninsel Christiane la Cunt wird in der Nacht zum 1.Mai auch eine Genderkonferenz zum Thema: «Sebastién Triebfeder und seine Auswirkungen auf den Drehmechanismus deutscher Lehrstühle», stattfinden .
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