Die junge Amy Fox reist nach Cornwall, um die berühmte Schriftstellerin Margaret Griffin zu besuchen. Unterwegs lernt sie den gut aussehenden Daniel Griffin, Margarets Sohn, kennen. Er bewirtschaftet die Güter der Familie, die Polrudden Moore bei Polrudden sowie eine Telefonzelle an der Mündung des Flusses Gannel in Newquay. Am nächsten Tag macht Amy die Bekanntschaft von Marcus Rydale, einem gutaussehenden aber undurchsichtigen Mathematikprofessor, der hier Nonnen für einen Gotteslohn bei der Buchführung ihres Devotionalienshops hilft.
In Wirklichkeit sucht er seine Mutter, die ihn als Baby in einer stürmischen Winternacht auf einer Klippe ausgesetzt hatte. Rydale vermutet, dass es sich um die Oberin von Buckland Abbey in 13, The Crescent Worplesdon Road, Belmont handelt. Ein weiterer, geheimnisvoller Mann, Mr. E.V. Lambert of Homeleigh, The Burrows, Oswestly, der sich öfter heimlich in der Nähe der Telefonzelle aufhält, sorgt für weitere Irritationen. Denn als Amys Freundin Julia bei ihrem Junggesellinnenabschied einen Kuss versteigert, gewinnt diesen ausgerechnet Mr Ken Shabby, Leighton Road, Slough - der Mann, der sie vor Jahren in der Hochzeitsnacht liegen ließ...
Aus, vorbei! Nie mehr werden wir schon bald den tragischen, romantischen und herzwärmenden Geschichten der Rosamunde Pilcher im ZDF beiwohnen können. Geschichten, die stets in der zauberhaften Landschaft Cornwalls spielten und eine Welt zeigten, in der alles am Ende wieder gut wird. Doch Großbritannien ist dem Untergang geweiht. Das perfide Albion hat endlich sein wahres Gesicht gezeigt! „Hinfort mit dir, Tommie!“, oder wie der Engländer sagen würde: „F*** You!“
Statt dem perfiden Albion die romantische Welt des brandenburgischen Landadels
Das ZDF konnte unmöglich auf eines seiner stabilsten Standbeine verzichten und hatte zum Glück dank seinem Mitarbeiter Dandy Koll (dem keine britische Exzentrik fremd ist) einen rechtzeitig gestrickten Plan B zur Hand. Statt meterhohen Fuchsien und üppigen Hortensien zukünftig uckermärkische Forsythien und fusseliges Heidekraut. Statt Penzance Prenzlau, statt Tintagel Templin, statt Newquay Nordweststuckermark. Bis Zinnowitz, Ückeritz und Koserow ist es zwar von Angermünde etwas weiter als von Seamount Hall an die Küste bei St. Ives, aber eine Postbusfahrt vom Gutshof Birkenhain nach Groß Mohrdorf ergibt dafür ganz neue dramaturgische Möglichkeiten: Wen die nicht mehr ganz junge Liane da unterwegs alles kennen lernen könnte...
Doch täuschen wir uns nicht – es sind nur kleine Fluchten, die uns für anderthalb Stunden in die romantische Welt des brandenburgischen Landadels entführen und somit der Realität entreißen können. Wenig später holt uns das Grauen doch wieder ein, im Heute Journal, in den Tagesthemen, in WDR und DLF, in einer Kolumne von Jakob Augstein oder diesem Dietz. Immerhin: wir haben noch kleine Fluchten und dürfen diese nicht gering schätzen. Ein unterhaltsames Buch, eine aufmunternde CD, ein spannendes Hörbuch – sie seien unsere Retter in finsterer Zeit. Und da hätte ich was für Sie.
Wolfgang Lackerschmid & The Brazilian Trio: Samba Gostoso
Vor einiger Zeit stellte ich hier auf der Achse den Vibraphonspieler Wolfgang Lackerschmid vor. Der hat ein neues Album veröffentlicht, das – so es denn noch einer werden sollte – bestens zum Sommer passt. Es heißt „Wolfgang Lackerschmid & The Brazilian Trio: Samba Gostoso“ und ist eine beschwingte Mischung aus Eigenkompositionen der Bandmitglieder und Klassikern aus dem reichhaltigen Schatz des Samba- und Brazil-Jazz. Das Brazilian-Trio besteht aus Pianist Hélio Alves, Bassist Nilson Matta und Drummer Duduka da Fonseca, alle drei souveräne Vertreter der lateinamerikanischen Musik, die unter anderem mit Paquito D'Rivera, Gato Barbieri, Airto Moreira, Herbie Mann, Joe Henderson, Bob Mintzer, Eliane Elias und Randy Brecker spielten und spielen. Die Platte läuft bei mir so regelmäßig wie möglich; hier können Sie in die CD hineinhören und sie auch bestellen.
Navy SEAL Resilienz
„Bad Moon Rising“ sangen Creedence Clearwater Revival 1969 und schufen damit einen Klassiker, der bis heute immer wieder gespielt und gecovert wird. Laut Komponist John Fogerty geht es im Text um „the apocalypse that was going to be visited upon us.“ Das Europa des 21. Jahrhunderts wird er damit nicht gemeint haben, sonst hätte der Text ja „Half Moon rising“ lauten müssen. Man kann diesem Aufstieg hilflos zusehen. Oder sich wappnen.
Die Navy SEALs sind weltweit bekannt für ihre Tapferkeit und psychische Stärke. Wie niemand anderes haben sie gelernt, in Stresssituationen ruhig zu bleiben und sich blitzschnell auf Neues einzustellen. All dies führt zu einer sehr hohen psychischen Widerstandskraft, der sogenannten Resilienz. Mit seinen eigenen Erfahrungen sowie bewährten und modernen Erkenntnissen vermittelt Eric Greitens, ehemaliger Navy SEAL, wie es gelingt, Resilienz zu entwickeln und mental stark zu werden wie ein Elitesoldat. Die in seinem Buch enthaltenen Lektionen sind praktisch, tiefgründig und bieten klare Lösungen und Handlungsanweisungen für schwierige Situationen. Eric Greitens bietet Strategien, die jeder umsetzen kann, um auch aus den widrigsten Lebensabschnitten gestärkt und aufrecht hervorzugehen. Vermittelt werden diese Kenntnisse in Form von Briefen an Greitens ehemaligen Kameraden Zach Walker, der mit einer schweren posttraumatischen Belastungsstörung aus dem Krieg zurückgekehrt war. Ein interessanter, praxisnaher Ansatz für einen derartigen Ratgeber. Ein nützliches Buch.
Navy SEAL Resilienz, Hardcover, 352 Seiten ISBN: 978-3-86883-777-3, 19,99 Euro
Stürmische Côte d'Azur - Der dritte Fall für Léon Duval
Serien mit wiederkehrenden Ermittlern sind unverzichtbarer Bestandteil der Kriminalliteratur, ob es Kokser wie Holmes, Beamte wie Maigret, Exzentriker wie Poirot oder einsame Wölfe wie Sam Spade und Philip Marlowe sind. Kommissar Léon Duval ist dagegen recht normal, er stammt aus der Tastatur der Autorin Christine Cazon. Stürmische Côte d'Azur ist sein (und ihr) dritter Fall. Er führt den aus Paris ans Mittelmeer geratenen Ermittler auf die Insel Sainte Marguerite, die unmittelbar vor Cannes liegt und ein beliebtes Naherholungsgebiet ist. Es ist Herbst, ein Sturmtief liegt über der Bucht, und auf einer Yacht im Hafen von Sainte Marguerite wird ein Matrose ermordet aufgefunden. Duval und sein Ermittlungsteam machen sich an die Arbeit. Wegen des Wetters wird jedoch der Fährverkehr eingestellt, und Duval, dem schon auf der Hinfahrt schlecht wurde, führt die Ermittlungen vor Ort allein weiter. Die Bedingungen sind annehmbar, er findet eine akzeptable Unterkunft, und im Inselrestaurant werkelt eine hervorragende Köchin. Doch nicht nur das Wetter ist stürmisch, auch der Mordfall entwickelt sich turbulent, nicht zuletzt dadurch, dass ein weiterer dazu kommt. Und was nicht fehlen darf: auch privat wehen für den Ermittler unruhige Winde...
Ich empfehle die Hörbuchfassung des kurzweiligen Romans, denn sie wird in sämtlichen Rollen von Gert Heidenreich gesprochen, und der Mann ist ein Erlebnis. Würde Heidenreich eine Seite aus dem Telefonbuch von, sagen wir, Bebra oder Mönchengladbach vorlesen, er gäbe jedem einzelnen Fernsprechteilnehmer einen eigenen Charakter. So hält er es auch in Stürmische Côte d'Azur, und darin kommen immerhin ein gutes Dutzend Personen vor. Plus dem Erzähler.
Gewöhnlich nutze ich Hörbücher als Einschlafhilfe; damit will ich nichts negatives über dieses Medium sagen, denn auch bei spannenden und unterhaltsamen Geschichten überkommt mich stets eine wohlige, milde Stimmung, die unabwendbar in Morpheus Arme führt. Die 4 CDs von Stürmische Côte d'Azur habe ich hingegen allesamt ohne notwendigen, weiteren Anlauf zu Ende gehört, jeden Abend eine. Ob es an Heidenreich und seiner so wandelbaren Stimme lag? Mal sehen, ich habe schon die nächste CD Box mit ihm als Sprecher vorliegen und werde in Kürze weiter ermitteln.
Die ursprünglich aus Deutschland, seit zehn Jahren aber in Südfrankreich lebende Autorin hat eine private Website, auf der man mehr über sie und ihre Bücher lesen kann. Was ich an dieser Stelle unbedingt lobend erwähnen muss: Man findet keinen Link zu Amazon dort!
Wohin du auch tanzt (Fernsehfilm nach Doreen Pilgrim), demnächst im Zweiten...
Die frisch gestrichene TV-Producerin Annkatrin Herzberg will ihren Kummer über die gescheiterte Beziehung zu dem schmierigen Kommunalpolitiker Lars Bollewick begraben und spart fast drei Jahre für einen Entspannungsurlaub auf Kuba. Unterwegs zum Reisebüro verliert sie unbemerkt den Umschlag mit dem Geld. Diesen findet ausgerechnet der stadtbekannte Neo-Nazi Wolle Paselacki, der von der Knete Benzin für einen Brandanschlag kaufen will. Doch Wolle hat seine Rechnung ohne Achmett gemacht, einem syrischen Flüchtling aus Casablanca, der seinen Lebensunterhalt als Antänzer verdient und dem Nazischwein das Geld entwendet.
Als Achmett den Umschlag öffnet, wird ihm sofort klar, dass das viele Geld niemals einer dumpfen Glatze gehören kann, und so bringt er es in einem Anfall von Anstand zur Polizei. Dort sitzt seit Stunden die völlig aufgelöste Annkatrin, die dank dem ehrlichen Syrer wenig später ihr Geld wieder entgegen nehmen kann. Sie lädt Achmett auf einen Veggieburger ein, und während des Tischgespräches erfährt sie von dessen traumatisierenden Schicksal (das von Achmett, nicht des Veggieburgers). Spontan ergriffen beschließt sie, ihre Reise zu verschieben und ihre Skills sowie ihr Leben der örtlichen Antänzerszene zu widmen. Die müssten doch auch auf ehrliche Weise ihr Geld verdienen können! Es ist ein mühsamer Weg, doch ganz allmählich gewinnt Annkatrin das Vertrauen der armen Seelen, und schließlich reift in ihr ein Plan: auf dem Oktoberfest in St. Kützelmütz, so hat sie erfahren, soll im Löwenberger Zelt ein spektakulärer Wettbewerb stattfinden: die besten Männerballetts Europas (außer Großbritanniens) kämpfen um die Weltmeisterschaft! Ob das nicht etwas für ihre Jungs wäre...?