Ein Menschenleben ist nicht mehr wert als die Richtenden diesem zugesteht. Man überlege: Schießt man ein Flugzeug mit 164 Insassen ab sterben 164 Insassen. Lässt man es in die mit Zuschauern gefüllte AllianzArena stürzen sterben die 164 Flugzeuginsassen zuzüglich potentielle 70000 Menschen in der Arena. An welcher Stelle muss man da noch überlegen? Hier stellt sich überhaupt nicht die Frage “Darf Leben gegen Leben abgewogen werden?” Hier stellt sich die Frage “Darf man Moral gegen Logik abgewiegen?” Ein Lockdown zu verordnen um eine kleine Gruppe von Menschen zu retten ist als würde man das Flugzeug bewusst in die Arena stürzen lassen um eine Moral zu proklamieren die es nicht gibt bzw. die es nur scheinbar gibt. Viele der während der Coronazeit verstorbenen Menschen sind ja wohl in einem Alter gewesen, in dem jeder Krankheitserreger potentiell tötlich gewesen wäre, ob mit oder ohne Corona. Auch hier hat man keine logischen Schlussfolgerungen gezogen.
Nun ja, das wurde lang, breit und quer diskutiert, als das Gestz geschaffen wurde, dass eben so ein Flugzeug nicht automatisch abgeschossen werden darf. In so einem Fall muss man also auf einen Herrn Daschner hoffen, einen, der das Gesetz bricht, um das Stadion zu retten. Aber der Vergleich ist schwierig, da es sich bei den Covid19-Opfern mutmaßlich um die kleinere Gruppe handelt im Gegensatz zu den Stadionleuten. Außerdem sitzen sie nicht in einem Stadion, dem Untergang geweiht, sondern sie sterben nur potentiell und nicht alle. Daher ist das Wesentliche für mich größtmögliche Transparenz, Verantwortung für sich selbst und andere Menschen und Hilfestellungen bei der Beschaffung von Nahrungsmitteln und Dienstleistungen für Gefährdete. Aber: Heute saß ich in einem Abstand von ca. 2,50 vor einem Gasthof von einer Dame entfernt, die erst in die Gegend nieste und dann trocken hustete. An sich bedeutet Verantwortung für mich, dass man zur Zeit mit einer Erkältung daheim bleiben sollte. Es begann zu regnen, und der Wirt bat alle, hineinzugehen. Wir hatten noch nicht bestellt und gingen und zwar wegen der Nieserin. Es ist also so eine Sache mit der Verantwortung für andere Leute, nicht wahr. In diesem Fall griff bei mir die Mutter der Porzellankiste. Ich will derzeit auch keine Erkältung haben, und im Innernraum dürfte die Dame besser sprühen. Das bedeutet, Staat und Medien haben gründlich gearbeitet. Angst vor einer Erkältung, weil es Covid19 sein könnte, ist eine Art Neurose. Das Hauptproblem ist also eine fehlgelaufene Informationspoltik über Panikmache. Früher glaubte man an sein Immunsystem und ignorierte Nieser und Huster.
Der Staat ist eine Fiktion. In der Realität ist es eine machtsüchtige Clique, die mit Gewaltmitteln das Volk knechtet und beraubt. Und das gilt auch in einer sog. Demokratie. Hier wird dieser Umstand nur wirkungsvoller verschleiert. Indem wir ihm die Legitimation erteilen, “Menschenleben gegeneinander aufzuwiegen”, sind wir bereits sein Opfer geworden.
Die Fragestellung ist kennzeichnend für den autoritären Humanitärstaat, in dem wir leben. Da dieses Staatswesen keine Abwägungen treffen darf, muss es auch jedes Menschenleben retten und dadurch die Völkerwanderung aus Afrika via Lilbyen anheizen. Das gleiche Staatswesen ist auch letztlich unfähig, eine Seuche konsequent zu bekämpfen, wie es einigen Staaten Ostasiens immerhin gelingt, und komischerweise gerieren sich diejenigen, die in Fragen der Völkerwanderung Volksinteressen höher werten, in Fragen der Volksgesundheit als Verfechter einer Tyrannei des anarchischen Individualismus.
Da gibt es doch einen psychol. Test: Ein Zug rollt auf eine Gruppe von Menschen zu. Man kann ihn mithilfe einer Weiche auf ein anderes Gleis umleiten, wo nur ein Mensch im Wege steht. Die meisten Menschen entscheiden sich wohl ohne großes Zögern dafür, den einen Menschen zu opfern, statt die Dinge einfach geschehen zu lassen und dem Überrollen der Gruppe zuzusehen. Fragt man dieselben Leute aber, ob sie einen fetten Menschen auf die Gleise schubsen würden, um den Zug zu stoppen und die Gruppe zu retten, so sind die Probanden meist völlig entsetzt und lehnen dies ab. Denjenigen, welche auch den Fetten schubsen würden, wird Psychopathie attestiert. Ich finde das unlogisch. Entweder ist man dafür, eine Einzelperson für mehrere Menschen zu opfern oder dagegen. Wenn ich die Weiche umstellen würde, wohlwissend, dass ich damit jemanden töte, dann würde ich auch den Fetten schubsen. Entweder, ich bin zu beidem bereit oder ich lehne beides ab. Ich halte mich allerdings nicht für eine Psychopathin. Auch hier ist mal wieder die Frage: wer legt fest, was “normal” ist und was nicht. Nur weil die Mehrheit so entscheidet ist es doch nicht automatisch richtig. Und Moral und Ethik werden ja nun stark vom Zeitgeist beeinflusst. Wer heute unter Psychopathie-Verdacht steht, vertritt vielleicht morgen die Mehrheitsmeinung. Vor einigen Jahren konnte ein LKW-Fahrer seinen Laster nicht mehr bremsen. Er raste auf eine Bushaltestelle mit Kindern zu. Er riss das Lenkrad rum wodurch ein Mann zu Tode kam. Der LKW-Fahrer kam ebenfalls ums Leben. Ich fand damals die Berichterstattung grenzwertig, da ein regelrechtes Jubelfest über die Entscheidung des Fahrers gefeiert wurde. Das männliche Opfer, das statt der Kinder dran glauben musste, wurde -meines wissens- nicht einmal namentlich erwähnt. Es war ein tragischer Unfall und vermutlich hätten die meisten Leute so gehandelt, wie der LKW-Fahrer. Das Gejubel fand ich aber geschmacklos.
3) Aber um auf die eigentliche Situation zurückzukommen: a) der Vergleich Coronaentscheidung – Schirachszenario hinkt insofern, als wir es bei Schirach mit einer klaren Kriegsentscheidung zu tun haben: der Feind ist terroristische menschl. Gewalt, der man begegnen muss, wenn man sich der Gewalt als Herrschaftsprinzip nicht unterwerfen will. Die Abwägung ist zudem eine klare quantitative Entscheidung. Bei Corona handelt es sich trotz allem um eine Krankheit, einer natürlichen Macht der wir uns nur aufgrund unseres medizinischen Fortschritts fähig sind zu erwehren, statt sie wie früher als unabwendbares Schicksal über uns ergehen zu lassen. Zudem ist die Abwägung alles andere als klar. Für mich jedenfalls ist es alles andere als klar, ob die Regierungen der Welt “entschieden haben, das Flugzeug vorzeitig vom Himmel zu holen, um damit weitere Menschenleben zu schützen”. Möglicherweise wird sich mit Zusammenbrechen der Weltwirtschaft und all den daraus resultierenden weltweiten gesellschaftl. u. wirtschaftl. Turbulenzen am Ende das Gegenteil davon erweisen: dass nämlich beim Abschießen des Flugzeugs vom Himmel, dieses mitsamt Bombe aufs Stadion fiel.
2) Man erinnere sich hier an die Aufregung um Herrn Sarrazin u. seiner Warnung zu viele Menschen aus Kulturen einwandern zu lassen mit einem geringen IQ- u Bildungsschnitt. Was auf individueller Ebene unmoralisch ist - die Gewährung von Gunst nach IQ o. Bildung - ist eben aus polit. Warte eine vollkommen rationale u. notwendige Überlegung u. Gebot d. Staatsraison. Ein Politiker sollte sich an diesem Prinzip gebunden fühlen, weil er vor der Gesellschaft als Ganzes verantwortlich ist. Übrigens, nicht nur dass Gutmenschen die Staatsraison als übergeordnetes Prinzip ablehnen, sie lehnen a. auf individueller Ebene die seit alters geltenden, in natürlichen Instinkten der Arterhaltung verwurzelten Prinzipien der moralisch gebotenen Vorzugsbehandlung der eigenen Gruppe (Familie, Freunde, Nachbarn, dann Dorf, Region, Staat etc.) ab. Manch einer wäre, da bin ich mir sicher, für das ideologisch gewähltes Absolutheitsprinizips der Gleichheit Aller ohne Abstriche sogar bereit die eigenen Kinder zu opfern.
1) Natürlich muss der Staat solche Abwägungen treffen u. im Extremfall kalt u. rational Menschenleben, kleinere gegen größere Übel abwägen. Wer sich nicht fähig fühlt im Extremfall a. solche Entscheidungen zu treffen, gehört nicht in die Politik. Und was in Friedenszeiten gilt, gilt umso mehr in Kriegszeiten u. das von Schirach beschriebene Szenario ist im Grunde Terror als asymetrische Kriegsführung. Herr Schriach verwechselt jedoch m.E. wie so viele individuell gebotene Moral u. politische Moral, bzw. verweigert sich der Anerkennung der Staatsräson als ein dem Indiviuum übergestelltes Prinzip gesellschaftl. Ordnung. Auf individueller Ebene ist eine kalte Entscheidung, das bewusste Töten von Einen um Drei zu retten, sicherlich eine Anmaßung, man spielt Gott. Subjektiv kann es sogar moralisch gerechtfertigt sein, nur einen nur zu retten, wenn dieser ein Verwandter o. Freund ist, statt der restlichen drei Fremden. Außer Gutmenschen würde niemand einen für solch eine Entscheidung verurteilen. Darum würde man beim Szenarium Schirachs a. alle aus einer solchen Entscheidung ausschließen, die Angehörige im Flugzeug hätten - aus Gründen der Befangenheit. Gutmenschen jedoch lehnen die seit ewigen Zeiten geltenden Prinzipien ab, weil viele von ihnen das Prinzip des Staates als ein dem Individuum übergeordnetes Prinzip grundsätzlich ablehnen.
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