Peinlich in diesem Zusammenhang ist nicht der Besuch Sarrazins in Kreuzberg und der Versuch des ZDF, das Ereignis zu dokumentieren, peinlich ist nur Ihre unsägliche Stellungnahme, mit der Sie sich auf die Seite des Pöbels stellen, der in Teilen von Kreuzberg mittlerweile das Sagen hat.
Selbst wenn Sarrazin und das ZDF vorgehabt hätten, einen Eklat zu inszenieren, so ist das in einer funktionierenden Demokratie, die nicht von Kulturräten verwaltet wird, ein legitimes Mittel, auf Umstände, Missstände und Zustände aufmerksam zu machen, deren Existenz gerne geleugnet wird.
http://www.welt.de/debatte/henryk-m-broder/article13497770/Warum-ich-diesen-Journalistenpreis-zurueckgebe.html
http://www.tagesspiegel.de/medien/thilo-sarrazin-schafft-sie-alle/4416178.html
Und hier die Antwort von Olaf Zimmermann, Geschäftsführer des Deutschen Kulturrats:
Sehr geehrter Herr Broder,
ich bedauere, Ihre Ankündigung, den puk-Journalistenpreis, den die Jury des puk-Preises an die Fernsehredaktion „Politik und Gesellschaft“ des Hessischen Rundfunks verliehen hat, zurück geben zu wollen, außerordentlich.
Erlauben Sie mir, dass ich Ihnen meine Intentionen die Aspekte-Sendung betreffend erläutere. Sie haben geschrieben: “Selbst wenn Sarrazin und das ZDF vorgehabt hätten, einen Eklat zu inszenieren, so ist das in einer funktionierenden Demokratie, die nicht von Kulturräten verwaltet wird, ein legitimes Mittel, auf Umstände, Missstände und Zustände aufmerksam zu machen, deren Existenz gerne geleugnet wird”. Ich stimme Ihnen absolut zu, aber ebenso gehört es zur Demokratie, ein solches Vorgehen eines Mediums kritisieren zu dürfen. Nichts anderes habe ich getan.
Im Gegensatz zu Ihrer Sendung “Deutschland-Safari”, die ich, wie Sie wissen, für sehr gut gelungen halte, handelt es sich beim Kulturmagazin Aspekte des ZDF um ein vollständiges anderes Format. Die “Deutschland-Safari” lebt von der Zuspitzung und der Provokation. Aspekte will über Kultur berichten. Und die Autorin des Beitrags über Thilo Sarrazin in Kreuzberg, Güner Balci, hat in einem Interview auf der Website von Aspekte selbst gesagt, dass sie nicht provozieren, sondern einen Dialog zwischen Sarrazin und türkischstämmigen Migranten in Berlin-Kreuzberg und Berlin-Neukölln herstellen wollte. Das sind zwei völlig verschiedene Herangehensweise. Und es ist eigentlich schade, dass Sie sich mit Ihrer sehr gelungenen Sendung “Deutschland-Safari” offensichtlich selbst in einen Topf mit einem offenkundig nicht aufgegangenen Idee von Aspekte werfen.
Darüber hinaus muss erlaubt sein, darauf hinzuweisen, dass, wer Thilo Sarrazin unter sichtbarer filmischer Beobachtung durch Berlin-Kreuzberg und Berlin-Neukölln schickt, mit wütenden Protesten kalkuliert. Die Bild-Zeitung hat diese Proteste am Montag auch direkt für eine Titelgeschichte nutzen können.
Ich verwahre mich gegen Ihren Vorwurf, ich würde die Einrichtung von „No-Go-Areas“ fördern. Das Gegenteil, und das wissen Sie auch, ist der Fall.
Und ich bleibe dabei, es ist erlaubt, in einer Demokratie auch die Medien zu kritisieren.
Mit freundlichen Grüßen
Olaf Zimmermann
Geschäftsführer