In einem Interview mit der Welt am Sonntag hat Michail Chodorkowski Klartext gesprochen. Gefragt, ob „die Hoffnung auf das Minsk-2-Abkommen vergebens“ sei, antwortete er ohne Umschweife: „Wenn jemand im Westen sagt, dass man mit dem heutigen Regime (mit Putin) eine langfristige Vereinbarung erreichen kann, dann ist er entweder dumm oder ein Betrüger.“

Der einstige Oligarch weiß, wovon er spricht. Nach acht Jahren Haft in einem sibirischen Straflager muss er sich nichts mehr vormachen. Selbst vom Saulus zum Paulus gewandelt, kennt er aus eigener Erfahrung die Methoden, mit denen man in Russland nach oben gelangt, in der Wirtschaft wie in der Politik. Das unterscheidet ihn von der Mehrheit der westlichen Politik-Darsteller, auch von Angela Merkel und ihrem schwadronierenden Außenminister.

Was sie uns als hohe Diplomatie verkaufen, ist nichts weiter als der Ausdruck einer politischen Dummheit, bei der es am Ende auf Betrug hinausläuft. Nicht auszudenken, wohin die Analyse führte, könnten wir unserer außenpolitisch agierenden Kaste die Dummheit nicht mehr zugute halten. Am Ende bliebe nur noch der Betrug, in wessen Interesse auch immer. Da wollen wir doch lieber annehmen, dass unsere selbsternannten Kaiser nackt sind, auch wenn es eines Chodorkowski bedurfte, die Deutschen mit der Nase auf diese Peinlichkeit zu stoßen.