Rainer Bonhorst / 27.09.2021 / 17:00 / Foto: Kevin Collins / 11 / Seite ausdrucken

Damenwahl beim Berliner Tanztee

Es ist wie in der guten alten Tanztee-Zeit. Der Conferencier ruft: „Damenwahl!“ Und auf einmal sitzen die sonst so dominanten Herren verlegen da und hoffen und bangen. Sie hoffen, dass sie aufgefordert werden, und sie bangen, ob sie als Mauerblümchen sitzenbleiben. Der Berliner Tanztee folgt einem ganz neuen Rhythmus.

Die attraktivste Dame hat auch schon ein Auge auf ihren Wunschpartner geworfen. Es ist der feine Olaf, ein kühler Nordländer, der seine etwas weniger feine Familie im Hintergrund versteckt hält. Der Dame genügt es, dass sie beim Tanz nur ihm tief in die Augen schaut. 

Aber so einfach ist es nicht. Auf dem Berliner Tanzboden wird kein gewöhnlicher Tango aufgeführt, sondern ein Tanz, den man Triango nennen kann. Es wird ja zu Dritt getanzt. Annalena Baerbock, die Dame, die die erste Wahl hat, kann ihren künftigen Partner nicht alleine stemmen. Sie muss sich erst mit dem feschen Christian darüber verständigen, wen von den beiden dort sitzenden älteren Herren man denn betanzen will.

Und das geht nicht so einfach. Christian Lindner findet den distinguierten Olaf Scholz zwar halbwegs akzeptabel, aber sein Wunschpartner ist Armin Laschet, wie er selber ein Mann aus dem Westen, auch wenn der etwas unglücklich auf seinem Platz hin- und herrutscht, weil er sich – zu recht – in akuter Mauerblümchen-Gefahr wähnt.

Die Annalena und der Christian

Erschwerend kommt hinzu, dass die neuen Partner in spe, die Annalena und der Christian, selber erst einmal herausfinden müssen, ob sie überhaupt miteinander können, ohne sich ständig auf die Füße zu treten. Wie viele gemeinsame Schritte haben sie im Repertoire? Früher hat es mit den beiden nicht geklappt, sieht man von ein paar regionalen Volkstänzen ab.

Der neue Berliner Triango ist ein komplizierter Tanz. Wie viel gemeinsamen Rhythmus kann man zu Dritt überhaupt aufs Parkett legen? Und wie lange braucht man, um ihn einzuüben?

Die beiden Herren, die da hocken und warten, hoffen und bangen und zuschauen, was die jungen Leute aushecken – sie können einem leid tun. So ist das halt, wenn man in die Jahre kommt. Wenn der Lack ab ist. Wenn der Anzug nicht mehr spack am Körper sitzt, sondern vorne zwickt und hinten Falten wirft. Wenn die Rock'n'Roll-Zeit vorüber ist, und die Jugend zu einem neuen Tanz aufspielt. Was waren das noch für Zeiten, als man nicht so hilflos dasaß, sondern dynamisch die Dinge und den Tanzpartner selber in die Hand nahm. Aber man ist in der letzten Zeit arg gebeutelt worden. Vom dicken Maxe zum Normalo geschrumpft. Man muss sich freuen, dass man überhaupt noch aufs Parkett darf.

Oder? Wie lange muss man eigentlich auf dem Mauerblümchen-Sitz hocken bleiben? Die beiden Youngsters können einen doch nicht ewig hängen lassen. Kann man sich nicht einfach selber wieder aufs Parkett schleichen, wie Schmittchen Schleicher mit den elastischen Beinen? Wenn der Nachwuchs nicht zu Potte kommt, dann soll den Triango doch der Teufel holen. Dann gibt’s eben keine Experimente. Dann tanzt man einfach nach der alten Leier weiter. Der rote Olaf mit dem schwarzen Armin. Dazu reicht es ja noch, und vielen gefällt das sogar am besten. Diesmal allerdings unter neuer Führung, auch wenn es Armin Laschet schwerfällt. Aber dieser Olaf Scholz macht ja eine gute Figur, und sein Juniorpartner kann sich freuen, wenn er nicht still verblüht.

So kann es kommen. Wenn die beiden Jungen den Triango nicht hinkriegen, dann gibt es eben den alten Koalitionstanz. Wer führt und wer folgt, ist dann sowieso egal. Das Orchester spielt noch ein paar Jahre wie gewohnt weiter – den Angela-Merkel-Walzer. 

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Leserpost

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F. Dittert / 27.09.2021

Ich kann ja vieles nachvollziehen, aber wie man nach 16 Jahren der CDU eine Absage erteilen kann UND DANN DER SPD seine Stimme gibt ist mir unbegreiflich.  „Nein, Currywurst mit Pommes mag ich nicht mehr! Jetzt will ich Fritten und dazu ne Currywurst“. Ich fühle mich tatsächlich getrollt von meinen Mitbürgern. Traurig bin ich auch, die Hassphase wurde scheinbar übersprungen.

Stanley Milgram / 27.09.2021

“Weiter mit Vollgas Richtung Untergang. Wir nehmen jeden Eisberg mit…” Wenn ich die Wahlergebnisse in Ahrweiler betrachte, dann weiß ich, in Deutschland ist alles verloren. Da wählen die verlassenen gehirnbefreiten Vollhonks CDU und SPD. Ich gönns euch in Ahrweiler, echt jetzt. Genau die Richtigen getroffen…

Bernd Meyer / 27.09.2021

Nun, es gäbe ja auch die Möglichkeit, das Wahlrecht (demokratisch!) zu reformieren, damit die BRD international vertrauenswürdig und wettbewerbsfähig bleibt. Nur ein Gedanke. Maximal acht oder zehn Jahre für das Kanzleramt, damit würde ich anfangen. Zu kompliziert? Na, dann!

g.schilling / 27.09.2021

Und bis sie wissen, wer mit wem kann und warum, wird der geschäftsführende Hosenanzug dem deutschen Michel noch einige vergiftete Eier ins Nest legen, auf dass die neue Tanztruppe ihre mühsam erkämpfte Choreographie gleich mal vergessen kann.

sybille eden / 27.09.2021

Es wäre ein ständiger Tanz am Abgrund, den man nicht sieht weil man konsequent in die Luft schaut. Man sowas Traumtänzer.

Wilfried Cremer / 27.09.2021

Grüß Gott Herr Bonhorst, aber vorher werden sich die Annalena und der Christian noch ausgiebig beschnuppern, sozusagen einen Schnupperkurs im Nahkampf absolvieren und verschwitzt im Brausebad zum Ausklang bringen.

Dietrich Herrmann / 27.09.2021

Der Merkel-Walzer ist allerdings ein Tanz auf dem Vulkan. Deutschland könnte verdampfen.

Christian Feider / 27.09.2021

Tango oder Triango, beides ist der Tanz zum Orchester-Sound auf der Titanic…im wahrsten Sinne. es gäbe eine bürgerliche Mehrheit,aber die hat sich einer der beiden Torfköppe,die da “Volkspartei” spielen,selbst verbaut. Scharz blau gelb würde auch reichen..

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