Gastautor / 22.05.2020 / 12:00 / Foto: Bundesregierung/Bergmann / 30 / Seite ausdrucken

Coronabonds: Der arme Nachbar hilft dem reichen

Von Dr. Wolfgang Hintze.

Bei einem Dialog auf Augenhöhe muss es bekanntlich ein Geben und Nehmen geben. Das ist auch beim Corona-Wiederaufbaufonds der Fall, den Merkel und Macron vorgeschlagenen haben: Merkel gibt und Macron nimmt. Es geht um 500 Milliarden Euro – und die deutsche Mehrheit jubelt, wie der Spiegel unter der Überschrift „Corona Krise Mehrheit der Deutschen für-EU-Wiederaufbaufonds“ bekannt gibt.

„Viele Europäer sehen das Vorhaben von Bundeskanzlerin Angela Merkel und Frankreichs Präsident Emmanuel Macron als längst überfälliges Zeichen europäischer Solidarität. So trifft der Merkel-Macron-Plan in Frankreich fast uneingeschränkt auf Zustimmung. Andere europäische Länder sind weniger euphorisch. Sie wollen keine finanziellen Hilfen an die vor allem südlichen Staaten zahlen – zumindest nicht bedingungslos.“

In Deutschland sind 51 Prozent dafür, 34 Prozent dagegen. Eigentlich würde man 51 Prozent eine knappe oder auch hauchdünne Mehrheit nennen … Naja, der Spiegel muss in Krisenzeiten eben staatstragend auftreten. Wie zu erwarten war, sind die AfD-Anhänger mit deutlicher Mehrheit dagegen, aber diese Scharte wetzen die Rot-Grün-Schwarzen aus.

Privatvermögen im Ländervergleich

Wie würde wohl die Zustimmungsrate ausfallen, wenn die Befragten wüssten, wie es mit der Verteilung des Privatvermögens in Europa aussieht? Die Daten der Privatvermögen sind kein Geheimnis, sondern bei Wikipedia verfügbar. Unter diesem Beitrag finden Sie eine ausführliche Übersicht.

Zusammengefasst: Deutschland steht weltweit auf Rang 33. Die Empfängerländer rangieren alle davor. Die Corona-„Opfer“: Frankreich, Spanien, Italien haben alle mehr als das Zweieinhalbfache Privatvermögen pro Kopf wie die Deutschen. Der relativ arme Deutsche soll also – nach Merkel – die relativ mehr als doppelt so reichen Länder unterstützen.

Warum zapfen Frankreich, Spanien und Italien nicht zuerst die eigenen Finanzressourcen an? Warum schlägt Merkel einen Deal vor, der von den Medien als „Paukenschlag“ hochgejubelt wird, tatsächlich aber – wie wir soeben sahen – ein Schlag ins Gesicht der eigenen Bürger ist? Die Antwort finden wir ebenfalls im Spiegel: „Weil sie es sich leisten kann.“ Welche Chuzpe. 

 

Median-Vermögen pro Person in Euro 

Zahlen gemäß Wikipedia, sortiert nach Median-Vermögen, Auswahl. Als Lese/Verständnisbeispiel hier zunächst Luxemburg (Platz 5)

Luxemburg: steht gemessen am Medianvermögen pro Kopf weltweit auf Rang 5, das Medianvermögen pro Kopf beträgt 139.789 USD, das ist 4,0-mal so viel wie Deutschland
Zur Erinnerung: der Median ist der Wert, für den die eine Hälfte der Einwohner einen höheren Wert und die andere Hälfte einen niedrigeren Wert aufweist. Es ist ein Mittelwert, der für ungleichmäßig verteilte Zahlen die Daten besser beschreibt als das arithmetische Mittel.

Rang         Land                      Median-Vermögen pro Person in Euro  Vielfaches von D   

1                Schweiz                 227.891                                                      6,5   

5                Luxemburg            139.789                                                      4,0   

6                Belgien                  117.093                                                      3,3   

10              Irland                     104.842                                                      3,0   

11              Frankreich            101.942                                                      2,9   

12              Vereinigtes              97.452                                                      2,8
                  Königreich

14              Spanien                  95.360                                                      2,7   

15              Österreich               94.070                                                      2,7   

16              Italien                     91.889                                                      2,6   

17              Malta                       76.016                                                      2,2   

19              Norwegen               70.627                                                      2,0   

22              Vereinigte               65.904                                                      1,9  
                  Staaten

23              Dänemark              58.784                                                      1,7

24              Israel                      58.066                                                      1,6   

25              Finnland                 55.532                                                      1,6   

26              Slowenien              50.380                                                      1,4   

28              Portugal                 44.025                                                      1,2 

29              Schweden              41.582                                                      1,2   

30              Slowakei                40.432                                                      1,1   

31              Griechenland        40.000                                                      1,1  

33              Deutschland         35.313                                                      1,0  

34              Niederlande            31.057                                                      0,9

36              Kroatien                  29.183                                                      0,8  

37              Zypern                    28.803                                                      0,8   

38              Estland                   24.915                                                      0,7   

39              Montenegro            24.242                                                      0,7 

40              Polen                      22.600                                                      0,6   

Foto: Bundesregierung/Bergmann

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Leserpost

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Helmut Homburg / 22.05.2020

Habe gerne immer wieder Griechenland besucht. Dort lautet ein oft gehörter Spruch. “Griechenland: armes land - reiche Leute. Deutschland: reiches Land - arme Leute”

Jürgen Fischer / 22.05.2020

Reich wird man bekanntlich nicht vom dem, was man einnimmt, sondern von dem, was man nicht ausgibt. Und es ist nunmal so, dass Deutschland in den letzten Jahrzehnten viel dafür ausgegeben hat, wofür sich die “Armen” nach wie vor nichtmal bedanken. Im Gegenteil, es hat sich dermaßen eingefahren, dass die Empfängerländer das für die größte Selbstverständlichkeit der Welt halten und entsprechend mistig reagieren, wenn das Geld mal nicht automatisch kommt. Ob in Deutschland jemals jemand außer den üblichen Verdächtigen merkt, wie es um die Staats- und EU-Finanzen bestellt ist? Oder anders gefragt, werde ich das noch erleben? Ich glaub’s nicht. Was mich an der Rangliste überrascht, ist, dass die Niederlande hinter Deutschland sind.

Wolfgang Kaufmann / 22.05.2020

In seiner dumpfen Überheblichkeit glaubt der Michel gerne das mediale Märchen vom reichen und moralischen deutschen Übermenschen, der sich durch Almosen an die Armen die Absolution erkaufen muss. Jedenfalls solange die Geretteten gute Miene zum bösen Spiel machen und nicht aufmüpfig sind wie die Polen und Ungarn. – Typischer Fall von Helfersyndrom und Human Hoarding: Unseren täglichen Mündel gib uns heute. Wer wären wir ohne unser fettes Scheckbuch? Schleimige Schmuddelkinder, mit denen niemand spielen will.

Alexander Damaskinos / 22.05.2020

Es kommt auch hier an diversen Stellen deutlich raus: Diese Situation wurde und wird vom größten Teil der Bevölkerung herbeigewählt. Was von Grünschwarzrot und den Medien kommt, wird mit Begeisterung aufgenommen und umgesetzt, und jeder Kritiker ist ein Nazi und seit neuestem ein Verschwörungstheoretiker. Ich muss es jetzt mal krass sagen: Mit so einem dummen Wahlvolk kann nichts Positives entstehen.

Nils Knospe / 22.05.2020

Dass Merkel gibt und Macron nimmt, kann man sich gut vorstellen. Das sind in Merkels Karriere wahrscheinlich die Highlights, wenn sie in ärmeren Ländern mit Portmonnäh herumwedelt und dafür gefeiert wird. Unter Umständen winkt dort in den wärmeren Gefilden eine gut gesicherte Altersresidenz in bester Lage. Da geht bestimmt was. Man könnte diese Bond-Fond-Sache aber auch anders angehen, wenn die selben Regeln für alle gelten: Es wird Geld generiert, gedruckt, und wer etwas braucht, nimmt sich was. Warum sollte Deutschland das nicht auch tun. Unsere Wirtschaft ist stärker, also verhältnismäßig mehr wert und gerade ziemlich am knapsen. Also her mit der Kohle. Anteilsmäßig. Bewohner haben wir auch ziemlich viele. Deutschlands Stärke - der europäische Motor - muss ,im Sinne aller, erhalten bleiben.

Bernhard Idler / 22.05.2020

Ich stimme dem Artikel inhaltlich voll zu, die geplante Umverteilung ist nicht gerechtfertigt. Bei den Zahlen ist die Frage, inwieweit sie aussagekräftig sind. Wenn man die Durchschnitte betrachtet, liegen die genannten europäischen Länder nicht so weit auseinander. Und USA liegt vor Deutschland… das mag richtig sein, nur hört man, als Beispiel, daß sich viele Amerikaner der Mittelschicht keine Krankenversicherung leisten können, während praktisch jeder Deutsche sie hat, auch eine Art von Vermögen. Ein wichtiger Punkt ist auch die Form der Altersvorsorge: Ein Pensionsanspruch kann einem sechs- oder siebenstelligen Vermögen entsprechen, oder ein gesetzlicher Rentenanspruch, sowas wird aber nicht berücksichtigt in solchen Statistiken, während ein System der Pensionsfonds wie in USA diese Fonds als Vermögen zählt. Nur als Anmerkungen… wie gesagt, die Aussage ist komplett richtig, die Bürger der Nehmerländer sind nicht ärmer oder sogar reicher als die der Geberländer. Übrigens könnte man solche Überlegungen auch mal auf den innerdeutschen “Länderfinanzausgleich” anwenden…

Claudius Pappe / 22.05.2020

Warum das so ist:  Weil 87% der Deutschen dumm, nein Strohdumm sind. O.k. Rentner die schon immer ARD und ZDF, Spiegel und SZ, FAZ, WAZ, RP, Bild, Osnabrücker Zeitung u.a., sehen und lesen, seien entschuldigt. Ach, ich schweige lieber………..meine Nachbarn sind schuld, ich habe es gewusst, und habe nicht geschwiegen, deswegen bin ich nun Rechts, Nazi, Umweltsau, Trottel und nun auch noch Troll……………...

Werner Arning / 22.05.2020

Wenn etwa Südeuropäer oder Franzosen von Europa reden, verstehen viele darunter Finanzhilfen aus Deutschland. Sie meinen das deutsche Sparschwein, das geschlachtet gehört. Europäische Ideale haben einzig die Deutschen. Da andere Geberländer, wie die Niederlande oder Österreich nicht so naiv wie die Deutschen sind, sträuben sie sich (und England ist bereits ausgestiegen). Spanier, Italiener, Griechen besitzen Eigentumswohnungen und Aktien, der Deutsche zahlt Miete und besitzt ein gut bestücktes Sparkonto. Vergleicht man seine Sparguthaben mit denen der Südeuropäer, dann sind die Deutschen allerdings reicher. Aber auch nur dann. Die Spanier und die Italiener geben ihr Geld lieber aus. Ob für eine zweite oder dritte Wohnung oder für den täglichen Restaurantbesuch, das Eine schließt das Andere ja nicht aus. Schulden auf dem Konto? Na und? Die sorgen den „Südländer“ nicht. Schuldenfrei wünscht sich dagegen der Deutsche zu sein. Ihn wurmen die Schulden. Also bezahlt er sie lieber. Auch die der Anderen. Und so arbeitet und spart der Deutsche vor sich hin. Und lässt sich von den Gutmeinenden erzählen, dass es seine Pflicht sei, ebenfalls für die Schulden von Franzosen und Italienern aufzukommen. Sie haben schließlich so unter Corona gelitten. Und sind ja auch ansonsten so sehr vom Pech verfolgt. Und zu alledem lassen sie sich von Macron noch die Show stehlen. Diesem Vorbild-Europäer. Wer wäre denn von jetzt auf gleich kein glühender Europäer, würde man ihm als Gegenleistung die Schulden bezahlen? Wieder einmal unübertroffen gutgläubig sind die deutschen Bürger. Was die deutschen Politiker antreibt (in ihrem EU-Wahn), kann man nur vermuten. Vielleicht glauben sie auf diese Weise Frau Le Pen zu verhindern, oder sie meinen, Deutschland könne nur auf diese Weise historische Schuld abtragen, oder sie glauben tatsächlich an ihr Europa und meinen, mit gutem Beispiel voran gehen zu müssen, selbst um den Preis der Selbstaufgabe ...

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