Toller Artikel, danke. Ja woher kommt diese Friedhofsruhe, ich glaube der Coronaschock hat die Franzosen bis ins Mark erschüttert, und viele ihrer Grundüberzeugungen ins Wanken gebracht. Als ich noch in Paris lebte, ging der Witz, wenn eine Streife mit Martinshorn vorbeirasst so: Ahh, Mittagspause, die sind auf dem Weg zu MacDo. Die französische Polizei läßt einen sehr lange in Ruhe aber wenn man am Haken hängt, wird’s meistens unerfreulich. Das mit den 500€ Scheinen ist ein echter Nationalkomplex, betrifft inzwischen auch 200€ Scheine. Aus Blödheit hatte ich im Februar nach einem Autoverkauf etliche Scheinchen mitgenommen um sie in Paris unters Volk zu bringen. Mission Impossible. Rausschmiss aus Boutique wo ich meiner Tochter einen Pullover kaufen wollte, Tumult an der Kasse eines riesigen Monoprix Rue de Rivoli. Nur auf den Marches au puces war ich mit meinen Zweihundertern gerne gesehen. Ich reise 3-4 Mal im Jahr nach Paris und es ist aus Berlin kommend immer eine Kur, die Höflichkeit, die Umgangsformen, die Gesprächsbereitschaft der unverwüstliche französische Glaube ein glückliches Leben sei möglich, trotz ihres Pesimissme. Ich glaube Corona hat die Franzosen nach einem schrecklichen Jahr aus Gelbwesten, absurden Streiks und einer sozialen Kluft erwischt. Die Stimmung war schon vor Corona unterirdisch.
So ist die Paniquemie doch eine gute Sache: Sie zeigt, die flics können, wenn sie wollen. Und die Mädchen in der métro müssen ja auch von was leben, samt ihrer Sippe. Ein guter Staat sorgt eben für alle seine Schäfchen. Pour les sans-papiers aussi. Ich nehme immer nur Geld mit in der Stadt (München), wenn ich muss. So wenig wie möglich. Wenn das Portemonnaie, dann ist da auch nicht viel drin, die Kreditkarte ist eine ungültige als Zuckerl - trotz Laufzeit noch ein paar Jahre, kann keiner wissen bevor er/sie/es probiert. Die EC-Karte ist da nie drin, Ausweis auch nicht. Eigentlich nur die ADAC-Karte, ein paar Visitenkarten. Punktekarten vom Kaufhof etc. Wo nix ist, kann der/die/das Dieb ruhig klauen, allez.
„Osteuropäische Banden“, wenn es nicht mehr klappt, die Täterherkunft im Nebel der ungefähren Geographie verschwinden zu lassen, gibt es in Frankreich doch noch, um Verwirrung zu stiften, die drei „Rs“: Romains, Roumains, Roms. Als Opfer des Römischen Reiches fühlt man sich doch dann gleich viel besser.
In Deutschland ist dieses Syndrom, Einheimische zu drangsalieren und Eingewanderte (zumindest mit arabischen oder afrikanischen Hintergrund) zu verschonen, ebenso stark ausgeprägt. Nicht nur im Görlitzer Park in Berlin, oder wenn Clans Hochzeiten feiern oder Krankenhäuser stürmen. Überall, wo diese “Gruppen” (Pressejargon) in größerer Anzahl auftreten, folgt automatisch der sofortige Rückzug des (ex Rechts)Staates. Der schön länger in Deutschland Lebende ist nur noch Freiwild des Staates und die Melkkuh der Nation. Aber der Bürger scheint es, wie manche beim Gang zur Domina, einfach zu mögen, derart schlecht behandelt zu werden. Die Wahlergebnisse sprechen für sich. Alles läuft wie gewünscht.
Den 14. Juli und den 21. Januar etwas vorziehen und am nächsten Tag hat es sich ‚auscoronat‘ !
Vorweg, ich kommentiere unter falschen Namen, da ich nicht riskieren möchte, in einer französischen Datenbank von Staatsfeinden zu landen. Trotz 38 Jahren Pariserfahrungen und der Meinung, alle Tricks zu kennen, hat es auch mich mehrfach erwischt. Kostete mich insgesamt u. a. eine Kamera, eine nicht nennenswerte Summe Bargeld, einen Reisepass, sämtliche Karten, von ADAC über Presseausweis bis zu den Bankkarten, den einen und anderen persönlichen Gegenstand und sehr viel Zeit und Geld, um das alles wieder neu anzuschaffen. Auch lernte ich so über mehrere Stunden den Arbeitsalltag Pariser Polizisten kennen. Was die Polizei angeht ist alles gesagt. Ich möchte allerdings betonen: Die deutschen Kollegen müssen sich in Sachen Willkür und Brutalität nicht hinter Police und Gendarmerie verstecken. Und die Kriminellen in anderen europäischen Hauptstädten ebenfalls. Liberté, Fraternité, Istdochegalité.
... Wer die Zustände in Frankreich kennt liebt Preußen um so inniger. - Geschichtlicher Hohn aus der Ressentiment - Tüte mal beiseite. Frankreich ist auf einem Trip zwischen Vichy und Kollaboration hier und dem Versuch noch eine Kolonialmacht zu sein - dort. Es meint wohl wenn es Afrika in Paris hat, hätte es noch Afrika. Das ist drollig und nicht mehr. Kann man das auf Deutsch kritisieren ? Nein, denn schon Deutschland ist so einfältig, daß es wie eine Begründung für das französische Chaos wirkt. Wer sich in der Geschichte etwas sattelfester bewegt muß mit Graus feststellen, daß ein gewisser deutscher Feldherr einmal sagte: Im Sieg über Deutschland verelendet Frankreich als Sieger selbst - und damit in einem verqueren Zustand auch noch Recht behält. Je mehr man sich der Geschichte in der Gestalt ihrer Algorithmen entziehen will - durch eine Meinung, desto mehr Raum läßt man ihnen zu wirken. Verdrängung ist eine sehr undankbare Sache. Ich sähe nichts ungeliebter als daß Verhältnisse auf dem Tisch landen, die nur noch deshalb eine Wiederholung der Geschichte sind, weil man sie für ausgeschlossen hielt. Und ich sage es hier: Man muß aufpassen nicht der Kernaussagen des NS dadurch zu entsprechen, in dem man immer nur die Antithese als Reaktion dazu bildet. Damit schafft man eine Erfüllung genau in diesem Begründungszusammenhang und klopft so die Geister aus den Teppichen. Adorno sagte mal, daß in allem auch sein Gegenteil wohne - das gilt auch für den Liberalismus. Die Logik der Genese von historischen Tatsachen ist weit aus komplexer als daß sich das moralische Prediger und Reaktionäre vorstellen können. Die Predigt des Guten verhindert selten das Schlechtere, sie ist meistens sein Wegbereiter. Wer das Radikal nicht will, der hüte sich vor der Weichheit, die ihr Gegenteil bald fordert und man schaffe nicht ein Gegenteil um nur in der Antithese das andere selber zu errichten über das man sich dann wieder nur ereifert um es zu bestätigen. Auch das ist Krise.
Die Käfighaltung der Franzosen soll das Thema Unterwerfung unislamisch machen. Das Motiv ist Staatsangst.
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