Von Roland Wiesendanger.
Der Laborursprung des Coronavirus gilt heute als erwiesen, bekannt war dies seit Anfang 2020. Viele Verantwortliche behaupteten aber weiterhin, es sei von Fledermäusen übergesprungen – das hat verschiedene Gründe, unter anderem wollte man den Ursprung in Zusammenhang mit dem Klimawandel bringen.
Nun ist es also seit kurzem offiziell: Auf der Website des Weißen Hauses ist zu lesen, dass die Corona-Pandemie durch einen Laborunfall in einem virologischen Institut der Stadt Wuhan ausgelöst wurde. In diesem Institut wurden über viele Jahre hinweg hoch risikoreiche Experimente zur künstlichen Synthese von Hybrid-Coronaviren durchgeführt, die besser an menschliche Zellen andocken und in diese eindringen können (sogenannte Gain-of-function Forschung), und damit ein hohes Pandemiepotenzial darstellten. Die fünf wesentlichen Indizien, die nach Ansicht der US-Regierung zur notwendigen Schlussfolgerung eines Laborursprungs des SARS-CoV-2 Virus führen, decken sich in frappierender Weise mit den Indizien, die bereits vor über vier Jahren in einer Pressemitteilung der Universität Hamburg aufgeführt waren (die Studie wurde vom Autor dieses Beitrags durchgeführt, lesen Sie auch hier das Interview Roland Wiesendangers mit Achgut.com vom März 2021, Anm. d. Red.).
Wie wir mittlerweile wissen, kamen bereits zu Beginn der Pandemie Geheimdienste aus den USA, Großbritannien und Deutschland zu einer gleichlautenden Einschätzung. Führende Virologen, darunter drei Nobelpreisträger, fanden bereits zu Beginn des Jahres 2020 zahlreiche Auffälligkeiten in der Gensequenz des SARS-CoV-2-Virus, die mit einem natürlichen Ursprung nicht vereinbar waren. Damit hätte die Frage des Pandemieursprungs eigentlich sehr schnell geklärt und kommuniziert werden können. Doch es kam alles anders und dies hat verschiedene Gründe.
Eine wesentliche Rolle spielte zunächst eine berühmt gewordene Telefonkonferenz vom 1. Februar 2020, zu der Anthony Fauci und Francis Collins von den US National Institutes of Health sowie Jeremy Farrar vom Wellcome Trust eingeladen hatten und an der mehrere Virologen, darunter auch Christian Drosten, teilnahmen. Die zahlreichen Auffälligkeiten im SARS-CoV-2-Virusgenom wurden angesprochen und diskutiert, und auch am Tag danach hielten mehrere Teilnehmer dieser Konferenz einen Laborursprung noch für sehr wahrscheinlich. Drei Tage später jedoch wurden zwei bedeutsame Veröffentlichungen, unter anderem von Teilnehmern dieser Telefonkonferenz, auf den Weg gebracht, welche die Laborursprungshypothese als „Verschwörungstheorie“ brandmarkten (Stellungnahme von 27 Virologen in der Fachzeitschrift THE LANCET vom Februar 2020) beziehungsweise als nicht plausibel darlegten (Korrespondenz in der Fachzeitschrift NATURE MEDICINE), obwohl sich der Wissensstand bezüglich der zahlreichen Auffälligkeiten im SARS-CoV-2-Genom mittlerweile nicht geändert hatte.
Tatsächlich hielten die fünf Autoren der Korrespondenz in NATURE MEDICINE selbst zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung einen Laborursprung noch für sehr wahrscheinlich, wie öffentlich gewordene E-mail-Korrespondenzen belegen. Diese Publikation in NATURE MEDICINE wurde unmittelbar nach ihrem Erscheinen von Anthony Fauci dazu benutzt, um vom Podium des Weißen Hauses im Frühjahr 2020 zu verkünden, dass die Pandemie angeblich nur einen natürlichen Ursprung haben könne.
Kein Interesse an einer Aufklärung
Die entscheidende Frage ist nun, warum nicht schon zum damaligen Zeitpunkt massiver Widerspruch von all denjenigen Wissenschaftlern und Geheimdiensten kam, die es besser gewusst haben. Es ist wenig verwunderlich, dass Personen wie Anthony Fauci, die stets hoch gefährliche Gain-of-function-Forschung befürwortet haben und sogar 2012 erklärten, dass der Erkenntnisgewinn aus derartigen Experimenten das Risiko einer Pandemie wert wären, jegliche Äußerungen über einen möglichen Laborursprung der Pandemie auf das Schärfste bekämpfen wollten. Das Gleiche galt für Wissenschaftler, welche selbst in die hoch gefährliche Gain-of-function-Forschung in Wuhan involviert waren, wie etwa Peter Daszak (ehemaliger Präsident der US-amerikanischen EcoHealth Alliance) oder Zhengli Shi (Laborleiterin am Wuhan Institut für Virologie), sowie Wissenschaftler, die selbst Gain-of-function-Experimente an anderen gefährlichen Erregern durchführen und diese Art der Forschung ungestört weiter betreiben möchten.
Die Zahl der Personen mit solch offensichtlichen Interessenkonflikten wäre jedoch zu gering, um zu erklären, warum es zum Narrativ eines natürlichen Pandemieursprungs kommen konnte, bis hin zu staatlich verordneten Zensurmaßnahmen gegenüber all denjenigen, die Zweifel an diesem Narrativ äußerten. Deshalb muss eine detaillierte Analyse des Geschehenen die Interessenlage von vielen weiteren Betroffenen mit einbeziehen:
Da wäre zunächst China als Staat zu nennen, der gegebenenfalls haftbar gemacht werden könnte, wenn eine weltweite Katastrophe wie die Coronapandemie mit vielen Millionen Toten sowie wirtschaftlichen Schäden in Billionenhöhe das Ergebnis hoch risikoreicher Forschung unter unzulänglichen Sicherheitsbedingungen in Wuhan war.
Aber auch die USA konnten und können aus ähnlichen Gründen kein Interesse daran haben, einen Laborursprung der Pandemie als gesichert anzuerkennen, waren es doch US-amerikanische Steuergelder, welche zur Mitfinanzierung der hoch gefährlichen Gain-of-function-Experimente in Wuhan zum Einsatz kamen, und – viel bedeutsamer – US-amerikanisches Know-how im Bereich der biotechnologischen Genmanipulationsmethoden, welches über Jahre hinweg an chinesische Forschergruppen in Wuhan transferiert wurde. Auch die Bundesregierung hatte kein Interesse an der Veröffentlichung der Erkenntnisse des eigenen Geheimdienstes. Schließlich könnte dies die bilateralen Beziehungen mit einem der wichtigsten Wirtschaftspartner signifikant und nachhaltig belasten.
Auch das Klima-Narrativ wurde bedient
Vertreter wissenschaftlicher Verbände und wissenschaftlicher Akademien, Herausgeber wissenschaftlicher Fachzeitschriften bis hin zu wissenschaftlichen Förderorganisationen hatten kein Interesse an einer offenen Debatte über einen möglichen Laborursprung der Pandemie, denn ein solcher würde gegebenenfalls nachhaltig das Ansehen der Wissenschaft in der Gesellschaft schädigen angesichts des Ausmaßes der Folgen der Coronapandemie.
Der proklamierte natürliche Pandemieursprung kam hingegen einflussreichen Interessengruppen sehr gelegen und wurde unter anderem als angeblich weiterer Beweis der dramatischen Folgen des Klimawandels missbraucht. Dadurch wären Fledermäuse als natürliche Quellen von SARS-artigen Coronaviren gestresst und in die Städte getrieben worden.
Die Vertreter großer Institutionen, welche die Klimakrisen-Agenda über Jahrzehnte befeuerten, lieferten dann auch schnell die entsprechenden Kommentare: „Die Natur sendet uns eine Botschaft. Wir haben die Natur in die Ecke gedrängt und in Ökosysteme eingegriffen“, erklärte Inger Andersen, Leiterin des Umweltprogramms der Vereinten Nationen. Die Pandemie sei „eine Erinnerung an die enge und empfindliche Beziehung zwischen Mensch und Planet“, sagte der Generaldirektor der Weltgesundheitsorganisation, Tedros Adhanom Ghebreyesus. John Kerry kommentierte: „Der Klimawandel ist ein Bedrohungsmultiplikator für Pandemien und Zoonosen.“
Hört auf, Gott zu spielen
Und selbst Papst Franziskus nahm den angenommenen natürlichen Ursprung des SARS-CoV-2-Virus als Anlass, die Gläubigen zu ermahnen: „Gott vergibt immer, wir vergeben manchmal, aber die Natur vergibt nie.“ Und Boris Johnson sagte anfangs noch, dass COVID-19 „das Produkt eines Ungleichgewichts in der Beziehung des Menschen zur natürlichen Welt“ sei, obwohl ihn sein eigener britischer Geheimdienst MI6 frühzeitig über die sehr hohe Wahrscheinlichkeit eines Laborursprungs des SARS-CoV-2 Virus informiert hatte. Zuletzt freilich erklärte auch Boris Johnson, dass er von einem Laborunfall in Wuhan ausgehe, im Einklang mit der offiziellen Stellungnahme der US-Regierung.
Tatsächlich leben die Fledermäuse, welche Reservoire für SARS-artige Coronaviren darstellen, in Höhlen südchinesischer Provinzen, die über 1.600 km von Wuhan entfernt sind. Sie können diese Distanz nicht alleine zurücklegen. Vielmehr sind sie nachweislich von Forschern des Wuhan Instituts für Virologie dort aufgesucht, eingesammelt und nach Wuhan gebracht worden, um mit SARS-artigen Coronaviren, entnommen aus dem Fledermauskot, hoch risikoreiche Gain-of-function-Experimente zu betreiben. Die ersten mit SARS-CoV-2 infizierten Personen waren dann auch Mitarbeiter genau dieses Instituts (siehe hier und hier).
Mit dem Klimawandel hatte dies alles nichts zu tun, auch wenn viele gehofft hatten, den Pandemieursprung mit einer derartigen Moralbotschaft zu verbinden. Die eigentliche Konsequenz auf der Basis moralischer und ethischer Werte sollte vielmehr lauten: Hört auf, bei der künstlichen Synthese gefährlicher Krankheitserreger Gott zu spielen und bewahrt uns zukünftig vor ähnlichen oder noch schlimmeren Pandemien aus Laboren – egal wo immer diese lokalisiert sein mögen.
Lesen Sie zum Thema auch frühere Artikel von Roland Wiesendanger:
„Das ist menschenverachtende Forschung“ (Interview)
„Schwerwiegendes wissenschaftliches Fehlverhalten“ (Interview)
Aufarbeitungs-Hammer: Was war der Grund für Merkels Corona-Panik?
Macht endlich Schluss mit der Wuhan-Forschung!
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Roland Wiesendanger ist Physik-Professor an der Universität Hamburg sowie Ehrendoktor der Technischen Universität Posen. Er ist Mitglied zahlreicher nationaler und internationaler Wissenschaftsakademien, darunter auch der beiden nationalen Akademien „Leopoldina“ und „acatech“. Er ist ferner Fellow mehrerer internationaler Wissenschaftsorganisationen. Durch nahezu siebenhundert wissenschaftliche Publikationen sowie über sechshundert wissenschaftliche Vorträge in verschiedenen Wissenschaftsbereichen ist Wiesendanger weltweit bekannt und vernetzt.