Thomas Rietzschel / 10.04.2020 / 15:00 / 33 / Seite ausdrucken

Corona sei Dank! Es kann durchregiert werden

„Was man in der Jugend wünscht, hat man im Alter die Fülle“, schrieb Goethe, als er auf sein Leben zurückschaute. Wäre sie des Deutschen mächtiger, als sie es ist, könnte Angela Merkel die Jahre ihrer Kanzlerschaft jetzt ebenso resümieren. Gut, am Beginn dieser Epoche stand sie bereits im 52. Jahr. Die Jugend im landläufigen Sinn des Wortes lag hinter ihr. Als Herrscherin aller Deutschen steckte sie noch in den Kinderschuhen, als sie, kaum zur Kanzlerin gewählt, 2005 verkündete: Von nun an wird „durchregiert“. 

Was das heißen sollte, bekam das Volk nach und nach zu spüren. Die Begeisterung darüber war keineswegs so einhellig, wie es unterdessen vorausgesetzt wird. Wenn sie wieder einmal an der Demokratie vorbei regiert hatte, während der Finanzkrise 2009 oder 2015 nach der Grenzöffnung, bekam die „Chefin“ schon noch zu hören, sie spalte das Land. Noch gab es kritische Geister, die respektlos genug waren, Ihro Gnaden zu widersprechen. Länger hielten die wenigsten von ihnen durch. 

Fünfzehn Jahre nach dem Einzug ins Kanzleramt steht Angela Merkel nun in der Blüte ihrer absoluten Herrschaft. Unangefochten kann sie den Lohn der Ausdauer in Fülle genießen. Das Volk gehorcht aufs Wort. Als vieles schon auf den Abgang hindeutete, ist die überzeugte Autokratin dank der Corona-Krise nochmals aufgestiegen, unversehens, wie Phönix aus der Asche. „Alternativlos“ nahm sie die Zügel in die Hand, indem sie die Einweisung der Bürger in die heimischen vier Wände verfügte und die Wirtschaft lahmlegte.

Endlich steht das Volk hinter der Führerin

Der Verweis auf die Gesundheit als das höchste aller Güter genügte, um jeden Zweifel im Keim zu ersticken. Endlich steht das Volk, abgesehen vom kleinen Häuflein der Widerspenstigen, wie ein Mann hinter der Führerin. Ihre Beliebtheitswerte schießen durch die Decke; sie sind so hoch wie nie zuvor. Was Wunder also, dass sie keinen Gedanken an die Zeit danach verschwenden mag, dass sie jeden abblitzen lässt, der eine Strategie für den „Ausstieg“ aus der Krise, die Rückkehr zur Normalität, anmahnt. Weil er eine demokratische Diskussion darüber anregen wollte, wurde selbst Armin Laschet, gewiss kein Dissident, kurzerhand in die Schranken gewiesen.

Weiterhin, sagte die Kanzlerin dieser Tage, könne es bloß um eines gehen: „das Gewinnen von Zeit“. Wer wollte dagegen etwas sagen? Natürlich lässt sich die Pandemie nicht von heute auf morgen eindämmen. Das steht außer Frage. Ebenso liegt aber auf der Hand, worauf das alles politisch hinausläuft, auf die Verlängerung eines Status quo, in dem es sich mit starker Hand „durchregieren“ lässt. Doch selbst dafür mag noch manches sprechen. Sicher müssen in der Not Entscheidungen gefällt werden, ohne dass dem eine langes Palaver vorausgeht.

Es sind ja nicht die Einschränkungen an sich, die verstören. Sie zu befolgen, gebietet meist schon der Selbsterhaltungstrieb. Argwohn weckt allein der anmaßend diktatorische Tonfall dieser Anweisungen von oben. Wo es um Aufklärung ginge, hagelt es Verbote. Angst wird geschürt, keine Widerrede geduldet. Wer das für überzogen hält, wie die Heidelberger Anwältin Beate Bahner, gegen den ermitteln Polizei und Staatsanwaltschaft. Gelobt sei, was die Bürger gefügig macht.

Nach oben buckeln, nach unten treten

Allenthalben beanspruchen die angestellten Politiker des Volkes inzwischen unumschränkte Handlungsfreiheit nach dem Vorbild der Bundeskanzlerin. Wie Söder, Spahn, Bouffier, Kretschmann …, die Chefin nachäffen, ohne es zu merken, offenbart peinlich das Niveau unseres politischen Personals: nach oben buckeln, nach unten treten. Selbst ein kleines Licht wie der der grüne OB Darmstadts Jochen Partsch posaunt da: „Es ist unbedingt notwendig, dass wir nun nicht nachlassen.“  

Noch gestern hieß es, sobald ein Zustand erreicht sei, in dem sich die Zahl der Neuinfektionen aller vierzehn Tage verdopple, könne man schrittweise zur Normalität zurückkehren. Nun, da die Johns Hopkins University für Deutschland eine „Verdoppelungszeit“ von fünfzehn Tagen meldet, bekommen wir von Jens Spahn zu hören, der „positive Trend“ müsse sich „verfestigen“, bevor an eine Umkehr zu denken sei.

Offenbar will sich die Politik von ihrem Krisengewinn – der absoluten Herrschaft – so schnell nicht verabschieden. Fragen darf man sich, ob sie überhaupt gewillt ist, es je wieder völlig zu tun. 

In Berlin jedenfalls scheint die Regierung dazu weniger geneigt. Angela Merkel, der volksdemokratisch aufgezogene Brummkreisel im Kanzleramt, rotiert weiter um die eigene Achse, befangen im Wahn ihrer Unfehlbarkeit. Besteht doch plötzlich die Chance, sogar die mutwillig ruinierte Wirtschaft staatlich in den Griff zu bekommen. Fast schon im Abgang ist der „Weltpolitikerin“ die Fülle jener Macht zugefallen, nach der sie verlangte, als sie den Deutschen 2005 versprach, von nun an wird „durchregiert“.  

Sie lesen gern Achgut.com?
Zeigen Sie Ihre Wertschätzung!

via Paypal via Direktüberweisung
Leserpost

netiquette:

Bernhard Idler / 10.04.2020

Ich gieße ja ungern Wasser in den Wein, doch der Lockdown ist in praktisch allen entwickelten Ländern aller Regierungsformen. Daran kann dieses eine Mal nicht Merkel allein schuld sein. Wer glaubt, nach Erfüllung der Forderung “Merkel muß weg” breche das Paradies in Deutschland aus, wird sich wundern. Sie ist nicht die Ursache, sondern ein Symptom, wie Greta oder Lufthansa-Luisa. Oder welcher Kanidatenkandidat für den Bundeskanzler würde die Staatsmedien beschneiden, offene Debatten fördern, Transferunion, Klimarettung, Förderung des Islams und den Import bärtiger “Minderjähriger” beenden?

Gerald Krüger / 10.04.2020

Per Kanzlerukas verbietet die Putschmutti das Sterben, wer dagegen verstößt: Todesstrafe. Und wenn sie selber nicht gestorben wird, dann regiert sie noch heute. Bates Motel in Berlin…

Chr. Kühn / 10.04.2020

Hinter ihr stehen ist gut. Da kann sie nicht sehen, wer den Dolch im Gewande führt…rein bildlich gesprochen, versteht sich.

Weitere anzeigen Leserbrief schreiben:

Leserbrief schreiben

Leserbriefe können nur am Erscheinungstag des Artikel eingereicht werden. Die Zahl der veröffentlichten Leserzuschriften ist auf 50 pro Artikel begrenzt. An Wochenenden kann es zu Verzögerungen beim Erscheinen von Leserbriefen kommen. Wir bitten um Ihr Verständnis.

Verwandte Themen
Thomas Rietzschel / 17.06.2023 / 15:00 / 12

Kaube weiß, was Habeck mit Börne verbindet

Vor einer Woche wurde der Börne-Preis für Essays, Kritik und Reportage an Wirtschaftsminister Robert Habeck verliehen, in der Frankfurter Paulskirche. Man muss schon eine Weile…/ mehr

Thomas Rietzschel / 22.03.2023 / 16:00 / 24

Der beleidigte Lauterbach

Karl Lauterbach, Gesundheitsminister im Kabinett von Olaf Scholz, hat viel an Ansehen verloren. Aber er vertraut sich selbst noch immer, wie einst der nackte Kaiser,…/ mehr

Thomas Rietzschel / 13.03.2023 / 11:00 / 17

Pazifistische Kriegsführung mit Erfolgsgarantie

Dass unsere Panzer eher zufällig als zuverlässig anspringen, dass sie kaum Munition haben, die sie verschießen könnten – alles nicht so schlimm, lässt sich der Feind…/ mehr

Thomas Rietzschel / 23.01.2023 / 16:00 / 56

Sag mir, wo die Panzer sind, wo sind sie geblieben?

Erinnern Sie sich an Peter Struck, den letzten Bundesminister für Verteidigung, der – mit Verlaub – noch einen Arsch in der Hose hatte? Weil er die…/ mehr

Thomas Rietzschel / 20.12.2022 / 12:00 / 52

Wann kommt die Fahrrad-Steuer?

Warum müssen die Halter von Kraftfahrzeugen KfZ-Steuer zahlen, indes die Radler das öffentliche Straßennetz unentgeltlich nutzen dürfen, es mehr und mehr für sich beanspruchen, zunehmend…/ mehr

Thomas Rietzschel / 23.11.2022 / 16:00 / 24

Im neuen marxistischen Kapitalismus

Möchte der Staat die Bedeutung der Arbeit mit der Höhe seiner Sozialleistungen ausstechen, um den freien Bürger zum betreuten Mündel herabzusetzen? Mit der „wohltätigen“ Diskreditierung…/ mehr

Thomas Rietzschel / 04.11.2022 / 14:30 / 67

Lauterbach im Taumel der Macht

Was er seit seiner Berufung zum Minister veranlasst und ausgeführt hat, ist nicht mehr als die tolldreiste Posse eines Narren, der im Wahn seiner Macht…/ mehr

Thomas Rietzschel / 28.09.2022 / 16:00 / 43

Mehr Licht!

Nach der Umweltverschmutzung im Allgemeinen und der Luftverschmutzung im Besonderen haben sich die Klimabewegten von Thunberg und Neubauer bis zu den Geistesgestörten, die sich auf Autobahnen…/ mehr

Unsere Liste der Guten

Ob als Klimaleugner, Klugscheißer oder Betonköpfe tituliert, die Autoren der Achse des Guten lassen sich nicht darin beirren, mit unabhängigem Denken dem Mainstream der Angepassten etwas entgegenzusetzen. Wer macht mit? Hier
Autoren

Unerhört!

Warum senken so viele Menschen die Stimme, wenn sie ihre Meinung sagen? Wo darf in unserer bunten Republik noch bunt gedacht werden? Hier
Achgut.com