Thomas Maul, Gastautor / 25.11.2021 / 16:00 / Foto: Frank Vincentz / 82 / Seite ausdrucken

Corona: Protokollieren und Fakten sichern

Man muss immer wieder an den Ausgangspunkt zurück. Nicht, um noch irgendwen zu überzeugen, sondern um für eine etwaige Nachwelt zu protokollieren, was geschehen ist. Der Gang der Ereignisse nötigt zu lästigen Wiederholungen.

Es war im März 2020, als sich jener Tsunami aus Panik und Angstlust auftürmte, der dann zum offenen Irrsinn gesteigert und zunehmend von sich selbst berauscht alles wegspülen und mit sich reißen sollte, was die bürgerliche Gesellschaft bis dahin an Konventionen in Fragen des Rechts, der Wissenschaft, der Medizin, Moral, Freundlichkeit und Arzneimittelsicherheit bereithielt. Schon zu Beginn war die Vernunft nicht nur auf verlorenem Posten. Die früh vollzogene Umwertung aller Werte ließ die per YouTube-Video veröffentlichten, in aller Ruhe und Gelassenheit vorgetragenen Aufrufe zur Besonnenheit von Wolfgang Wodarg als verrückt, kauzig, ja geradezu außerirdisch oder jenseitig erscheinen – wenn nicht gar als rücksichtslos menschenfeindlich.

Die Verdrehung der Tatsachen

Man muss sich das noch einmal in Erinnerung rufen: Während die meisten Menschen beschlossen hatten, sich aus Furcht vor einem Killervirus, der mindestens die Alten und Schwachen ausrotten werde, in den eigenen vier Wänden zu verkriechen: mit Maske, Handschuhen und Desinfektionsspray bewaffnet – während alle wie gebannt auf die „Bilder aus Bergamo“ starrten, da wagte es dieser linke Sozialdemokrat im Duktus des beruhigenden Onkel Doktor (oder gar des Peter Lustig), Totalentwarnung zu geben – „klingt komisch, ist aber so.“

Nur zwei Dinge galt es zu begreifen, einfache Sachverhalte, die gleichwohl beinahe jeden überforderten. Erstens: Corona-Viren machen seit jeher einen Teil jenes Erreger-Mixes aus, der für das verantwortlich ist, was wir Grippe und/oder Flu Like Illness nennen. Wenn ihr also, so Wodargs Botschaft, bei einem Teil der (inkl. Lungenentzündungen) Erkälteten in Arztpraxen, in Krankenhäusern und auf Intensivstationen sowie unter Gestorbenen ein Corona-Virus findet, dann beweist dies allein gerade nicht, dass Neues mehr und anders im Gange ist als sonst. Zweitens: Wenn ihr einen schlechten Test einsetzt, Gesundheit auf einzelne, verabsolutierte Laborwerte reduziert, auf Patientenanamnese und Differenzialdiagnostik verzichtet und dann auch noch anfangt, massenhaft Gesunde zu testen, dann erzeugt ihr eine Pseudopandemie oder reine Testpandemie bzw. Laborpandemie. Wodarg spitzte zu: Corona-Viren sind nicht das Problem. Der (Drosten-)Test ist das Problem. Die Pandemie endete auf einen Schlag, sobald man aufhörte zu testen, worin schon angelegt ist, dass man eine Schimäre per Massendurchimpfung (selbst mit einem jahrelang erprobten und gut verträglichen Vakzin) nicht aus der Welt bekommen würde.

Dafür musste Wodargs Name (und derjenige aller, die ihm im Wesentlichen folgen würden) verbrannt werden – und das ist Drosten (per Podcast), Lauterbach (per YouTube) und unzähligen „Journalisten“ per „Faktencheck“ oder Ignoranz auch gelungen.

Machtergreifung der Zeugen Coronas

Die Machtergreifung der Zeugen Coronas dauerte nur wenige Tage – und alles war auf den Kopf gestellt. Wenn es so etwas gibt wie einen begründet (nicht willkürlich) allgemein anerkannten Wissensstand, dann konnte einzig Wodarg diesen für sich in Anspruch nehmen. Zeigen lässt sich das an einer der Schwurbelei oder der Verschwörungstheorie unverdächtigen Personalie: Prof. Dr. John Ziebuhr aus Gießen. Dieser ist mit Prof. Dr. Christian Drosten Teil einer neunköpfigen Forschungsgruppe zu antiviralen Medikamenten mit Breitbandwirkung und führte jene Virologengruppe an (zu der ebenfalls Drosten gehörte), welche von der WHO damit beauftragt wurde, dem zunächst „Neues-Corona-Virus-2019 (2019nCoV)“ geheißenen Wuhan-Erreger einen neuen Namen zu geben. Wer heute selbstverständlich von „SARS-CoV-2“ spricht, tut dies hauptsächlich wegen John Ziebuhr. Der Professor ist damit weder ein Niemand noch ein Außenseiter, gar Dissident oder Renegat des herrschenden „Corona-Diskurses“. Für die Medien und die Politik verkörpert er im Gegenteil wie Drosten, Wieler, Lauterbach, Brinkmann, Priesemann und andere: DIE Wissenschaft.

Der allgemeine Kenntnisstand zu endemischen Corona-Viren

Was also wusste Ziebuhr als Experte für Corona-Viren vor dem März 2020 über diese Erreger von Erkältungssymptomen zu berichten? In einer Studie von 2016 [!], die im honorigen Umfeld der Sektion Tropenmedizin und Infektiologie, Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf, des Max-Planck-Instituts für Infektionsbiologie Berlin und des Instituts für Medizinische Virologie, Justus-Liebig-Universität Gießen entstanden ist und Ziebuhr als „Corresponding author“ führt, steht zu den als harmlos – zumindest ungefährlicher denn Influenza, gar SARS oder MERS – geltenden endemischen vier humanen Corona-Viren Folgendes:

Humane Coronaviren […] verursachen akute respiratorische Erkrankungen, die meist problemlos verlaufen, gelegentlich jedoch zu schweren Pneumonien führen, insbesondere bei bestehender Komorbidität […]. Infektionen mit den humanen Coronaviren (HCoV) NL63, 229E, OC43 und HKU1 treten vor allem in den Wintermonaten auf und sind für etwa 5–30% aller akuten respiratorischen Erkrankungen verantwortlich. Krankheitssymptome klingen meist nach 1 Woche ab. Eine Mitbeteiligung der unteren Atemwege ist häufiger als noch vor wenigen Jahren angenommen. Stationäre Behandlungen von Patienten mit akuten Infektionen des unteren Respirationstrakts (Pneumonie, Bronchiolitis, Bronchitis) sind bei Kindern in etwa 8% (bei Erwachsenen 5%) auf Coronaviren zurückzuführen. […] Coronaviren sind für einen großen Teil der akuten respiratorischen Erkrankungen in den Wintermonaten verantwortlich. Sie werden relativ leicht von Mensch zu Mensch durch Tröpfchen und Aerosole übertragen, was nur durch konsequente Hygienemaßnahmen zu verhindern ist. […] Coronaviren dringen über den Nasen-Rachen-Raum ein und vermehren sich dort. Infektionen mit konventionellen Coronaviren (HCoV-229E, HCoV-NL63, HCoV-OC43, HCoV-HKU1) verlaufen in den meisten Fällen als typische »Erkältung«: Husten, Schnupfen, Konjunktivitis, Pharyngitis, gelegentlich auch Laryngotracheitis oder Bronchitis. Es besteht ein allgemeines Krankheitsgefühl mit Müdigkeit, Kopf- und Gliederschmerzen, gelegentlich auch mit Fieber bis 38,5°C. Infektionen des unteren Respirationstrakts sind möglich und erfolgen insbesondere bei Koinfektionen mit anderen respiratorischen Erregern (insbesondere Rhinoviren, Enteroviren, RSV, Parainfluenzaviren). Schwere Krankheitsverläufe werden vor allem beobachtet bei vorbestehenden Erkrankungen, insbesondere des kardiopulmonalen Systems, und im Zusammenhang mit Transplantationen (Immunsuppression). [Hervorhebungen im Original]

Bedenkt man nun, dass nach offiziellen Angaben des RKI nur maximal 1% der symptomatischen [!] (PCR- und/oder antikörpertestbasierten) „Corona-Fälle“ mit Lungenentzündungen einhergehen und über 99% der „Infizierten“ oder Kontaminierten gar keine oder milde bis moderate Erkältungssymptome aufweisen, die angeblichen „Corona-Toten“ im Median von drei [!] Vorerkrankungen gezeichnet und älter geworden sind als die durchschnittliche Lebenserwartung, dann könnte man als Erstes infrage stellen, warum dieser Erreger eine schwere Erkrankung im Namen trägt: „Schweres akutes respiratorisches Syndrom Corona Virus 2“ – womit eine Verbindung zu SARS1 hergestellt wird, obwohl es offenbar den vier harmlosen Corona-Viren klinisch viel ähnlicher ist.

Die Ignoranz der klinischen Manifestationen

Ziebuhr, Drosten und die anderen Namensgeber im Auftrag der WHO schreiben dazu selbst in der entsprechenden Studie vom 11. Februar 2020 immerhin:

Das Spektrum der klinischen Manifestationen im Zusammenhang mit SARS-CoV-2-Infektionen beim Menschen muss noch bestimmt werden. – was implizit heißt, dass die zwischen beiden Erregern per Namensgebung vorgenommene Anähnelung zu dem Zeitpunkt nichts mit klinischen oder gesundheitspolitischen Fragen zu tun hatte.

Am 12. Februar 2020 wurde Ziebuhrs Uni sogar noch deutlicher und stellte den Sachverhalt auf der eigenen Webseite unmissverständlich klar:

„Es ist extrem wichtig zu betonen, dass die genetische Ähnlichkeit der beiden Viren – also des SARS-Coronavirus aus dem Jahre 2003 und des jetzt zirkulierenden SARS-Coronavirus 2 – keinesfalls den Schluss zulässt, dass sich die beiden Viren bei Infektionen im Menschen vergleichbar oder gar identisch verhalten“, betont Prof. Ziebuhr. „Der klinische Verlauf von SARS-CoV-2-Infektionen, die Übertragbarkeit des Virus und die Virulenzeigenschaften können sich sogar erheblich voneinander unterscheiden. Die enge genetische Verwandtschaft sagt also nichts über die tatsächliche Gefährdung durch das Virus aus.“

Es wäre also – zumindest zu dem Zeitpunkt – theoretisch durchaus denkbar gewesen, dass sich das angeblich neue und angeblich gefährliche Corona-Virus in der empirisch untersuchbaren tatsächlichen Klinik so verhält wie die vier bereits bekannten harmlosen Coronaviren oder auch ähnlich wie die saisonale Influenza.

Frühe Warnungen vor Panikmache

Darum protestierte denn auch am 19. Februar 2020 eine Gruppe chinesischer Virologen in The Lancet gegen die Umbenennung des Virus und forderte, diese rückgängig zu machen (vgl.: hier und hier):

… Die CSG [eben jene angesprochene Virologengruppe um Ziebuhr und Drosten, ThM] behauptete, dass sie nicht beabsichtigen würde, auf SARS Bezug zu nehmen, wenn sie einen weiteren Virusnamen einführt, der vom Begriff SARS abgeleitet ist. SARS ist jedoch ein Krankheitsname, und die Bezeichnung des neuen Virus SARS-CoV-2 impliziert tatsächlich, dass es SARS oder ähnliches verursacht, insbesondere für Wissenschaftler ohne große Kenntnisse der Virologie und für Bürger im öffentlichen Bereich. […] Einige Experten sagten voraus, dass sich 2019-nCoV zu einem schwach pathogenen, aber hoch übertragbaren Coronavirus entwickeln könnte, das jeden Winter zurückkehren könnte, wie das Virus, das saisonale Influenza verursacht. In diesem Fall könnte der Name SARS-CoV-2 negative Auswirkungen auf die soziale Stabilität und die wirtschaftliche Entwicklung in Ländern haben, in denen das Virus eine Epidemie verursacht, möglicherweise sogar weltweit. Menschen entwickeln Panik bei dem Gedanken an ein erneutes Auftreten von SARS. […]

Und gerade die ersten größeren klinischen Studien zum bis dahin wahrnehmbaren (d.h. PCR-test-basierten) Corona-Geschehen sprachen für eine allenfalls Influenza-Ähnlichkeit von 2019nCoV. Entsprechend hieß es am 28. Februar 2020 in einem sogar von Anthony Fauci mitverfassten Artikel im The New England Journal of Medicine:

Wenn man davon ausgeht, dass die Anzahl der asymptomatischen oder minimal symptomatischen Fälle um ein Vielfaches höher ist als die Anzahl der gemeldeten Fälle, kann die Sterblichkeitsrate erheblich unter 1% liegen. Dies deutet darauf hin, dass die klinischen Gesamtfolgen von Covid-19 letztendlich eher denen einer schweren saisonalen Influenza (mit einer Todesrate von etwa 0,1%) oder einer pandemischen Influenza (ähnlich wie in den Jahren 1957 und 1968) ähnlich sind als einer Krankheit wie SARS oder MERS, bei der die Sterblichkeitsrate 9 bis 10% bzw. 36% betrug.

Die Umwertung aller Werte

Während sich nun Wodarg und wenige andere zu „Dissidenten“ gemachte Ärzte, Forscher und Leser wissenschaftlicher Studien (zum Beispiel Gunter Frank auf Achgut.com, Stefan Hockertz und später auch Bhakdi) traditionell-harmlos und von heute aus betrachtet gewissermaßen stur und antiquiert im März 2020 auf das bezogen, was zu wissen war, schalteten Politik, „Experten“, Medien und die Bevölkerung unvermittelt in den Panik-Modus. Klinische Studien interessierten schlicht nicht mehr. Bilder (aus Bergamo) sollten für sich selbst und gegen die klinischen Fakten (aus Italien) sprechen, die Wissenschaft reduzierte sich auf mathematische Modulationen von Worst-Case-Szenarien, deren Parameter nicht aus der Realität gewonnen, sondern von haltlosen Befürchtungen gestellt wurden: Was, wenn niemand immun wäre? – eine dumme Frage angesichts dessen, dass damals schon klar war, dass mindestens 80% der „Infizierten“ (inkl. der Alten) von der „Infektion“ nichts merkten oder nur milde Symptome ausbildeten. Was, wenn (zum ersten Mal in der Geschichte der Menschheit) Asymptomatische (also Gesunde) die Haupttreiber eines respiratorischen Erkrankungsgeschehens wären? Was, wenn es (anders als bei Influenza- und Coronaviren üblich) diesmal keine Saisonalität gäbe? Ja, dann würde es ohne Maßnahmen, die jeden – auch gesunden – Bürger als potenziellen Störer betrachten und daher Grundrechte für alle aushebeln, zu hunderttausenden bis Millionen Toten kommen. Je logisch und historisch (also vor dem Hintergrund aller bisherigen Erfahrung) unwahrscheinlicher (oder abstruser) das Szenario, desto katastrophaler sein Ausmaß und desto rigoroser die Politik zu seiner Prävention.

Über ein Jahr später, nach Monaten des illegalen Ausnahmezustandes, der Freiheitsberaubungen im Zusammenhang der Hausarreste gegen die Alten in den Pflegeheimen, der Zwangsquarantänisierungen und Ausgangssperren für Gesunde, der Berufsausübungsverbote, der Masken- und Testpflichten, der Impfkampagne und Massenverabreichung ungeprüfter Impfstoffe, sind alle so neurotisiert und von ihren Grundrechten entwöhnt, dass es niemanden mehr juckt, wenn die für das ganze Projekt ursprünglich zentralen Narrative von den offiziellen Stellen selbst und mittlerweile sogar in den Mainstream-Medien dementiert werden: Eine Überlastung des Gesundheitssystems hatte nach Informationen des Bundesgesundheitsministeriums (BMG) 2020 zu keinem Zeitpunkt gedroht – und das, obwohl die Krankenhäuser den Intensivbettenbestand im Rahmen eines Abrechnungsbetruges, der inzwischen Bundesdrucksache ist, künstlich heruntergeschraubt haben? Na und, wir haben eben Corona, da muss nichts mehr irgendeinen Sinn ergeben.

Ungeliebte Tatsachen

Tun wir dennoch ganz unzeitgemäß einmal so, als spielten Logik, immanente Konsistenz und Realitätsbezogenheit noch eine Rolle. Laut einer Publikation des BMG von Ende April 2021 gab es 2019 insgesamt 665.274 Behandlungsfälle von akuten Atemwegsinfektionen (inkl. Lungenentzündungen). Im Corona-Jahr 2020 waren es insgesamt 581.585, also inkl. der Covid-Erkrankungen rund 85.000 Fälle weniger, und der Altersmedian hat sich um ein Jahr von 67 auf 68 erhöht. Damit war 2020 weniger los als im milden Grippejahr 2019. Corona war wie immer nur Teil eines Atemwegserkrankungsgeschehens, das 2020/21 in seiner Gesamtheit im Rahmen des Üblichen blieb. Das wird so auch in Schweden gewesen sein, dessen Gesundheitssystem mit viermal weniger Krankenhausbetten und siebenmal weniger Intensivbetten (pro Einwohner) als Deutschland und ohne vergleichbare Maßnahmen auch nicht zusammengebrochen ist, weshalb das Argument mit dem Präventionsparadox nicht zündet. In beiden Ländern gab es keine Jahresübersterblichkeit.

Zurück daher zum anerkannten Corona-Experten John Ziebuhr. „5-30%“ Corona-Anteil an allen Atemwegsinfektionen sind dem Wissenschaftskanon von 2016 zufolge jede Saison zu erwarten (s.o.). So war es auch 2020. Allerdings – könnte man einwenden – sollten Erkrankungen des unteren Respirationstrakts laut Ziebuhr (bei Erwachsenen) nur zu 5% auf Corona-Viren zurückgehen, während es laut BMG 20–30% im Jahr 2020 waren. Dieser unerwartet starke Anstieg kann drei Ursachen haben. Erstens: die Corona-Viren könnten die sonst präsenteren Konkurrenz-Viren zu ihren Gunsten verdrängt haben. Zweitens: Es wurde in der Menschheitsgeschichte noch nie so viel nach Coronaviren gesucht wie seit Februar 2020, sodass sich eben mehr finden ließ. Durch den weitgehenden Verzicht auf Differenzialdiagnostik wurde überdies das Thema der Koinfektionen ausgeblendet, die (siehe Ziebuhr oben) vor allem verantwortlich waren, wenn Corona-Viren bei Erkrankungen der unteren Atemwege entdeckt wurden.

Soll heißen: Menschen, die mit Coronaviren und z.B. Influenza-Viren infiziert waren, wurden bis 2020 eher als „Influenza-Fälle“ registriert und ab 2020 ausschließlich als „Corona-Fälle“. In dem Fall gab es keine reale Verschiebung der Erreger-Anteile im Grippemix, der Eindruck ist nur das Ergebnis einer Verschiebung des Forschungsinteresses bzw. der Propaganda. Schließlich könnten drittens auch beide Momente zusammenkommen. Aber entscheidend ist: Für das sich vom Vorjahr nicht unterscheidende klinische Gesamtgeschehen ist die genaue Zusammensetzung des Erregergemischs ohnehin zweitrangig, da die Symptome – wie selbst das RKI offiziell verlautbart – dieselben sind. Virale Erkältungen sind virale Erkältungen, in der Regel heilen sie ohne Arzt nach sieben Tagen und mit Arzt nach einer Woche. In hohem Alter und/oder bei Vorliegen schwerer Vorerkrankungen können sie insbesondere im Zusammenhang bakterieller Superinfektionen lebensbedrohlich werden.

Rechthaben ist nicht das Thema

Man hüte sich vor Rechthaberei. Sicher: Die gesamte „Corona-Krise“ hindurch haben die belastbaren Daten zu relevanten Endpunkten (Zahl der Atemwegserkrankungen, der Krankschreibungen, der Arztkonsultationen, der Hospitalisierung, das Gesamtsterbegeschehen in Hinblick auf die Bevölkerungsentwicklung), wie sie von offizieller Stelle (RKI, BMG, Bundesamt für Statistik) veröffentlicht wurden, und der seriöse Vergleich mit Schweden, South Dakota, Florida usw. immer wieder bestätigt, was Maßnahmenkritiker von Anfang an gegen jede Panikmache vorbrachten. Nur: Recht-haben setzt voraus, dass es einen Streit gegeben hätte. Dass es verschiedene, aber begründete Prognosen gab, bei denen man rückblickend schauen könnte, wessen Prognosen eingetroffen sind, und warum andere sich irrten. Wenn aber die einen traditionelle empirische Wissenschaft in Reflexion auf politische bürgerliche Grundsätze betreiben, um die Erforderlichkeit, Zielgenauigkeit und Verhältnismäßigkeit von Maßnahmen zu beurteilen, während die anderen auf Propaganda und Pseudowissenschaft (mathematische Modulation von Szenarien und PCR-Massentestung) verfallen, um antibürgerliche Maßnahmen zu rechtfertigen, dann ist das kein Streit, bei dem beide Kontrahenten sich über die Kriterien eines Recht-habens einig wären.

Selbstverständlich hatten die Kritiker in der Sache recht. Aber um die ging es offenbar nie. Denn die andere Seite setzt Recht – wenn auch vom Standpunkt der bürgerlichen Gesellschaft vor dem März 2020 aus betrachtet: (maßloses) Unrecht. Anders ausgedrückt: das Gesetz beansprucht (unabhängig von seinem Inhalt) langlebige und verbindliche Gültigkeit. Was seit mehr als anderthalb Jahren herrscht, sind nicht nur autoritäre Restriktionen, sondern alle zwei Wochen wechselnde Maßnahmen (Gesetz aushebelnde Verordnungen), die sich auch noch widersprechen können; was gestern richtig war, ist heute falsch und umgekehrt.

Genau das ist, was Hannah Arendt und Franz Neumann bei ihren Analysen von NS und Stalinismus als formalen Wesenskern totalitärer (despotischer Willkür-) Regime (im Unterschied zu bloß autoritären, diktatorischen) bestimmt haben. In ihrer Kritik am Maßnahmen-Unstaat (der den bürgerlichen Normal- oder Gesetzesstaat negativ aufhebt) bezogen sie sich zuspitzend auf den bürgerlichen Staatstheoretiker Thomas Hobbes, für den der Staat als solcher zwar ein (mythologisches) Ungeheuer ist, der dessen Wesen oder Regel (Leviathan) aber vom Unwesen im (verstetigten) Ausnahmezustand (Behemoth) unterschied. Die Transformation hat stattgefunden, die Eskalation von Irrsinn und Gemeinheit schreitet seit März 2020 gewaltig voran. Ob es gelingt, die „Notbremse“ (Walter Benjamin) zu ziehen, ist keine Frage der Wissenschaft oder der Medizin, sondern eine des politischen Widerstands.

Foto: Frank Vincentz CC BY-SA 3.0, via Wikimedia

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Dr Stefan Lehnhoff / 25.11.2021

@ D Kief und andere, die es immer noch nicht merken: Es liegen nicht mehr Ungeimpfte auf Intensivstationen- sie sind sogar deutlich unterrepräsentiert- aber das ist das letzte mal,  Dass ich hier Leute auffordere diese plumpen Propagandalügen nicht einfach nachzuplappern- man kann Ihnen wohl nicht mehr helfen. Es sei denn, Sie meinten mit Ungeimpft die Vergifteten- denn eine Impfung ist es ja gar nicht. Dann lägen Sie sogar richtig.

Brian Ostroga / 25.11.2021

Falls der erste Teil bestand, hier nun der Medienteil, vermutlich etwas interessanter, da ich mich kürzer fassen möchte: Medien spielen eine sehr grosse Rolle, den Regierungswunsch durchzudrücken. Exemplarisch möchte ich die Berichterstattung des “Sturmgeschützes” betrachten. (es schiesst immer noch, wenn auch in die andere Richtung) Man merk, ich sehe die Pandemie politisch, als Nichtmediziner. 3 Beiträge, alle vom “Sturmgeschütz”: Beim Coronaausbruch in Münster wurde vom Magazin vermutet “2G-Fälscher”, also böse Unberührbare, hätten den Ausbruch verursacht. Es gab über 80 Coronafälle, aber ein Unberührbarer war nicht drunter. Nach der Jagd nach XY-Ungelöst, den man nicht fand, sah man es als Beweis zur Wirksamkeit der Impfung, da keine schweren Fälle ... mmh war auch keine 60+ Clubparty. Die Frage “Wie konnten sich “Immunisierte” anstecken, sie kam nicht auf” ... damals galt das Narrativ des Vollschutzes. Der zweite Fall war Corona in einem Altenheim in Schleswig-Holstein, hier berichtet das Geschütz stolz “der Spreader ist identifiziert”: Eine Ungeimpfte Pflegekraft ... schuldig.(der Imofstatus wurde explizit betont) Der dritte Fall: Altersgeim in Brandenburg: 50% der Pflegekräfte ungeimpft und 8 Tote, unter den Residenten. Coronaspreader: Unbekannt aber es wird ein Unberührbarer impliziert ! Wichtig sind die Details. Die Amtsärztin sagte 50% Pfleger ungeimpft, aber keine Hygieneverstösse feststellbar. Das ist wichtig, wenn man die Regeln in Brandenburg kennt: Ungeimpfte Pfleger, 2x Woche testen. Ungeimpfte Besucher, Test tagesaktuell. Vom Test befreit, nur 2G.  Das Virus konnte also nur von den 2G-lern eingeschleppt worden sein. (indirekt durch die Amtsärztin bestätigt) Medial klang es durch: wieder ein “abtrünniger Unberührbarer”. Das Sturmgeschütz schiesst immer noch, nur auf wem?

Sandra Müller / 25.11.2021

“Soll heißen: Menschen, die mit Coronaviren und z.B. Influenza-Viren infiziert waren, wurden bis 2020 eher als „Influenza-Fälle“ registriert und ab 2020 ausschließlich als „Corona-Fälle“.” Mit Verlaub, das ist ja der Hammer bzw. einer von vielen!...

Brian Ostroga / 25.11.2021

Die Sicherung von Fakten ist sicher wichtig und habe den Artikel gerne gelesen. Mein Punkt ist eher, es ging immer um Macht über die Masse und Politik. Ich versuche meinen sehr kurzen Abriss zu beschreiben, soweit die Zeichengrenze es zulässt. Ich lasse, im folgenden, Wirkung/Nebenwirkung und vieles andere zur Impfung aus und starte direkt bei der Impfkampagne. Als die Impfkampagne mit vielen Versprechen startete und ins Stocken geriet, wurden Einschränkungen immer klarer. Die Politik hat sich die ernsthafte Frage gestellt ob Genesene mit Geimpften gleichgestellt werden sollten.(Ungeimpfte hatten da bereits ihre Grundrechte, unwiederbringlich, verloren ... kommen auch nicht wieder) Die Frage war wirklich ob eine natürlich erworbene Immunität mit einer künstlichen, aus Wohlverhalten erworbene, gleichgestellt werden darf. Nichts einzuwenden, nur wurde die künstliche vorrangig gestellt und die erworbene als “gelingen durch Zufall” betrachtet. Die erworbene wurde gegen die erzeugte nachrangig betrachtet, selbst ohne Mediziner zu sein, man sieht, es war politisch motiviert, nicht medizinisch. (volle Gleichstellung hätte die Impfkampagne gefährdet ... ) Es wird noch schlimmer, Söder machte den Vorschlag, die Privilegien aus “geimpft” auf 9 Monate zu begrenzen, obwohl bereits bekannt ist, der Schutz bricht nach 4-5 Monaten zusammen… man gibt ungeschützten Superspreadern 4-5 Monate Bonus, der sich nicht medizinisch, wohl aber aus politischen Wohlverhalten herleiten lässt. Gleichzeitig begrenzt man nun den “Schutz” der Genesenen auf 6Monate und “boostert” 2x Geimpfte, ohne den Antikörperspiegel zu betrachten, den man angeblich, mittlerweile, ermitteln kann. Das ist wie eine Depotspritze ohne Notwendigkeitsprüfung. Die Politik will und die Medien machen mit. (Medien erwähne ich in Teil 2 ... will keinen Roman schreiben, er wäre es wert)

f. roheim / 25.11.2021

OT-Hinweis: ukcolumn.org - ukcolumn-news v. 24.11.2021.  Bericht über die australischen (Quarantäne-)Internierungslager und weitere zum Thema “Impfstoff/Impfungen” (in englisch)

Sabine Heinrich / 25.11.2021

Werter Herr Maul, sehen Sie mir bitte nach, dass ich nicht auf ihren SEHR lesenswerten Artikel eingehe, sondern - etwas unpassend vielleicht - nur frage, ob es - gerade jetzt, wo die Unterdrückung, der Raub grundlegender Menschenrechte der Ungeimpften in geradezu krimineller Manier (oder auch Manie) stattfindet - einen Grund gibt, dass es offensichtlich in Deutschland keine Demonstrationen dieses Unrecht mehr gibt. Oder werden die schlichtweg verschwiegen? Noch vor einem Jahr sah es da ganz anders aus. Wo sind die Querdenker - meine Hoffnungsträger seinerzeit - und andere? Wo bleiben LAUTSTARKE Proteste der Weihnachtsmarkthändler, weil kurzfrisig - nach gewaltigen Einnahmenseinbußen innerhalb von 1 1/2Jahren ihre Hoffnung endlich auf ein gutes Geschäft kurzfristig zerstört wurde - nachdem schon alles vorbereitet und gekauft worden war? Werden sie mit Geld und Angstmache ruhiggestellt? Warum geht niemand bei uns auf die Straße??? Angst - weil sie wissen, dass die noch an der Macht Sitzenden (Politiker, arbeitnehmerfeindliche Gewerkschaften, Kirchenvetreter und natürlich die Lügenpresse) vor GAR NICHTS zurückschrecken werden, wenn es hart auf hart kommt.

Xaver Huber / 25.11.2021

Sehr geehrter Herr Maul,<A> der Dank für Ihren Artikel versinkt in einem weit größeren Ozean. <A> In dessen kontemplativer Weite ist es nahezu unmöglich, den „besten“ Autor der „Achse des Guten“ zu benennen. Zu groß sind ihre Unterschiede, zu individuell sind ihre thematischen Nutzen. Die Vielfalt und Tiefe der grandiosen Texte auch nur annähernd zu beschreiben, ist ein hoffnungsloses Unterfangen. <A> Doch stände der Verfasser dieser Zuschrift auf einer bildhaften Planke an des Schiffes Reling mit dem Säbel im Rücken vor dem Sprung in die sprichwörtliche Ewigkeit, riefe er „Thomas Maul“! <A> Sub specie aeternitatis Hochachtungsvoll

rolf schwarz / 25.11.2021

Ein Meisterstück der Corona-Aufklärung. Danke. Letztendlich werden den großen Transformatoren ihre miserablen Impfstoffe zum Verhängnis werden. Die Datenbanken wie Euromomo, Worldometer, VAERS etc. spucken zunehmend auch verwertbare Zahlen aus, mit denen belegbar wird, dass diese Spritzen tatsächlich wenig helfen, dafür reihenweise Menschen krank machen und killen. So ist z.B. die allgemeine Sterberaten der Covid-vulnerablen alten und sehr alten Mitmenschen seit Ende der dritten Welle europaweit deutlich gesunken. Umgekehrt sind die Todesfälle der jüngeren - also nicht Covid - Europäer massiv angestiegen und überhöht. Auch die Auswirkungen der seit Sommer andauernden Impfungen der Jugendlichen sind statistisch gut darstellbar. Die Übermacht der Zahlen wächst täglich an. Irgendwann kommen immer mehr dahinter, und die Trickserei und Lügerei wird ein böses Ende nehmen. Die Frage “für wen” ist allerdings durchaus angebracht.

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