Ulrike Stockmann / 27.12.2020 / 12:00 / 37 / Seite ausdrucken

Corona-Protest-Song von Eric Clapton und Van Morrison

Hier kommt ein gemütlich klingender Sonntags-Song, der es jedoch in sich hat. Bereits Anfang Dezember veröffentlichte Gitarren-Großmeister Eric Clapton (75) den von ihm gesungenen Titel „Stand and Deliver“, der von Blues-Legende Van Morrison (75) geschrieben wurde. Der Text kritisiert die Corona-Maßnahmen in Großbritannien. Morrison war schon im Herbst durch seine Lockdown-Protest-Songs „No More Lockdown“ (No more lockdown / no more government overreach), „Born to be free“ (Your normal is not normal / it's no kind of normal at all) und „As I walked out“ (As I walked out / all the streets were empty / the governement's said / erveryone should stay home) aufgefallen. Jeder dieser Titel erscheint wie eine gesungene Lockdown-Kolumne.

Viele große Medien scheinen die rebellischen Umtriebe der beiden Weltstars geflissentlich zu ignorieren. Der nordirische Gesundheitsminister Robin Swann nannte Morrisons Protest-Lieder „gefährlich“, wie der Rolling Stone vermeldet.

Im Spiegel heißt es knapp und überheblich:

„Eine lebende Legende zu sein, schützt ja nicht davor, sich zum Deppen zu machen. Van Morrison und Eric Clapton zum Beispiel, beide 75 Jahre alt, fiel im Krisenjahr 2020 nichts Besseres ein, als verbitterte und letztlich ungenießbare Songs über die unbequemen, aber natürlich notwendigen, wenn nicht unzureichenden Corona-Maßnahmen der britischen Regierung zu veröffentlichen. Herrje.“

„Maskenverweigerer und Corona-Leugner“

In Deutschland ließ sich laut.de am 23. Dezember zu folgendem Kommentar herab:

„Achtung, die Risikogruppe begehrt auf: In 'Stand And Deliver' geht es gegen Wissenschaft und Politik. (...) Die beiden Musiklegenden wettern gegen Wissenschaft und Politik und blasen dabei ins Horn des gemeinen Maskenverweigeres und Verschwörungstheoretikers. (...) Und natürlich wird auch die Bedrohung der Demokratie durch den angeblich bestehenden Polizeistaat herauf beschworen (...) Dass Van Morrison zu den Corona-Leugnern gehört, ist nicht neu, dass nun auch Eric Clapton in dieselbe Kerbe schlägt, hätte man nicht unbedingt erwartet.“

Die Frankfurter Rundschau urteilte kurz vor Erscheinen von „Stand and Deliver“ gnädiger:

„Wenn man sich als treuer Hörer der beiden Popgrößen nicht gleich kulturkämpferisch in Stellung bringen will, dann kann man Morrisons Anti-Lockdown-Songs als trotzigen Ausdruck einer Pose ewiger Unangepasstheit verstehen, die man zum Ende einer an Exzessen reichen Karriere nicht einfach aufgeben will.“

Außerdem wurde der von Van Morrison ins Leben gerufene „Lockdown Financial Hardship Fund“ hervorgehoben, der bedürftige Live-Musiker im Lockdown unterstützen will. Die Streaming-Erlöse der genannten Protest-Songs sollen diesem Fonds zugute kommen.

Wirklich interessant ist jedoch, dass die erste Text-Version von „Stand and Deliver“ kurz nach der Veröffentlichung wieder entfernt und durch eine neue Variante mit etwas „freundlicheren“ Lyrics ersetzt wurde. Schon im Titel kreist „Stand and Deliver“ (Deutsch etwa: Geld oder Leben) um das Motiv des barocken Gauners. Die erste, harschere Version enthielt im Wesentlichen folgende Extra-Verse, die sich auf den berühmt-berüchtigten englischen Straßenräuber Dick Turpin (1705–1739) beziehen:

„Stand and Deliver! / Dick Turpin wore a mask too / Take a look in the mirror / I got what's happening to you / Do you wanna be a free man / Or do you wanna be a slave / Do you wanna be a king / Or just remain a knave / Do you wanna be a a pauper / Or do you wanna be a prince / You wanna get robbed from behind / Cast your fate to the wind“

(Deutsch: „Geld oder Leben / Schon Dick Turpin trug eine Maske / Sieh in den Spiegel / Ich weiß, was mit Dir geschieht / Willst du ein freier Mensch / Oder ein Sklave sein? / Willst Du ein König sein? / Oder nur ein Knappe bleiben? / Willst Du ein armer Schlucker / Oder ein Prinz sein? / Willst Du aus dem Hinterhalt ausgeraubt werden / Und Dein Los in den Wind schlagen?“)

Außerdem wurde aus „Is this a sovereign nation / Or just a fascist state?“ in der milderen Fassung „Is this a sovereign nation / Or just a police state?“

„Was ist die Verfassung wert?“

Im Folgenden der komplette Text der neuen Version von „Stand and Deliver“:

Stand and deliver
You've let them put the fear on you
Stand and deliver
But not a word you heard was true
And if there's nothing you can say
There may be nothing you can do

Do you wanna be a free man
Or do you wanna be a slave?
Do you wanna be a free man
Or do you wanna be a slave?
Do you wanna wear these chains
Until you're lying in the grave?

I don't wanna be a pauper
And I don't wanna be a prince
I don't wanna be a pauper
And I don't wanna be a prince
I just wanna do my job
Playing the blues for my friends

Magna Carta, Bill of Rights
The constitution, what's it worth?
You know they're gonna grind us down, ah
Until it really hurts
Is this a sovereign nation
Or just a police state?
You better look out, people
Before it gets too late

You wanna be your own driver
Or keep on flogging a dead horse?
You wanna be your own driver
Or keep on flogging a dead horse?
Do you wanna make it better
Or do you wanna make it worse?

Stand and deliver
You let them put the fear on you
Sold down the river
But not a word of it was true
If there's nothing you can say
There may be nothing you can do

Stand and deliver
Stand and deliver
Dick Turpin wore a mask too

 

Und hier in deutscher Übersetzung:

Geld oder Leben
Du hast dir von ihnen Angst einjagen lassen
Geld oder Leben
Doch kein Wort, das du hörtest, war wahr
Und wenn man nichts sagen kann
Kann man auch nichts tun

Willst du ein freier Mensch sein
Oder willst du ein Sklave sein?
Willst du ein freier Mensch sein
Oder willst du ein Sklave sein?
Willst du diese Ketten tragen
Bis du im Grab liegst?

Ich will weder ein armer Schlucker
Noch will ich ein Prinz sein
Ich will weder ein armer Schlucker
Noch will ich ein Prinz sein
Ich will nur meinem Beruf nachgehen
Und Blues für meine Freunde spielen

Magna Carta, Bill of Rights
Die Verfassung, was ist all das wert?
Sie werden uns zermahlen
Bis es wirklich weh tut
Ist dies eine souveräne Nation
Oder nur ein Polizeistaat?
Passt besser auf, Leute
Bevor es zu spät ist

Willst Du selbstständig fahren
Oder weiter ein totes Pferd peitschen?
Willst Du selbstständig fahren
Oder weiter ein totes Pferd peitschen?
Willst du es besser machen
Oder schlimmer?

Geld oder Leben
Du lässt dich von ihnen in Angst versetzen
Verraten und verkauft
Aber kein einziges Wort davon war wahr
Wenn man nichts sagen kann
Kann man auch nichts tun

Geld oder Leben
Geld oder Leben
Schon Dick Turpin trug eine Maske

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Hans Kloss / 27.12.2020

Da die Herrscher wie schon mehrmals in der Geschichte nicht nachsichtig sind und zu Diskussion nicht bereit wird das bei andauernden Querdenken zu Gewalt führen. In Deutschland wird das eher kleine Gewalt weil Querdenkenden eher weniger und dazu nur mit GG ausgestattet sind und das läuft nur bei unabhängigen Gerichten. In USA kann das anders laufen. Besonders wenn sich herausgestellt werden sollte dass die Wahlen doch gestohlen wurden.

Ulrich Pletzer / 27.12.2020

Wie lange haben wir darauf warten müssen - dass es wieder Songs gibt, vor denen die Herrschenden warnen, weil sie ihnen gefährlich sind! Jedesmal wenn Merkels Proktologenärzte ihre braven , systemrelevanten Mainstream Hymnen absondern, dann sehnt man sich doch tief drinnen nach genau so etwas: Böse, alte weiße Männer… ohne Maulkorb und Mundschutz….mit 75 noch wütend, rebellisch, wild und gefährlich ansteckend.

Leo Langer / 27.12.2020

Richtig wohltuend, dass in diesem sehr kommerziell orientierten Kulturbereich einige Unangepasste es sich weiter leisten, ein bisschen rebellisch zu sein.

Karola Sunck / 27.12.2020

Das schaffen nur ganz wenige Kulturschaffende, Hut ab vor dem Mut gegen den Mainstream zu singen und den Zeitgeist bloßzulegen. Aber auf der britischen Insel ticken die Uhren ganz anders als hier und ein Sozialismus ist dort nicht zu erwarten, da sie sich vom europäischen Sozialismus bekanntlich befreit haben und deshalb die Songs von Eric Clapton und Van Morrison keinerlei überaus große Aufregung bei den englischen Befürwortern des Lockdown erzeugen werden. Die Queen wird beide natürlich nicht in ihre Gemächer einladen um ihnen den Ritterschlag zu verpassen, aber das haben Eric und Van gar nicht nötig. Sie sind auch so Ritter der Unangepassten und gehören zu den wenigen bekannten Musikern, die auch in der Öffentlichkeit zu ihrem Querdenkertum stehen und Ihre Ideale aus Angst vor Abgrenzung nicht verraten.

Marc Blenk / 27.12.2020

Liebe Frau Stockmann, was da so in Spiegel, Rolling Stone und Rundschau an Kritiken uns zugemutet wird, ist schon der Hammer. ‘Die Pose ewiger Unangepasstheit’... Ja, das ist natürlich nicht mehr angesagt, wenn der gesunde Volkskörper in der Not zusammengeschweißt wird. Das Feuilleton hat endlich den Aggregatzustand des Staates gefunden zu haben, der ihm behagt. “Sag mir wo du stehst, und welchen Wääk du geeehst (Danke @ A. Ostrovsky). “So war es im großen Ganzen immer, wir haben es nur nicht gemerkt. Was die zwei Musiker angeht: Sie hätten es nicht nötig gehabt. Sie hätten sich brav raushalten können, wie das sonst in der Branche der Altrevoluzzer üblich ist. Oder sich gar wie ‘Die Ärzte’ zum Büttel des Verlautbarungs - TV machen können. Nun könnte man sagen, die Jungs haben ihre Schäfchen im Trockenen, denen kann man nichts mehr… Aber sie halten das alte Rock ‘n’ Roller Versprechen ein, als Musiker und Mensch immer an der Seite der Freiheit zu stehen. Und mit ihren Liedern nicht im Gestern zu verharren, sondern zu zeigen, wie es um diese Freiheit gerade bestellt ist. Es ist mit Van Morrison und Clapton wie im richtigen Leben. Man ist ein bißchen überrascht, wer gerade auf welcher Seite steht. Van Morrison galt bisher als egozentrisch und Clapton als ruhiger Zeitgenosse, der sich eher aus allen medienwirksamen Händel heraushielt. Und die, von denen man etwas Widerstand erwartet hat, halten sich radikal zurück… Der Freiheitsgeist ist kein eitler Geck. .

S. Miller / 27.12.2020

Ausgerechnet der Spiegel, der sich unlängst zum Deppenblatt Nr. 1 degradierte, als er Märchenerzähler als Journalisten durchfütterte. Okay, kommt ja im Journo öfter vor. Ich find’s nicht schlecht, daß sich Slow und Van positionieren. Zeugt weniger von Deppentum als mehr von cojones. Die riskiert man eben, wenn man was wagt. Immer noch tougher, als aus der zweiten Reihe zu krähen, weil man selber nichts gerade kriegt. Und wes Brot ich schluck, des Lied ich kotz!......oder so ähnlich.

R. Link / 27.12.2020

“Über die unbequemen, aber natürlich notwendigen, wenn nicht unzureichenden Corona-Maßnahmen”. Der Spiegel-Kommentar spottet wieder einmal jeder Beschreibung. Was ist bloß aus diesem Blatt geworden. Nicht dass ich ihn jemals besonders geschätzt hätte, aber heute ... gedruckte miese Laune gepaart mit Weltuntergangsstimmung und Untertanentum der schleimigsten Sorte, einfach nur noch widerlich, taugt noch nicht mal zum Ar… abwischen.

Hans Krüger / 27.12.2020

Was mich sehr schmerzt ,ist das es hier in Deutschland die Kultur Schaffenden wie Udo Lindenberg,Die Toten Hosen und den Ärzten es nicht schaffen hier sich kritisch zu positionieren.Sondern sie tragen brav den Maulkorb .Zu sehr sind sie getragen von einer Angst aus dem Mainstream Kultur Betrieb ausgestoßenen zu werden hab ich den Eindruck.

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