Corona-Gipfel: Eine Nebelgranate namens Stufenplan

Der Stufenplan ist der neue Fetisch einer pandemietrunkenen, sich leidenschaftlich immer neuen Restriktionsorgien widmenden Obrigkeit. Ausgerechnet die FDP hat hier einen frühen Impuls gesetzt und feiert sich nun selbst deswegen. Glaubt sie doch, nach einem Jahr des passiven Eskortierens autoritären Regierungshandelns endlich den Spagat zwischen der angestrebten Funktion eines allseits beliebten Mehrheitsbeschaffers und dem gleichzeitig zu pflegenden Markenbild als Freiheitsverteidiger geschafft zu haben. Tatsächlich lassen sich die meisten Bundesländer durch diesen Denkanstoß treiben.

Manche sind noch dabei, eigene Ideen zu formulieren. Andere haben sogar schon ausgearbeitete Diskussionsvorschläge vorgelegt. Selbst aus der Bundesregierung vernimmt man vorsichtige Signale der Zustimmung. Denn oberflächlich betrachtet, scheint das Konzept, Öffnungsschritte und die Wiederherstellung von Grundrechten schrittweise an bestimmte Entwicklungen hinsichtlich der Inzidenzen und der Reproduktionszahlen zu koppeln, gleich in mehrfacher Hinsicht einen Ausweg aus der Zwickmühle zu bieten, in die sich die Politik selbst manövriert hat. Gaukelt es doch einerseits den Bürgern eine planbare Perspektive hin zur Normalität vor und bremst dadurch das Aufkommen einer bis zum offenen Widerstand reichenden Skepsis. Andererseits vernebelt dieses Vorgehen nicht nur wirkungsvoll den Blick auf die Nutzlosigkeit der bislang ergriffenen Maßnahmen, sondern amnestiert diese sogar rückwirkend. 

Wie alle anderen Werkzeuge der Pandemiebekämpfung beruhen jedoch auch die avisierten Stufenpläne auf einer untauglichen Datenbasis. Das Infektionsgeschehen wird weiterhin lediglich nach dem beurteilt, was man misst. Da aber nicht die gesamte Bevölkerung in hoher Taktung regelmäßig auf eine Kontamination mit dem Virus überprüft wird, ist über die wahre Verbreitung von SARS-CoV-2 schlicht nichts bekannt. Die meisten Ansteckungen verlaufen asymptomatisch und unbemerkt. Manche Betroffene vermeiden außerdem trotz spürbarer Anzeichen einer Erkrankung jeden Test, um der drohenden Quarantäne zu entgehen. Die Dunkelziffer lässt sich beliebig schätzen. Schon ein Faktor fünf würde mehr als zehn Millionen Virusträger allein in Deutschland bedeuten und rechtfertigt es, den Erreger längst als endemisch anzusehen. 

Man testet sich die notwendigen Zahlen zusammen

Dies liefert den Exekutivorganen die einmalige Option, die Begründung für ihr Handeln unabhängig von äußeren Faktoren selbst zu konstruieren. Wer nämlich Geschäftsschließungen, Veranstaltungsverbote und Kontaktbegrenzungen gerne noch bis zur Bundestagswahl im September aufrechterhalten möchte, um sich seinen besorgten Wählern mindestens bis dahin als verantwortungsvoller und tatkräftiger Krisenmanager präsentieren zu können, passt einfach die Nachweisstrategie entsprechend an. Jeder Inzidenzwert ist erreichbar, wenn man die geeigneten Zielgruppen in ausreichender Quantität und Frequenz untersucht.

Zumal selbst ein extrem verlässliches Verfahren, millionenfach ausgeführt, immer noch genügend falsch-positive Resultate liefert, um die Inzidenz niemals mehr unter einen als zu gefährlich definierten Schwellenwert sinken zu lassen. So gelingt es, auf Corona in perfekter Anpassung an die Stimmung der Bevölkerung zu reagieren. Man testet sich die notwendigen Zahlen zusammen und öffnet oder schließt je nach Umfragelage das ein oder andere Einzelhandels- oder Dienstleistungssegment. In regionaler Differenzierung gestattet dies sogar die Beglückung einzelner Wahlkreise.   

Stufenpläne binden daher nicht staatliches Handeln an die Realität statt an Modellrechnungen, sondern konsolidieren die Abhängigkeit von behördlicher Willkür. Die Treppe zur Rückgewinnung der doch eigentlich als Abwehrrechte gegen den Staat sakrosankt gedachten Freiheiten ist nämlich keine Einbahnstraße. Sie kann jederzeit auch wieder in Richtung erneuter Einschränkungen beschritten werden. Stufenpläne sind ein perfides Instrument zur dauerhaften Etablierung einer Hygienediktatur, da sie helfen, einer solchen durch die Vortäuschung von Transparenz und Notwendigkeit Akzeptanz zu verschaffen. Verkauft als scheinbarer Ausweg aus dem Lockdown lassen sie wie eine Durchfahrt wirken, was doch eigentlich eine Sackgasse ist.  

Massensuizid durch kollektives Luftanhalten

Wenn nämlich die Furcht vor Siechtum und Tod den Umgang mit einer Pandemie diktiert, ist alles dem Versuch unterzuordnen, dem Erreger jeden möglichen Verbreitungsweg zu nehmen. Was eine umfassende und dauerhafte, in einem modernen, dichtbesiedelten und arbeitsteilig organisierten Gemeinwesen aber nicht umsetzbare Separation der Menschen voneinander erfordert. Begegnungen in Supermärkten, am Arbeitsplatz, in Ausbildungsstätten oder in den Massentransportmitteln des öffentlichen Verkehrs bleiben unvermeidbar und zwingen die Obrigkeit zu Kompromissen in dem von ihr verfolgten Ansatz, den Menschen vorzuschreiben, welche Luft sie atmen dürfen und welche nicht. Am Ende steht eine teilweise Lähmung des Lebens mit erheblichen sozialen und wirtschaftlichen Kollateralschäden, die das Virus nicht aufhält, sondern höchstens verlangsamt. Früher oder später erreicht es ohnehin jeden, und jeder Schritt zurück zur Normalität öffnet ihm wieder weitere Wege und bedingt automatisch vorübergehend steigende Fallzahlen. 

Stufenpläne zeichnen daher unabhängig von den Details eine Zukunft in einem dauerhaften Ausnahmezustand, in dem man lediglich zwischen Einschränkungen und Verboten unterschiedlichen Ausmaßes pendelt. Da das Virus nicht mehr verschwinden wird, gilt dies ewig. Allen bislang vorgestellten Varianten wohnt diese Erkenntnis inne, denn keine einzige sieht selbst bei niedrigsten Inzidenzen von weniger als zehn eine vollständige Rückkehr zur Normalität ohne Maskenpflicht und Abstandsregeln vor.

Keinem der bislang formulierten Entwürfe ist die Information zu entnehmen, wann denn beispielsweise ein Stadion wieder gefüllt, in einer Diskothek wieder getanzt und auf einer Messe wieder Geschäfte gemacht werden dürfen. Denn damit ist es für immer vorbei, wenn man darauf beharrt, gegen das Virus, gegen eine tote, gerade mal 150 Nanometer kleine, allein den Naturgesetzen unterworfene chemische Struktur, müsse "Krieg geführt werden", dessen Ziel nur in seiner vollständigen Ausmerzung bestehen könne.

In Wahrheit gibt es für das Vorgehen gegen einen Erreger geringer Letalität, der Menschen als Vektoren nutzt und sich durch die Luft verbreitet, nur zwei Stufen, zwischen denen man sich zu entscheiden hat. Die eine verlangt den Massensuizid durch kollektives Luftanhalten. Niemand mehr würde an Covid-19 erkranken, niemand mehr daran sterben. Die andere verzichtet grundsätzlich auf alle Einschränkungen und akzeptiert den Keim als ein unvermeidbares Lebensrisiko neben vielen anderen. 

Sofortige und vollständige Rückkehr zur Normalität

Stattdessen weiterhin gesunden, kaum gefährdeten Menschen alles zu untersagen, was das Leben erst lebenswert macht, erzeugt die Katastrophe erst, die SARS-CoV-2 niemals auslösen könnte. Auch Mutationen, die eventuell zu einer beschleunigten Verbreitung beitragen, ändern nichts am Phantomcharakter einer Notlage, die außerhalb einer zunehmend realitätsfernen Politik niemand bemerkt. Nach wie vor ist keine statistisch signifikante Übersterblichkeit zu registrieren. Nach wie vor ist das Gesundheitswesen nicht überfordert. Und die derzeit zwar langsam aber stetig steigende Impfquote nimmt die Risikogruppen zunehmend aus dem Spiel. Dadurch schwindet auch jede Grundlage für Schreckensszenarien hinsichtlich dieser beiden einzig relevanten Aspekte. Nichts als die sofortige und vollständige Rückkehr zur Normalität ist daher das, was mündige Bürger in diesen Tagen von ihren Regierungen erwarten, ja einfordern müssen.

Stufenpläne stellen das genaue Gegenteil dar. Sie zementieren das Festhalten am ungeeigneten, weil nicht valide bestimmbarem und hinsichtlich der tatsächlichen Gefährdungslage ohnehin nicht aussagekräftigem Parameter Inzidenz. Sie sind damit entweder Ausdruck intellektuellen Versagens oder gewünschtes Instrument der andauernden Einschüchterung. Mit ihrer diesbezüglichen Initiative hat sich vor allem die FDP endgültig als Partei entlarvt, die Freiheit nur im Namen führt, um sie als Verhandlungsmasse der Opportunität opfern zu können.            

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Leserpost

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T. Schneegaß / 02.03.2021

Sensation!!! Der FDGB hat zu Warnstreiks aufgerufen! Na endlich vertritt er die berechtigten Interessen seiner Arbeitnehmerschaft gegenüber den Sklavenhaltern, die nur arbeiten, fressen und fernsehen erlauben. Zu schön, um wahr zu sein? Ja, zu schön, um wahr zu sein. Die Staatsgewerkschaft fordert 4% mehr Lohn. Na ja, das kann man verstehen. Alles wird teurer: Theater, Sportveranstaltungen, Konzerte, Restaurantbesuche, Urlaub, Hotelübernachtungen, Bußgelder für Familienfeiern, eben alles. Und der fleißige Werktätige möchte ja auch mal ein bisschen Freizeitvergnügen.

Petra Wilhelmi / 02.03.2021

@Wiebke Lenz: Selbsttest! Haben Sie sich auch schon mal bei Grippe getestet? Zu jeder Grippe gehören Coronaviren und zwar im höheren Ausmaß als Influenzaviren. Wieso sollte ich mich bei einer mittelschweren Grippe, was Corona eigentlich ist, selbst testen? Mit einen Test, der keine Infektionen ertesten kann? Man sollte doch endlich aufhören die Sprache der Diktatoren und deren Denkschema zu übernehmen.

Peter Meyer / 02.03.2021

Liebe Frau Kuhn, in Deutschland Hoffnungen auf eine Petition zu setzen, ist leider vergeblich, weil es zwar theoretisch Verfahren dafür gibt, aber in der Praxis NOCH NIE, NICHT EIN EINZIGES MAL, eine Petition zu irgendwas geführt hätte. Werden diese vom Ausschuß nicht von vorneherein als unzulässig verworfen, weil sie Politikfelder betreffen, die grundsätzlich von Petitionen und damit vom Bürgereinfluß ausgeschlossen sind, werden sie normalerweise wegen zu geringer Beteiligung beerdigt. Sollte es mal eine Petition schaffen, genügend Mitzeichner zu finden, damit der Bundestag sich in öffentlicher Sitzung damit befassen müßte, findet sich mit Sicherheit ein Formfehler, eine falsche Adresse oder eine fehlende Unterschrift, um die gesamte Petition zu verwerfen. Ich hatte seinerzeit mit dem Hinweis auf das Verbot des Führens von Angriffskriegen eine Petition gegen den Bundeswehreinsatz in Ex-Jugoslawien gestartet, die genügend Mitzeichner hatte, aber den Kriegstreibern selbstverständlich nicht in den Kram passte. Obwohl ich die Bestätigung hatte, daß alles iO war, wurde diese Petition still und leise beerdigt. Auf mein Insistieren erfuhr ich, daß angeblich zu viele “falsche Adressen” dabei waren und alles komplett für ungültig erklärt wurde. Und “openpetition”, “change.org” u.ä. können sie vergessen, das schafft es nie dorthin, wo es hinmüßte, ist nur Ablenkung, wöhrend das Spiel weiterläuft. Wären wir eine Demokratie [Seufz]...

B. Kurz / 02.03.2021

@Dieter Ehrlich / 02.03.2021   “Wahrscheinlich ist die Ausübung aller Freiheiten wohl erst möglich, wenn sowohl der Inzidenz- als auch der R-Wert ins Negative dreht.”  Richtig, Herr Ehrlich, was dann bewirkt, dass die symptomlos Gesunden, die Kranken anstecken.

E Ekat / 02.03.2021

Aus der Anmoderation: Der „Stufenplan“ ....... bremst das Aufkommen einer bis zum offenen Widerstand reichenden Skepsis. ..... perfides Instrument zur dauerhaften Etablierung einer Hygienediktatur.” So weit, so schlecht. Und einer Diktatur geht es nicht um Hygiene. Ansonsten: was soll geschehen ? Ein Reset wäre nicht schlecht. Aber dafür sind wir in Deutschland schlecht aufgestellt. Wir verstehen nix von Freiheit, haben nicht einmal die Funktionsweise der Demokratie verstanden, geschwege denn goutiert. Das ganze Parteiensystem und deren zgrundeliegende Strukturen, die uns den derzeitigen Status beschert haben auf den Prüfstand ? Eine mit allen Vollmachten ausgestattete Kommission, die vorsätzliche Täuschungen, Rechtsbrüche, Betrügereien gegenüber der Bürgerschaft aufdecken und einer Verurteilung zuführen kann? Im Moment gelingt es noch, die Menschen zu besänftigen, eben durch Stufenpläne, durch System-Medien, sowie dort durch Beiträge eines Reichelt.

Frances Johnson / 02.03.2021

OT: In Hamburg wollen sie statt Kohle CO2-Auffangstationen verheizen, sprich Wälder aus Namibia, verlinkt vor Ort von Volker Seitz.

T. Schneegaß / 02.03.2021

@Karla Kuhn: Ich habe auch bisher immer nur “unterzeichnet” und frage Sie und mich: hat jemals irgendeine Petition irgendeine Wirkung erzielt? Ich meine natürlich nicht solche, die z.B. 30 Geschlechter, Islam-Unterricht an deutschen Schulen und ähnliche rotgrüne Ideologie-Projekte fordern.

Andreas Rühl / 02.03.2021

Ich halte die “Stufenregelungen” auch für verfassungsrechtlich in hohem Maße bedenklich. Das versucht nur den Blick zu verstellen auf den eklatanten Verfassungsverstoß, dass das Parlament es unterlassen hat, die wesentlichen Entscheidungen im Hinblick auf die Grundrechtseingriffe selbst zu treffen, wie es das BVerfG seit Adenauers Zeiten stets und nachdrücklich gefordert hat. Insbesondere vor dem spezifisch deutschen geschichtlichen Hintergrund sollte eigentlich genug Problembewusstsein vorhanden sein, um zu begreifen, dass ein von der Administrative per orde mufti geschaffener “Stufenplan” nicht die Entscheidungen der Legislative ersetzen kann, dass eine Selbstentmachtung des Parlaments schlicht im Rahmen der FDGO nicht verfassungsgemäß und daher nichtig ist. Vermutlich könnte der BT die Rechtsgrundlage für differenzierte Eingriffe in die Grundrechte aufgrund der Gesetzgebungskompetenz für Seuchenbekämpfung sehr wohl schaffen. Wenn es denn überhaupt gefordert werden würde, was nicht der Fall ist. Die FDP hat sich mit dem Verfassungsbruch ausgerechnet im Bereich der Freiheitsrechte schlicht abgefunden, was an sich schon ein Skandal ist. Hier hätte schon lange Normenkontrollklage erhoben werden müssen zusammen mit der AfD. Aber offenbar ist die “Kontaktschuld-Angst” seit Thüringen zu groß, dafür lässt man die freiheitliche Grundordnung über die Wupper gehen. Die FPD hat abgewirtschaftet in einem Ausmaß, das schon fast zum Fremdschämen Anlass gibt. Der einzige, der noch Farbe bekennt, ist Kubicki, der Rest ist Schweigen und Peinlichkeit.

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