Marvin Wank / 23.03.2020 / 16:00 / Foto: Tim Maxeiner / 17 / Seite ausdrucken

Corona: Bloß kein Bail-Out!

Die deutsche Wirtschaft wird von der Covid-19-Pandemie schwer getroffen werden. Unterbrochene Lieferketten, Augangssperren für Mitarbeiter und die Umstellung auf die Produktion medizinischer Güter reißen weltweit tiefe Löcher in die Bilanzen von Konzernen.

Solch tiefe Löcher sogar, dass selbst die Pleite altehrwürdiger deutscher Industrieimperien nicht mehr auszuschließen ist. Zurecht sorgen sich deren Mitarbeiter also um ihren Arbeitsplatz – auch wenn Peter Altmaier so großspurig wie naiv verkündete, das Coronavirus werde keine einzige Stelle kosten. Durchaus nachvollziehbar erscheint da der Ruf nach einem Bail-Out, der Rettung von in Schieflage geratenen Konzernen durch Staatsmittel.

Doch das wäre ein schwerer Fehler. Viele Unternehmen sind hochverschuldet. Einige haben große Reserven. Welches Signal würde an all jene gesendet werden, die in guten Zeiten Rücklagen für schlechte Zeiten gebildet haben? Sie würden für ihr nachhaltiges Wirtschaften bestraft werden, während der Steuerzahler die Schulden unverantwortlicher Firmen begleicht.

Was viele zu vergessen scheinen: Geht eine Firma pleite, verschwindet ihr Kapital nicht auf magische Weise: Maschinen bleiben erhalten, Mitarbeiter verlernen ihre Ausbildung nicht und geschriebene Programme werden nicht gelöscht. Hat eine Firma nicht nachhaltig genug gearbeitet, so wird sie im Fall ihrer Pleite von einer Firma aufgekauft, die besser gewirtschaftet hat oder ihre Produktionskapazitäten werden auf andere Weise wieder dem Wirtschaftskreislauf zugeführt. So stellt der Markt sicher, dass knappe Ressourcen stets in den fähigsten Händen liegen. Der Staat sollte dieser permanenten Effizienzsteigerung nicht im Wege stehen.

Marktwirtschaft ist keine Einbahnstraße

Die EZB trägt einen entscheidenden Teil dazu bei: Durch scheinbar unbegrenzte Liquidität verschafft sie denen einen künstlichen Marktvorteil, der sich am höchsten verschuldet. Das ist eine Perversion der Marktwirtschaft: Der Staat sorgt dafür, dass nicht mehr das innovativste und effizienteste Unternehmen den größten Erfolg verbuchen kann, sondern jenes, das sich am meisten am Zentralbankgeld bedient.

Mittelständische Firmen bis hin zum Ein-Mann-Handwerksbetrieb würden vom Bail-Out-Kuchen selbstredend nichts abkriegen und pleite gehen. Dadurch könnte es vielerorts zu künstlicher Mono- und Oligopolbildung kommen.

Es gibt unter Liberalen den bedenklichen Reflex, Unternehmen per se als schützenswert zu betrachten, weil sie ja „die Wirtschaft“ sind. Doch das ist falsch. Die Wirtschaft ist organisch; Firmen befinden sich als ein Bestandteil auf der gleichen Stufe wie die Konsumenten. Wer gegen die Umverteilung von oben nach unten ist, muss auch gegen die Umverteilung von Bürgern zu Unternehmen sein.

Es ist richtig und wichtig, dass Firmen Gewinne für sich behalten dürfen. Aber sie dürfen dann nicht erwarten, dass der Staat den Steuerzahler zwingt, für ihre Verluste aufzukommen. Marktwirtschaft ist keine Einbahnstraße.

Marvin Wank studiert Wirtschaftsinformatik in Chemnitz. Dieser Beitrag erschien zuerst auf dem Jugendblog Apollo-News.

Foto: Tim Maxeiner

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Steffen Rascher / 23.03.2020

Hallo Herr Wank, einige Firmen erwischt es nur auf dem falschen Fuß oder sie sind auf Laufkundschaft ausgerichtet, es darf aber gerade keiner mehr laufen, anderen fehlen die Angestellten wegen Erkrankung oder Kinderbetreuung, da sollte man helfen. Es gibt aber auch Unternehmen die können ohne Hilfe schon lange nicht mehr krauchen, da bin ich bei Ihnen. Das Geld für die Unterstützung könnte man aus der politischen Bildung nehmen. Da sitzen überflüssige NGO’s Arsch an Arsch und greifen Steuermillionen ab. Weg damit, und zwar zügig.

Holger Danz / 23.03.2020

Wenn ein Unternehmen in der Vergangenheit vor allem in Wachstum investiert hat und somit keine großen Rücklagen hat, von denen es zehren kann, an sich aber unter normalen Bedingungen rentabel arbeiten würde, müsste das dann nach Ihrer Logik geopfert werden. Damit wird eigentlich nur den Großkonzernen - siehe Siemens, Bank mit angeschlossener Elektrofiliale - das Überleben ermöglicht, die ausreichend Geld in der Kriegskasse haben. Wollen Sie das? Diese Konzerne haben im Schnitt auf den Gewinn bezogen weniger Steuern bezahlt, als der unternehmergeführte Mittelständler, der nicht Auslandssteuerspar-Modelle nutzen konnte. Dieser Mittelstand aber ist das Rückgrat unserer Wirtschaft, nicht die wenigen Großkonzerne. Und für die Mehrzahl der Arbeitnehmer, die in diesen Unternehmen arbeiten, sich mit ihnen identifizieren, ist es ebenso wichtig, dass IHRE Firmen am Leben bleiben. Zur Erinnerung: Unter anderen, normalen Bedingungen würden wir so eine Diskussion nicht führen müssen. Ich vermute mal, Sie betrachten das alles aus sicherer, akademischer Entfernung…

Sepp Kneip / 23.03.2020

Je linker diese Republik geworden ist, umso illiberaler wurde auch ihre Wirtschaftspolitik. Was mit der Klima-Hysterie begonnen hat, wird mit der Corona-Apokalypse fortgesetzt. Zwei Ereignisse, die dazu angetan sind, kommunistische Verhältnisse in diesem Land zu schaffen. Man hat manchmal den Eindruck, dass sie unserem Polit/Medien-Kartell nicht unglegen kommen. Die unheimliche Eile, Fakten zu schaffen, die jegliches Handeln der Politik zuschanzt und den, der nicht spurt, mit drastischen Sanktionen zu belegen. Man ist gerade dabei, die Freiheit des Bürgers mit einer “Pandemie” zu erschlagen, von der man nicht weiß, ob diese am Ende “nur” eine heftiger ausgefallene Grippe-Epedemie war. Leute, die die Verhältnismäßigkeit der “staatlichen Aktivitäten” infrage stellen, auch Ärzte und Wissenschaftler, werden einfach zu Außenseitern degradiert. Man will Deutschland zugrunde richten, da darf man sich die Mithilfe des Coronavirus nicht entgehen lassen.

Gunter Böhm / 23.03.2020

Doch, doch! - Bestimmte politische Eliten des Landes beschäftigen sich doch schon lange mit der Frage, wie ein neues modifiziertes Wirtschafts- und Gesellschaftsmodell ausgestaltet werden könnte. Das Untertreten unter grenzenlosen Rettungsschirmen könnte durchaus eine willkommene Gelegenheit sein, um den Zugriff des Staates auf Unternehmen zu vollziehen. Im politischen Wording nennt sich dies wohl die Große Transformation mit dem Teilpaket des Green Deal. Irgendwo werden die Billionen ja herkommen müssen. Jetzt bereiten wir uns erst mal auf die Goldenen Zwanziger vor; ob nun mit oder ohne Depression, Geld spielt keine Rolle, und die Party muß weitergehen.

Gerhard Hotz / 23.03.2020

Falsch. Unternehmen bedienen sich nicht am Zentralbankgeld, denn das können nur Geschäftsbanken. Diese entscheiden dann, welche Unternehmen Kredite bekommen und reichen das Zentralbankgeld so weiter (zweistufiges Geldsystem). Es wird also schon noch sortiert. Anders beim bisher nur diskutierten “Helikoptergeld”. Dieses würde tatsächlich von der Zentralbank direkt an Staat, Bürger und Unternehmen fliessen.

Werner Kirmer / 23.03.2020

die DDR ist bei uns noch nicht aus dem Gedächtnis getilgt!

sybille eden / 23.03.2020

Der “Staat” wird keinesfalls vernünftig handeln, da bin ich mir sicher. Weil wir einen “Politisch geleiteten Kapitalismus” haben, und keinen liberalen.

Harald Hütt / 23.03.2020

“Der Staat sorgt dafür, dass nicht mehr das innovativste und effizienteste Unternehmen den größten Erfolg verbuchen kann, sondern jenes, das sich am meisten am Zentralbankgeld bedient.” Gut erkannt. Das ist ein Hauptgrund für die sinkende Produktivität in den westlichen Industrienationen. Zum tieferen Verständnis empfehle ich die Redebeiträge in den Videos von Dr. Markus Krall. Er nennt dieses Phänomen, das Marvin Wank hier thematisiert, “Zombiefizierung”. Vielen Dank für diesen wichtigen Aspekt, hinter der momentanen Aufgeregtheit, den intransparenten Erklärungen und erratischen Maßnahmen in der Krise, die uns alle betreffenden ökonomischen Konsequenzen zu beleuchten . Das, was EZB und Regierung jetzt geldpolitisch umsetzen, Anwerfen der Geldpresse - schiebt die Depression nur auf -, hilft wegen Überbürokratisierung nicht dem Mittelstand, Hauptträger unseres Wohlstands, noch den Millionen Selbständigen, Freiberuflern, Handelsvertretern und kleinen Gewerbetreibenden. Die sind nach Abarbeitung der Antragsverfahren wirtschaftlich bereits insolvent und/oder leben von der Substanz, die sie für den Renteneintritt gespart haben. KfW als Antragsbank beschließt im Mai, wie das Procedere funktioniert! Die Fehlallokation der “Geldschwemme” und das “Schockgefrieren” unserer Güter- und Warenherstellung, kann zum forcierten Ausverkauf unserer Unternehmen an ausländische Kapitalgeber führen. Denn in der Substanz sind unsere großen DAX Unternehmen im Verhältnis von Aktiva zur Marktkapitalisierung unterbewertet. Dies spielt den Sozialisten, die uns regieren, in die Karten. Unter dem Vorwand “Rettung deutscher Unternehmen” vor dem Ausverkauf erfolgt die schleichende Übernahme durch den Staat. Die EU - und vorauseilend Deutschland - forcieren den Weg in die zentralistische, den freien Markt “aushebelnde”, Planwirtschaft.  Siehe die Pläne zum Einstieg des Bundes in gefährdete Unternehmen. Und wann lassen sich diese illiberalen Maßnahmen am besten umsetzen?...….

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