Das neue Corona-Virus SARS-CoV-2, der Erreger der Atemwegserkrankung COVID-19, über das Achgut.com bereits mehrfach berichtete (Siehe hier und hier und hier und hier) gehört zur Familie der Coronaviren, die heute die Mehrheit der Grippeerkrankungen in Deutschland auslösen – mit zahlreichen Vertretern dieser Familie ist die Bevölkerung schon vollständig durchseucht. Die pathogensten Vertreter dieser Familie bringen es auf Atemwegserkrankungen mit einer Mortalität von ein bis zwei Prozent (wie Influenza). Die Mortalität von SARS-CoV-2 bei hospitalisierten Patienten liegt bei 5 bis 7 Prozent, was bedeutet, dass sie in der Realität aller Infizierten deutlich unter ein Prozent liegen sollte – wie bei den anderen Vertretern der Coronaviren, die es auf 0,1 Prozent bis 0,5 Prozent CFR (case fatality rate) bringen.
SARS-CoV-2 löst gerade eine globale Pandemie aus. Das bedeutet, dass sich 50 bis 80 Prozent der Weltbevölkerung mit dem Virus infizieren werden. Wir wissen aus China, dass 80 Prozent der Patienten, bei denen das Virus per Ribonukleinsäureanchweis molekular diagnostiziert wurde, eine milde Erkältungssymptomatik haben. Doch gibt es noch viel mehr Infizierte, da die weltweit verfügbaren Reagenzien und Laborkapazitäten zur Durchführung der RT-qPCR, mit der das Virus nachgewiesen wird, gar nicht ausreichen, um alle potenziell Infizierten zu untersuchen.
Daher ist davon auszugehen, dass mindestens 5 bis 10 Prozent der mit dem Virus infizierten Menschen, wenn nicht deutlich mehr, keine Symptome aufweisen. Die hohe Dunkelziffer bedeutet auch, dass die derzeitigen Mortalitätsschätzungen wahrscheinlich zu hoch sind. Wir wissen zudem, dass das Virus sich per Tröpfcheninfektion durch Niesen und Husten und über die Hände der Infizierten verbreitet. Man steckt sich an, wenn man durch ein Viruspartikel enthaltendes Niesaerosol läuft und einatmet oder Partikel an die Hände bekommt und sich damit an den Mund fasst. Die Partikel halten sich an der Oberfläche Stunden bis Tage. Man kann unmöglich überall alle wegputzen.
Genaue Zahlen zur Infektiosität, Durchseuchung, Pathogenität und Mortalität von SARS-CoV-2 werden wir erst in 6 bis 12 Monaten bekommen, wenn wir das Virus serologisch über die gegen es gebildeten IgG-Antikörper nachweisen können. Diese Antikörper zeigen an, dass ein Mensch mit dem Virus infiziert gewesen ist. Dadurch wird es möglich, retrospektive epidemiologische Studien anzustellen, die uns genaue Zahlen geben werden. Doch alles deutet darauf hin, dass das Virus oftmals sehr harmlose Verläufe auslöst und viele Patienten gar keine Symptome entwickeln.
Überall tauchen Patienten mit unklarem Infektionsweg auf
Weil zahlreiche Infizierte, die das Virus verbreiten, keine oder kaum Symptome zeigen, sind die Infektionsketten von SARS-CoV-2 nicht nachvollziehbar. Überall tauchen Patienten auf, bei denen man nicht weiß, woher sie das Virus bekommen haben mögen, man kennt die Übertragungswege nicht. Solche Patienten haben sich wahrscheinlich über unsichtbare Infektionsketten an asymptomatischen Patienten infiziert. Daher ist die Isolation von oftmals symptomarmen Infizierten vollkommen irrational. Es bringt auch nichts, Veranstaltungen abzusagen, denn durch die asymptomatischen Patienten ist die Durchseuchung der Bevölkerung mit dem Virus garantiert.
Auch an der Geschwindigkeit der Verbreitung ändert sich nicht viel, da es kaum möglich ist, den Kontakt von Mensch zu Mensch in hochverdichteten Industriegesellschaften zu unterbinden. Versuche von Regierungen oder Behörden, die Verbreitung des Virus organisatorisch oder durch technische Maßnahmen, wie etwa Bewegungsbeobachtung per Handydaten oder mit Hilfe von mathematischen Modellen zur Virusverbreitung, zu unterbinden, sind daher vollkommen sinnlos. Und wenn das Virus die Population einmal durchseucht haben wird, werden wir in Deutschland lediglich genauso viele Tote haben wie bei jeder normalen Neumutation eines Influenzavirus.
Angesichts der moderaten Pathogenität des Virus ist das Verhalten der WHO, die die COVID-19-Pandemie als “Gesundheitliche Notlage internationaler Tragweite” klassifiziert hat, meines Erachtens unverantwortlich. Jeder Arzt, der eine solide Grundausbildung im Studium genossen hat, kann beim RKI oder beim Science Media Center nachlesen, dass das Virus ein normales Grippevirus ist, das, wie die anderen auch, nur für die Patienten gefährlich ist, die alt, chronisch krank oder immunsupprimiert sind. Wer angesichts dieser Faktenlage als Arzt Panik verbreitet, handelt fahrlässig.
Es kommt zu Pleiten und Entlassungen
Der Schaden, den die Panikmacher anrichten, ist gewaltig. Denn wir leben in einer febrilen Übergangszeit, in der viele Menschen durch Megatrends wie Globalisierung oder Migration und demographische Entwicklung zutiefst verunsichert sind. Sie haben Angst vor dem Virus, weil sie es nicht sehen können und seine Gefährlichkeit nicht einschätzen können – und verfallen in ein Panikmuster wie damals bei Tschernobyl, als in Deutschland niemand ernsthaft gefährdet war, der Übergang zum magischen Denken ist ihnen immer naheliegend. Durch die sozialen Medien verbreitet sich unter den Menschen auf diese Weise Panik. Bei Aldi sehen sie, wie andere alles leerkaufen und tun es ihnen gleich.
Durch medizinisch nicht zu rechtfertigende Quarantänen und Veranstaltungsabsagen oder Schließungen von Institutionen drehen sich die Räder der Wirtschaft langsamer oder bleiben stehen, Real- und Finanzwirtschaft schaukeln sich in einem Zyklus positiver Rückkopplung in immer absurdere Panik hinein, Börsenkurse fallen und realwirtschaftliche Akteure halten sich mit Käufen und Bestellungen zurück, die Börsen fallen noch mehr, es kommt zu Pleiten und Entlassungen, Zwischenglieder in den globalen Ketten fallen aus. So entstehen riesige wirtschaftliche Schäden. Denn wir leben in einer der größten finanzwirtschaftlichen Blasen aller Zeiten. Solche Blasen benötigen immer einen Auslöser, um zu platzen. Letztes Mal war es die Subprime-Krise im US-Immobilienmarkt. Dieses Mal könnte diese Aufgabe SARS-CoV-2 und dem öffentlichen Umgang damit zuzufallen.
Ein Virus wie SARS-CoV-2 durchseucht immer 50 bis 80 Prozent einer Population. Dann bildet sich Herdenimmunität, weil 50 bis 80 Prozent aller Menschen gegen das Virus immun werden – sie haben Antikörper dagegen gebildet. Kommen sie erneut mit dem Virus in Kontakt, erkranken sie nicht mehr und übertragen es auch nicht mehr. Dadurch sinkt die Wahrscheinlichkeit, dass ein Überträger auf einen Menschen trifft, der noch keine Antikörper gegen das Virus hat: Es bildet sich ein neues Gleichgewicht zwischen Infektion und Immunität, die Übertragungsrate des Virus sinkt unter 1 und die Epidemie ebbt ab. Das dauert je nach Infektionsdynamik und Vernetzung der Population einige Monate. Bis das nächste ganz normale Virus kommt.
Wehe, wenn ein Impfstoff nicht sicher ist
Warum aber dauert es so lange, einen Impfstoff zu entwickeln, und wie effektiv ist dieser? Impfstoffe werden immer ausgehend von den Oberflächeneiweißen des Erregers oder seiner Nukleinsäure hergestellt, damit das Immunsystem sich auf die Virusepitope einstellen kann. Es gibt verschiedenen Verfahren: Attenuierung, bei der ein Virus im Labor so verändert wird, dass es seine Pathogenität (krankmachende Wirkung) verliert, aber noch so viel molekulare Ähnlichkeit mit dem pathogenen Virus hat, dass dieses später erkannt und eliminiert wird. Inaktivierung der Viren (mit Hitze oder Strahlung) führt zu ähnlichen Ergebnissen. Oder es werden dem Impfling rekombinant (mit "Gentechnik") hergestellte Virus-Antigene verabreicht. Bei einem weiteren Verfahren werden Virus-like particles verwendet, das sind Viruspartikel mit Eiweißhülle aber ohne Nukleinsäuren.
All diese Verfahren brauchen zur Entwicklung viele Jahre, denn die Forscher müssen viele Versuche machen, bis sie ein Impfprinzip finden, das im Versuchstier wirksam ist: es lässt sich schlecht vorhersagen, welches Verfahren am besten wirkt. Denn wir haben dafür – wie für die meisten Vorgänge in der belebten Natur – keine mathematischen Modelle, es handelt sich nach wie vor im Wesentlichen um ein besseres Trial-and-Error-Verfahren, selbst wenn heute euphemistisch von "Impstoffdesign" gesprochen wird. Und manchmal findet man einfach keinen, beispielsweise wird seit etwa 40 Jahren vergeblich nach einem HIV-Impfstoff gesucht.
Erst nach Etablierung des Impfstoffes im Tier können Versuche im Menschen gemacht werden, um Wirksamkeit und Sicherheit des Impfstoffs zu ermitteln, was mindestens zwei bis drei Jahre dauert. Danach erfolgt die Beantragung und die Zulassung, die mindestens 9 bis 18 Monate dauert, da die Behörden den Nachweis der Sicherheit und Wirksamkeit des Impfstoffs durch den Hersteller validieren müssen. Denn wehe der Politik, wenn eine Fehlzulassung erfolgt und der Impfstoff nicht sicher ist. Wegen dieser Zusammenhänge wird sich die Impfstoffentwicklung auch kaum beschleunigen lassen. Außerdem ist auch klar, dass Viren mit hohen Mutationsraten mit Impfstoffen schlecht bekämpft werden können, da sie stets neue molekulare Varianten entwickeln, die den Impfstoff veralten lassen. Die Familie der Coronaviren ist für ihre hohen Mutationsraten bekannt.
Und da es keinen Impfstoff gibt und wir einfach warten müssen, bis die Durchseuchung der Bevölkerung abgeschlossen ist, geht der durch die Panik verursachte Schaden an der labilen Weltwirtschaft weiter, ist vielleicht nicht mehr rückgängig zu machen. Das ist viel relevanter als das Virus. Was kann jeder Einzelne nun tun? "Keep calm and carry on", wie die Regierung des Vereinigten Königreichs in den 1940ern unter deutschem Bombenhagel zu sagen pflegte. Die meisten von uns werden nie wissen, ob sie überhaupt eine SARS-CoV-2-Infektion hatten.
Johannes Eisleben ist Arzt und Mathematiker und arbeitet als Systeminformatiker. Er lebt mit seiner Familie bei München.