Cora Stephan / 23.06.2022 / 10:00 / Foto: Pixabay / 22 / Seite ausdrucken

Stimme der Provinz – Es ist noch mal warm

Wärme speichern. Orte aufsuchen, wo Bienen summen und Amseln singen. Holz hacken. Warme Unterwäsche kaufen. Nicht verzagen. Es kann schließlich nur noch schlimmer kommen. 

Bienen können verdammt laut sein. Bei mir hier umschwärmen sie in Divisionsstärke die Blüten der Kletterhortensie, die sich über das Schuppendach gelegt hat, während die Hummeln nicht weniger geräuschvoll in den Rosenstöcken taumeln. Die Kletterbohnen streben nach oben, ebenso die Gurken, und auch die Kartoffeln haben Spähtrupps an die Oberfläche geschickt. Die beiden Katzen träumen in der Nähe und interessieren sich gottlob mal nicht für die Computertastatur. Auch nicht für die Spatzen und Meisen, die normalerweise in ganzen Horden im Apfelbaum lärmen. Heute scheint es ihnen dafür zu warm zu sein. Genau: Es ist warm. Ist ja auch Sommer. Schon seltsam, dass man sich davor mittlerweile fürchten soll. 

Kurz: Selig, wer einen Garten hat und nicht in irgendein städtisches Freibad muss. Ganz ehrlich: Ich hab das noch nie sonderlich gemocht, diese gechlorte Brühe, in die jeder reinpinkelt, und in die zu meiner Zeit (so sagt man, wenn man nicht mehr 30 ist) grölende Buben kleine Mädchen schubsten. Heute ist es dort offenbar noch unterhaltsamer geworden, was wohl an der Vielzahl erlebnisorientierter und womöglich gar südländisch aussehender junger Männer liegt. Massenkrawalle! Das hat was. Auch das muss wohl am sogenannten Klimawandel liegen. Da sparen wir doch gleich noch ein wenig mehr CO2 ein. (Noch mehr sparte man natürlich mit der Ruanda-Variante. Aber daran wollen wir jetzt nicht denken, gell?) 

Nun, Gartenbesitzer finden es in unseren Breiten selten schlimm, wenn das Wetter mal nicht mitteleuropäisch mäßig ist. Der Menschheit ging es stets besser, wenn es wärmer war – das mittelalterliche Klimaoptimum, you know? Nutzen wir also diesen Sommer. Herbst und Winter werden unangenehm. Genau deshalb klingt die Stimme der Provinz heute reichlich sentimental. Ich speichere schon mal die Wärme für das, was kommt. 

Alle könnten es wissen, die mal nachgerechnet haben

Denn der Blick in den Garten und auf den Brennholzstapel hinter dem Schuppen trösten ein wenig hinweg über das, was offenbar ungebremst über uns hereinbrechen soll. Wen wundert es eigentlich, dass die Gaslieferung über Nord Stream 1, die bislang noch immer so zuverlässig funktionierte, derzeit eingeschränkt ist? Vielleicht sind die Gründe dafür noch nicht einmal vorgeschoben. Oder Putin drosselt mit Absicht. Das aber sei, meint Wirtschaftsminister Habeck ein „ökonomischer Angriff“, Putin setze „Energie als Waffe“ ein.

Wen wundert das? Hätte man sich nicht denken müssen, dass Sanktionen gegen Russland Rückwirkungen haben könnten? „Aber damit konnte man doch nicht rechnen!“ Genau. Man konnte all die Jahre nicht rechnen. Der Ausstieg aus der Kernenergie hat uns abhängig gemacht – wenn schon nicht von Russland, dann eben von Indien, das uns für teuer Geld andreht, was es Putin abgekauft hat – von unserer Entwicklungshilfe womöglich. Katar ist übrigens auch keine Alternative. 

Die noch vorhandenen sechs Kernkraftwerke wieder anwerfen beziehungsweise weiterlaufen lassen? Nichts ist unmöglich, auch wenn unsere Regierung anderes behauptet.  Nur die rotgrüne Ideologie steht dem im Weg. Aber das wissen ja alle, die regelmäßig die Achse lesen. Und alle könnten es wissen, die mal nachgerechnet haben. 

Doch dieses Land beziehungsweise seine Regierung verfährt nach dem Motto: Gestern standen wir noch am Abgrund – heute sind wir einen Schritt weiter. Die Besserverdienenden verkünden derweil, man friere für die Freiheit (der Ukraine). Das veredelt das ungute Gefühl, das einen beschleicht, wenn man an den Herbst denkt – und das man möglichst nicht thematisiert.

Einer hat es kürzlich in einer Versammlung überwiegend kluger Leute gewagt – ein junger Mann fragte, ob wir im Winter alle frieren müssten. Ahnte er wirklich nicht, welch göttlicher Zorn sich darob über ihn ergießen würde? Egoismus sei das! Feige! Selbstsüchtig! Es fehlte noch, dass der Glaubensmann „sterben für die Ukraine“ gefordert hätte. 

Doch das ist der Geist der Zeit. Für die eigene Kultur und die eigene Identität, ja: Für das eigene Volk kämpfen ist edel und gut – solange es nicht die Deutschen tun. 

Insofern: Wärme speichern. Orte aufsuchen, wo Bienen summen und Amseln singen. Holz hacken. Warme Unterwäsche kaufen. Nicht verzagen. Es kann schließlich nur noch schlimmer kommen. 

Foto: Pixabay

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Andreas Spata / 23.06.2022

Uneingeschränkt Zustimmung! Wer neben dem eignen Garten noch einen Wald zum wandern hat ist doppelt gesegnet. Es ist Glühwürmchen Zeit!! Bitte mal nach 22:00Uhr, sozusagen bei Dunkelheit raus in den ZAUBER Wald. Harry Potter oder Avatar ist nix dagegen…...

S.Schleizer / 23.06.2022

Ich empfehle zusätzlich noch einige Liter heißes Wasser für den kommenden Winter einzugefrieren. Billiger wird es bestimmt nicht mehr. Außerdem haben wir bei uns im Haus die Stromleitungen verlängern lassen, damit sie mehr Energie speichern können. Wir machen dann immer spätabends kurz auf, damit wir am Morgen dann den billigen Nachstrom nutzen können. Schon meine Oma sagte: Man kann ruhig dumm sein, man sich nur zu helfen wissen.

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