Cora Stephan / 01.07.2021 / 11:00 / Foto: Archiv / 24 / Seite ausdrucken

Cora Stephan: Die Stimme der Provinz. Wasser predigen

Es ist Wetter. Und zwar deutsches Wetter. Erst ein nörgeliges, unterdurchschnittlich warmes und zu trockenes Frühjahr. Zur Entschädigung im Juni ein paar ordentliche Hitzetage. Pünktlich zum Untergang der Mansch aus Schland in Wembley Gewitter und Wolkenbrüche. Natürlich wird es jetzt wieder welche geben, die das alles aufs Klima schieben beziehungsweise dem Wandel beziehungsweise der Schuld des Menschen an ebendiesem. Irgendwie laufen alle Wetterereignisse stets darauf hinaus: Die Götter grollen! Wir müssen Buße tun! Hüpfen fürs Klima soll ja mindestens so wirksam sein wie ein altehrwürdiger Regentanz.

Nun ist Klima bekanntlich ein Durchschnittswert, den man weder retten noch sensibel behandeln kann, das schert ihn nicht – aber das soll hier ja kein Thema sein, es geht um das, was das Landvolk seit eh und je existenziell betrifft: das Wetter. Genau. Und das muss man nehmen, wie’s kommt – als Fluch oder Segen. Wenn ich hier am Rande des Vogelsbergs an die vergangenen Jahre denke, dann sind die derzeitigen Wolkenbrüche eher ein Segen, auch wenn es dem einen oder anderen die Heuernte versemmelt hat. Und es darf ruhig noch ein paar mehr davon geben.

Denn was wäre, wenn sich ein Phänomen aus dem 16. Jahrhundert wiederholen würde? Im Jahr 1540 soll es in Mitteleuropa elf Monate lang keinen einzigen Regentag gegeben haben – und das mitten in einer kleinen Eiszeit. Was war das? Göttliche Fügung? Strafe für die Ungläubigen? Oder war schon damals der ökologische Fußabdruck des toxischen weißen Europäers daran schuld?

Für den Wohlstand der städtischen Dekadenz sorgen

Eines allerdings ist gewiss: eine Wiederholung des Wetters von 1540 würde uns nicht guttun. Insofern kann man für jeden Regentag dankbar sein. Denn der Kampf ums Wasser ist durchaus aktuell, das weiß man hier im und am Vogelsberg, der, nebenbei, das größte zusammenhängende Vulkangebiet Mitteleuropas ist – mit einem unglaublichen Reichtum an Quellen. Eigentlich also haben wir hier viel Wasser, und zwar Wasser von einer Qualität, die jeden Tee-Enthusiasten erfreut.

Was uns weniger erfreut: Das um die 100 Kilometer entfernte Frankfurt (am Main!), das sich trotz seiner Flüsse Main und Nidda als Wassermangelgebiet ausgibt, bezieht sein Wasser von uns. Besonders unbeliebt machte sich im Sommer 2018 die dortige grüne (!) Umweltdezernentin, als sie die Frankfurter dazu aufrief, die dürstenden Stadtbäume mit Leitungswasser zu gießen. Also, genau, mit Wasser aus dem Vogelsberg. Warum, fragte man sich hier bei uns, schicken die Ökopolitiker nicht dafür geeignete Wasserspender wie Feuerwehrautos und – genau! – Wasserwerfer an Main und Nidda, lassen sie volltanken und alsdann das städtische Grün bewässern? Und wieso brauchen Frankfurter Klos Wasser, das besser zum Teetrinken geeignet wäre?

Tja. Was schert es das Kapitol von Panem, wie es den Menschen in seinen Distrikten ergeht, die für den Wohlstand der städtischen Dekadenz zu sorgen haben? So kommt man sich in der Provinz manchmal vor, wenn man zum Horizont blickt, wo nächtens die Windmühlen blinken, damit die Angestellten im städtischen Kaufhaus auch im Winter im T-Shirt arbeiten können. Ganz zu schweigen von den sterilen Maisfeldern, mit denen die Biogasanlagen gefüttert werden, damit ... Man ahnt es.

Da wir ja nun alle bereits gender- und klimasensibel sind: Wie wäre es mit ein wenig mehr Provinzsensibilität? Ich will natürlich niemals nicht die Spaltung zwischen Stadt und Land noch weiter vertiefen wollen, sie ist ja schon tief genug, aber ein bisserl mehr Verständnis würde schon weiterhelfen. Oder begreift man in unseren fortschrittlichen Metropolen fundamentale Zusammenhänge nicht mehr? Monika Gruber berichtet in heiligem Zorn vom Twitterkommentar einer Berliner Journalistin, die während einer Demonstration von Landwirten in Berlin in einen Stau geraten und dadurch zu spät zu einer Hochzeit gekommen war: „Ich werde nie wieder etwas kaufen, was von einem Bauern produziert wurde!“

Genau. Genfrei, CO2-frei, atomfrei, chemiefrei und hirnlos.

 

Von Cora Stephan erschien kürzlich „Lob des Normalen – Vom Glück des Bewährten“, FinanzBuch Verlag, hier bestellbar.

Foto: Archiv

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Leserpost

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Dr. Mephisto von Rehmstack / 01.07.2021

Zu den Regenmachern: auf einem Meeting der führenden Schamanen wird diskutiert, daß es auf Seiten der Kompetenz fürs Regenmachen dringend Fortschritte nötig seien. Ein Experte wird bestimmt, der in anderen Ländern dortige Fähigkeiten überprüfen soll. Auf der nächsten Sciences Meeting berichtet er voller Anerkennung von seinen Erfahrungen aus einer Gemeinde im Nordatlantik: dort hätte er eine ungewöhnliche Strategie zur Abwendung von Trockenperioden kennengelernt und empfiehlt folgende Wissenschaft auch hier anzuwenden: zwei mal Elf Ausgewiesene müßten in spezifischer Gewandung, von vielen Gläubigen mit rituellen Gesängen begleitet, auf eine runde Kugel eintreten: nach höchsten 30 Minuten beginne es zu regnen, so seine Erfahrung. Dieses würde auch von der überwiegenden Mehrzahl der dortigen Schamanen als gesicherte Wissenschaft angesehen, die dort kein vernünftiger Mensch anzweifelt.

Michael Scheffler / 01.07.2021

Bei uns hat es genügend geregnet.

Heinrich Wägner / 01.07.2021

Der grüne Gemischtwarenladen mit seiner operettenhaften Kanzlerkandidatin und ihren Ablasshandel. Dein Kreuzchen bei uns und du gehörst zu den Guten . Du braust dich um nicht weiter kümmern, Wir retten für dich den Globus und die ganze Welt. Kretschmann bringt es auf den Punkt mit, keine Rücksicht mehr beim Rechtsgrundsatz der Verhältnissemäsigkeit. Das gemeine Volk soll entsagen damit die grüne Bourgeoisie an die Fleischtöpfe kommt. George Washington bescheinigte seinen Amerikanern das sie für die Demokratie lieber stehend sterben als auf Knien zu leben. Nach der Einführung der bewährten Einheitsliste bei Wahlen,wie in der DDR und das Sozialpunktesystem nach Chinesischen Vorbild werden sie sehr lange knien müssen, die schon länger hier Lebenden.

Günter Lindner / 01.07.2021

Kann Mensch Wasser verbraucht? Nein, Wasser kann man nur gebrauchen.Es ist ein Kreislaufprodukt ,wie der Sauerstoff oder das CO2 Gas und die ganzen anderen Moleküle der KreislaufSystems dieses Planeten. Flachdenker glauben allerdings,  das Wasser das sie saufen wäre weg. So verhält es sich auch mit allen Molekülen und Atomen.Außer man schafft es von diesem Planeten durch die Raumfahrt dank menschlicher Aktivitäten. PUNKT

Michael Schweitzer / 01.07.2021

Frau Stephan,sehen sie denn nicht, wie asketisch die Annalena und der Robbert auf Bildern aussehen und genauso gehen sie mit dem Klima um. Wann haben die Grünifizierten Wähler das letzte Mal in den Spiegel geguckt?

Frank Mora / 01.07.2021

Selbst erlebt. Der Städter zieht aufs Land und baut sich ein Eigenheim aus dem Katalog, größere Ausgabe. Der Nachbar, dessen Familie seit Jahrhunderten auf ihrem Hof lebt, ist Landwirt. Im Sommer erntet er mittels osteuropäischer Saisonkräfte Gurken für den nahegelegenen Discounterlieferanten. Der Zugezogene besteht energisch auf Einhaltung der Ruhezeiten Mittags, Abends und Sonntags. Er ist schließlich der Ruhe wegen aus der Stadt weggezogen. Der Bauer erntet, weil die Gurken in bestimmter Maximalgröße frisch ins Glas müssen. Weil der Discounterkunde Cornichons und keine Senfgurken mag. Der Zugezogene zieht vor Gericht und verliert. Landwirte dürfen, weil sie die Ernährung sicherstellen, mit ihren Maschinen aufs Feld. Ist zugegeben ein paar Jahre her. Könnte sich geändert haben. Erst wenn sich die ersten zehn 250m-WKA im Tiergarten und auf dem Kreuzberg drehen, nehme ich den Grünen ihre Umweltbewegtheit ab.

Ralf.Michael / 01.07.2021

Ich kaufe meine Lebensmittel NUR FRISCH auf dem Wochenmarkt,  Alles BIO, was den sonst !  Bauern, was wollen Die denn ?? Brauchen wir die denn oder können die weg ?? Mein Omma hat mir immer erzählt, dass Sie in ihrer Jugend auf Hamsterzügen weit aufs Land rausgefahren sind, um etwas zum Beissen aufzutreiben. In der Stadt gab es Nichts. Hoffentlich passiert soetwas nie wieder…..Falls Ja, gibt es als Film zum schlaumachen : Die Hunger-Spiele ;o))

lutzgerke / 01.07.2021

Die Weltbevölkerung läßt sich Bio gar nicht mehr ernähren. Dafür ist der Bedarf zu groß und der Boden zu ausgelaugt. “Es gibt kein Morgen” ist eine nahezu perfekte Dokumentation über unser Leben im Ölzeitalter. / Wir wollen an ein Anthropozän, ein Zeitalter des Menschen, glauben. Aber bis zur Industriealisierung kamen Mensch und Natur wunderbar miteinander klar. Das Postulat eines Anthropozän ist sehr gefährlich, weil es den Menschen keinen Spielraum läßt und ihn zum Parasiten stempelt.   

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