Cora Stephan / 14.10.2021 / 11:00 / Foto: Wrote / 97 / Seite ausdrucken

Cora Stephan: Die Stimme der Provinz: Seid bereit! Immer bereit!

Das musste ja so kommen. Meine Freundin M. tat es und ich habe es auch getan. Bevor die Preise noch weiter steigen, haben wir uns einen Notstromgenerator zugelegt. Tragbar, einfach zu bedienen, benzinbetrieben, erträglich laut. Hinzu kommt ein handlicher Vorrat an Benzin sowie mehrere Kanister Wasser – und etliche gediegene Konserven, mit denen man es ein paar Wochen aushalten kann. Und, natürlich, Futter für die armen Tiere! Wir wollen ja nicht, dass sie uns in ihrer Not aufessen.

Die gute Landfrau hat bereits im Sommer vorgesorgt und den Ertrag ihres Bauerngartens haltbar gemacht. Nicht, wie sonst, in der Tiefkühltruhe, sondern mit weit älteren Methoden. Besonders beliebt ist das Fermentieren – richtig: wie zu Omas Zeiten. Bei einigen Supermärkten soll es bereits jetzt einen spürbaren Mangel an Einmachgläsern geben.

Wir hier in der Provinz sind bereit! Immer bereit! Oder neuerdings auch: „Bereit, wenn ihr es seid!“ (Die Grünen) (Ehrlich gesagt: Wir sind es auch ohne euch.) Selbst wenn man uns „Prepper“ schimpfen sollte. Doch genau das ist neuerdings gern gesehen. So direkt hat uns das Bundesamt für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe das Preppen zwar nicht empfohlen, doch wer auf Mark Elsbergs „Blackout“ verweist, rechnet mit dem Schlimmsten.

Internet, Telefon und Wasserversorgung brechen zusammen. Vor dem Supermarkt Schlangen von Ungeprepperten. Den Krankenhäusern geht der Stoff für die Notstromgeneratoren aus, Tankstellen funktionieren längst nicht mehr, die Bahn auch nicht. Nach drei Tagen herrscht Chaos. Nur wir Provinzler haben genug Gartengrundstück, um einen Donnerbalken über eine Grube legen zu können.

Marc Elsbergs Buch kann man nur einem Menschen mit stählernen Nerven empfehlen. Was also will uns das BMK damit sagen? Doom and gloom? Das Ende ist nah?

„Bis die staatliche Hilfe anläuft“

Nun. Wenn die letzten der noch sechs deutschen Kernkraftwerke im übernächsten Jahr abgeschaltet sind und keine Kohleverstromung mehr erwünscht ist; wenn es an Gaslieferungen mangelt beziehungsweise der Stoff immer teurer wird; wenn die Nachbarn wie Polen und Frankreich ihren Strom lieber selbst verbrauchen; wenn Dunkelflaute herrscht, und Holzbefeuerung wegen Feinstaubemissionen ebenso geächtet ist wie Kerzenlicht – dann, ja dann ist die Situation da, wie schon der alte Adenauer wusste, der auch anderes begriffen hatte: „Wir leben alle unter dem gleichen Himmel, aber wir haben nicht alle den gleichen Horizont.“ 

Von einem weiten Horizont war schon im Wahlkampf nicht die Rede, auch jetzt wird lieber von „Klimasensibilität“ geschwärmt, statt sich diesem weit aktuelleren Problem zu widmen. Was geschieht, wenn ein Industrieland offenen Auges von einer stabilen Energieversorgung abgeschnitten wird? Und was, mit Verlaub, soll eine Bevölkerung davon halten, wenn das zuständige Bundesamt meint, es würde im Fall des Falles nicht lange dauern, „bis die staatliche Hilfe anläuft“?

Ich fürchte, seit dem Versagen der dafür eigentlich zuständigen Institutionen im Fall der Hochwasserkatastrophe im Juli glaubt niemand mehr so recht, dass man sich auf diese Hilfe verlassen kann: Das Vertrauen ist merklich gestört. So schnell vergisst der Bürger nicht, was seine Regierung alles vergessen hat. Seit dem Ende des Kalten Krieges ist Katastrophenschutz zu einem Thema mit geringer Dringlichkeit geworden, die Vorsorge, die man damals noch traf, ist in Vergessenheit geraten – ganz zu schweigen von der Pflege stromunabhängiger Warnsysteme. Vielleicht weiß noch der eine oder andere, wie man ohne elektrische Unterstützung die Glocken läutet. Doch dann ist die Situation längst da.

Zuviel Doom and Gloom? Stimmt. Ich hasse diese ewige Apokalypsitis. Dieses Warnen und Mahnen. Dieses Aussichtslose. Denn wer hört schon auf den Ratschlag „besorgter Bürger“ an die Adresse der deutschen Politik, obwohl die paar Promis geschickterweise Energiesicherheit mit „Klimaschutz“ verbinden? „Sie könnten Ihr Klimaziel für 2030 noch erreichen. (…) Alles, was es dazu benötigt, ist eine Klima-Notstandsverordnung mit Änderung des Atomgesetzes, welche die 2010 vereinbarten Laufzeitverlängerungen für die Kraftwerke auf 2030 bis 2036 wieder in Kraft setzt.“

Die FDP weiß das längst. Sie sollte es den Grünen schmackhaft machen.

 

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Leserpost

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Gerhard Schmidt / 14.10.2021

# Yon Bureitxa: Ich würde das nicht schreiben, wenn ich nicht genau das von Ihnen beschriebene Gerät hier hätte…

Peter Wachter / 14.10.2021

@Steffen Huebner, ich habe Jahrzente lang bei einer Bundesbehörde und nach der Privatisierung u.a. für NEAs (Netzersatzanlagen) gearbeitet, wenn es einer weiss und kann, dann bin ich es, aber ich halte es wie in einer guten Ehe, ich halte meine Klappe, habe meine Ruhe und im Notfall recht.

Marion Knorr / 14.10.2021

@Andrej Stoltz: Von der Achse (oder Kommentatoren) lernen, heißt siegen lernen.

H. Nietzsche / 14.10.2021

Bitterböse, bitterernst. Eigentlich müßte unsereins laut werden und sich auf der Straße zeigen, und nicht die Antifa. Wir schauen dem Wahnsinn schweigend zu.  Nur die Straße erschreckt die Herrschenden.

Roland Bieler / 14.10.2021

Ohne Strom gehen die Türen zum Supermarkt nicht auf Frau Stephan. Daher wird es auch keine Schlangen geben. Wer will schon den Gestank verdorbener Lebensmittel riechen, wenn die Kühltruhen nicht mehr gehen? Beim Szenario „Blackout“ wird das Wesen des Menschen sichtbar; mit oder ohne Notstromaggregat. Lustig wird es nicht.

Dietmar Blum / 14.10.2021

@ A.Lisboa / 14.10.2021, als ich direkt nach der Wahl dieses Wahlergebnis meiner Co-Eifeler” aus dem Nachbarkreis las, sank meine Solidarität auf Punkt NULL. Keine direkte persönliche Hilfe, keine Spende mehr.

Marion Knorr / 14.10.2021

@Steffen Huebner: nicht nur Gewehr zulegen sondern auch die Handhabung trainieren. Es gibt bestimmt einen Schützenverein in der Nähe.

Dietmar Blum / 14.10.2021

@ RMPetersen / 14.10.2021:  “In der Garage, Keller oder wo auch immer im geschlossenen Raum darf man nur 20 Liter Benzin lagern, .....” TYPISCH Deutsch, auch in der Notlage noch den Vorschriften einer Gefahrgutverordnung Folge leisten. Wie war das noch einmal mit Lenin, deutschem Revolutionär und Bahnsteigkarte?

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