Cora Stephan / 18.11.2021 / 12:00 / Foto: BCrstenauer / 18 / Seite ausdrucken

Cora Stephan: Die Stimme der Provinz – Mein Booster für heute

Auf dem Land haben wir es immer kuschelig und gemütlich. Doch ist das überhaupt der richtige Weg, diese ewige Suche nach Safe Spaces, ohne böse Worte, schlimme Meinungen oder gar Viren?

Auch wenn man nicht gleich in Dunkeldeutschland lebt: Auf dem Land ist es derzeit düster. Die Lichter der Großstadt sind weit entfernt. Nur die Straßenbeleuchtung hindert die Katzen, nächtens über Fallobst zu stolpern.

Dabei bemühen wir uns hier durchaus um beschauliche vorweihnachtliche Stimmung. Schon leuchten Weihnachtssterne in den Fenstern, flackert abends das Kaminfeuer, begleitet von Kerzenlicht. Und draußen hängen Lichterketten in Bäumen und Sträuchern.

Solarbetrieben, natürlich. Man muss ja an die nächste Stromrechnung denken (was ich vermeide). Doch was ist mit Solar, wenn die Sonne nicht scheint? Genau. Die Lichter gehen gegen 17 Uhr für ein halbes Stündlein an, dann wird’s wieder rabenschwarz. Das nennt man lebenspraktischen Anschauungsunterricht zur „Energiewende“.

Doch halt! Wer die paar 100 Meter aus dem Dorf herausgeht und aus tiefem Waldesdunkel auf eine Anhöhe tritt, wird von den Boten des Guten empfangen. Am Horizont, auf den Höhen des „Naturparks“ Vogelsberg, empfängt den Mutigen ein stummes Konzert rot blinkender Lichter. Dort stehen sie, auf die manch Stromkunde seine Hoffnung setzt: unermüdlich kreisen die Rotoren der Windkrafttürme. Pudelmütze ab zum Gebet: Die Rettung ist nah.

Kaminfeuer, Kerzen und das gute Buch

Doch wozu überhaupt Licht, nachdem die Sonne untergegangen ist? In Frankreich werden bei den Nachbarn jeden Abend pünktlich zur Dämmerung geräuschvoll die Fensterläden geschlossen; statt vor dem Feinstaub emittierenden Kamin sitzt man vorm Fernseher, ungestört durch andere Lichtquellen.

Wir hier haben zwar nicht gerade Verhältnisse wie in den Niederlanden, wo es immer noch üblich sein soll, jedem Spaziergänger den unverhängten Blick aufs eigene Wohnzimmerglück zu gönnen. Doch auch bei meinen Nachbarn zeugt der Lichterschein vom Leben in der Bude. Gottlob ist die Zeit der an den Fassaden hängenden Weihnachtsmänner noch nicht gekommen.

Kurz gesagt – und das ist ja der Sinn der „Stimme der Provinz“: Wir haben es wieder mal bannig gemütlich in diesen ungemütlichen Zeiten. Nur das Laub müsste man noch von den Wegen und Straßen kehren. Und der Gemüsegarten sollte rechtzeitig vor dem Frost umgegraben werden. Die eine oder andere Topfpflanze gehört ins Winterquartier. Nicht vergessen: Letzte Tulpenzwiebeln setzen und die Amaryllisknollen auf den Fensterbänken gießen. Irgendwas ist halt immer, bevor es an den Feierabend geht. Kaminfeuer, Kerzen und das gute Buch: Sie wissen schon.

Das sei mein Booster für heute

Und ja: Es ist genug Klopapier im Haus, und das bei der derzeit bedrohlich engen Lage an der Papierfront! Viele Verlage wissen nicht, wie sie rechtzeitig vor Weihnachten ihre Bücher gedruckt bekommen. Es fehlt nicht nur an Papier und Pappe, auch an Farbpigmenten aus Asien. Hat etwa der finstere Chinese alles aufgekauft, der ja schon für Holzmangel gesorgt hat? Oder liegt es an Corona, das den Onlinehandel beflügelt hat, der jede Menge Verpackungsmaterial vernutzt?

Apropos Corona – es geht ja wohl nicht ohne dieses Thema. Bislang konnte man es als Vorteil ansehen, dass es in meiner engeren Umgebung eher schwierig ist, auf jemanden zu treffen, der einen infizieren könnte – wofür sich, wie man nun zur Genüge weiß, auch ein mehrfach Geimpfter eignet. Lockdown auf dem Land ist nun mal ziemlich einfach zu haben. Doch ist das überhaupt der richtige Weg, diese ewige Suche nach Safe Spaces, in die nichts eindringen kann, was irgendwie riskant sein könnte, böse Worte, schlimme Meinungen oder gar Viren?

Denn nur häufiger Kontakt mit dem Virus, wie wir auch vom Covidguru Drosten hören, führt zu einer auf Dauer robusteren Schleimhautimmunität, man kann schließlich nicht auf Dauer impfen.

Das klingt und ist überaus vernünftig. Wer auf dem Land lebt, weiß, dass ein gutes Immunsystem nicht im Lockdown entsteht, sondern im Kontakt mit der Wirklichkeit, zu der auch Rindviecher aller Art gehören.

Der Name Vakzination leitet sich ab von vacca, die Kuh. Und deshalb gehe ich jetzt raus auf die Weide gegenüber und kraule die wunderschöne Herde Vogelsberger Höhenvieh, die dort grast. Das sei mein Booster für heute.

 

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Ridley Banks / 18.11.2021

und so erwache ich jeden Morgen,,,und “verbooster meine Sorgen.. Sorgen in der Lampenschale,,, daempfen das Licht im ganzen Saale..

Dr. Freund / 18.11.2021

“Unsere” Windräder standen die letzten Tage unbeweglich , wie so oft im November, die PV-Anlagen erzeugten eine vernachlässigbare Strommenge. Ohne die beiden Atomkraftwerke, jeweils 80 km entfernt, gab es kaum lokal erzeugten Strom. Ab 22 ist nur noch eins am Netz,ab 23 wirds zur herbstlichen Ruhe auch noch zappenduster , wenn Frankreich und Tschechien nicht genug kompensieren. “Laterne, Laterne,Sonne Mond und Sterne” und das Notstromaggregat tuckert vor sich hin, schönes , neues Landleben.

H. Meier / 18.11.2021

Ich halte die „rot blinkenden Lichter“ der „Merkel-Räder“ für ein Symbol der Politik, die den technischen Sachverhalt der gesicherten Wechselstromversorgung an fiese „Zuhälter“ ausgelagert hat, die das „Energie-Rotlicht-Milieu“ bewirtschaften, ohne jede Rücksicht auf die Schadensbilanz.

Bernd Meyer / 18.11.2021

“Klopapier”? War das jetzt der Startschuss? Gut, dass Sie es erwähnen! Kann mich noch an Zeiten erinnern, da landeten die schlechtesten Zeitungen sofort auf dem Donnerbalken. MfG

Stanley Milgram / 18.11.2021

@Klaus Keller: Ja, auch hier schauen die Nachbarn verdutzt, wenn ich einmal im Monat mit dem Rasenmäher den Bürgersteig runter und wieder hochfahre, währen sie es täglich nur mit dem Laubbläser von A nach Null schaffen. Lass sie doch impfen… MFG

Ridley Banks / 18.11.2021

ich hab seit kurzem einen Booster von Milwaukee, so eine Art Laubblaeser, 80$ und der Tag kann kommen….

Christian Feider / 18.11.2021

@ Friedland also,ich “bearbeite” rund 90 quadratmeter sein nunmehr 20 Jahren, allerdings wird bei mir nach dem ersten Frost umgestochen.Dabei kommt auch jedes Mal der gare Kompost gleich mit unter die Scholle. Habe den direkten Vergleich,weil nebenan ein “Bio-Gärtner” meist gar nicht umsticht bzw ab und an mal seinen “Sauzahn” spazieren führt…. ich bin in der Regel mit zweimal Unkrauten vor der ersten Ernte recht Unkrautfrei(bis auf so nasse Jahre wie dieses),mein Nachbar braucht den Spürhund JEDES Jahr,um das gepflanzte zu suchen :) durchgehend gute Erträge und ebenso durchgehend überall zu bewundernde Regenwurm-Kommunen sehe ich als ganz gutes Ergebniss ohne jeglichen sonstigen Dünger-Einsatz. P.S.die Beete sind selbst angelegt in badischen Sandstein-Hangboden, zwei Spaten-tief und anschliessend gesiebt…die Arbeit hat sich gelohnt

Klaus Keller / 18.11.2021

Nur das Laub müsste man noch von den Wegen und Straßen kehren… versuchen sie es anstatt mit einem Laubbläser (arbeitet ähnlich wie viele dt. Politiker: Löst kein Problem, es wird nur Lautstark verlagert), mit einen Rasenmäher. Der sammelt das Zeug im Fangkorb und häckselt es gleich ein wenig. Auf dem rasenähnlichen Abschnitt unseres Gartens nutze ich ihn mit großem Abstand der Schneidmesser zum Grünzeug. Mähen will ich im November ja nix.

Jutta Schäfer / 18.11.2021

Cora Stephans Texte sind immer ein Lese-Highlight und wecken bei mir - auf dem “gemäßigten” Land lebend - immer die Sehnsucht nach noch mehr Ländlichkeit und Abgeschiedenheit.  Vermutlich eine Art Vorstufe zum Eremitendasein.  Mein Bedürfnis nach Abstand zu dieser Gesellschaft wächst gerade exponentiell.

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