Cora Stephan / 13.10.2022 / 10:00 / Foto: Pixabay / 32 / Seite ausdrucken

Cora Stephan: Die Stimme der Provinz: Doom and Gloom

Man sieht den Untergang Europas an jeder Straßenecke, jedenfalls hier in Frankreich, im alten Vivarais. Überall verrammelte Ladenfronten, geschlossene Kneipen und Cafés. Ganze Straßenzüge ohne Leben.

Der geneigte Leser glaube mir: Es macht keinen Spaß, dauernd Doom and Gloom zu verbreiten. Ich habe nie zu den Apokalypsegläubigen gehört, habe das Waldsterben und den Atomtod überlebt und lege auch jetzt keinen Wert darauf. Im Unterschied zu einer gewissen Liane Bednarz, die sich das dringend zu wünschen scheint.

Doch mittlerweile bleibt einem wirklich nichts anderes übrig, als mit den Unken zu unken. Das sind, ganz nebenbei, interessante, gelbschwarze Tiere, aber das hat gewiss nichts mit ihrer politischen Orientierung zu tun. Gelbschwarz würde ja auch nicht helfen.

Kurz: Man sieht den Untergang Europas an jeder Straßenecke, jedenfalls hier in Frankreich, im alten Vivarais, einst Teil des historischen Languedoc und von den Römern erobert im Gallischen Krieg. Eine Gegend zwischen den Cevennen und einem Kalkplateau, das durchsetzt ist von Höhlen, darunter die berühmte Bilderhöhle Grotte Chauvet.

Die Gegend im Department Ardéche war dank der Höhlen immer wieder Zufluchtsort: der Hugenotten bis ins 18. Jahrhundert, der Résistance und der Juden im Zweiten Weltkrieg. Und, der vielen verlassenen Steinhäuser wegen, Ziel der Hippies und Aussteiger in den 70er Jahren des 20. Jahrhunderts.

Jammern hilft nicht weiter

Ich kenne die Gegend seit 50 Jahren, sie hat sich verändert, gewiss. Zum Besseren, eine Zeitlang wenigstens: Die verlassenen Steinhäuser wurden restauriert, auch von vielen Niederländern, Belgiern, Engländern und Deutschen. Der Tourismus half beim Überleben. Und heute?

Doom and Gloom. Genau. Viele der intakten mittelalterlichen Städtchen und Dörfer wirken wieder wie entleert. Überall verrammelte Ladenfronten, geschlossene Kneipen und Cafés. Ganze Straßenzüge ohne Leben. Nur an Markttagen ist noch etwas los, vor allem der Touristen wegen, die immer im Weg stehen, wenn man etwas einkaufen möchte. Für solche Hindernisse ist man langsam beinahe dankbar.

Was ist passiert? Times they are a‘changing, gewiss. Jammern hilft nicht weiter. Stimmt. Und die Entleerung der französischen Städtchen ist schon etwas länger zugange: Die kleinen Lebensmittelläden sind den großen Supermärkten zum Opfer gefallen, die sich vor den Stadtzentren ballen. Der Haushaltsgeräteladen hat nur dank der beiden ältlichen Besitzer durchgehalten, damit war es vorbei, als sie gestorben waren.

Wo zum Teufel bleibt das Positive?

Macht nix, Waschmaschinen gibt’s im Supermarkt, Durchlauferhitzer im Baumarkt. Schlimmer: Das Restaurant mit dem riesigen Garten unter einem Himmel aus Glyzinien, in dem sich sonntags das halbe Dorf versammelte, machte dicht, als die alte Madame das Zeitliche segnete, die jahrzehntelang immer wieder das gleiche auftischte, Fleisch mit Sauce an zerkochten Bohnen, aber das hat niemanden gestört.

Und doch ist es jetzt anders, und wir fragen gar nicht groß, warum. Die französischen Corona-„Maßnahmen“ waren selbst im Vergleich mit Deutschland äußerst rigide. Glück hatte nur, wer einen Hund besaß, mit dem er Gassi gehen musste. Ansonsten durfte man nur in dringenden Angelegenheiten – Lebensmitteleinkauf, Arzt- oder Apothekenbesuch – das Haus verlassen, das wurde von bewaffneter Gendarmerie kontrolliert, ebenso wie die Sperrstunde abends um 21 Uhr.

Ein Wunder, dass das eine oder andere Restaurant den ganzen Stuss überlebt hat. Nicht aber viele der kleinen Cafés und Läden mit Dingen, die nicht als lebensnotwendig gelten. Heute flaniert der Tourist durch hübsch geflieste Straßen, in deren Mitte ein Brünnlein ein Bächlein speist, Poller hindern störenden Autoverkehr, Katzen dösen, Vöglein singen – doch was nützt das Aufmöblieren des Städtchens, wenn es kaum noch etwas gibt, das zum Aufenthalt einlädt? Auf die Dauer ist auch das Sitzen am Bächlein nicht stimulierend. Zumal dann, wenn man auf dem Smartphone die Nachrichten liest.

Denn Besserung ist nicht in Sicht. Energiekrise, Migrationskrise, Kriegskrise – und der Verlierer ist: Europa, Deutschland vorneweg. Also Doom and Gloom. Wo zum Teufel bleibt das Positive? Nun, das Vivarais ist Krisen gewohnt. Die letzte große Krise war die Zerstörung der einträglichen Seidenproduktion, als die Raupen erkrankten. Auch damals entleerte sich das Land – bis andere in den 70er Jahren wiederkehrten. Wo Platz wird, kann sich Neues ansiedeln.

Warten wir’s ab.

Foto: Pixabay

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W. Renner / 13.10.2022

Wer braucht den schon Läden, Kneipen , Cafe‘s, eine warme Mahlzeit, ein warmes zu zu Hause? Abends, kurz vor dem erfrieren einfach mit den Kindern mal einen Spaziergang um die neue Windmühle vor dem Dorf machen, sich beim Gang durch die Gassen daran erfreuen, dass sich die population der Ratten und Mäuse im Dorf wieder erfreulich erholt hat, die Insekten und Lichtscheue Arten nicht mehr durch die grausame Lichtverschmutzung der Strassenbeleuchtung gestört werden, auf dem Heimweg noch ein bischen Sauerampfer und Brennnesseln für ein veganes, kaltes Süppchen pflücken und den frierenden Kindern dann vor dem Einschlafen noch eines von Habecks pädagogisch wertvollen Märchen vorlesen. So schön und spannend kann doch klimaneutrales leben sein. Und ihr müsst nicht mal arbeiten dafür. Der schlaue Olaf bezahlt das sogar alles mit seinem Sondervermögen.

Sam Lowry / 13.10.2022

Ach Frau Stephan, kommen Sie doch gerne einmal mit mir auf die Entgiftung Lahnstein. Danach dürfen Sie dann gerne jammern… vorher Filet mignon!

sybille eden / 13.10.2022

” Wo Platz ist kann sich Neues ansiedeln.” Aber sicher doch werte Frau Stephan, dass wird es, denn der Islam hockt schon in den Startlöchern !

Gus Schiller / 13.10.2022

Wir hätten da ca. 2 Millionen wanderungserfahrene Mitbewohner im Angebot. Die würden sich freuen ein altes Steinhäuschen zu renovieren und bei Zikadenlärm abends ein Lämmchen zu schächten. Kennen manche noch aus der Heimat. Minister Heil überweist das Geld der Deutschen Bürger und alle sind glücklich.  

Volker Kleinophorst / 13.10.2022

@ S. Wietzke Der Beinbruch schmerzt nur den der ihn hat. Und dem helfen ihre untröstlich Worte nicht weiter.

Thomas Taterka / 13.10.2022

Überall in der Welt sind Kundschafter des schicken Geldes unterwegs , die daran mitwirken alles wieder schöner aufzubauen , was man an Traditionen einst völlig ramponiert hat , - nur eben nicht für alle. Wenn die Zeit dafür gekommen ist . Erinnern Sie sich : es muß alles erst ganz schlimm werden, damit es besser werden kann . Erster Grundsatz der Investition : Mach’  kaputt , so gut es geht und kaufe erst , wenn du fast am Ziel bist .

S. Wietzke / 13.10.2022

Diesmal möchte ich die Autorin etwas aufmuntern. Der Untergang einer Zivilisation ist keine “Apokalypse” und aus einem Abstand von 1000 Jahren nicht mal ein Beinbruch. Gut, ein gewisser Teil der betroffenen Population wird einen unerwartet frühen Abgang erleben und ein weiterer Teil rauere Lebensabschnitte als erhofft. Aber nach wenigen Generationen erinnert sich auch daran eh niemand mehr. “Menschheit” funktioniert auch mit einer Lebenserwartung von 25 und einer Kindersterblichkeit von 50%. Ist das gut oder schlecht? Schon Sokrates hatte verstanden das das keine sinnvolle Frage ist.

Dorit Ernst / 13.10.2022

??? Times they are a‘changing, ??? ,  muss das sein Frau Stephan ?  das haben Sie doch nicht nötig !

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