Cora Stephan / 17.02.2022 / 12:00 / Foto: Bildarchiv Pieterman / 39 / Seite ausdrucken

Die Stimme der Provinz: Der deutschen Kartoffel!

Während „die letzte Generation“ gerade theatralisch Straßen blockiert, habe ich einen besseren Vorschlag: Wie wäre es mit gemeinschaftlichem Kartoffelpflanzen gegen steigende Lebensmittelpreise?

Wenn sie über uns hinwegziehen, die Kraniche, mit Sehnsucht auslösenden Schreien, juckt es allen in den Fingern: Das Frühjahr naht. Der Garten muss vorbereitet, Zäune und Mauern und Regenrinnen gesäubert und repariert werden, und wer das noch nicht erledigt hat, setzt Lilien und vergessene Tulpenzwiebeln, während die Amaryllis auf den Fensterbänken langsam verblühen.

Dass sich junge Menschen derweil auf Straßen und Autobahnen an den Asphalt kleben, umgeben von allerlei Lebensmittelabfällen, aber korrekt mit Maske, nehmen wir nur nebenbei zur Kenntnis. Wir fühlen da eher mit den wegen der Blockade erbosten Kurierfahrern, Notärzten und Schwangeren. 

Auch glauben wir nicht so recht an die kommende „Klimahölle“, vor der sich die „letzte Generation“ so fürchtet. „Dies ist ein Notfall. Wir töten unsere Kinder mit einer Wahrscheinlichkeit von 98%“, meinen die „Aktivisten“, wobei die meisten offenbar noch gar keine haben. Aber Hauptsache, die engagieren sich, wie eine stolze Mutter vermeldet. Also egal für was.

„Essen-retten-Gesetz“ und eine „Agrarwende“?

Doch seien wir gerecht: „Essen retten – Leben retten“ ist ja als Devise in Ordnung. Viel zu viele Lebensmittel landen im Müll und erreichen noch nicht einmal die „Tafeln“ für Bedürftige, deren Zahl in den nächsten Monaten wachsen dürfte – dank steigender Energie- und Heizkosten. Die im übrigen auch deshalb steigen, weil es Menschen gibt, die glauben, auf diese Weise das Weltklima retten zu können.

Was tun? Hilft ein „Essen-retten-Gesetz“ und eine „Agrarwende“? So etwas wie ein „Gute-Kita-Gesetz“ samt Bauernquälen?

Nun, immerhin hat es die „letzte Generation“ nicht beim Kleben fürs Leben belassen, sondern ist auf die formidable Idee gekommen, den Rasen vorm Kanzleramt klimakritisch umzugraben. Gut so! Rasen ist grüne Dekadenz. Nur die Idee, dort jetzt schon Kartoffeln in die Erde zu setzen, ist weniger gut. So weit ist die „Klimahölle“ noch nicht gediehen, dass man Mitte Februar nicht mehr mit Frösten rechnen müsste. Und das vertragen Kartoffeln nun mal nicht. 

Angesichts dieses Mangels an Grundkenntnissen steht zu befürchten, dass die lieben jungen Menschen im Krisenfall weder Holz hacken noch sich im eigenen Garten oder – wie ihre Urgroßeltern im Zweiten Weltkrieg – in den städtischen Parkanlagen selbst versorgen können. Auch den zielführenden Umgang mit Spaten oder Schaufel müssen sie noch lernen.

Nun – da können wir helfen! Denn die Idee ist im Grunde ausbaufähig.

Versöhnen statt spalten

Warten wir einfach noch ein paar Wochen und legen dann los. Nicht nur die letzte, auch die vorletzte und vorvorletzte Generation macht sich aus der Provinz auf in die Hauptstadt, Saatgut, Pflänzchen, gekeimte Kartoffeln sowie das nötige Gerät im Gepäck. 

Es folgt tiefgründiges Umpflügen des Rasens, nicht nur vor dem Kanzleramt, auch vor dem Reichstag. Und dann werden Furchen gezogen und nicht einfach nur Löcher gegraben. Da hinein legt man liebevoll die vorgekeimten Saatkartoffeln. Bamberger Hörnle, etwa, oder die blaue Anneliese. Heiderot, Laura und Linda, die passen auch farblich zur Regierungskoalition. (Nur grüne Kartoffeln sind giftig, die sollte man meiden.) Neben den Kartoffelfurchen gedeihen übrigens alle Kohlarten, ganz wie es sich für echte Krauts gehört.

Und da gegen Gentechnik seit der Impfpandemie auch in grünwoken Kreisen nichts mehr spricht, wird es auch Furchen für Sorten geben, die, gentechnisch optimiert, gegen Kartoffelfäule immun sind. Vorschlag: grüne Abgeordneten dazu abordnen. Auch Cem Özdemir muss begreifen, dass man Hanfplantagen nicht essen kann.

Zur Ernte im Oktober wird das Kartoffelfest gefeiert. Erst darf die letzte Generation die Knollen ausgraben, auch das will gelernt sein, dann kommen sie auf die überall aufflammenden Lagerfeuer. Daran dürfen sich auch all diejenigen wärmen, die ihre Heizkosten nicht mehr stemmen können.

Endlich der Höhepunkt des Festes: Als kleine Verbeugung vor vielen noch nicht so lange hier Lebenden wird der Reichstag umgewidmet. Dann heißt es nicht mehr „Dem deutschen Volke“. Sondern, hurra: „Der deutschen Kartoffel“. 

Ich denke, das wird Frieden stiften und alle Generationen wieder zusammenführen. Versöhnen statt spalten.

 

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Foto: Bildarchiv Pieterman

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Bernd Keller / 17.02.2022

Danke Herr Hohn! Meine Fxx   was ist den hier los?! Ich bin BJ 80 aber habe noch was gelernt… Gibt es keine Uni mehr? Rüben stechen? Ein paar ha Wald anpflanzen? Kartoffeln rorden? Karnickel jagen- mit Flinte oder Hund und Frettchen, oder Habicht . 2 Tonnen Kohle in den Keller schaufeln. Heuernte? Trecker fahren als Kind? Moped mit 10 und Lkw fahren (Test) mit 12… Pussygeneration!

Hans Meier / 17.02.2022

Ich wuchs auf, in einem kleinen Dorf. Erlebte Nebenerwerbs-Landwirtschaft. Also alles original und in viel höherem Tempo, ab nachmittags. Deshalb wich ich parallel früh in die Technik aus, lernte Konstrukteur, fuhr Taxi um schnell Ingenieur zu werden und studierte Wirtschaft, um beim Staat junge Nachwuchstalente in die Lage zu versetzen sehr qualifiziertes Fachpersonal zu sein. Also ich mag Kartoffeln. Menschen die in realen Berufen das Gute und Wichtige leisten, mit Hertz, Hand und Verstand. Die Szene in der sich „Erscheinungen als Aktionisten buchen lassen“ erlebte ich im Milieu als studierender Chauffeur. Diese Flittchen haben dealende Zuhälter und in dem Milieu ändert sich eben nix.

Andreas Bitz / 17.02.2022

Die peinlichen Kartoffel"Pflanzer” - Kartoffeln werden gelegt - können nicht mal den Spaten richtig einsetzen. Sie sollten sich auf das Pflaster neben den umgegrabenen Rasenflächen festkleben und warten (nämlich bis Herbst), bis was zu ernten ist. Diese Gestaltern sind wirklich die Allerletzten ihrer Generation.

S.Buch / 17.02.2022

Um Gottes Willen, Frau Stephan! Kommen Sie diesen jungen Leuten bloß nicht mit ordinärer (Feld-) Arbeit! Sie tun doch wirklich alles, um ihre Zeit so destruktiv wie möglich zu verbringen, besser: totzuschlagen, damit bloß niemand auf die Idee kommt, sie auch nur in die Nähe von konstruktiver Arbeit zu rücken. Nein, sie fühlen sich nicht zur Weltrettung durch Arbeit, schon gar nicht durch nachhaltige im Sinne von langfristig berufen, sondern fühlen sich als die (letzten) Gesandten der höheren Moral. Ich habe deshalb so meine Zweifel, ob die friedvolle Zusammenführung so klappen wird.

Stanley Milgram / 17.02.2022

Ich empfehle Brokkoli anzubauen. Eben bei REWE: Ein winziges Köpfchen = 4,98 Euro. Wenn ich mir überlege, wieviel die von dem Zeug wegwerfen müssen, weils zu diesem Preis sicher keiner kauft… unfassbar das alles (aber seit 2 Jahren ist ja eh alles unfassbar).

Reiner Gerlach / 17.02.2022

@ Peter Bauch Ja, so war das damals. Die Westdeutschen sind mit dem Verbrenner durch Portugal gegurkt, während portugiesische Gastarbeiter hierzulande die Kartoffeln geerntet haben. Diese Überheblichkeit merkt man manchen der damaligen Studenten heute noch an. Und die Landwirtschaftsstudenten aus dem Osten (ungegendert) haben in den Semesterferien ihr Taschengeld aufgebessert und den aktuellen Maschinenpark in der Praxis kennengelernt. Jedes Ding hat eben seine zwei Seiten.

Alexander Schilling / 17.02.2022

Würde mich mal interessieren, wer für die minderjährigen (?) “Essenretter”—die ich mir beim besten Willen nicht bei der Feldarbeit vorzustellen vermag—nun gerade auch noch Pferdemist aus dem Reitstall bis auf den roten Teppich des LW-Ministeriums gekarrt hat; offenbar unbehelligt an allen Sicherheitskontrollen vorbei, sich hoffentlich durch Impf-Genesenen-Getesteten-Zertifikate ausweisend und womöglich noch im Gästebuch verewigend. Das Ganze stinkt gewaltig——und nicht nur nach Pferdemist. Hadmut Danischs Erklärung der Ereignisse (Erpressungs- und Demokratieabbauversuch aus dem eigenen—grünen—Stall) hat Einiges für sich; eine solch plumpe PR-Aktion zur Legitimierung von “Bürgerräten” (etwa um eine “Räterepublik” der geruchsempfindlichen Nase des bürgerlichen Lagers schmackhaft zu machen?) ist der Grünen Grundverlogenheit durchaus zuzutrauen…

Ralf Pöhling / 17.02.2022

Gute Idee. Und wenn man lernt, wie man Kartoffeln richtig anpflanzt, dann kann man dabei gleich auch lernen, wie man einen Schützengraben aushebt. Das ist nämlich genauso wichtig, damit einem die Kartoffeln dann nicht einfach geklaut werden.

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