Cora Stephan / 06.10.2022 / 12:00 / Foto: Markus Hagenlocher / 30 / Seite ausdrucken

Cora Stephan: Die Stimme der Provinz. Ich will Grenzen!

Ich finde ja, es wird sich gar nicht genug über die Wiedervereinigung gefreut, weder damals noch heute. Weshalb ich dennoch für Grenzen bin? Kalkutta, you know.

Da war doch gerade was? Der Tag der deutschen Einheit? Gefeiert mit Trara und Freudenfeuer?

Ach, es war wieder mal eher mäßig. Freude ist diesem Land irgendwie nicht gegeben, das könnte ja nach wiedererwachtem Nationalismus aussehen. Um Himmels willen! Vaterlandsliebe überlassen wir besser anderen, die noch wissen, wie das geht.

Ich finde ja, es wird sich gar nicht genug über die Wiedervereinigung gefreut, weder damals noch heute. Ihr haben wir es zu verdanken, dass es Menschen in Deutschland gibt, die wissen, was sie an Freiheit und unveräußerlichen Grundrechten haben und jeder auch nur geringfügigen Einschränkung mit geschärftem Misstrauen begegnen. Und, übrigens: Die innerdeutsche Grenze gab es nicht „wegen Auschwitz“. Sondern für Stalin.

Weshalb ich dennoch für Grenzen bin? Nun. Also, nicht für jene Gefängnisgrenze, die zuletzt gut 16 Millionen Menschen verknastet hat. Nicht für Grenzen, die niemanden raus lassen.

Frankreich ist noch immer Frankreich

Aber für Grenzen, die einen Übergang markieren. Natürlich ist es einfacher, durch Europa zu reisen, ohne in der Schlange vor einem Schlagbaum und schlecht gelaunten Uniformträgern stehen zu müssen, um seine Daseinsberechtigung vorzuzeigen. Geringfügig einfacher, ich habe das früher keineswegs für hinderlich gehalten. Im Gegenteil: Es war ein Ritual, das deutlich machte, das jenseits dessen etwas anderes beginnt. Ein anderes Land, das sich noch immer, auch nach 37 Jahren Schengen-Abkommen, von dem unterscheidet, das man soeben verlassen hat. Frankreich ist noch immer Frankreich, ausgezeichnet mit gewissen Eigenheiten, auch wenn die französische Küche maßlos überschätzt ist. Italien ist anders. Spanien. Und erst das Vereinigte Königreich!

Dort hat man die Reißleine gezogen. Viele deutsche Politiker begreifen bis heute nicht, warum. Man ist in Großbritannien für Grenzen, die dafür sorgen, dass nicht alle reinkommen. Ganz pragmatisch: Sozialstaat und Gesundheitssystem funktionieren eben nur für eine begrenzte Zahl von Anspruchsberechtigten. So ein Nationalstaat ist da hilfreich.

In Deutschland wissen das die meisten, bis auf die Open-Border-Fanatiker und rotgrüne Politiker. Kalkutta, you know. Doch die Grenzenlosigkeit kommt derzeit schnarrend an ihre Grenze. Was 2015 versäumt wurde, wird angesichts neuer Einwanderungsschübe umso dringender. Und was kommt erst auf uns zu, wenn die neue Regierung Italiens Ernst macht mit dem, was Giorgia Meloni angekündigt hat? Dann werden sich die in Italien lebenden Migranten auf den Weg nach Deutschland machen, um einer eventuellen Abschiebung zu entgehen.

„Die Lage ist also hochdramatisch und das seit Jahren“, meint Heiko Teggatz, Bundesvorsitzender der Bundespolizeigewerkschaft und stellvertretender Vorsitzender der deutschen Polizeigewerkschaft. Er hat den naheliegenden Verdacht, dass die Regierung dem Problem gern aus dem Wege gehen würde. Frau Faeser habe sich derart auf den Kampf gegen Rechts versteift, dass sie anderes gar nicht wahrnehme – etwa, dass sich unter die Ukraine-Flüchtlinge auch Migranten aus Ländern wie dem Irak oder Syrien mischen. „Die haben meistens überhaupt keine Dokumente dabei. Als Nachweis reicht ein ukrainischer Geldschein.“

Wahnsinn mit Methode

Das moralisch zu verurteilen, ist Unsinn. So sind Menschen nun mal – man kann ihnen schwerlich vorwerfen, dass sie einen Vorteil auch ergreifen, den man ihnen bietet. Deutschland lockt mit (noch) gut gefüllten Honigtöpfen und es hat sich längst herumgesprochen, dass auch die jetzige Regierung sich verpflichtet fühlt, alle aufzunehmen, die irgendein Leid vorweisen können, und sei es nur das, in ärmeren Regionen der Welt geboren zu sein.

Und sind Ukrainer Übermenschen? So heldenhaft, dass sie ausschlagen, was ihnen doch so großzügig angeboten wird? Friedrich Merz, der hier „Sozialtourismus“ vermutete, hätte nicht zurückrudern müssen, denn er hat ja recht:

„Wir sollten eben klar unterscheiden zwischen geregelter Zuwanderung in den Arbeitsmarkt, humanitärem Asyl und illegaler Einwanderung. Die Bundesregierung geht aber einen ganz anderen Weg. Das SPD-geführte Innenministerium will sogar die Identitätsnachweispflicht abschaffen und dafür eine Versicherung an Eides statt einführen.“

Das ist Wahnsinn mit Methode. Mit dieser Strategie wird Nancy Faeser den „Kampf gegen rechts“ unter Garantie nicht gewinnen. Wenn „rechts“ bereits alle sind, die sich dem regierenden Irrsinn widersetzen, hat sie verloren. Auf die Dauer kann man nicht gegen (fast) die gesamte Bevölkerung kämpfen.

 

Von Cora Stephan gibt es eine neue Buchveröffentlichung: „Im Drüben fischen. Nachrichten von West nach Ost“, Edition Buchhaus Loschwitz, hier bestellbar.

Sie lesen gern Achgut.com?
Zeigen Sie Ihre Wertschätzung!

via Paypal via Direktüberweisung
Leserpost

netiquette:

Helmut Driesel / 06.10.2022

  Grenzen bilden sich systematisch, wenn in sozialen Konstrukten existenziell wichtige Randbedingungen überschritten werden. Das sind keine reinen Willensprozesse. Am Beginn des Lebens stand die Erfindung der Membran. Die Membran ist eine Grenze, die dem Drinnen einen Vorteil vor dem Draußen verschafft. Das ist mit der Haut, der Familie oder dem Staat nicht anders. Wo das Drinnen keinen Vorteil vor dem Draußen benötigt, verlieren Grenzen ihren Sinn. Aber jeder kann sehen, dass technische Geräte ein funktionales Gehäuse besitzen und Softwaren besitzen oft Skin-Funktionen, die eine gewisse Ganzheitlichkeit erzeugen und es erschweren einzudringen. Es ist nicht leicht, in einer Sache darzustellen, dass Grenzen nicht erforderlich sind. Ob eine Haustür ein Schloss haben muss oder eine Firma einen Wachschutz, lässt sich herleiten aus den Umständen, welche Werte im Inneren sind und ob statistisch häufig Einbrüche stattfinden. Eine Bushaltestelle mit Sitzbank und Papierkorb muss nicht mit Kamera und Alarm ausgerüstet sein. Eine Bankfiliale gewiss. Ob ein Land seine Grenzen stärker oder weniger sichern muss, ergibt sich aus homologen Notwendigkeiten. Die massive Befestigung der DDR-Grenze 1961 hatte solche Ursachen. Einerseits der offene Wunsch, den ungeliebten Osten in den Ruin zu treiben, die bekannte Buntmetallproblematik, die Abwanderung gerade der jungen und leistungsfähigen Leute in den Westen, auch die wichtige Frage, ob im Osten die alten mit 65 in Rente gehen konnten oder ob sie länger hätten arbeiten müssen. Ich glaube nicht, dass das damalige Politbüro sich diese Entscheidung leicht gemacht hatte, es war schlichtweg existenzielle Notwendigkeit. Ich war damals ein Kind, das die Welt so als normal kennenlernt, wie sie eben in der DDR war. Ein Jahr zuvor, im August 1960 war ich mit meiner Mutter einige Tage zu Besuch bei meinem lange zuvor geflüchteten Onkel in Hamburg. Das war möglich. Und da wäre ich beinahe ein Wessi geworden. Aber das ist eine andere Geschichte.

Paul Siemons / 06.10.2022

Grenzenlosigkeit gibt es heute vor allem in einem Punkt - die Dummheit derer, denen das Land in die Finger gefallen ist, ist wahrlich grenzenlos. Ob dahinter ein Plan von Strippenziehern à la Schwab, Soros oder Gates (die ebenso gerissen wie skrupellos sind) steckt, ist denkbar; das ändert aber nichts an der Tatsache, dass man für die Durchsetzung dieser Pläne grenzenlos hirnlose, vielleicht speziell dazu herangezüchtete ErfüllungsgehilfInnen einsetzt. Und das beste: dafür werden diese auch noch vom Volk belohnt - die beliebtesten (+ 1 beleibteste) äh… “Politikerxyz” sind allesamt Grüne. Noch. Ceterum censeo…

Thomas Szabo / 06.10.2022

Diejenigen die offene Grenzen für Deutschland fordern, fordern einen Kolonialismus in Deutschland. Ist Kolonialismus nicht ein Verbrechen?

S. Wietzke / 06.10.2022

Das Großbritannien in Bezug auf die Umvolkung die Reißleine gezogen hat ist wieder einer der schönen Träume aus dem stephanschen Paralleluniversum. Da wird zwar politisch gerne mal ein bisschen (schlechte) Empörung geheuchelt und “Maßnahmen” angekündigt, während dessen der Zuzug auch in GB völlig unbeschränkt fortgesetzt wird. Da hilft nicht mal mehr der Ärmelkanal. Was auch kein Wunder ist. Ist doch das politische und wirtschaftliche Zentrum des Landes längst mehrheitlich von Migranten bewohnt. Und der Wokismus ist da noch ausgeprägter als hier. Aber noch besser ist der Schluss: “Wenn „rechts“ bereits alle sind, die sich dem regierenden Irrsinn widersetzen, hat sie verloren. Auf die Dauer kann man nicht gegen (fast) die gesamte Bevölkerung kämpfen.” Also erst mal stehen 80% der Wähler (Nichtwähler sind passiv Zustimmende, bzw. völlig irrelevant) weiterhin wie ein Mann hinter der Einheitsfront der grün/woken Khmer. Und sollten sie das nicht mehr tun dann ist das bei den genetisch auf Helotentum geeichten Deutschen auch kein Problem. Aus diesem Grund sehe ich der weiteren Umvolkung inzwischen äußerst gelassen entgegen. Und nicht nur weil der Drops, schon aus demographischen Gründen, eh gelutscht ist.

Claudius Pappe / 06.10.2022

In den letzten 3 Wochen habe ich 4 Autos aus der Ukraine vor mir fahren sehen : 1 ) neues Model Passat Limousine 2 ) Mercedes S Klasse   3 ) Lexus SUV   4) neustes Model Mini Cooper Clubman…....also keine Schrottkarren ala Lada, Kadett E, Golf 2 usw, sondern neuwertige auf Hochglanz polierte Fahrzeuge über 30 000 Euro.

Volker Kleinophorst / 06.10.2022

@ J. Blank Kann ich verstehen. Wohne in der Nähe von HH. War früher dauernd da. Seit der Plandemie nicht mehr. (Außer Harburg, da wohnt meine Mutter) Kann das Elend nicht mehr sehen. Auch in Harburg nicht. Ich kotz im Regenbogenstrahl.

Jörg Themlitz / 06.10.2022

“...und dafür eine Versicherung an Eides statt einführen.“, Das erinnert an die grüne, sozialistische “Politikerin und Lobbyistin”, wiki, Simone Peter. Auf die Frage woher sie weiß, dass die Migranten nicht wegen dem Geld und dem Wohlstand nach Deutschland kommen, sondern wegen der politischen Rechte, hat sie geantwortet: ´Ich habe die gefragt.` Ja, ja Kinder an die Macht. Also, wir haben zwei Tore. Über dem Tor 1 steht, “wegen politischer Rechte” über dem Tor 2 steht “wegen Geld und Wohlstand”.  Wenn Du Tor eins wählst, bekommst Du Geld und Wohlstand in DE. Wenn Du Tor 2 durchschreitest, geht es wieder nach Hause. Sinnvollerweise wurde Tor 2 wegen Nichtbenutzung demontiert.

Thomas Szabo / 06.10.2022

Die „Seenotretterin“ Pia Klemp formulierte die Ziele der deutschen Linken klar: „Es geht nicht um Menschen, sondern um den antifaschistischen Kampf.“ ...gegen das eigene Volk! Mit dem Geld was die Parallelgesellschaften kosten, könnte man tatsächlich die ganze Welt retten. Aber das wollen die Linken gar nicht! Sie setzen Migranten als Waffe gegen das eigene Volk zur Machtergreifung ein. Linke gehören wegen versuchten Völkermordes & Landesverrat angeklagt. Sie verschwenden das Geld was in den Heimatländern für 100 Menschen reichen würde dafür 1 Menschen ein parasitäres Leben in Deutschland zu ermöglichen. Die wirklich Hilfsbedürftigen lassen sie verrecken! Linke sind Massenmörder, aber keine Lebensretter!

Weitere anzeigen Leserbrief schreiben:

Leserbrief schreiben

Leserbriefe können nur am Erscheinungstag des Artikel eingereicht werden. Die Zahl der veröffentlichten Leserzuschriften ist auf 50 pro Artikel begrenzt. An Wochenenden kann es zu Verzögerungen beim Erscheinen von Leserbriefen kommen. Wir bitten um Ihr Verständnis.

Verwandte Themen
Cora Stephan / 08.04.2024 / 06:15 / 35

„Babys sind der Goldstandard des Menschenhandels“

Birgit Kelles Zorn ist in jedem Kapitel ihres neuen Buches über Leihmutterschaft zu spüren. Sie hat die ganze Szene und ihre Propagandisten bis ins letzte…/ mehr

Cora Stephan / 08.03.2024 / 06:15 / 49

Männer! Richtige Männer! Es gibt sie noch!

Botschaft an alle Männer, die heimlich daran zweifeln, dass es 99 Geschlechter gibt, ein Mann per Selbstermächtigung zur Frau wird und Frauen die besseren Menschen…/ mehr

Cora Stephan / 29.02.2024 / 11:00 / 51

Daniela Klette und der vergessene Linksextremismus

Die Innenministerin ist voll des Lobes angesichts der Festnahme von Daniela Klette, 65 Jahre alt, Mitglied der RAF, Dritte Generation. Fahndungserfolg nach nicht einmal 30…/ mehr

Cora Stephan / 15.02.2024 / 06:05 / 65

Toxische Weis(s)heit: Die Heuchler von Ulm

Eine Stadt die in der Coronazeit durch besonders rigide Freiheitseinschränkungen von sich reden machte, setzt sich plötzlich für „Vielfalt und Demokratie“ ein. Ulm ist ein…/ mehr

Cora Stephan / 10.02.2024 / 12:00 / 36

Merz in Grün?

Was geht im Kopf eine Politikers wie Friedrich Merz vor, der die Grünen erst zum Hauptgegner erklärt und dann eine Koalition mit ihnen nicht mehr…/ mehr

Cora Stephan / 01.02.2024 / 12:00 / 40

Toxische Weis(s)heit: Teure Migration

Eine holländische Studie ermittelte, dass zwei Drittel aller Einwanderer den niederländischen Staat Geld kosten. In Deutschland ist die Lage längst kritisch. Wer 2015 nicht nur Gefühle…/ mehr

Cora Stephan / 25.01.2024 / 10:00 / 35

Preisverleihungen nur noch auf Bewährung!

Wer einen Preis verliehen bekommt, weil er was besonderes geleistet hat, sollte sich sehr genau überlegen, mit wem er künftig redet. Sonst ist der womöglich…/ mehr

Cora Stephan / 11.01.2024 / 10:00 / 55

Bauer, Trecker, Fußtritt

Was derzeit bei den Bauern los ist, hat eine weit längere Vorgeschichte als der Versuch einer unfassbar täppisch agierenden Regierung, bei den Landwirten Steuervergünstigungen und…/ mehr

Unsere Liste der Guten

Ob als Klimaleugner, Klugscheißer oder Betonköpfe tituliert, die Autoren der Achse des Guten lassen sich nicht darin beirren, mit unabhängigem Denken dem Mainstream der Angepassten etwas entgegenzusetzen. Wer macht mit? Hier
Autoren

Unerhört!

Warum senken so viele Menschen die Stimme, wenn sie ihre Meinung sagen? Wo darf in unserer bunten Republik noch bunt gedacht werden? Hier
Achgut.com