Cora Stephan / 09.03.2023 / 10:00 / Foto: bundesregierung.de / 52 / Seite ausdrucken

Cora Stephan: Die Stimme der Provinz. Bauer sucht Frau

Zum Frauentag wurde geklagt, dass nur elf Prozent aller Bauernhöfe von Frauen geleitet würden. Woran liegt das? Wirklich am Patriarchat im eher konservativen Bauernmilieu? Oder vielleicht auch an vermeintlich fortschrittlicher Politik.

Ja, es ist wahr: Frauen sind in vielen Berufen unterrepräsentiert. Etwa bei der Müllabfuhr oder bei der Kanalreinigung. Und in der Landwirtschaft. Und doch ist, wie man liest, etwa in Niedersachsen der Anteil der weiblichen Azubis in den vergangenen zwanzig Jahren von acht Prozent auf knapp ein Viertel der Gesamtzahl angestiegen. Nicht schlecht. Und aus denen sind gewiss nicht nur Imker oder Kaninchenzüchter geworden. 

Und doch wird wieder mal geklagt: Auch in der Landwirtschaft wüte der Gender Gap. Nur elf Prozent aller Höfe bundesweit würden von Frauen geleitet, bei der Hofnachfolge liege deren Anteil bei 18 Prozent. Damit stehe Deutschland weit hinten im europäischen Vergleich.

Und was oder wer ist schuld daran? Wir ahnen es: „traditionelle Geschlechtsbilder und Vererbungspraxen“. Also das Patriarchat, das im eher konservativen Bauernmilieu noch immer vor sich hinwest. Soweit, so klar. 

Oder auch nicht. Bei „Pferdewirten“ liegen Frauen ganz weit vorn. Woran das wiederum liegt? An der weiblichen Vorliebe für Pferde schon in frühen Jahren? Pferdehaltung hat zwar kaum etwas mit Landwirtschaft im Sinne bäuerlicher Betriebe zu tun, Pferde dienen der Freizeitgestaltung. Und doch besteht der Alltag auch dort nicht nur im Striegeln und Stall ausmisten. 

Der Nachweis ist längst erbracht, dass Frauen auch Schwerstarbeit leisten können. Die Frage, die in solchen Berichten selten gestellt wird: Was aber wollen sie, woran hindert sie das Patriarchat und all diese traditionellen „Geschlechtsbilder“? Könnte es sein, dass Frauen einfach ihren Neigungen nachgehen, seit sie es ungehindert dürfen und dass ihr Glück eher auf dem Rücken der Pferde liegt denn im Kuhstall?

Frauen wissen, dass es sich nicht lohnt

Es kommen, wie immer, wenn es um irgendwelche „Gaps“ geht, viele Faktoren zusammen. Ein nicht ganz unwichtiger: Frauen entscheiden sich, seit sie die Wahl haben, eher selten für Berufe, in denen ein übervoller Arbeitstag und Schwerarbeit die Regel sind. Landwirtschaft aber betreibt man nicht nach der Stechuhr. Und das gilt noch heute, trotz hochentwickelter Technik mitsamt beeindruckendem Maschinenpark. 

Auch dass Frauen von der Erbfolge systematisch ausgeschlossen werden, darf man bezweifeln. Bekannte von mir haben ihrer Tochter abgeraten, den Hof zu übernehmen. Nicht weil sie eine Frau ist. Sondern weil die Eltern das Bauernsterben der letzten Jahrzehnte hautnah miterlebt haben. Erst wurde die Milchviehhaltung aufgegeben, dann die Schweine- und Rindermast. Warum? Weil es sich kaum noch lohnt.

Und dieser Trend hält an, ach was: Er verschärft sich, nicht zuletzt dank der ökobiowoken Strategie der gründominierten Regierungen der vergangenen Jahre. Mittlerweile ist das bäuerliche Leben eingekreist von einem Massiv bürokratischer Vorschriften. Dazu all die Vorwürfe, auch der, dass die Landwirtschaft sogar an Covid-19 schuld sei.  

Bäuerliche Familienbetriebe schwinden nicht nur, weil der Bauer eine Frau oft vergeblich sucht. Doch tatsächlich ist ein Bauernhof auch heute noch ohne Bäuerin kaum überlebensfähig. Und die hat damit einen Job, bei der sie die heute so erstrebte Work-Life-Balance vergessen kann. Vieh muss gefüttert, Kühe müssen gemolken werden, egal, wie sich Bauer oder Bäuerin gerade fühlen. Was das Säen, Mähen und Ernten betrifft, ist der Bauer von Wetter und Natur noch immer abhängig, obwohl heutzutage von einem einzigen Menschen auf dem Bock an einem Tag erledigt werden kann, wofür man früher Tage und Gesinde brauchte. Doch nicht alles kann wegrationalisiert oder von Maschinen erledigt werden. 

Vielleicht werden sie abgeschreckt 

Bewundernswert, wenn der Hof mit einem Bauern ohne Frau oder einer Bäuerin ohne Mann auskommt. Ratsam ist das nicht. Weshalb die Aussage einigermaßen unsinnig ist, „traditionelle Geschlechtsbilder“ seien schuld daran, dass nur elf Prozent der Betriebe von Frauen geleitet würden und nur 18 Prozent die Hofnachfolge anträten. Es ist das übliche Klischee, das ebenfalls aufgerufen wird, wenn es um die Zahl der Frauen in Aufsichtsratsposten geht. Vielleicht möchten sie nicht, was ihnen schmackhaft gemacht werden soll? 

Und vielleicht werden sie auch durch die Kampagne gegen die Landwirtschaft abgeschreckt, die mittlerweile Züge eines Vernichtungsfeldzugs angenommen hat. 

Cui bono? Wenn es nach den Plänen der obwaltenden Regierung geht, bleibt den Landwirten (und -wirtinnen!) demnächst nur noch ein Weg zur Existenzsicherung: Äcker und Wiesen an die Windmühlenbetreiber verpachten, denn die werden gebraucht, soll der aktuelle Plan realisiert werden, wonach jeden Tag vier bis fünf Windkraftanlagen aufgestellt und 40 Fußballfelder mit Solaranlagen bestückt werden sollen. Auf Kosten von Wäldern, Äckern, Wiesen, Naturschutzgebieten?

Nun, die Landwirtschaft gilt in grünen Kreisen ja als umwelt- und naturfeindlich. Für die Windkraft aber ist kein Opfer zu klein: weder Nistplätze des roten Milans noch Landschaftsschutz oder gar Einsprüche der Bürger sollen dem Fortschritt im Weg stehen. Und da fragen wir uns noch, warum es nicht genug Bäuerinnen gibt?

 

Cora Stephan, geb. 1951, ist Publizistin und Schriftstellerin. Sie veröffentlichte Beiträge in zahlreichen Medien, darunter beim NDR. Viele ihrer Romane und Sachbücher wurden Bestseller. Soeben ist ihr neuer Roman „Über alle Gräben hinweg. Roman einer Freundschaft“ erschienen.

Foto: bundesregierung.de

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PeterBernhardt / 09.03.2023

Etwa 30 Prozent der Kinder und zehn Prozent der Erwachsenen kauen gelegentlich an ihren Fingernägeln (Onychophagie) oder an der Haut drumherum (Perionychophagie). Bei schwerer Form gilt das als selbstverletzendes Verhalten und kann auf eine psychische Störung (Zwangserkrankung, ADHS) hinweisen.

Lutz Liebezeit / 09.03.2023

Frauen übernehmen die fertigen Betriebe und fahren sie gegen die Wand. Die Städte werden immer mehr zu Geisterstädten und Bettelhochburgen. / Im Straßenbau sehe ich Frauen unterrepräsentiert. Wo sie im Vorstand präsent sind, verdeckt der “Service” bald die Dienstleistung.  Mit der “Service”-Behauptungen werden auch jährliche Preiserhöhungen gerechtfertigt. Weltfremde und kostspielige Angebote machen aus dem ÖPNV eine Telefonzelle, Schreiselanstalt und Dampferfahrt mit Unterhaken. Alleine eine Digitalanzeige am Straßenrand kostet so viel wie ein Kleinwagen. Bei Frauen sitzt die Scheckkarte locker, vor allem, wenn es nicht ihre ist. Und die Frauen von Verdie singen mit Streikenden “Wir sind es wert, wir sind es wert”. Die Gewerkschaften, da muß man nicht arbeiten, das sind vor allem Frauen. Erinnert das wen an was? Die treiben aus egoistischen Motiven die Preise unter die Decke und das am liebsten auf Staatskosten. / Genau genommen ist das Matriarchat Terror. Ich habe gedacht, daß Männer schlimm sind, aber den Frauen können die nicht das Wasser reichen. (Norman investigatv Sphinx schauen, da will jemand verdeckt etwas sagen)

Jörg Kröger / 09.03.2023

Einen Hof zu betreiben ist keine Ferienidylle aus dem Wimmelbuch oder ein “Urlaub auf dem Bauernhof. Man muss seien persönlichen Interessen denen des Betriebes und damit den natürlichen Gegebenheiten der Jahreszeiten weitestgehend unterordnen. Urlaub ist absoluter Luxus.Eine Vertretung, die einen Hof mal eben für 2 Wochen führen kann, ist nichts als Theorie. Die einzige GAP, die den Bauern schwer zu Schaffen macht und wohl auch erschwerend mit dafür verantwortlich ist, dass nicht mehr Frauen in die Hofnachfolge einsteigen, kommt aus Brüssel und nennt sich –G-emeinsame -A-grar -P-olitik. Die ist schlimmer für eine gesunde landwirtschaftliche Entwicklung als jede sozialistische Planwirtschaft. Es wird immer lukrativer seine fruchtbaren Ackerflächen in Solarbrachen umzuwandeln. Ein grüner Holodomor wird stillschweigend in Gang gesetzt. Selbst Schuld, wer seine körpereigene Energieversorgung nicht schnell genug auf Elektro umstellt. Es haben doch alle gewusst. Oder?

Sam Lowry / 09.03.2023

Wie sagte der Bauer? “Wenn der Schnee schmilzt, siehst Du wo die Schei@e liegt”

Sam Lowry / 09.03.2023

Morgen letzt Rate wegen IM Erika (180 Tagessätze - vorbestraft)... K@tzen darf ich aber, wenn ich sie sehe, oder ist das auch schon verboten?

Jürgen Fischer / 09.03.2023

@Fred Burig, Sie tun dem Kälbchen unrecht. A. Merkel hat sich doch mal dagegen verwahrt, sie lasse sich nicht nachsagen, dass sie Kinder quäle (im Zusammenhang mit ihren kinderquälerischen Corinna-Maßnahmen). Hier sehen wir, dass sie nicht nur Kinder quält, sondern auch Rinder. Mehr noch: sogar Rinderkinder.

Dirk Jungnickel / 09.03.2023

Also es wäre doch schon viel getan, wenn der “indiverse” uralten Terminus ” Pferd ” abgeschafft würde; damit könnte man auch   “Hengst ” und “Stute ” auf dem Gendermüll entsorgen. Demnach dann bitte nur noch : (männl.) Pferd und (weibl.) Pferdin. Noch Fragen ?

Sabine Schönfelder / 09.03.2023

@Samsonis:“ Es sollte ein Gesetz geben, dass nach dem Tode des Erblasses das Erbe zu 50 Prozent an Frauen gehen muss ... ;-))“ ....aber doch nur wenn DIE GUTE geimpft und geboostert ist. Oder hat sich Ihr „Impfhals“ auch schon gewendet ?

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