Cora Stephan / 26.08.2022 / 16:00 / Foto: Pixabay / 19 / Seite ausdrucken

Cora Stephan: Der Fluch des Pharao

Fluchen und Schimpfen stiften Gemeinschaft, unter Jugendlichen wie unter Fußballfans. Das gilt für die Sarrazinverächter ebenso wie für all jene, die jemanden wie Deniz Yücel mit Shakespeare für einen „verfluchten kuttelgesichtigen Halunken“ halten.

Gegen Hass und Hetze muss vorgegangen werden! Täglich mehrmals, bitteschön. Überdies ist alles zu vermeiden, was bei anderen Unwohlsein auslösen könnte, von angeeigneten Rastafrisuren bis hin zur Verteidigung einiger biologischer Grundtatsachen, die bloße Erwähnung von Mann und Frau hat bekanntlich enormes Verletzungspotenzial. 

Schülern und Studenten ist es überdies nicht zuzumuten, sich mit Abscheulichkeiten auseinanderzusetzen wie etwa der Sklaverei, weshalb ihnen entsprechende Lektüre – von Onkel Toms Hütte bis Pippi Langstrumpf – erspart bleiben soll. Im Vertrauen: Das ist etwa so doof wie ein Verzicht darauf, das Immunsystem dadurch zu trainieren, dass man es Reizen aussetzt. 

Doch die Woken haben gesiegt, das N- wie das Z-Wort sind längst aus der Alltagssprache verbannt, nicht allerdings das K-Wort für Biodeutsche, aber das hat die neue Antidiskriminierungsbeauftragte Ferda Ataman ja längst zu einem wohlschmeckenden Gemüse erklärt. (Klugscheißerei am Rande: Kartoffeln sind kein Gemüse, sondern Knollen.)

Lasst uns hetzen und hämen!

Auf Social Media wie Facebook oder Twitter wütet der Kampf schon länger: Da wird alles gelöscht, was gegen Gemeinschaftsstandards verstößt, die niemand kennt. Dabei hat der Ruf nach Zensur einen eindeutigen Bias, links darf man jemandem wie Thilo Sarrazin schon mal wünschen, „der nächste Schlaganfall möge sein Werk gründlicher verrichten“, Copyright Deniz Yücel, da ist man nicht so empfindlich. Und die launige Aufforderung durch einen Grünen, Sachsen kontrolliert abbrennen zu lassen, ist voll in Ordnung, Sachsen liegt schließlich in Dunkeldeutschland. Ein Bravo auch der schrillen Weiberhetze gegen den toxischen weißen Mann, der mitsamt der Polizei auf der Müllhalde zu entsorgen sei!

Die andere Seite ist da weit weniger mutig. So viel ich weiß, hat niemand Deniz Yücel ein paar Jahre mehr im türkischen Knast gewünscht oder einen Unsympathen wie Böhmermann als „Ziegenficker“ tituliert. Wir vornehmen Menschen würden im Übrigen jede heimische Ziege vor solch kultureller Aneignung schützen wollen. Um der Ausgewogenheit willen: Lasst uns hetzen und hämen!

Denn was man verbietet, erzeugt die kindliche und kindische Lust, das N-oder das Z-Wort nun erst recht zu benutzen. Zur Emanzipation der Frauen gehört überdies auch, dass sie Männer mindestens so lustvoll herabwürdigen dürfen – wie es Männer in puncto Frauen nicht mehr dürfen. Und zum dritten: mit der Kunst des Fluchens und Beleidigens verschwindet auch das, was ihr vorausgeht. 

Einen Stilbruch kann nur begehen, wer noch Stil hat oder wenigstens weiß, was das ist. Regelverletzungen setzen die Kenntnis von Regeln voraus. Kurz: Die Kunst des Fluchens oder der gekonnten Beleidigung hat Zivilisiertheit zur Vorbedingung. 

Schluss mit der schneeflöckchenhaften Betulichkeit!

Doch gerade manch Bekämpfer von Hass und Hetze zeigt sich von einer äußerst unbunten und sauertöpfischen Seite, wenn ihm nur noch einfällt, den von ihm als Hasser und Hetzer Erkannten ein „Nazi“ entgegenzuschleudern? Das zeugt von wenig Phantasie und noch geringerer Bildung.

Schluss mit der schneeflöckchenhaften Betulichkeit! Es gibt genug Gründe zum lauthalsen Fluchen und Schimpfen, und zwar nicht nur auf der Autobahn gegen den penetrant auf der linken Spur bummelnden Dödel da vor mir. Ein täglicher Fluch gegen „die da oben“ gehört zur persönlichen Hygiene, das ist so, seit es Überlieferung gibt. Schimpfworte helfen, Stress und Schmerzen zu verringern – durchs Fluchen wird der Körper von unguten Emotionen abgelenkt. Mehr noch: Fluchen und Schimpfen stiften Gemeinschaft, unter Jugendlichen wie unter Fußballfans. Das gilt für die Sarrazinverächter ebenso wie für all jene, die jemanden wie Deniz Yücel mit Shakespeare für einen „verfluchten kuttelgesichtigen Halunken“ halten. Deine Blase – meine Blase. Gemeinsam die andere Seite zu beschimpfen, ist so alt wie die Geschichte der Menschheit, so weit wir sie kennen.

Umso begrüßenswerter, dass sich das Museum für Kommunikation in Frankfurt in einer soeben eröffneten Ausstellung vor allem den positiven Aspekten des Fluchens und Schimpfens widmet. Ja, gewiss, es wird auch pflichtschuldigst vor „digitaler Gewalt“ gewarnt. Aber ein ausdrückliches Lob gebührt Schimpfworten als „sozial und emotional unersetzlichen, entscheidenden Bestandteile unseres sprachlichen Repertoires“. Schließlich können Worte nicht spalten, was längst gespalten ist. Eine in allem einige Volksgemeinschaft ist so unmöglich, wie sie nicht wünschenswert ist.

In diesem Sinne: F....ckt euch, ihre Kanaillen und Hundsfötte! 

U/S, 24/08

Foto: Pixabay

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Stefan Riedel / 26.08.2022

Wer wandelt hier auf den Spuren des “Stürmers”? An ihrer Sprache sollt ihr sie erkennen!

Werner Schiemann / 26.08.2022

Die Antidiskriminierungsbeauftragte ist der lebende Beweis, daß es tatsächlich möglch ist eine Böckin zur Gärtnerin zu machen. Da frag ich mich gerade wie es wohl geendet hätte, wenn man, jetzt nur als Beispiel, Reinhard Heydrich zum Beauftragten zur Förderung der jüdischen Kultur im damaligen Großdeutschland berufen hätte. Seine unbestrittene Intelligenz und Eloquenz wären der Sache sicherlich dienlich gewesen:-)

H.Milde / 26.08.2022

Hundertatusend heulende Höllenhunde, Frau Stephan. Nicht nur das Fluchen & Schimpfen auf die ReGIERenden soll ja bestraft werden, sondern auch, und das finden diese Kanxxxxxxx noch unerträglicher, daß man sie der eigen verursachten Lächerlichkeit preisgibt. Auch 33/45, 49/89 waren Witze über diese €liten mitunter ein Grund den Witzerzähler und die Lacher vor Schnell-/Standgerichte zu stellen, vor allem kurz vor dem Endsieg und der Vervollkomnung des Sozialistischen Arbeiter & Bauernparadieses. Dazu aktuell: Die GRÜNE Studienbbrecherin KGE unterlag vor Gericht TE wegen einer Satire, die diese GRÜNE, nmbM, treffend beschrieb. Vielleicht aber war das Gericht vorher nicht zum Abendessen geladen worden?

Rainer Niersberger / 26.08.2022

Ein erster, guter Ansatz… Uebrigens sollten wir die gewuenschte Wiederkehr von Bomber Harris und andere aehnliche Wuensche nicht vergessen.  Tatsaechlich ist nicht nur der damit verbundene Stil -  oder Tabubruch interessant,  sondern dessen juristische Folgenlosigkeit,  ueber die man,  selbst Jurist,  sich durchaus wundern darf.  Da das bisherige,  fuer Liberalkonservative uebliche Appeasement,  wenig bewirkt,  erwartungsgemaess sei hinzugefügt,  koennte man ueber die Mittel der Reaktion zumindest nachdenken,  es sei denn,  man moechte es sich mit der linksgruenen Aktion nicht ganz verscherzen,  das Merzmodell sozusagen. Immerhin sind sie an der nahezu totalen Macht und es sieht so aus,  dass aus dem nahezu ein ganzer Totalitarismus wird.  Vielleicht hilft es dann,  wenn man immer höflich reagiert hat,  vielleicht aber auch nicht.  Bisher ist die partielle Aufforderung zu einer deutlich anderen Form der Gegenwehr ja ziemlich ungehört verhallt.  Wir werden sehen.

Ludwig Luhmann / 26.08.2022

Hass ist ein Überlebenselixier. Wer sich seinen eigenen Hass ergangen hat, fasst wieder Hoffnung für sein eigenes schönes Leben. Wir werden gehasst und wir sollten uns auf unsere uns bekannten Todfeinde vorbereiten. “We must prepare for a more angry (sic!) world!” - Klaus Schwab, Nazisohn und globalistischer Puppeteer.

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