Henryk M. Broder / 05.11.2018 / 13:00 / Foto: Olaf Kosinsky / 58 / Seite ausdrucken

Claus Kleber und die Lust der Frauen

Ich bin einer der ZDF-Junkies, die gerne das heute-journal schauen. Vor allem, wenn Claus Kleber moderiert. Ich liebe seine subtile Ironie, den melancholischen Blick und die überraschenden Wortspiele. Neulich hat er eine Sendung mit dem Halbsatz begonnen: „Um ehrlich zu sein...", worauf ich beinah von meiner Le Corbusier Chaiselongue gefallen wäre. "Um ehrlich zu sein..." Ja, was denn sonst, Claus? Sind wir hier bei Bayern München oder bei der Deutschen Umwelthilfe? 

Am Ende eben dieser Ausgabe des heute-journals gab es einen Beitrag über einen Dokumentarfilm, in dem die "weibliche Lust" thematisiert wurde. Hier, ab 13:20. Bis jetzt ein Tabu, das nur darauf wartete, dass sich eine oder einer seiner annimmt. Kleber: "Das weckt Erwartungen. Die falschen. Gut so. Hauptsache, er (der Film) führt, notfalls verführt, zum Nachdenken. Es geht nämlich nicht um Sex, sondern um Sexualität, und in Wirklichkeit um Menschenrecht."

Oder, um ehrlich zu sein, um Unrecht, genauer, "um fünf Frauen aus fünf völlig unterschiedlichen Kulturen und Weltreligionen, die alle eine gemeinsame Erfahrung teilen, die Unterdrückung ihrer sexuellen Selbstbestimmung..., egal, woher die Frauen kommen", denn "das Private ist in diesem Bereich extrem politisch", sagt die Regisseurin des Films.

Um ehrlich zu sein, ist auch das keine ganz neue Erkenntnis. Überall auf der Welt werden Frauen diskriminiert, in Somalia, in Brooklyn, in Japan, in Indien und in Deutschland. Jede Geschichte ist anders, aber doch irgendwie die gleiche. "Egal in welcher Religion und in welcher Kultur", sagt eine junge Frau, die in einem Kloster sexuell missbraucht wurde. "Fünf Frauen, eine gemeinsame Geschichte", fasst eine Stimme aus dem Off die Botschaft des Films zusammen.

Ja, ja, oder wie sagte es Eddie Constantine in einem seiner Filme: "Kennst du eine, kennst du alle." – "In Wirklichkeit" ist die Botschaft des Filmes die, dass alle Kulturen gleich sind. Vor allem im Umgang mit Frauen. Eine Frau in Mogadischu oder in Teheran leidet unter ihrem Frauensein ebenso wie eine Frau in München oder Tel Aviv. Allen gemeinsam ist "die Unterdrückung ihrer sexuellen Selbstbestimmung". Das ist die Philosophie der "kulturellen Äquidistanz". 

Ich würde gerne mehr darüber schreiben, aber ich kann nicht. Gleich fängt das heute-journal an, und Claus Kleber moderiert. Um ehrlich zu sein, ich rechne mit dem Schlimmsten.

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Leserpost

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Thomas Taterka / 05.11.2018

“Die große Leidenschaft der Frauen ist die Ermunterung zur Liebe”(Moliere). Ehrlich, Claus.”

Stefan Lanz / 05.11.2018

Die Frage ist doch: Gibt es denn keine Möglichkeit, eine Art Amtsenthebungsverfahren, so jemanden seinen Job zu kündigen? Ich meine, die journalistischen Verfehlungen des Moral-Klebers sind schon so lang, da kommt man ja mit dem Zählen gar nicht mehr mit… Der Kleber soll sich eine Stelle bei der SPD oder bei den Grünen suchen oder den Regierungssprecher geben, da fällt er wenigstens nicht mehr auf. Journalist ist er sicher keiner mehr…

Belo Zibé / 05.11.2018

Sie müssen, wie von Hr. Loewenstein gestern beschrieben, nur das braune und blaue Kabel von Ihrem Fernsehgerät entfernen,Herr Broder, und das gelbgrüne belassen.Das heute Journal dauert dann nicht nur länger, sondern fängt auch später an.

Gerdlin Friedrich / 05.11.2018

Herr Broder, sie treffen immer so schön den G-Punkt einer Geschichte. Ich muss jedesmal loslachen, auch wenn das, worum es geht, wirklich nicht zum Lachen ist.  Ich wünsche Ihnen ein langes Leben, ich lache nämlich gern, was mir angesichts der Zeitläufe so ziemlich vergeht.

Jochen Brühl / 05.11.2018

Ja das ist in allen Ländern und Kulturkreisen gleichermaßen schlimm mit der Unterdrückung der Frauen und Mädchen. Wir lassen sie auch regelmäßig beschneiden und legen fest, wen sie heiraten bzw. sorgen für eine entsprechende Anzahl an Einzelfällen. Der Kleber und die Slomka sind doch immer wieder lustig, wenn ich auch von den Witzchen inzwischen erst im Nachhinein erfahre.

Elmar Schürscheid / 05.11.2018

Oh ja, ich bin gespannt ob und was er zu Herrn Maaßens Abschlussrede sagt.

Herbert Hübner / 05.11.2018

Bei Amazon findet sich ein Buch von Claus Kleber mit dem Titel “Rettet die Wahrheit”. Für den Fall, daß noch einer von seiner Corbusier Chaiselongue zu fallen droht: Das ist kein Witz, sondern die Wahrheit, oder besser ein Totalverlust von Scham.

Markus Posern / 05.11.2018

Lieber Herr Broder, ich wünschte mir schon, dass Sie darüber etwas mehr schreiben. Um ehrlich zu sein, Sie haben wahrscheinlich recht mit Ihrem Verdacht. Relativierung ist die neue Geißel der deutschen Gesellschaft. Sinnverwandte Wörter sind ” verniedlichen, abschwächen”.  So gewöhnt man eine träge gewordene Kultur an den täglichen Wahnsinn.  Hier ein Kompliment, dort eine Zwangsheirat, hier ein Pfiff, dort eine Genitalverstümmelung, hier ein nicht gegenderter Text, dort ein “Ehrenmord”. Seht ihr, Frauen werden überall auf der Welt unterdrückt. Hat nichts mit irgendetwas zu tun. Verzeihung, außer mit alten, weißen heterosexuellen Männern.

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