Henryk M. Broder / 26.10.2017 / 16:55 / 16 / Seite ausdrucken

Claus Kleber, der Katechismus und die Scharia

Claus Kleber bekommt als freier Mitarbeiter des ZDF etwa 600.000 Euro im Jahr, brutto, das ist fast das Doppelte des Betrages, mit dem der Intendant der Mainzelmännchen-Anstalt, Thomas Bellut, dafür entschädigt wid, dass er jeden Tag auf dem Lerchenberg zum Dienst antreten muss. Kleber wird vor allem dafür bezahlt, dass er den Zuschauern seine Sicht des Weltgeschehens vermittelt: Was er dabei fühlt, wenn Geflüchtete in Deutschland ankommen, die Klimakatastrophe näher rückt oder die Briten für den Brexit stimmen. Er macht es nicht immer verbal, meist sieht man es seinem Gesichtsausdruck an, wie es in ihm denkt oder rumort. Und es kommt vor, dass ihm die Gesichtszüge entgleiten, wie vor kurzem bei dem kläglich gescheiterten Versuch, den Sieger der Wahlen zum österrechischen Parlament, Sebastian Kurz, zu interviewen. Dummerweise hatten es die doofen Ösis unterlassen, Claus Kleber zu fragen, wen er im Amt des Bundeskanzlers der kleinen Bundesrepublik sehen möchte.

Vorgestern versuchte er, mit dem gleichen Ausdruck der Verachtung über den Nasenflügeln, die AfD-Frau Alice Weidel an die Studiowand zu nageln. Hier ab 5:20. In diesem Zusammenhang verglich er die Scharia mit dem Katechismus der Katholiken, wobei ihm mitten im Satz bewusst wurde, was für einen Stuss er redet, weswegen er das, ws er eben gesagt hatte, gleich wieder zum Teil verschluckte, wie einen Suppenlöffel Rizinusöl. 

Ich finde, von einem, der 600.000 Euro im Jahr einsackt, könnte man etwas mehr Bildung erwarten, als für die Lösung des Kreuzworträtsels in der "Freizeit Revue" vonnöten ist. Da reicht es schon zu wissen, an welchem Fluß Köln am Rhein liegt oder wie lange der Dreißgjährige Krieg gedauert hat. Und wenn einer die Scharia in einem Atemzug mit dem Katechismus nennt und zugleich versichert, es liege ihm fern, die eine mit dem anderen zu vergleichen, dann hat er vermutlich von beiden keine Ahnung.

Als nächstes wird der Ankermann des ZDF den Mainzer Dom mit dem Hamburger Dom in einem Satz nennen und gleich darauf erklären, es liege ihm fern, den Mainzer Rummelplatz mit der Hamburger Kathedrale zu vergleichen. 

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Martin Schott / 26.10.2017

Spät in der Nacht laufen auf den öffentlich-rechtlichen Regionalfernsehsendern manchmal die alten Ausgaben der “Tagesschau” von vor 25 Jahren. Die Wiederholungen eignen sich nicht nur hervorragend, um Erinnerungen an alte Zeiten aufzufrischen, sondern sie zeigen natürlich auch, wie tief die öffentlich-rechtlichen Nachrichtensendungen seitdem gesunken sind. Die Leistungen von unvergessenen Nachrichtensprechern wie Dagmar Berghoff oder Wilhelm Wieben bestanden vor allem darin, mit deutlicher Artikulation und stoischer Miene die Meldungen vom Tage zu verlesen, welche in aller Regel in einer sachlich-neutralen Sprache gehalten waren. Die Bewertung und Einordnung der Inhalte war völlig dem Zuschauer überlassen. Manche sagen, dass das Konzept der “Tagesschau” damals bräsig und langweilig war. Ich sage, es war anspruchsvoll. Damals nahmen die Öffentlich-Rechtlichen ihr Publikum offenbar noch ernst.

Frank Holdergrün / 26.10.2017

Selten gab es einen Nachrichtensprecher mit einem so voluminösen Größenselbst. Er meint sich alles hindrehen zu können in der Aktuellen Kamera und das gut zu Beobachtende ist: Er hat keinerlei Zweifel daran, die Wahrheit zu verkünden. Sein Wahrheitsministerium auf dem Lerchenberg liest ihm alles von den Lippen ab und wenige von den Politikern wagen es, sich mit diesem moralimperialistischen Erziehungsjournalisten anzulegen. Niemand wird ihn vermissen. Kleber, Slomka oder Haylai - meine Zappwegmeister.

Edgar Timm / 26.10.2017

Das ging aber schnell: Der Link “was er eben gesagt hatte” auf PRO - das christliche Medienmagazin teilt mit: “Dokument nicht gefunden - Die von Ihnen gewählte Adresse/URL ist auf unserem Server nicht bzw. nicht mehr vorhanden.”

Karl Baumgart / 26.10.2017

Ja, der Kleber. Grauenhafte Type.  Auch ich ertrage ihn nicht, weshalb ich auch sofort umschalte, wenn in der Halbzeitpause eines Champions’ League-Spiels zum heute-Journal mit Claus Kleber umgeschaltet aus irgendeinem Stadion ins Studio auf dem Lerchenberg umgeschaltet wird. (Dieser Formulierung mögen Sie entnehmen, dass ich ansonsten NIEMALS diese Sendung schaue. Überhaupt meide ich den ÖRR - es reicht mir, dass ich ihn mitfinanziere. Dies als Vorrede zu meinem eigentlichen Anliegen: Züge entgleiten nicht, sondern sie entgleisen. Und das Schöne an diesem Verb ist, dass man es auch auf die Gesichtszüge eines Menschen beziehen kann. Also gut zu wissen, dass Kleber die Gesichtszüge entgleisten.

M. Haumann / 26.10.2017

Dafür war der Gesichtsausdruck von Frau Weidel aus Ostwestfalen an der Stelle mit dem Katechismus aber auch unbezahlbar. Es spricht allerdings für ihre hohe Selbstbeherrschung, dass sie den nach 3 Sekunden wieder im Griff hatte. Uns stand der Mund etwas länger offen.

Dietrich Herrmann / 26.10.2017

Ich habe dieses Interview auch gesehen und ans ZDF geschrieben: “Hallo Herr Kleber, haben sie schon mal was davon gehört, dass man seinem Gesprächspartner, in diesem Fall Frau Weidel, nicht ständig ins Wort fallen sollte? Haben sie das nicht in der Journalistenschule gelernt? Wie haben sie die eigentlich abgeschlossen? Andererseits, sie sind der Frau nicht im Geringsten intellektuell gewachsen. Also bitte unterlassen sie zukünftig, Gespräche mit ihr zu führen, zum Wohle der Zuschauer.”

Uwe Piontek / 26.10.2017

Geniale Beobachtung und noch genialere Beschreibung, Herr Broder. Nicht nur das dieser Journalismus-Wannabe seine Meinungshoheit verliert, sondern man denkt mehr und mehr darüber nach, ob man seinen aufgeblähten Laden überhaupt noch braucht. Und das ist gut so!

Rainer Franzolet / 26.10.2017

Weiß der Kuckuck was die Merkel gegen den in der Hand hat.  Der steht dermaßen unter Druck, dass er seit Jahren kaum noch einen vernünftigen Satz heraus bringt.  Vielleicht sieht er aber auch das Ende seines lauen Jobs kommen? Fällt Merkel geht es den GEZ Finanzierten an den Kragen.

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