Roger Letsch / 22.11.2019 / 12:00 / Foto: Roland Horn / 65 / Seite ausdrucken

Claudia Kemfert macht den Lastabwurf

Das Kapital ist auch nicht mehr das, was es einmal war. Nicht nur das negativ verzinste auf der Bank, auch das gedruckte Journal, dass sich „Capital“ nennt und ausgerechnet Wanderpredigerinnen ungehemmter staatlicher Subventionsverschleuderung für die Energiewende wie Claudia Kemfert vom DIW einen langen Artikel schreiben lässt.

In diesem Artikel räumt Kemfert mit „Mythen“ auf, die angeblich die wunderschöne Energiewende kaputt machen wollen. Diese Mythen werden verbreitet von Spöttern und Skeptikern, und weil auch aus einer Lüge durch siebenmalige Wiederholung eine geglaubte Wahrheit werden kann, wiederholt sich Frau Kemfert gern. Mythen, Mythen… alles Mythen. Geisterstrom gibt es nicht, es müsse korrekt „Ausfallprämien” heißen, und daran sind nur Kernkraft und Kohle schuld. Dunkelflaute? Nichts als eine böse neue Wortschöpfung!

In Wirklichkeit sei die Energiewende natürlich ein Schnäppchen und auf der Siegerstraße. Strom wird billiger, wenn erst der böse Kohlestrom die Netze nicht mehr „verstopft”. Auch Speicher für die „Erneuerbaren“ gäbe es sehr wohl, und weil jeder weiß, dass es davon viel zu wenige gibt, erklärt Frau Kemfert, wie bräuchten in Wirklichkeit auch gar nicht so viel Strom. Damit das aber schlauer klingt, verwendet Frau Kemfert gern tolle Begriffe, also mit Präposition „pro” und allem, auch mit scharf. Kemferts Wortschöpfungen sind zwar auch nicht älter als „Dunkelflaute”, aber wir wollen mal nicht pingelig werden!

„Prosumer-basiert”„Residuallast”…wenn „Experten” wie Claudia Kemfert ins Schwimmen geraten, weil ihnen die Zweifler zu arg zusetzen oder weil sie etwas zu verbergen haben (die Wahrheit könnte die Stromkunden verunsichern, nachdem sie sie schon arm gemacht hat), verwenden sie Begriffe, die zwar nichts erklären, dem Leser aber unbekannt sind und suggerieren sollen: „Frag nicht nach, davon verstehst du nichts”. Kemferts geschwätziger Artikel ist leider nichts als pfeifen auf dunkler Kellertreppe. Es gibt keine Speicher, schon gar keine Pumpspeicher in der nötigen Menge und Größe. Und es kann auch kaum neue geben, weil uns in ganz Europa die geologischen Voraussetzungen fehlen. Das sage nicht ich, sondern eine geologische EU-weite Studie, aus der auch schon Hans-Werner Sinn zitierte. Und auch das Power-to-Gas-Verfahren scheidet wegen des lausigen Wirkungsgrades als Speichertechnologie aus. Aber das ist sicher auch so ein „Mythos”, die Physik wird sich schon noch der deutschen Energiewende beugen!

Steuerkohle ins Feuer

Übrigens, falls sich jemand fragen sollte, was ein „Prosumer” ist, mit dem Kemfert hier fest rechnet: Das ist der Mensch 2.0, der mit eingebranntem E‑Kennzeichen im Hirn, der nicht einfach nur Strom verbraucht, wie es ihm gerade passt (Konsument), sondern seinen Verbrauch „proaktiv” mit dem volatilen Angebot abstimmt, indem er selbst für Speicher sorgt und dazu aktiv und mit Freuden NICHT verbraucht, wenn’s eng wird. Weil die Residuallast nur nicht regelbare Abnehmer bedient, die nicht auf den Zappelstrom – ein Wort, das Frau Kemfert so gar nicht mag – aus Sonne und Wind zurückgreifen müssen, sondern echte, zuverlässige Quellen brauchen. Davon gibt es aber dank Zwangsabschaltungen von Kohle und Atom immer weniger, ohne dass belastbare neue Quellen (Gas- und Wasserkraft, Pumpspeicherkraftwerke, Hamster im Laufrad) als Ersatz hinzu kämen. Die technische Basis für die Residuallast wird also immer kleiner.

Doch es muss sichergestellt sein, dass im DIW-Büro von Frau Kemfert immer die Lampen leuchten, damit diese die Listen der Profiteure der Energiewende gut sehen kann, denen sie (mindestens moralisch) verpflichtet ist. Denn schaut man da mal nicht genau hin, schwupps, dreht eine übereifrige Regierung den Subventionshahn zu, Windkraftanlagenhersteller stehen ohne Steuerknete da und melden Massenentlassungen. Denn wenn wir auch aus der Kohleverstromung aussteigen, muss die Steuerkohle doch weiterhin ins Feuer!

Und für alle Renitenten, die sich ihrer Magnifizenz Kemfert, der großen Verteilerin von Watt und Volt samt ihrer Weltsicht widersetzen, weil sie selbst gern Residuallast wären und nicht Selbstversorger sein können und auch nicht zum Prekariat der Abwurflast gehören wollen, kommt ja demnächst das verpflichtende Smart-Meter für alle, über das auch eine „Pro-Aktive” Zwangsabschaltung erfolgen kann, wenn im Kemfert-Büro das Licht flackert und der Blackout droht. Die Neusprechwelt der Claudia Kemfert: Propaganda und Desinformation reloaded!

Die Resilienz gegen Fakten und Physik, die Trommler wie Kemfert gegen die „Ewig-Gestrigen“ zeigt – eines meiner Lieblings-Klingelworte, wenn es von Ewig-Übermorgigen verwendet wird, um sich nicht mit dem Hier-und-Jetzt befassen zu müssen – hat etwas Episch-Vergebliches. Die Sturheit, mit der sie jede Kritik an der Energiewende wegwischt und die verlorene Sache allein mit Worten zu retten versucht, erinnert mich an eine Anekdote, die ich irgendwo bei Heine las. Hier zum Abschluss ein Gedächtnisprotokoll davon:

Der König der Heruler saß in seinem Zelt beim Schach und bedrohte jeden mit dem Tode, der ihm schlechte Nachricht über den Verlauf der Schlacht gegen die Langobarden brächte. Sein Herold stieg auf einen Baum und rief immer wieder „Wir siegen, wir siegen!“. Doch plötzlich sprach er nur noch „Oh, oh, … oh armer König, oh armes Volk der Heruler.“ Da begriff der König, doch es war zu spät. Die Langobarden drangen in sein Zelt und erschlugen ihn.

 

Dieser Beitrag erschien zuerst auf Roger Letschs Blog Unbesorgt.

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Leserpost

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Thomas Klingelhöfer / 22.11.2019

Die treffende Charakterisierung der Energiewende kommt aus der Informatik: FUBAR. Ausgeschrieben heißt das (mit Verlaub): Fucked up beyond all repair. Nicht das man diese Erkenntnis allein aus der fehlenden Grundlastfähigkeit der “Erneuerbaren” hätte ziehen können. Die fleischgewordene Inkompetenz einer Claudia Kemfert war bereits aus ihrem eher lockeren Verhältnis zu Mathematik und Naturwissenschaft erkennbar.

Ulli Post / 22.11.2019

Prof. Claudia Kemfert benutzte bereits vor einem Jahr auf einem Vortrag beim “Klimabündnis e.V.” in meinem Heimatkreis (Vorsitzender:: ein Pastor!) den Begriff “Bepreisung” von CO2. Man komme nicht umhin, Energie zu verteuern. Das Publikum klatschte mit verklärtem Blick Beifall!  Auf meine Frage als einziger Skeptiker unter ca. 200 Zuhörern, warum meine Stromrechnung eigentlich von Jahr zu Jahr steige, wenn der Strom an der Börse doch immer billiger würde und warum es über 300.000 Verbraucher gebe, die ihren Strom nicht mehr bezahlen können, hatte Frau Professor den Tipp bereit, man könne doch zum Sozialamt gehen ...! Wie es auf derartigen Veranstaltungen üblich ist, wird einem sofort das Mikrofon entzogen, damit keine weiteren Fragen aufkommen! v.

M. Schneider / 22.11.2019

Immer mehr Fassungslosigkeit macht sich breit. Gerade in jüngster Zeit durften wir vernehmen, welch unglaubliche Ignoranz und fehlende Sachkompetenz unsere Politiker, allen voran die Grünen, im Hinblick auf die kaum noch zu verantwortende Energie - und Umweltpolitik auszeichnet und auf welche abstrusen bürgerfeindliche Ideen man verfällt, um die aberwitzigsten Pläne durchzuziehen.  Frau Kemfert ist ein leuchtendes Beispiel dafür.

Anders Dairie / 22.11.2019

Ich bezweifle, dass Frau KEMFERT diesen Mist selbst verzapft.  Dafür gibt es längst Redenschreiber.  Nur zum Beispiel, auch Herr SARRAZIN war einer von denen. Sein Chef und Abnehmer war damals Landwirtschaftsminister ERTL/CSU.  Ich bin fest davon überzeugt,  das S. seinen Beamtenjob mit besten Fähigkeiten ausgeführt hat.  Meine Oma hatte für weibl.  Sprechautomaten eine spezielle Bezeichnung:  SCHLAWAKE.

Rex Schneider / 22.11.2019

Ist doch einfach, intelligente Stromzähler mit Option, Die “Grünen Strom” buchen bzw. sich der Fossilen- oder Kernenergie verweigern werden vom Netz getrennt, bei Wind- oder Dunkelflauten. Im Übrigen müsste Berlin nicht Vorreiter bei den erneuerbaren Energien sein? Mit derzeit ganzen 5 Windrädern sehe ich noch viel Potenzial für zukünftige Stromsperren. Wer das Eine propagiert, muss doch das Andere mögen? Die Brandenburger,  haben um die 3500 Windräder und aus dem Grund höhere Strompreise und eine im wahrsten Sinne des Wortes, doppelt beschissene Aussicht.

Horst Hauptmann / 22.11.2019

Nach dem Studium der bisherigen Leserbriefe bin ich beruhigt: ICH BIN NICHT ALLEIN! Hurra! Es gibt sie noch, die Menschen, die selbständig denken und nicht jeden Mist einfach schlucken. Also besteht wenigstens ein Funken Hoffnung.

Wolfhard Herzog / 22.11.2019

Frau Kempfert bezeichnet sich als “Energie-Ökonomin”. Also von Energie scheint sie schon mal nichts zu verstehen… Da bleibt nur die Abwandlung eines alten DDR-Witzes: Welches sind die erbittertsten Feinde der Energiewende? - Antwort: Physik und Chemie.

armin_ulrich / 22.11.2019

Tatsächlich weist Frau Kemfert im Capital-Artikel auf ihre Bücher hin. Nur nicht auf “Die andere Klimazukunft” Das wurde verrissen, weil “da Milliarden mit Millionen verwechselt werden und Billionen mit Milliarden.” so “Die Zeit”. Offenbar müssen sich Ökonom*Innen nicht mehr mit dem Zahlenystem auskennen.

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