@ Peter Fehlhaber: ich kann mich noch sehr gut an besagte SPIEGEL-Ausgabe erinnern. Besaß ich doch im Herbst 1986 nur die Kenntnisse eines besseren Absolventen der Allgemeinen Hochschulreife, so fragte ich mich dennoch spontan, wer den Molekülen denn mitgeteilt hat, mit der Bildung dieser ominösen Reflektorschicht erst wenige Jahre vorher zu beginnen, und nicht, sagen wir ebenso spontan, 532.000.000 Jahre zuvor. Ich habe das hinterfragt, hatte mich aber erst gerade immatrikuliert, und außer meinem sozialen Umfeld nicht genug Zuhörer. Und dem SPIEGEL von damals kann man das gar nicht so streng vorwerfen. Wer studiert denn eine Naturwissenschaft und geht dann zum SPIEGEL? Wem man aber bspw. heutzutage einen sehr strengen Vorwurf machen muß, sind Leute wie Harald Lesch, die für weisderkuckuckwelche Dreißig Silberlinge diesen Unsinn mit Vehemenz unterstützen. In dem Wissen, das unsere Politik gewillt ist, für nutzlosen Nonsense dreistellige Milliardenbeträge zu verbrennen. Der ahnungslose Schreiberling hat damals sogar indirekt die Kerntechnik unterstützt, was die Unseriosität der Erklärung der “Deutschen Physikalischen Gesellschaft” nicht im Mindesten schmälert, aber nolens volens immerhin in die richtige Richtung führt.
Auch hier wird mit Anlauf über den Stock Relotius gesprungen, den der Spiegel der Öffentlichkeit hinhält. Die Frage lautet doch nicht ernsthaft beim Spiegel, wie man sich hat täuschen lassen können. Der Spiegel wurde nicht getäuscht, sondern die Menschen in diesem Land. Die Frage beim Spiegel lautet: Wie konnten wir auffliegen? Denn es ist nicht Relotius aufgeflogen, sondern der “Haltungsjournalismus” insgesamt. Relotius war Teil des Systems und ist nun Bauernopfer. Er wird weich fallen. Die Frage, die Achseautoren stellen sollten ist vielmehr, wieso dieses Bauernopfer nötig wurde. Ich persönlich sehe große Ähnlichkeiten in der Art, zwischen Relotius und z.B. Kleber. Es ist wie beim Elchtest und Hartz 4. In Erimnerung bleibt die Peinlichkeit, daß die A-Klasse umkippte, vergessen wurde, daß die A-Säule auf der Beifahrerseite bei nur 50 km/h und einfachem Umkippen erschreckend weit eingedrückt wurde und in Erinnerung bleibt Hartz 4, vergessen wurde das viel wichtigere Arbeitnehmerüberlassungsgesetz von Wolfgang Clement und dem damit verbundenem Abschied von planbaren Arbeitsverhältnissen und der Abkehr des Prinzips gleicher Lohn für gleiche Arbeit. Der Fall Relotius ist Propaganda vom Feinsten. Die täglichen Lügen der Mainstreammedien sind Legion und für immer mehr Menschen unerträglich. Also zaubert man einen “Einzelfall” aus dem Propagandazylinder und schon hat man einen Buhmann. Schaut hin, das ist der Betrüger. Wir aber sagen doch immer die Wahrheit. Demnächst mit EU-Zertifikat aus dem Wahrheitsministerium.
Meine selige Schwiegermutter pflegte über das Fernsehen zu sagen: „Was soll‘nse auch immer bringen?“ Gleiches mag auch auf die Printmedien zutreffen. Zuverlässig in Sauregurkenzeiten kamen Stories über „die Ärzte“, alles inkompetente, geldgeile und betrügerische Pfuscher, was mich letztendlich veranlasste, Lügel, Schmarrn und Locus aus meiner Wartezimmerlektüre zu nehmen. Die sonstige Berichterstattung scheint meine damalige Entscheidung zu bestätigen. Wird jetzt wieder einer öffentlich zur Ablenkung des dummen Pöbels ans Kreuz genagelt und der sonstige Trott geht in derselben Tendenz weiter? Wie schon andere Leser schrieben, nu is ma wieder gut mit den Herrn Rilohschis.
Entschuldigung, aber diese Darlegungen von Herrn Wiedemann sind der nächste spin aus der Lügenmatrix der deutschen Medienlandschaft - der Fall Relotius ist in der Tat ein typischer Fall für die gesamte deutsche Presse, nicht nur des Spiegel - insofern hat die Spiegelredaktion sogar recht, wenn sie den Fall über die eigenen Grenzen hinweg einordnet. Zudem sind die Kitschgeschichten des Relotius sehr wohl (falsche) NACHRICHTEN - hier zeigt sich Herrn Wiedemanns Versuch einer Relativierung - denn diese Schleimgeschichten dienen dazu ECHTE Nachrichten, d.h. Berichte über Sachverhalte zu ÜBERSCHLEIERN, zur SEITE ZU SCHIEBEN, aus dem Gedächtnis der Leser ZU LÖSCHEN. Sie sind wesentlicher Bestandteil der fake-news-Kultur der neudeutschen “Wahrheitssysteme”. Auch der Verweis auf den polnischen Pinocchio darf als Ablenkmanöver gelesen werden - sind wir nicht alle ein bißchen Bluna? Der Hammer von Herrn Wiedemanns Ausführungen ist aber der schiefe Verweis auf den Umgang mit dem NSU-Komplex: denn dass die deutsche Presse - wie auch die deutsche Polizei - damals von einer Türken-Vendetta ausging, lag einfach an den ihnen zugönglichen Informationen - tatsächlich ist die von Herrn Wiedemann hier untergejubelte Behauptung eines von Geheimdiensten, gerade auch der amerikanischen und türkischen, unabhängigen, allein aus eigener Motivlage handelnden rechtsradikalen Gruppierung der eigentliche fake - wie es selbst in der Mittelstrompresse, z.B. “Die Welt”, aber auch in der Aufarbeitung durch Stefan Aust schon vor einiger Zeit und wiederholt thematisiert wurde. Der lächerliche Ablauf und Ausgang des NSU-Prozesses findet darin seine Erklärung. Und im NSU-Komplex spielen Überschneidungen mit dem türkisch-kurdischen Drogenmilieu sowie türkischen rechtsradikalen Verbänden und Gruppen eine wesentliche Rolle. Nein Herr Wiedemann, das Skalpell muss für die Aufarbeitung der anti-demokratischen, anti-rechtsstaatlichen und anti-deutschen Mediensysteme noch viel tiefer angesetzt werden.
Nach der Überschrift war mein erster Gedanke: die ganzen anderen Schmierenkomödianten vom Spiegel haben auch gestanden. Und dann die Enttäuschung, als ich erkennen mußte, dass der werte Relotius (relotius, pl relotii, lat. Erfinder von derart hanebüchenen Geschichten, dass die Hühner vor Gelächter schlapp auf dem Hof liegen) immer noch als Bauernopfer mißbraucht werden soll. Quasi der fleischgewordene Ablaßbrief des deutschen Qualitätsjournalismus, der die Sünden aller auf sich nimmt, und von Golgotha aus direkt auffährt ins Kanzleramt um Platz zu nehmen an der Seite seiner Mutter. Wer in diesem Triptychon wohl die Rolle des Geistes einnimmt, Sauron oder doch Robert Habeck? Wer ist der gefallenen Engel in diesem Evangelium der Bananenrepublik, seine Infernalität Trittin, der uns schlug mit der Ursünde der “Deutschen Umwelthilfe” oder ist der rotäugige Hufträger der herabdämmernden dritten Diktatur auf deutschem Boden gar eine Frau, die den Deutschen kraft ihrer Stimme jegliche Kultur absprach? Auf das wir bald wandern im finsteren Tal…
Die Grundstimmung in der Presse führt dazu, dass solche Geschichten gerne gehört werden.Schon früher in einem uniformhörigen Deutschland konnte der Hauptmann von Köpenick seine Hochstapeleien zunächst ungestört betreiben. Bei den moralisierenden, politisch korrekten Meinungsmacher weiß so mancher Wichtigtuer mit welchen Themen er Gehör findet.
Was ist die Wahrheit? Drei Wochen Pressearbeit, und alle Welt hat die Wahrheit erkannt. Ihre Gründe sind solange unwiderleglich als Geld vorhanden ist, sie ununterbochen zu wiederholen. (Oswald Spengler)
Der Gesinnungsjournalismus – mit oder ohne „Relotius“ - ist verantwortlich dafür, dass es den Regierenden so lange möglich war, mit ihrer verlogenen Politik durchzukommen. Gäbe es in den Massenmedien kritische, aufgeklärte Journalisten, die sich an der angelsächsischen Tradition in Schärfe und Unabhängigkeit orientierten, wären Merkel und „Follower“ längst auf den Ämtern gejagt worden. Der moralinsaure Schuldkomplex am Leiden der Welt (incl. Büßerhemd, eigener Absolution und Selbstherrlichkeit religiösen Ausmaßes) vernebeln den Blick auf die Fakten und sind wesentlich für die Weltrettungshybris der deutschen Politik verantwortlich. Die Hohepriester dieser Religion sitzen in den „Leitmedien“ dieser Republik. Der Reinigungsprozess wird kommen! Es ist den Propagandisten zu wünschen, dass dies aus Einsicht von Innen heraus geschieht. Bis dahin werden sie mit dem Etikett “Relotius-Presse” leben müssen…!
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