Erich Wiedemann / 22.12.2018 / 06:15 / Foto: Pixabay / 88 / Seite ausdrucken

Claas Relotius oder: Der Spiegel lässt die Hosen runter

Die Geschichte von Claas Relotius ist die Geschichte eines jungen Mannes, der mit Lügen handelte. Er war sehr erfolgreich in seinem Gewerbe. Denn er wusste, was sich gut verkauft. In den insgesamt sechzig „Edelreportagen“, die er seit 2011 ablieferte, stimmte immer alles. Sie waren Seelenkitzel für „Spiegel“-Leser, immer stimmig und zu schön, um wahr zu sein. 

Die Geschichten lasen sich manchmal so, als wäre der Chronist in die Köpfe der Interviewten gekrochen, um deren Gefühle zu recherchieren. Die handelnden Personen passten auch stets ins Klischee von Gut und Böse: Trute Lafrenz, die 99-jährige letzte Überlebende der „Weißen Rose“, die so sehr unter der Angst vor deutschen Neonazis leidet; ein Junge aus der Stadt Daraa, der sich Vorwürfe macht, weil er glaubt, er sei mitschuldig am syrischen Bürgerkrieg, zwei „Löwenjungen“, die im Irak vom IS entführt und umerzogen wurden, ein junger Jemenit, der 14 Jahre lang in Guantanamo isoliert und gefoltert wird und sich zum Schluss vor der Freiheit fürchtet. Alle waren unverschuldet in Seelenpein geraten. Es waren gefühlvolle Geschichten, die nur den Nachteil hatten, dass sie erfunden waren. 

Seit Anfang der Woche ist Claas Relotius’ Laden geschlossen. Um dem „Spiegel“ Häme zu ersparen, ließ Chefredakteur Ullrich Fichtner am Tag, nachdem der Zinker gestanden hatte, dass er ein Fälscher war, die Hosen runter. Man werde die Sache in Demut aufarbeiten. Er verstand es sogar, die „Spiegel“-Affäre in eine Affäre der deutschen Medien umzudeuten, um Solidarität zu erzeugen.

Keine falschen News, sondern erfundene Schnulzen

Am Tag nach der Enthüllung erschien „Spiegel online“ mit fünf erklärenden Artikeln zur Sache. Nur, sie gingen zum Teil am Thema vorbei. Denn was Relotius angerichtet hatte, waren ja keine falschen News, sondern erfundene Schnulzen ohne konkreten Nachrichtenwert. Chefredakteure lieben Schnulzen, die an der Nahtstelle zwischen Journalismus und Literatur spielen. 

Bartholomäus Grill vom „Spiegel“, schrieb, als er noch bei der „Zeit“ war, über den verlogenen polnischen Starreporter Ryszard Kapuscinski, nachdem dieser als Zinker entlarvt worden war: „Es gibt keinen objektiven Journalismus. Dennoch gilt jenseits des hermeneutischen Zweifels das Gebot der journalistischen Wahrhaftigkeit: Wir wissen nicht, ob ein Ereignis tatsächlich so war, aber wir beschreiben nach bestem Wissen und Gewissen, wie es gewesen sein könnte. Ryszard Kapuściński verletzte dieses Gebot, er ist entzaubert als unbestechlicher Chronist. Fortan müssen wir ihn als reisenden Literaten lesen, dessen Erzählungen zwischen Dichtung und Wahrheit oszillieren.“ Grills Fazit: Lügen werden geadelt, wenn man sie zur Literatur erklärt.

Diese feinsinnige Definition müsste auch Claas Relotius für sich beanspruchen können. Der Schaden, den er angerichtet hat, ist nur schwer zu definieren. Mal abgesehen von den Wunden, die die Affäre der Reputation des Blattes zugefügt hat. Es könnte schon sein, dass das „Sturmgeschütz der Demokratie“, wie Rudolf Augstein den „Spiegel“ genannt hat, künftig eine Narrenkappe trägt.

Trump als Killer und Komet

Dabei kann man darüber streiten, ob der „Spiegel“ durch andere Beiträge mehr gegen die Gesetze der journalistischen Redlichkeit verstoßen hat als durch die erfundenen Geschichten von Claas Relotius. Durch die zynischen Titelbilder beispielsweise, auf denen US-Präsident Donald Trump als todbringender Komet dargestellt wird, oder als Killer mit einem langen Messer in der Linken und dem abgeschnittenen bluttriefenden Haupt der Statue of Liberty zur Rechten.

Ist der Primus der deutschen Medien jetzt das Flaggschiff der Lügenpresse? Nein, er ist, wie der SPD-Politiker Herbert Wehner einmal schnauzte, „ein Blatt, weiter nichts“. Andere Blätter haben auch ihre Defizite.

Dass der Primus gelegentlich ins Klo gegriffen hat, ist ja nichts Neues. Der erste große Negativcoup war 1987 die Titelgeschichte „Barschels schmutzige Tricks". Nicht, dass das meiste nicht gestimmt hätte. Doch sie war einseitig SPD-freundlich und Barschel-feindlich. Kampagnenjournalismus in Reinkultur. Nach der Veröffentlichung kam dann raus: SPD-Rivale Björn Engholm, das Opfer der Barschel-Tricks, hatte auch Dreck am Stecken. Richtig hätte die Titelzeile heißen müssen: „Schmutzige Tricks in Kiel". Barschel wurde später tot in einer Genfer Hotelbadewanne gefunden. Das Ondit erkannte auf Mord, die Staatsanwaltschaft auf Selbstmord. Engholm musste ein paar Jahre danach wegen einer Falschaussage zurücktreten. 

Der „Spiegel“ schrieb im Oktober 2007 zum zwanzigsten Jahrestag des Barschel-Skandals: „Lügen sind ein fester Bestandteil aller Affären. Irgendwann aber kommt die Wahrheit raus. Die Kieler Affäre nahm den umgekehrten Verlauf: Erst schien alles klar, Barschel der Jago, Pfeiffer sein Werkzeug, Engholm das Objekt ihrer Schandtaten. Heute ist alles weniger klar.“ Man kann das als Selbstkritik werten, man muss es aber nicht. Robert Leicht, der Drei-Sterne-Denker der „Zeit“, stellte dem „Spiegel“ für den Barschel-Titel ein ungutes Zeugnis aus: „Vielleicht werden spätere Generationen sogar eine umgekehrte Spiegel-Affäre erkennen – also eine Affäre des Nachrichtenmagazins selber; und all derer, die ihm gläubig gefolgt sind.“

Auch im Falle des NSU daneben gelegen

Schlechte Noten gab es auch für die Berichterstattung zum Serienmord des „Nationalsozialistischen Untergrundes“ (NSU) an neun Migranten und einer Polizistin. Da stand der „Spiegel“ auf der falschen Seite. Im August 2011 pöbelte er: „Seit elf Jahren halten die sogenannten Döner-Morde die Polizei in Atem. Nun könnte die Serie womöglich aufgeklärt werden, doch die Staatsanwaltschaft verprellt ihren Informanten.“ 

Im Oktober 2011 ging dann die Bombe hoch: Die neun Männer waren Opfer einer rechtsradikalen Verschwörung geworden und nicht Opfer einer Türkenvendetta. Es war ein hässliches Blatt in der Chronik der vierten Gewalt. Bundeskanzlerin Angela Merkel sah immerhin Anlass, sich bei den türkischen Familien zu entschuldigen. 

Blessuren zog sich der „Spiegel“ im August 2016 auch im Verfahren gegen den Freelance-Reporter Jürgen Todenhöfer vor der Hamburger Pressekammer zu. Gemeinsam mit seinem Sohn Frederic und dessen Freund war Todenhöfer zehn Tage lang bei der Mörderkongregation IS in Syrien gewesen. Im Land der Halsabschneider kriegte er sogar einen fetten deutschstämmigen Totmacher zum Interview. Das war eine stramme Reporterleistung. 

Der „Spiegel“ hatte für den Leistungsträger nur Hohn übrig. Im Januar 2016 erschien er mit einer Story über den "Märchenonkel" Todenhöfer, in dem dieser nach Strich und Faden niedergemacht wurde. Der Gescholtene klagte gegen den Verriss und gewann. Ende August musste der „Spiegel“ vor der Hamburger Pressekammer 14 strafbewehrte Unterlassungserklärungen abgeben. In Worten: Vierzehn. Das tat weh. 

Wie konnte es geschehen?

Der Rechtsanwalt, der dem „Spiegel“ den Wirkungstreffer verpasste, war Michael Nesselhauf, der 15 Jahre lang Rudolf Augsteins rechte Hand und „Spiegel“-Verlagsleiter gewesen war. Allerdings kann der „Spiegel“ darauf verweisen, dass Todenhöfer einen Teil der Gerichtskosten selbst bezahlt und auf eine Gegendarstellung verzichtet hatte.

Und nun also der Fall Relotius. Im ganzen Haus an der Hamburger Ericusspitze gibt es zur Zeit nur eine Frage: Wie konnte es geschehen? Auch Tränen flossen. Jeder Text wird normalerweise von mehreren Kontrolleuren gegengelesen: von Ressortleiter, Chefredakteur oder Stellvertreter, von der Rechtsabteilung und der Dokumentation, die Experten für alles und jeden hat. Sachliche Fehler gehen bei ihr nur selten durch. Aber wie soll ein Dokumentationsjournalist überprüfen, ob das, was der Reporter in seinen Block schreibt, authentisch oder erfunden ist. 

Das Mantra von Dokumentationsleiter Hauke Janssen lautet: „Wir glauben erstmal gar nichts.“ Das ist ein großes und forsches Wort. Denn Vertrauen ist eine Untugend, in der Dokumentation noch mehr als in der Redaktion. Wie konnte Claas Relotius dann seine Lügengeschichten ins Blatt mogeln? Hat er sie glaubhaft gemacht und wenn ja, wie? Eine dreiköpfige Untersuchungskommission soll jetzt die Hintergründe der Affäre klären. Doch so viel scheint jetzt schon festzustehen: Die Dokumentation hat versagt. Sie hat eben nicht nur die Aufzeichnungen des Reporters, sondern offenbar auch nachprüfbare Fakten nicht ordentlich verifiziert. 

Eine Form von Pseudojournalismus

Wie war das zum Beispiel mit der Beschreibung von Fergus Falls, einer Kleinstadt im US-Staat Minnesota, wo sich Relotius für eine Weile niedergelassen hatte, um die Denkart der dort lebenden Trump-Wähler zu beschreiben? Im April, nach Erscheinen der Geschichte, meldete sich Michelle Anderson, eine Einwohnerin von Fergus Falls, per Twitter beim „Spiegel“ in Hamburg. Sie teilte mit, die ganze Geschichte sei „Fiktion“. Es handle sich um eine „beleidigende Form von Pseudojournalismus“. Nur, der Tweet wurde in der Redaktion nicht zur Kenntnis genommen. Er landete irgendwo im Apparat.

Nein, nein, früher war nicht alles besser. Aber manches eben doch. Die persönlichen Beziehungen zwischen Redakteur und Dokumentarist waren schlecht. Und das war so gewollt. Ich kann mich erinnern, wie ich mich einmal mit einem Dokumentaristen und einem Hausanwalt von morgens zehn bis abends halb sieben lautstark gefetzt habe, bis meine Geschichte über Wiedergutmachungsbetrug endlich für druckreif erklärt wurde. 

Die Korrektursitzungen waren wie eine Inquisition. Wenn Redakteur und Dokumentarist sich nicht einigen konnten, wurde der Streit zur Chefsache. Ich habe solche Dissonanzen mit meiner Lieblingsdokumentaristin Hedwig Sander, einer umgeschulten Studienrätin, oft bis zum Bruchpunkt getrieben. Sie hätte mir die Ohren oder sonst was langgezogen, wenn ich ihr eine von diesen Relotius-Fälschungen vorgelegt hätte.

Wie dämlich müssen die sein, die so was drucken? 

Die Kasernenhofallüren gingen unter der Leitung von Chefredakteur Klaus Brinkbäumer verloren. „Der Klaus“, wie die meisten ihn nannten, war geradezu penetrant sympathisch. Er pflegte einen kollegialen Umgang, der streckenweise im laissez faire mündete. Fraternisierung hebt gewiss die betriebliche Stimmung, aber selten die Stabilität der Geschäftslage. Brinkbäumer konnte selbst schöne Geschichten schreiben und auch andere dazu animieren, doch erfolgreich eine Newsfabrik führen, ist eine ganz andere Sache. In seinem Haus herrschte eine Disziplin wie in einer selbstbestimmten Krabbelgruppe. 

Der freischaffende Journalist Juan Moreno, der Relotius bisweilen begleitete, war der Erste, der Zweifel an der Zuverlässigkeit von dessen Geschichten hatte. Er spürte den Fehlern nach und fand sie bestätigt. Sie waren zum Teil so offensichtlich, dass er sich fragte: Wie dämlich müssen die sein, die so was drucken? 

Jedoch die Hamburger Kollegen glaubten Juan nicht. Relotius war ein hilfsbereiter und bescheidener Kollege. So einer lügt doch nicht. Es hat sich dann gezeigt, dass auch nette Kerle nicht immun gegen die Versuchung der Märchenerzählerei sind. In China gibt es ein Sprichwort, das lautet: Wer die Unwahrheit sagt, braucht ein schnelles Pferd. Claas Relotius hat bewiesen, dass man auch mit einem lahmen Gaul ans Ziel kommt, wenn man ihm ordentlich die Sporen gibt.

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Werner Arning / 22.12.2018

Fakt ist, dass im Spiegel erfundene Geschichten standen. Darin besteht der eigentliche Skandal. Welcher Journalist sie verfasste, ist zunächst zweitrangig, eigentlich unwichtig. Es geht um den Spiegel und es geht um unsere „Qualitätsmedien“. Es geht um Lüge. Es geht ums Hinterslichtführen. Es geht um das Verhältnis zur Wahrhaftigkeit. Um den Umgang mit ihr und darum, wie sie missachtet wird, wie sie zu Gunsten von Beeinflussung in den Dreck gezogen wird. Pressefreiheit sollte nicht verwechselt werden mit der Freiheit zur Lüge. Journalismus sollte nicht verwechselt werden mit dem Auftrag zur Volkserziehung. Und dieses betrifft nicht nur den Spiegel oder einen Herr Relotius.

Martin Stumpp / 22.12.2018

Die Frage die sich stellt lautet doch: Wieviel Artikel des Spiegels und in welchem Umfang wurden in der Vergangenheit relotiert. Und ich spreche nicht nur von den Artikeln die Herr Relotius geschrieben hat. Und auch für alle anderen Medien stellt sich letztlich genau dieselbe Frage.

Jochen Brühl / 22.12.2018

Ein Sturmgeschütz der Demokratie war der Spiegel auch lange vorher nicht mehr, sondern eher eines des Merkelismusses. Der nunmehrige Versuch des Spiegels, diese Affäre in eine der deutschen Medien insgesamt umzudeuten, ist bei der Beteiligung von Kleber, Reschke und Co. an den Preisverleihungen an Relotius nicht einmal unzulässig. Das Ding hat eigentlich genauso den Stoff für eine schöne Komödie namens Stonk wie die Hitlertagebücher des Sterns. Das wird sich aber keine Filmgesellschaft in Deutschland mehr trauen, es sei denn sie hauen die alternativen Medien gleich mit in die Pfanne, obgleich die keinen einzigen Starjournalisten in ihren Reihen mit Preisen haben, mit Ausnahme des Gerhard Löwenthal-Preises. Vielleicht machen es die Westmedien aus der Schweiz oder Servus-TV, wo dann auch der Film ausgestrahlt werden dürfte. Der Film bekommt in Deutschland eine schlechte Vorabkritik, was für mich dann das sicherste Indiz dafür ist, dass ich ihn auf jeden Fall ansehe.

Dirk Jungnickel / 22.12.2018

Den Spiegel mit Argwohn oder gar nicht zu lesen, kann   ein Mantra sein. Nur ist er nicht der “Stern” , der sich nach “seinen” Hitlertagebüchern hätte besser für immer in ein weit entferntes Mäuseloch verkriechen sollen, statt mir einem Jörges aufzuwarten. Die wissenschaftlichen Themen, die der Spiegel bringt, schätze ich z.B. sehr. Die rührende Geschichte der Trute Lafrenz mit ihren Ausschmückung die die Gegenwart betreffen,  konnte keiner ernst nehmen, der sich mit Zeitzeugen - Interviews beschäftigt hat. Was den „Märchenonkel“ Todenhöfer betrifft, hatte es mich diebisch gefreut, dass der Spiegel ihm den Wind aus den Segeln nahm. Von den Unterlassungserklärungen hatte ich noch nicht gehört. Da müsste man Näheres wissen.  Wer den Mann je mit seiner Allwissenheits - Penetranz erlebt hat, kann ihm nicht über den Weg trauen. Ich warte darauf, dass er demnächst auf dem Mond auftaucht, um die Zweifel an der Mondlandung der Amerikaner infrage zu stellen.

martin ruehle / 22.12.2018

“Der Spiegel lässt die Hosen runter” Tja, wer keine “Eier” hat die Wahrheit zu schreiben, braucht auch keine Hosen. Bestenfalls ein Feigenblatt, das suggeriert, es sei etwas vorhanden, was schon lange verloren ging: unabhängige, kritische Berichterstattung und der Mut zur Wahrheit ...!

F.Renner / 22.12.2018

SPIEGEL und seine Recherchen am 02.August 2018 war im SPIEGEL ein fast marktschreierischer Artikel erschienen:   der Erde geht der Sand aus .. “Angeblich” würden jedes Jahr 50 Milliarden Tonnen Sand verbraucht, was einer Mauer von (sage und schreibe) 27 Metern Breite und 27 Metern Höhe um die ganze Erde entspricht. Diese Zahlen erschienen mir unglaubwürdig und ich begann, in diesem Thema zu recherchieren - und siehe da - diese Zahlen sind absolut realitätsfern. Im Artikel des SPIEGEL selbst ist der Grund für die falschen Zahlen enthalten - nur man muß diese sehen. Niemand beim SPIEGEL hat diesen schlampigen Artikel (der von der dpa zur Verfügung gestellt wurde, die ihrerseits bereits diesen Artikel nie recherchiert hatte) - auch nur ansatzweise geprüft. Ich schrieb an den SPIEGEL und wies diesen auf deren Fehler und die marktschreierischen Zahlen hin - ich habe weder eine Antwort darauf erhalten, noch wurden die Zahlen in diesem Artikel revidiert Soviel zur Recherchetätigkeit beim SPIEGEL

Franz Altmann / 22.12.2018

Al Capone verließ jeden Gerichtssal als freier Mann und stürzte am Ende über eine fehlende Steuererklärung; dem Mörder Abel Hradschek in Fontanes “Unterm Birnbaum” wird, nachdem er seinen Leumund perfekt verteidigt hat, ein loses Fass zum Verhängnis; und in der rabenschwarzen britischen Komödie “Kind Hearts and Coronets” stellt der aus Mangel an Beweisen freigelassene herzögliche Massenmörder zum Schluss fest, dass er sein Tagebuch in der Gefängniszelle vergessen hat. Sollte am Ende vielleicht das bislang lückenlos geschlossene System M, in dem die Marionetten so wunderbar ausbalanciert sind, dass Frau M. am Ende immer gewinnt (Stil: Stimmengewinne für die CDU—gut; Stimmenverluste für die CDU—Solidarisierung der “demokratischen Parteien” aus Angst vor dem bösen blauen Wolf und damit auch gut…), in ähnlicher Weise über etwas so Banales wie die Geltungssucht eines einzelnen kleinen Skribblers fallen? Denn wenn der US-Bundesstaat Arizona klagt, dann kann das sehr, sehr, sehr teuer werden: “Slander” wird in den USA nicht auf die leichte Schulter genommen, und “litigation” kann atemberaubende Ausmaße annehmen. Vielleicht wird das ja wirklich teuer genug, dass Frau M.s Propagandamaschinerie davon ernsthaften Schaden nimmt? Eine Welt ohne die Bertelsmann-Stiftung und ihre Metastasen—wie schön wäre das!

Ralf Ehrhardt / 22.12.2018

Sehr geehrter Herr Wiedemann, wenn Sie schreiben >“Denn was Relotius angerichtet hatte, waren ja keine falschen News, sondern erfundene Schnulzen ohne konkreten Nachrichtenwert”< dann geht sie schon wieder los: die Relativierung, die Verharmlosung und das Schönschreiben ansich krimineller Sachverhalte. Nein: Es waren keine “erfundene Schnulzen ohne konkreten Nachrichtenwert”. Im Gegenteil: Es waren Fakenews und Lügengeschichten mit einem ganz konkreten Zweck, nämlich der Verdummung der Leserschaft und allgemein der deutschen Bevölkerung; und das alles mit klammheimlicher Zustimmung und wahrscheinlich sogar Förderung und Forderung durch die Chefredaktionen. Von nichts gewusst und nichts gemerkt zu haben glaube ich da keinem !  Viele Grüße an dieser Stelle auch an die Chefredaktionen der anderen deutschen Mainstreamblätter. Schön aufpassen dass nichts herauskommt.

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