Wann immer man darauf hinweist, dass Sprengstoffgürtel außerhalb des islamischen Glaubens nicht en vogue sind, kann man die Sekunden zählen, bis einem die Kreuzzüge als schlimme Verfehlung des Christentums präsentiert werden. Die sind allerdings schon arg lange her, weswegen es eigentlich verwunderte, dass noch kein Journalist sich an die Fersen derjenigen “fundamentalistischen Christen” geheftet hat, die gern als “genauso schlimm” wie Mohammed Atta & co. tituliert werden. Der WDR schafft nun Abhilfe:
“die story: „Jesus Camp – Die Gotteskrieger vom Teufelssee“
WDR Fernsehen, 15. Oktober 2007, 22 Uhr
Am ‘Devil’s Lake’, dem Teufelssee in Nord Dakota, werden junge Christen in „Gotteskrieger“ verwandelt. Sie sollen genau so radikal ihr Leben für das Evangelium riskieren, wie junge Moslems das ihre für den Islam.
So will es Becky Fischer, Pastorin der evangelikalen Christen, die mit mehr als 80 Millionen Mitgliedern in den USA zunehmend an Macht und Einfluss gewinnen. Fischer betreibt ein Sommercamp für Kinder und Jugendliche aus christlich-fundamentalistischen Familien. Hier sollen ganze Generationen für einen Kulturkampf ausgerüstet und für „die Sache Gottes“ trainiert werden.
Sie üben den Kampf gegen Abtreibung und die Meinungshoheit der Naturwissenschaften in Kriegsbemalung und Tarnanzügen, betrachten Harry Potter als „Teufelszeug“ und beten für den Endsieg über Darwinismus und Humanismus. Dabei winden sie sich in Trance auf dem Boden – oft bis zur Massenhysterie. Glaube geht in Psychoterror über. Die Grenzen zwischen religiöser Verzückung und Kindesmissbrauch sind fließend.”
Zweifelsfrei unappetitlich. Aber wo waren jetzt nochmal genau die Wasserstoffperoxidfässer, Boeing-Handbücher und Sprengstoffgürtel?