Ulrike Stockmann / 13.05.2022 / 14:00 / Foto: Olaf Kosinsky / 39 / Seite ausdrucken

Christine Lambrecht: Und täglich grüßt die Quotenfrau

Der Helikopter-Skandal um Christine Lambrecht wirft erneut ein schlechtes Licht auf ihre Kompetenz als Verteidigungsministerin. Ihr bisheriges Auftreten gibt Anlass, sie für eine Quotenfrau zu halten.

Durch ein scheinbar harmloses Instagram-Foto kam ein Skandal um Verteidigungsministerin Christine Lambrecht ins Rollen. Am 13. April ließ sie ihren 21-jährigen Sohn im Dienst-Helikopter nach Nordfriesland mitfliegen, wo sie das Bataillon Elektronische Kampfführung 911 besichtigte, um am nächsten Tag gemeinsam mit dem Nachwuchs zum Osterurlaub auf Sylt weiterzureisen – in der Ministerinnen-Kolonne samt BKA-Personenschützern. Nachdem ihr Sprössling ein Foto von sich im Helikopter bei Instagram postete, wurden große Medien wie die BILD-Zeitung aufmerksam. Zuerst hatte der Business Insider über den Fall berichtet.

Das Verteidigungsministerium übte sich in vornehmer Zurückhaltung und verifizierte Anfang der Woche lediglich die Mitnahme eines „Familienangehörigen“, aus Datenschutzgründen wollte man die Mitnahme von Sohn Alexander nicht bestätigen, ebenso wenig die Höhe einer etwaigen von Christine Lambrecht geleisteten Erstattung. Die Ministerin habe die entstandenen Kosten für den Mitflug jedoch voll übernommen, da ihre Begleitung keinen dienstlichen Hintergrund hatte, zitierte der Spiegel einen Sprecher. Diese soll demnach rund 150 Euro für den Trip bezahlen. Zur veranschlagten Kalkulation schreibt der Business Insider, dass eine Flugstunde in dem Cougar-Regierungshubschrauber rund 5.300 Euro koste.

Daneben wird der Zeitpunkt der Reise von vielen Kommentatoren thematisiert: Mitten im Ukraine-Krieg und heftigen Diskussionen darüber, welche Rolle Deutschland bei der militärischen Unterstützung des Landes spielen soll, plant ausgerechnet die Verteidigungsministerin einen Kurztrip auf die Luxusinsel Sylt. Dabei sollen wir doch „Frieren für den Frieden“. 

Konfrontiert mit den Vorwürfen gibt sich die Verteidigungsministerin tiefenentspannt und scheint die Angelegenheit für nicht weiter wichtig zu halten. Immerhin zeigt sie „Verständnis für die Kritik“, wie ein ZDF-Bericht titelt. Im dazugehörigen Interview sagt sie: „Ich bin als Ministerin in der Situation, dass ich sehr wenig Zeit habe für Privatleben und insbesondere für den Kontakt mit meinem Sohn (…) ich bitte um Verständnis dafür, dass es darum geht, eben auch den Kontakt zum Kind aufrecht zu erhalten.“ Das „Kind“ strebt allerdings schon einer Körpergröße von 1.90 Metern entgegen und ist auch sonst schon ziemlich erwachsen

Normale erwerbstätige Mütter brauchen auch keinen Hubschrauber

Ein wenig erinnert diese Geschichte an den Fall Anne Spiegel. Die hatte ihren vierwöchigen Familienurlaub als damalige rheinland-pfälzische Umweltministerin unmittelbar nach der Flutkatastrophe im Ahrtal ebenfalls mit den Bedürfnissen ihrer vier Kinder und ihres kranken Mannes gerechtfertigt. Es ist schön, dass unsere Ministerinnen anscheinend mehr und mehr ihre familiäre Seite für sich entdecken. Nur haben sie sich für diese Art von Work-Life-Balance leider die falschen Berufe ausgesucht. Sie bekleiden Spitzenämter, die nun einmal den vollen Einsatz erfordern. Eigentlich.

Warum sollen wir Ministerinnen plötzlich für ihre Mütterlichkeit loben? So etwas bleibt, wenn man die Kompetenz schlecht loben kann. Ich sage nur: 5.000 Helme für die Ukraine. Im übrigen: Normale erwerbstätige Mütter schaffen die Kinderbetreuung auch ohne Hubschrauber. Und fliegen mit den kleinen Blagen im Gepäck auch nicht halbdienstlich nach Helsinki, Liechtenstein, Lissabon, Luxemburg, Paris, Prag und Slowenien (insgesamt sieben Flüge). Das Foto ihres Sohnes in einem Luxushubschrauber hat darüber hinaus etwas Rolexträgerhaftes und steht einer SPD-Politikerin nicht gut („protzig, peinlich, deplatziert“) zu Gesicht. 

Auf Tagesschau online wird berichtet, dass sich Lambrecht eigentlich aus der Politik zurückziehen wollte, weil ihre Umfragewerte tief im Keller ruhten. Sie habe sich in ihren „Traumberuf“ als Anwältin zurückziehen wollen – und erst als ein SPD-Sieg wieder möglich schien, eines anderen besonnen: „Als im Herbst 2021 klar wird, dass die SPD weiter regieren kann, will Lambrecht von ihrem angeblichen Traumberuf offenbar nichts mehr wissen. Hinter den Kulissen lotet sie ihre Chancen aus, erneut Ministerin zu werden“. Aufgrund der von Olaf Scholz angekündigten Geschlechter-Parität im Kabinett landet Christine Lambrecht schließlich auf dem Posten der Verteidigungsministerin.

Ist Christine Lambrecht mehr als nur eine Quotenfrau? Was sie bisher abgeliefert hat, gibt keinen Anlass, diese Frage zu bejahen.

 

Mehr von Ulrike Stockmann finden Sie auf ihrem YouTube-Kanal.

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Leserpost

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Udo Bültmann / 13.05.2022

Es ist schon ein alter Hut ! Will man in Urlaub fahren, organisiert man einen Termin, der in Urlaubsrichtung liegt. Diese Strecke bezahlt ja der Arbeitgeber und schmälert die Urlaubskasse schon mal nicht Zu den anderen Terminen, zu denen der junge Mann mitgenommen wurde, ergibt sich auch die Frage, wer hat ihn im Hotelzimmer betreut, da die Mutter ja Termine wahrnehmen musste ? In seinem damals jugendliche Alter hat man ihn doch bestimmt nicht allein im Hotelzimmer gelassen. Sehr mysteriös.

Oliver Hoch / 13.05.2022

Da soll nochmal einer sagen, unsere Bundeswehr sei nicht leistungs- oder konkurrenzfähig. Schlappe 150 Euronen für einen Heliflug an die Nordsee ist doch absolute Spitzenklasse. Ich müsste heute Abend so gegen 18:00 auch auf Sylt. Wo ruft man an wegen einer Bestellung, oder geht das bei der Luftwaffe schon online?

Franz Klar / 13.05.2022

Warum soll der “Luxushubschrauber” halbleer fliegen ? Was wird da gespart ? Das ist primitive Hexenjagd . Mich interessiert statt eines Kurztrips viel mehr die Arbeitsleistung eines Politikers . Bitte darüber berichten .

Bernhard Freiling / 13.05.2022

Qotenfrau? Wo denken Sie hin! Es versteht sich doch wohl von selbst, die wichtigsten Posten, die ein Land zu vergeben hat, nur mit dem allerbestens geeigneten Personal zu besetzen. Genau so, wie mit der Besetzung des Ministerpostens für die Landesverteidigung schon seit Jahren verfahren wird. Von wegen “Quotentussi”. Diese Frau gehört einer einsamen Elite an. Jemand Besseren finden Sie unter 83 Millionen nicht. Da vertraue ich ganz der Sachkenntnis unseres Kanzlers. Der kennt sich nicht nur mit G 20, sondern auch mit CumEx und Wirecard aus. Kein Grund an seiner Personalkenntnis zu zweifeln. # Habe ich das gerade geschrieben? # Wird mir gerade ganz fürchterlich übel? Fühlt sich das an, als ob ich gleich ktzn müßte? Warum nur?

Werner Grandl / 13.05.2022

Es dürfte ein gemeinsames Merkmal vieler westlicher Länder sein, ahnungslose Frauen zu Verteidigungsministern zu machen. In Österreich haben wir eine Heeresministerin, die vorher eine Bauernvertreterin war. Die Sozialdemokraten machten vor Jahren einen Wehrdienstverweigerer zum Verteidigungsminister. Seine herausragendste Leistung war, dass er Düsenjäger ohne Nachtsicht-Radar kaufte. In Österreich darf der Krieg eben nur zu den Bürozeiten ausbrechen. Hintergrund dieses Schwachsinns ist, dass man diese unbedarften Politfunktionäre nach Belieben lenken kann.

B.Rehfeldt / 13.05.2022

Ich finde finde Tatsache, dass sich die Verteidigungsministerin Deutschlands eine gute Zeit auf Sylt macht, als den eigentlichen Skandal. Ich kann aus dem Berufsleben meines Mannes , der Betriebsleiter eines größeren Lebensmittellagers war, berichten, dass weder er noch die Mitarbeiter zum Beispiel zu Ostern, Weihnachten oder in der Urlaubssaison fröhlich Urlaub gemacht haben. Die Versorgung der Bevölkerung hatte oberste Priorität. So ein Krieg, von dem uns täglich berichtet wird, bei dem wir laut Aussage diverser Politiker Kriegspartei sind, ist noch mal eine andere Dimension, und man nimmt an, dass die Verteidigungsministerin irgendwie involviert ist….offensichtlich ist das nicht so, und so schlürft sie zusammen mit Bärbel Baas Austern auf Sylt. Meine Wut und meine Empörung über diese Personen sind enorm, aber , sie tun es, weil sie es können.

Ludwig Luhmann / 13.05.2022

“Frieren für den Frieden” ist das Pendant zur Empfehlung, Kuchen zu essen, wenn man kein Brot hat.——-> “Wie masst priepör for ä mohr ängrie wörld!” - Schwabs ihr Klaus—- “Friede den Hütten, Krieg den Palästen” gilt nur, wenn in den Palästen keine Linken herrschen.

dieter franke / 13.05.2022

Man sollte nachforschen, ob die Dienstreise in den Norden überhaupt notwendig war oder nur Alibifunktion hatte. Ich weiß, daß in München früher die Manager vieler bundesweiter Konzerne ihre Meetings abgehalten haben, wirklich rein zufällig zur Zeit des Oktoberfests

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